Pfeffer & Minze - Zusammen sind wir einfach genial (Pfeffer & Minze 3) (eBook)
192 Seiten
arsEdition GmbH (Verlag)
978-3-8458-5590-5 (ISBN)
Sarah Welk war nach dem Abitur Supermarktkassiererin, Spülhilfe, Werbekauffrau, Kindermädchen, Garderobiere und schließlich viele Jahre Redakteurin bei der ARD-Tagesschau. Nun schreibt sie Bücher und lebt mit Mann, zwei Kindern und drei Hühnern an der Nordsee.
10. Juni
Eiheilefei Genthentlefent Lichhichlefich Sollhollevoll Ichhichlefisch Hausrausdiemaus Aufschnaufdiekauf Gahalefa Benhenlefen Mahalefa Chenkennlefenn, Ahalefa −
Nee, also das ist mir jetzt doch zu doof. Juna hat gesagt, am besten schreibt man Tagebuch in Geheimschrift, weil dann nämlich feststeht, dass niemand außer einem selbst das lesen kann. Aber da brauche ich ja 100 Jahre für jeden Satz.
16.12 Uhr
Nächste Woche fangen die Herbstferien an. ENDLICH!!! Nur noch drei Mal schlafen. Dann ist Montag und Mama und ich verreisen NACH ITALIEN!!!
Ich kann das selber noch gar nicht glauben, weil eigentlich fahren wir sonst nie weg, höchstens mal drei Tage in den Harz oder so. Aber jetzt können wir uns den VW-Bus von Mamas Kollegin leihen, und deshalb ist der Urlaub nicht so teuer, und das geht schon alles, hat Mama gesagt. Wir können dann in Italien eben nicht so viel Geld ausgeben, aber das ist überhaupt kein Problem. Wir schlafen nämlich einfach im Bus und nehmen auch einen Campingkocher mit und dann können wir uns ja an den Strand stellen.
Ich habe mir gerade extra so einen Kalender gebastelt, an dem ich jeden Tag einen Streifen abschneide, und wenn der Kalender weg ist, ist die Schule auch weg sozusagen, hihi.
17.18 Uhr
Jetzt hat Mama gerade gerufen und dann den Kopf durch die Tür gesteckt, und zwar OHNE ZU KLOPFEN.
»Hast du deine Hausaufgaben fertig, Millie?«, hat sie gefragt.
»Mama«, habe ich geantwortet und die Augen nach ganz oben verdreht. »Erstens: Du brauchst dich um meine Hausaufgaben nicht zu kümmern, ich bin kein Baby mehr, ich mach das selber. Und zweitens: Du hast schon wieder nicht geklopft.«
»Sorry, Millie«, hat Mama gesagt. »Ich vergesse das immer. Aber wir wollen doch gleich noch zu Rosi.«
Und da habe ich geantwortet, ja, alles klar, ich beeile mich, und jetzt TSCHÜS.
Also, das mit dem TSCHÜS habe ich nicht gesagt, dann hätte Mama wahrscheinlich direkt wieder zu viel gekriegt und geantwortet, ich soll mich ein bisschen zusammenreißen und dass das frech war, und wenn ich meinen Ton nicht ändere, nimmt sie mir mein Handy weg für zehn Minuten.
MOAA, echt jetzt, das ist doch megaungerecht. Warum dürfen Eltern das? Warum dürfen die ihren Kindern einfach die Handys wegreißen und oben auf den Kühlschrank legen und dabei mit so einer Schnippi-Schnappi-Stimme sagen: »Tja, Millie, das hast du dir jetzt selber zuzuschreiben. Wenn du dich so verhältst, habe ich einfach das Gefühl, dass dieses ständige Auf-den-Bildschirm-Geglotze dir nicht guttut.«
GAAAARRRRGGGGEL. Also wenn ich mal Kinder habe, dürfen die immer am Handy sein. Das steht schon mal fest.
