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Der Fluch der Schwestern (Die sechs Kraniche 0) (eBook)

Romantischer High-Fantasy-Roman über Channi, das Mädchen mit dem Schlangengesicht
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
448 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-93884-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Fluch der Schwestern (Die sechs Kraniche 0) -  Elizabeth Lim
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Ein packendes Fantasy-Abenteuer über zwei unzertrennliche Schwestern - eine atmosphärische Mischung aus »Die Schöne und das Biest« und asiatischer Mythologie! Channi ist das genaue Gegenteil ihrer wunderschönen Schwester Vanna - sie wurde als Kind mit einem Schlangengesicht verflucht. Dennoch sind die beiden unzertrennlich. Als Vanna mit siebzehn in einem Verlobungswettbewerb versteigert werden soll, um die Kassen der Dorfvorsteher zu füllen, verteidigt Channi ihre Schwester gegen den grausamsten der Bräutigame und wird dabei zur Zielscheibe seines Zorns. Ein packendes Abenteuer beginnt, eine Queste über Land und Meer und eine Romanze zwischen eingeschworenen Feinden. Am Ende muss Channi eine schwere Entscheidung treffen. *** Episch und herzzerreißend zugleich: Die Geschichte von Shioris Stiefmutter erzählt von der dunklen Seite der Schönheit und ergründet die tiefe Verbindung zweier Schwestern. *** »Dieses Buch ist reine Magie!« Kristin Cashore, Spiegel- und NYT-Bestseller-Autorin über »Die sechs Kraniche« »MAGISCH, SPANNEND und WUNDERSCHÖN!« LizzyNet über »Die sechs Kraniche«

Elizabeth Lim wuchs in der Nähe von San Francisco auf und kam schon früh mit Märchen, Mythen und Liedern in Berührung. Nach ihrem Studium an der Juilliard School und am Harvard College arbeitete sie zunächst als Komponistin für Filme und Computerspiele, bevor sie mit dem Schreiben begann. Seither stürmen ihre atmosphärischen Fantasy-Romane die Bestsellerlisten. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter in New York.

Elizabeth Lim wuchs in der Nähe von San Francisco auf und kam schon früh mit Märchen, Mythen und Liedern in Berührung. Nach ihrem Studium an der Juilliard School und am Harvard College arbeitete sie zunächst als Komponistin für Filme und Computerspiele, bevor sie mit dem Schreiben begann. Seither stürmen ihre atmosphärischen Fantasy-Romane die Bestsellerlisten. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter in New York. Beate Brammertz studierte Anglistik und Germanistik in München und Dijon. Seit 2005 arbeitet sie als Literaturübersetzerin im Bereich Belletristik mit Schwerpunkt Jugendliteratur. Sie lebt mit ihrer Familie in München.

Kapitel 1

Bei der Geburt meiner Schwester schien weder der Mond noch gab es einen Mondregenbogen. Anders als in den Geschichten erblickte sie am späten Vormittag, kurz vor der Mittagsstunde, das Licht der Welt. Daran erinnere ich mich, weil mir die Sonne in die Augen stach und die sengende Hitze auf meiner Haut brannte, bis ich schweißgebadet war.

Ich war noch sehr klein, spielte gerade draußen im Freien und wischte mit einem Stock die Ameisen weg, die mir die Knöchel hochkrabbelten, als die Sonne jäh schwand – und ich Schreie vernahm. Mamas Schreie.

Anfangs waren sie leise. Donner grollte bereits und verschluckte die Wucht ihrer Schmerzenslaute. Das ohrenbetäubende Krachen am Himmel ängstigte mich nicht, denn an die launischen Winde der Insel und das tiefe Heulen, das nachts aus dem Dschungel drang, hatte ich mich längst gewöhnt. Ich blieb, wo ich war, selbst als der Regen sich schwallartig vom Himmel ergoss und die Hühner flatternd Schutz suchten. Die Erde unter meinen Zehen verwandelte sich in Schlamm, und die warme, feuchtschwüle Luft kühlte merklich ab. Die Ameisen ertranken, während das Wasser bis zu meinen Fesseln stieg.

Adah hatte mir befohlen, erst ins Haus zu kommen, wenn man mich rief, doch der Regen prasselte immer heftiger herab. Es goss in Strömen, der Schauer durchnässte mein Hemd und meine Sandalen und trommelte gegen meinen Schädel. Es tat weh.

Nachdem ich meine Sandalen von mir geschleudert hatte, kletterte ich die Holzstufen zu unserer Hütte empor und rannte in die Küche. Ich schüttelte mir den Regen aus den Haaren und wollte mich am Feuer wärmen, aber es war bis auf ein paar glühende Holzkohlen niedergebrannt.

»Adah?«, rief ich zitternd. »Mama?«

Keine Antwort.

