Arcadia – Die Zukunft der Welt (eBook)
Emily und Ben wissen nun, welches Ziel auf der Elite-Akademie Arcadia tatsächlich verfolgt wird. Ohne ihr Wissen sind die Schüler darauf vorbereitet worden, nach dem bevorstehenden Klimakollaps die Entstehung einer neuen Zivilisation auf der Erde mitzugestalten. Doch bevor es so weit ist, sollen sie zuerst an einen geheimen und sicheren Ort gebracht werden, um ihr Überleben zu gewährleisten. Der Preis dafür ist allerdings hoch, denn sie werden ihre Familien nie wiedersehen. Nicht alle der jungen Tech-Genies sind bereit, ihn zu zahlen, und es formiert sich Widerstand. Emily und Ben müssen entscheiden, was ihnen wichtiger ist, ihre eigene Zukunft oder das Überleben der Menschen, die sie lieben ...
Das umwerfende Finale der hochspannenden Action-Abenteuer-Fantasy-Dilogie
Die Bände der »Arcadia«-Reihe:
Arcadia - Die Auserwählten (Band 1)
Arcadia - Die Zukunft der Welt (Band 2)
1990, also mit 10, glaubte Yasmin Dreyer fest daran, dass sie mal Detektivin werden würde. Oder Archäologin. Oder Perlentaucherin. Auf jeden Fall jemand, der viele Geschichten erzählen könnte. Ob von Kriminalfällen, Ausgrabungen oder Schatzsuchen, da wollte sie sich nicht festlegen. Später, nach einem Ausreißer zum Fernsehen, wurde ihr klar, dass sie sich nie hatte auf etwas festlegen müssen, weil die Magie der Buchstaben alles miteinander vereinen kann. Heute lebt sie in Niedersachsen und liebt es, auf dem Papier alles erzählen und sein zu können, was sie möchte.
3
Freitag, 23. Dezember 2050
Den Flug hatte Emily mit Dr. Miller und fünf weiteren Leuten aus dem Sicherheitsteam in einer fensterlosen Kabine verbracht. Die Frage, ob sie zum selben Ort wie Kayne gebracht wurde, hatte sie die ganze Zeit über gequält, aber niemand hatte mit ihr geredet, egal wie oft sie es versucht hatte. Die Mitarbeiter hatten sie ignoriert, ihre Mienen so abweisend und gefühllos, als wären sie Maschinen.
Ihr war bewusst, dass die Leute von der Arcadia wohl schon seit Jahren auf diese Situation vorbereitet worden waren, dennoch musste es doch etwas mit ihnen machen, dass nun alles so endgültig war. Es war eine Sache, sich die ganze Zeit über etwas vorzustellen, aber eine ganz andere, wenn es dann tatsächlich eintrat. Waren diese Menschen denn schon so abgestumpft, dass sie, ohne mit der Wimper zu zucken, Milliarden anderen beim Sterben zusahen? Und wie hatten so viele Leute daran beteiligt sein können, ohne dass jemals etwas durchgesickert war?
Inzwischen kauerte Emily auf dem Boden einer dunklen Kammer, in die sie nach der Landung gesperrt worden war. Sie hatte das Gefühl, dass sie keine Tränen mehr übrig haben dürfte, aber sie liefen immer noch heiß und salzig über ihre Wangen. Ihre eigene Situation machte ihr im Moment weniger Angst als die Fragen: Wie ging es Kayne? Wo war er? Und sie sah auch immer wieder ihre Familie vor sich, vor allem ihre kleine Schwester, die süße, unschuldige Anne, die jeden Morgen mit verstrubbeltem Haar und einem breiten Lächeln auf dem Gesicht aufwachte, weil sie einfach so ein fröhlicher, alles umarmender Charakter war. Nie hatte sie einem Lebewesen etwas zuleide getan, brachte verletzte Vögel mit nach Hause, um sie zu pflegen, und versuchte selbst das kleinste Insekt zu retten. Was konnte Anne für den Zustand der Welt? Was konnten so viele andere dafür?
Es konnte einfach nicht sein, dass eine einzelne Person wie Professor Chase Gott spielte und entschied, dass die Arcadia-Schüler die Einzigen waren, die überlebenswürdig waren. Emily konnte weder ihre Familie noch all die anderen Menschen im Stich lassen und damit ihren Frieden finden. Sie würde versuchen, so viele wie möglich in Sicherheit zu bringen. Nur dafür musste sie erst mal wissen, wo sie sich überhaupt befand.