PS: Falls ich das mit der Geheimschrift doch mal irgendwann brauche, schreibe ich jetzt schnell auf, wie die funktioniert.
Also: Man teilt die Wörter einfach in lauter einzelne Silben und dann hängt man irgendeinen Reim hintendran: Eiheilefei Genthentlefent Lichhichlefich Sollhollevoll Ichhichlefish Hausrausdiemaus Aufschnaufdiekauf Gahalefa Benhenlefen Mahalefa Chenkennlefenn, Ahalefa heißt also: Eigentlich soll ich Hausaufgaben machen, a…
Die Sprache hat Juna erfunden, die interessiert sich im Moment mega für solche Themen. Also nicht für Kinder-Detektivbanden oder so, ist ja klar, sondern für echte Spione. Juna hält in der Schule sogar freiwillig ein Referat über Virginia Hall, das ist eine echte Geheimagentin von früher.
»Die war so krass, Millie«, hat Juna gestern gesagt, »echt jetzt, die hatte ein Holzbein und alles. Die musste immer in Geheimsprache funken und war die wichtigste Spionin von ganz Amerika.«
Na ja, und deshalb redet Juna jetzt auch manchmal in Geheimsprache mit mir, sicher ist sicher, sagt sie, denn wenn man das im Notfall mal braucht, muss man das natürlich schon können.
Mannometer. Jetzt habe ich schon zwei Seiten geschrieben und noch überhaupt keinen Steckbrief gemacht. Das vergesse ich jedes Mal, wenn ich ein neues Tagebuch anfange, obwohl der eigentlich ganz am Anfang stehen muss, finde ich.
Na ja, dann kommt er eben jetzt:
Name:
Millie Minze. Das ist mein echter Name, auch wenn immer alle denken, dass das ein Spitzname ist. Aber Mama heißt auch so. Also Minze, meine ich natürlich, mit Vornamen heißt Mama Nina. Papa heißt Bernd Bröker, aber das ist eigentlich auch egal, der wohnt nämlich sowieso woanders. Irgendwo in Süddeutschland, glaube ich, und er hat eine neue Frau, und auf jeden Fall habe ich den schon RICHTIG lange nicht mehr gesehen. Mama und er haben sich getrennt, als ich noch ganz klein war, und eigentlich weiß ich gar nicht richtig, warum.
Mama redet nur ganz selten von ihm und die beiden verstehen sich auch nicht gerade gut. Vor Kurzem habe ich gehört, dass sie im Schlafzimmer geschrien hat: »Dir ist schon klar, wie viel Geld ich eigentlich von dir kriege, oder?« Und da wusste ich genau, dass sie mit Papa telefoniert, obwohl sie den eigentlich nie anruft, und dass sie dachte, ich schlafe schon. Aber ich habe sie hinterher trotzdem nicht gefragt, was da los war. Weil, weil … keine Ahnung, wieso. Weiß ich selber nicht so richtig.
Alter:
13 (also fast)
Hobbys:
- Wolle Wurst am Computer spielen, da muss man immer so vorbeifliegende Bockwürstchen abschießen, und das ist megalustig. Ich bin schon in der Smaragd-Liga, danach kommt nur noch die Rubin-Liga, aber dafür muss man richtig viel trainieren, weil die Würstchen im Rubin-Level megaschnell fliegen und sogar Loopings machen.
- Mit Juna treffen, also eigentlich mit Pfeffer. Juna ist meine beste Freundin und geht in meine Klasse und heißt mit Nachnamen »Pfeff«.
Echt jetzt, erst habe ich das gar nicht kapiert, aber in der fünften Klasse saßen wir zufällig nebeneinander, und da hat Herr Flöter (das ist unser Mathelehrer) gesagt: »Juna Pfeff und Millie Minze, soll ich euch vielleicht einen Pfeff-er-Minz-Tee machen?«
Ha, ha, zum Totlachen, Herr Flöter denkt immer, er macht die besten Witze, dabei sind die null lustig. Danach haben Juna und ich dann aber auf jeden Fall den »Pfeff-er-Minze-Beste-Freundinnen-Club« gegründet, und wir nennen uns auch gegenseitig so und unser geheimes Kennzeichen ist Pfefferminzkaugummi kauen.