Mir knurrte der Magen. Oben neben dem Kochtopf stand ein Teller mit Küchlein, die meine Mutter tags zuvor für mich gedämpft hatte. Ihre Hände hatten nach Kokosnuss gerochen und ihre Nägel hell geschimmert, klebrig vor Sirup.

»Channis Kuchen sind fertig!«, rief sie immer, wenn das Gebäck fertig gegart war. »Iss nicht zu viele auf einmal, sonst schwirren dir die Zuckerfliegen auf der Suche nach Essen im Bauch herum.«

Heute rief sie nicht nach mir.

Auf den Zehenspitzen streckte ich die Arme in die Höhe, aber ich war nicht groß genug, um den Teller zu erreichen.

»Mama!«, brüllte ich. »Darf ich einen Kuchen haben?«

Die Schreie meiner Mutter waren verstummt, doch ich hörte sie im Nebenzimmer keuchen. Damals war unser Haus sehr klein und nur ein Vorhang trennte die Küche von Mamas und Adahs Schlafzimmer ab.

Ich stellte mich an meine Seite des Vorhangs. Die raue Baumwolle scheuerte an meiner Nase, als mein Atem auf den Stoff traf und ich versuchte, schemenhaft auszumachen, was auf der anderen Seite vor sich ging.

Drei Schatten. Mama, Adah und eine alte Frau – die Hebamme.

»Ihr habt eine weitere Tochter«, erklärte die Hebamme meinen Eltern. »Channi hat eine kleine Schwester.«

Eine Schwester?

Mit einem Schlag waren Adahs Anweisung und mein Hunger vergessen, ich duckte mich unter dem Vorhang hindurch und kroch in eine Ecke des Raums.

Mama lag im Bett, mit einem Kissen als Stütze im Rücken. Sie erinnerte an einen Fisch, ganz durchschimmernd und blass, ihre Lippen geöffnet, allerdings ohne sich zu bewegen. Fast hätte ich sie nicht wiedererkannt.

Adah beugte sich über sie, und sein rastloser Blick verhärtete sich zusehends, während meine Mutter sich mit den Händen am Bettrand festklammerte, als wollte sie gleich wieder losschreien.

Stattdessen stieß sie ein weiteres Keuchen aus, und ein Schwall Rot sickerte durch die Decke.

»Sie blutet!«, schrie Adah die Hebamme an. »So tu doch was!«

Die Hebamme hob die Decke an und machte sich an die Arbeit. Nie zuvor in meinem ganzen Leben hatte ich so viel Blut gesehen, und schon gar nicht auf einmal. Ohne zu ahnen, dass es das Leben meiner Mutter war, das aus ihr herausströmte, fand ich es fast schön. Leuchtend hell, wie ein Feld rubinroter Hibiskussträucher.

Doch Mamas schmerzverzerrtes Gesicht ließ mich erstarren.

Etwas stimmte nicht.

Unbemerkt verharrte ich in meiner Ecke.

Ich wollte Mamas Hände halten und nachsehen, ob sie immer noch nach Kokosnuss rochen und ob der Zuckersirup wie immer in die Falten ihrer Handflächen gesickert war – und süß schmeckte, wenn ich ihre Haut küsste. Doch ich roch nichts als Salz und Eisen: Blut.

»Mama«, hauchte ich und trat einen Schritt vor.

Adah packte mich am Arm und zog mich vom Bett weg. »Wer hat dich hier reingelassen? Raus mit dir!«

»Es ist schon in Ordnung«, flüsterte meine Mutter schwach und drehte den Kopf, um mich anzusehen. »Komm her, Channi. Komm und lern deine Schwester kennen.«

Doch ich wollte meine Schwester nicht kennenlernen, sondern mit Mama reden. Ich streckte die Hand aus, um ihre Finger zu drücken, die fahl und blassblau schimmerten, aber die Hebamme kam mir zuvor und hielt mir meine Schwester vors Gesicht.

Die meisten Neugeborenen sind hässlich, nicht jedoch meine Schwester. Ihr schwarzes Haar war so lang, dass es ihre Schultern berührte, glatter als Glas und weicher als der Flaum von Küken. Ihr Teint war golden und gleichzeitig bronzefarben, mit einem Hauch Rosa auf den strahlenden Pausbacken und lächelnden Lippen.

Doch beeindruckender als alles andere war das Licht, das von ihr ausging und am hellsten um ihre Brust herum leuchtete, als steckte ein Stück Sonne in ihrem winzigen Herzen.

»Was für eine Schönheit!«, flüsterte die Hebamme. »Hunderte Babys habe ich entbunden – dich eingeschlossen, Channi. Von ihnen allen hat allein deine Schwester gelacht, als sie in diese Welt kam. Sieh dir ihr Lächeln an. Ich sage dir, eines Tages werden sich Könige und Königinnen vor diesem Lächeln verbeugen.« Die alte Frau legte die Hand auf die Brust meiner Schwester und verdeckte das sonderbare Leuchten in ihrem Innern. »Und dieses Herz! Nie zuvor habe ich ein Herz wie dieses gesehen. Sie wurde von den Göttern gesegnet.«

»Vanna«, wisperte meine Mutter. Ihre Stimme bebte vor Stolz. »Wir wollen sie Vanna nennen.«

Die Güldene.