Was sie wusste, war, dass ein Teil des Arcadia-Komplexes mitgenommen worden sein musste, denn sie kannte die Flure, durch die sie bis hierher gebracht worden war. Der Flug hatte gefühlt etwa zwei Stunden gedauert, sie vermutete also, dass sie noch irgendwo in Europa waren, aber wo genau … Sie hatte keine Ahnung. Und sicherlich würde es auch nicht leicht werden, überhaupt von hier wegzukommen. Nicht umsonst hatte die Arcadia ihren Standort gewechselt und allen, die welche besaßen, die Tracker entfernt. Keiner der Schüler durfte entkommen – dafür wussten sie zu viel. Wie weit war Professor Chase bereit zu gehen, um dieses Geheimnis zu wahren?
Bei Emily würde ein gescheiterter Fluchtversuch wahrscheinlich dazu führen, dass ihre Synth-Anteile kurzerhand abgeschaltet wurden. Entsetzt dachte sie daran, dass die womöglich letzten Worte, die sie mit ihren Eltern gewechselt hatte, im Streit gewesen war. Emily könnte ihnen nicht mehr sagen, dass sie sie trotzdem über alles liebte, und hätte keine Gelegenheit mehr, ihren Eltern die schlechten Gefühle zu nehmen, die nach dem Gespräch zurückgeblieben sein mussten. Vermutlich würde es ihre Familie nicht einmal wundern, wenn sie sich nicht mehr bei ihnen meldete.
Auch wenn ihre Eltern Emily über all die Jahre hinweg ihre wahre Herkunft verschwiegen und sie in dem Glauben gelassen hatten, dass sie ein ganz normaler Mensch war, eine Tochter, eine Schwester – sie hatten sie mit Liebe und Fürsorge überschüttet und zu der Person gemacht, die sie heute war.
»Nur Gott allein weiß, wie vielen Verbrechern dein Vater jetzt einen Gefallen schuldet und was er tun musste, um an deine Materialien zu gelangen«, hallten die Worte von Tante Margret in ihrem Kopf wider. Die Thornes hatten alles gegeben, um Emily ihr bisheriges Leben zu ermöglichen.
Und jetzt werden wir alles riskieren, um eures zu retten.
Ein schmaler Lichtspalt fiel in die Dunkelheit, als sich die Tür öffnete. Emily hob die Hand, um ihre Augen vor der Helligkeit zu schützen. Blinzelnd erkannte sie die Schemen eines Mechs. Er machte eine auffordernde Geste: »Aufstehen.«
Emily richtete sich auf. Ihre Beine waren so wackelig, dass sie drohten, unter ihr wegzusacken.
»Raus und dann nach rechts.«
»Wohin gehen wir?«, fragte sie. Ihr Stand war noch immer zittrig.
Der Roboter schwieg.
Warum sollte ausgerechnet er sich auch anders verhalten als die Menschen hier? Emily ließ den Kopf hängen, trat aus der Kammer und folgte dem Gang, während sie die kalte, drohende Präsenz des Mechs hinter sich spürte. Als sie am Ende anlangten, gab er einen Zahlencode ein und öffnete eine Tür. Emily wusste grob, dass sich hier die Wartungsräume befinden mussten, aber gewesen war sie hier noch nie.
»Jetzt nach links.« Sie kamen an menschenleeren Räumen vorbei, die mit Maschinen, Werkbänken und Tischen bestückt waren. Nur ein älterer Herr mit einer Halbglatze, die von weißen Haaren umsäumt war, und der eine beleuchtete Mikroskopbrille trug, befand sich in einem der Räume und blickte neugierig von einem Roboter auf, dessen Brust offen stand. Hier wurden vermutlich die Dienstroboter und Synths der Academy auseinandergebaut und repariert. Unwillkürlich dachte Emily an ihre beste Freundin Suri. Die Erinnerungen an ihren brutal zerstörten Körper und an den lieblosen Umgang mit ihr, weil sie nur noch als »Totalschaden« galt, lähmten Emily. Sie konnte vor Angst kaum noch atmen. Warum werde ich hierher gebracht? Haben sie irgendwas mit mir vor?
Ein grober Stoß zwischen die Schulterblätter trieb sie weiter. »Vorwärts.«
Kurz nachdem sie in den nächsten Gang eingebogen waren, lotste der Mech sie eine Treppe rauf und damit weg von den Werkstätten. Erleichterung stellte sich bei Emily trotzdem nicht ein. Sie hatte immer noch keine Ahnung, was auf sie zukam, und die Erinnerung an ihre Freundin ließ sich nicht abschütteln. Was hätte sie dafür gegeben, Suri noch einmal wiederzusehen. Wenn es jemanden auf der Welt gab, der aufbauende Worte in dieser ausweglosen Situation gefunden hätte, dann wäre sie es. Aber sie war fort.