Bei Juna zu Hause ist das genau wie bei mir, nur andersrum. Also sie wohnt mit ihrem Vater zusammen, und ihre Mutter lebt richtig weit weg, ich glaube in Mexiko. Obwohl, eine Sache ist bei Juna doch anders: Ihre Eltern haben sich zwar getrennt, aber überhaupt keinen Streit. Und Juna macht richtig oft Videokonferenzen mit ihrer Mutter und in den Ferien fährt sie da sogar manchmal hin.
- Hunde. Leider habe ich keinen eigenen, aber Juna und ich kümmern uns ziemlich oft um Romeo. Das ist ein richtig lieber Kampfhund ohne Zähne, und der gehört Rocco.
- Lieblingsessen: Pommes mit Spezialsoße (Die gibt es nur bei Rosi im Imbiss.) Ach so, übrigens: Rocco ist Rosis Sohn. Aber der ist schon erwachsen.
- Hassessen: Alles mit Vollkorn. Mama ist total für gesunde Ernährung, das kommt bestimmt, weil sie Krankenschwester ist. Sie kauft immer nur Vollkornbrot und Vollkornnudeln und Vollkornreis. Einmal hat sie sogar MILCHREIS aus Vollkornreis gekocht, aber zum Glück fand sie den dann auch eklig und hat alles ins Klo gekippt.
17.48 Uhr
»Millie«, hat Mama gerade im Flur gerufen. »Können wir jetzt langsam los, verdammt? Wir müssen doch mit dem Bus zu Rosi fahren, und ich hab morgen Frühdienst, deshalb kann ich nicht so spät ins Bett gehen.«
Äh, Mama, es ist noch nicht mal sechs.
Ziemlich spät abends
Ich dreh durch.
Echt jetzt, das kann doch alles nicht wahr sein. Warum, WARUM können die Sachen bei uns NIE, NIE, NIE so funktionieren wie in normalen Familien???
Am liebsten würde ich gerade an die Wand treten, und zwar volle Lotte, oder auf meinen Füller, dass er in tausend Teile bröselt.
ICH! BIN! SO! WÜTEND!!!
Ich versuche jetzt trotzdem aufzuschreiben, was gerade passiert ist (mit Uhrzeiten):
18.20 Uhr
Also. Um zwanzig nach sechs sind Mama und ich mit dem Bus zu Rosi gefahren, mit dem normalen Linienbus, meine ich, nicht mit dem Super-Urlaubsbus von ihrer Kollegin.
Unser Auto ist nämlich gerade in der Werkstatt, das ist schon uralt und knallgrün und rostig und ständig kaputt. Ich hoffe echt, dass die das gar nicht mehr reparieren können, weil ich das nämlich megapeinlich finde.
Niemand auf der ganzen Welt fährt mit so einem hässlichen Auto rum wie wir, und dann nennt Mama es auch noch »Fröschlein«, sogar wenn andere das hören, und schlimmer geht es ja wohl echt nicht. Egal, also jetzt sind wir auf jeden Fall Bus gefahren und Mama war irgendwie megalieb.
»Die Schokolade sieht richtig lecker aus«, habe ich an der Haltestelle gesagt und auf die Tafel Vollnuss im Kioskfenster gezeigt.
»Dann kauf sie doch für uns«, hat Mama geantwortet und mir ihr Portemonnaie hingehalten. »Fahrtschokolade hat noch niemandem...
Erscheint lt. Verlag | 23.10.2023 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch |
ISBN-10 | 3-8458-5590-8 / 3845855908 |
ISBN-13 | 978-3-8458-5590-5 / 9783845855905 |
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