Ich griff nach der winzigen Hand meiner Schwester. Sie war warm, und ich spürte ihr kleines Herz, das sanft gegen meine Finger klopfte. Für jemanden, der erst seit ein paar Minuten am Leben war, roch sie süß, wie Mungbohnen mit Honig. Am liebsten hätte ich sie an mich gedrückt und meine Nase an ihrer weichen Wange vergraben.

»Genug«, wies Adah mich scharf zurecht. »Channi, geh wieder nach draußen. Sofort!«

»Aber Adah«, erwiderte ich kleinlaut, »der Regen.«

»Raus!«

»Lass sie bleiben«, flüsterte meine Mutter und verbiss sich einen weiteren Schrei. Offensichtlich kehrte der Schmerz zurück. »Lass sie. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit.«

Damals verstand ich nicht, was meine Mutter meinte oder warum Adah sich mit dem Arm über die Augen wischte. Er sank neben dem Bett auf die Knie, richtete ein Gebet nach dem anderen an die Götter und versprach, ein besserer Ehemann zu werden, wenn Mama doch nur überlebte. Die Hebamme wollte ihn trösten, doch er entzog sich ruckartig ihrem Griff.

Schatten fielen über sein Gesicht. »Gib mir das Baby.«

Sein Blick erschreckte mich mehr als Mamas Schreie. Für meinen Vater hatte ich nie viel empfunden – er arbeitete immerzu auf den Reisfeldern, während Mama sich um mich kümmerte. Doch grausam war er nie gewesen. Er liebte meine Mutter, und ich nahm an, dass er auch mich liebte. Nun hörte ich ihn zum ersten Mal mit einer solchen Schärfe in der Stimme reden, in einem derart harschen Tonfall.

Der Hebamme fiel es ebenfalls auf. »Khuan, überstürz nichts. Ich kümmere mich um deine Frau. Geh du zum Tempel und bete.«

Mein Vater hörte nicht auf sie. Er griff nach meiner Schwester, und in Mamas erschöpften Augen flammte Besorgnis auf.

»Khuan!«, stieß sie keuchend hervor. »Nicht!«

Vor Adahs breiter, bulliger Gestalt wirkte Vanna kaum größer als eine Maus. Doch meine Schwester musste meinen Vater ebenso verzaubert haben wie mich, denn sobald er sie in den Armen hielt, begann sie zu leuchten, heller als zuvor.

Es erinnerte an Magie, wie Adahs Herz sich unvermittelt erweichen ließ. Er streichelte ihr übers Haar und gab ihr einen Kuss auf die Wangen, die rosa schimmerten. Ehrfürchtig starrte er ihre Haut an, die golden wie die Sonne strahlte.

Dann ließ er die Schultern sinken und reichte meine Schwester der Hebamme zurück. »Still sie!«

Meine Mutter röchelte vor Erleichterung. »Komm, Channi. Mama wird dich halten.«

Bevor ich ihrer Aufforderung Folge leisten konnte, packte mich Adah und schlang einen starken Arm um meine Hüfte. Er warf mich so gewaltsam über seine Schulter, dass ich anstatt eines Schreis nur einen erstickten Laut hervorbrachte.

Mit drei großen Schritten waren wir aus dem Haus, und das Rufen der Hebamme hinter uns verklang im lauten Getöse von Regen und Donner. Mein Vater rannte durch das Dickicht des Dschungels.

Ich trat schreiend um mich. »Adah! Bleib stehen!«

Mein Herz zog sich angstvoll zusammen. Ich wusste nicht, wohin mein Vater mich brachte, und meine Mutter konnte uns nicht folgen. Der Regen war stärker geworden und hämmerte mit solcher Wucht auf mein Gesicht, dass ich glaubte, gleich zu ertrinken. Mit meinen kleinen Fäusten schlug ich auf Adahs Rücken ein, doch das erzürnte ihn nur noch mehr. Sein Griff verstärkte sich, während...

Erscheint lt. Verlag 29.4.2024
Reihe/Serie Die sechs Kraniche
Die sechs Kraniche
Übersetzer Beate Brammertz
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Fantasy Abenteuer • High Fantasy Liebesroman • Japanische Mythologie • jugendbuch mädchen ab 14 • Mädchenbuch • Romance Romantasy Fantasy • Romantic Fantasy • Romantic Fantasy Bücher • romantische Fantasy Bücher • Young Adult Romance
ISBN-10 3-646-93884-6 / 3646938846
ISBN-13 978-3-646-93884-5 / 9783646938845
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