Als sie am obersten Treppenabsatz angekommen waren, führte der Roboter sie in ein Gewölbe mit Metalltreppen. Das Licht flackerte, als wenn der Academy-Komplex all seine Energieressourcen für den Flug verbraucht hätte. Sie stiegen ein paar Treppen nach oben, um anschließend wieder durch eine codegesicherte Tür in die normale Institutsumgebung zurückzugelangen. Hier war sie definitiv schon einmal gewesen und ahnte nun, dass sie sich auf dem Weg zu Professor Chase’ Büro befanden. Noch ehe sie sich darauf vorbereiten konnte, ausgerechnet ihm gleich gegenüberzustehen, öffnete sich schon die Tür, und der Mech forderte sie auf, einzutreten.
Der Schulleiter stand vor einer Mediawand und sah sich unzählige kleine Zahlen, Formeln und Diagramme an, die er nun rasch wegwischte. Etwas daran irritierte Emily, aber der Blick war zu kurz gewesen, um alles zu erfassen. Stattdessen lag nun eine malerische Landschaft auf der gesamten Fläche, und es wirkte, als würde der Schulleiter vor einer riesigen Glasfront stehen. Zunächst war da eine hügelige Küste mit einem Streifen rotbraunen Sandes, dahinter der Ozean, der verschiedene Abstufungen von Blautönen aufwies, von Türkis bis hin zu Schwarzblau. Das Meer war deutlich ruhiger als jenes, das Emily aus St. Kilda kannte. Die Wellen glitten sanft an den Strand und zogen sich ebenso geschmeidig wieder zurück, als wären sie eine süße Liebkosung. Während da draußen in der Welt wahrscheinlich gerade alles im Chaos versank, gaukelte ihr die Lieblichkeit der Landschaft vor, alles, was in den letzten Stunden geschehen und gesagt worden war, wäre nichts als eine große Lüge. Der Anblick wirkte seltsam tröstend auf sie, obwohl sie wusste, wie trügerisch dieses Gefühl war.
»Wo sind wir?«
Statt eine Antwort zu geben, deutete Professor Chase auf den Stuhl. »Miss Thorne. Nehmen Sie doch bitte Platz.«
Unsicher rückte sie den Stuhl nach hinten, um sich zu setzen. Professor Chase ließ sich in seinem Chefsessel auf der anderen Seite des Schreibtisches nieder. »Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise?«
Emily konnte sich kaum vorstellen, dass irgendetwas bei dem Flug dem Zufall überlassen worden war. Sicherlich hatte man alles genau berechnet und geprobt. Dennoch lag ein Anflug von Stolz auf den Zügen des Schulleiters, eine Gemütsregung, die Emily angesichts der Umstände völlig unpassend fand.
»Darüber wollen Sie jetzt mit mir sprechen?«
Professor Chase’ Augenbraue zuckte. Nur ganz leicht, aber Emily registrierte es. »Sie haben recht. Wir müssen auch keinen Small Talk machen.«
»Ich möchte wissen, wo wir sind.«
»Das werden Sie noch früh genug erfahren, Miss Thorne. Alles zu seiner Zeit. Wir werden jetzt erst mal über Sie sprechen und Ihre Rolle in dem Ganzen hier. Ich kann mir vorstellen, dass Sie jetzt Sorgen plagen. Ihr Pflichtbewusstsein fragt Sie, was nun aus Ihrer Familie wird.« Beim Wort »Familie« hob er die Hände und deutete mit ihnen zwei Anführungszeichen an. »Ein Gedanke, der auch alle anderen hier beschäftigt. Mit dem Unterschied, dass es sich bei Ihnen streng genommen gar nicht um Ihre Familie handelt. Sie wurden von den Thornes als Tochter-Ersatz benutzt, wurden belogen und...
Erscheint lt. Verlag | 15.5.2024 |
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Reihe/Serie | Die Arcadia-Reihe | Die Arcadia-Reihe |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | 2024 • ab 14 • Abenteuer-Fantasy • abenteuer-fantasy neuerscheinung 2024 • Anna Benning • cryptos • Die Tribute von Panem • eBooks • equilon • Fantasy • Jugendbuch • Jugendbücher • Klimakatastrophe • Kreislaufwirtschaft • Lena Kiefer • London • Near Future Fiction • Neuerscheinung • Ophelia Scale • sarah raich • Suzanne Collins • Ursula Poznanski • Utopie • vortex • Young Adult |
ISBN-10 | 3-641-31650-2 / 3641316502 |
ISBN-13 | 978-3-641-31650-1 / 9783641316501 |
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