Fairy Tale Camp 3: Das Geheimnis der Märchenwelt (eBook)
288 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-93679-7 (ISBN)
Corinna Wieja schreibt, übersetzt und liest gern spannende Gute-Laune-Geschichten, in denen sich all die märchenhaften Wesen tummeln, die sie in der realen Welt vermisst. Auch in ihrer Freizeit sieht man sie selten ohne Buch. Ihr Lieblingsmärchen ist Frau Holle, dicht gefolgt vom Gestiefelten Kater. Wenn sie zaubern könnte, dann würde sie sich mit Aschenputtels Haselzweig Mary Poppins' unendliche Tasche und ihren fliegenden Regenschirm herbeiwünschen. Mit Ihrer Familie, zwei Katzen und Holzritter Kunibert lebt sie in der Nähe von Frankfurt am Main. Eine Ihrer Buch-Ideen wurde bereits ausgezeichnet und für die »Kieler Lesesprotte« und die »Kalbacher Klapperschlange« nominiert. Weitere Informationen, Malvorlagen und mehr: www.corinna-wieja.de
Corinna Wieja schreibt, übersetzt und liest gern spannende Gute-Laune-Geschichten, in denen sich all die märchenhaften Wesen tummeln, die sie in der realen Welt vermisst. Auch in ihrer Freizeit sieht man sie selten ohne Buch. Ihr Lieblingsmärchen ist Frau Holle, dicht gefolgt vom Gestiefelten Kater. Wenn sie zaubern könnte, dann würde sie sich mit Aschenputtels Haselzweig Mary Poppins' unendliche Tasche und ihren fliegenden Regenschirm herbeiwünschen. Mit Ihrer Familie, zwei Katzen und Holzritter Kunibert lebt sie in der Nähe von Frankfurt am Main. Eine Ihrer Buch-Ideen wurde bereits ausgezeichnet und für die »Kieler Lesesprotte« und die »Kalbacher Klapperschlange« nominiert. Weitere Informationen, Malvorlagen und mehr: www.corinna-wieja.de Annika Sauerborn alias Frau Annika lebt und arbeitet als Illustratorin im schönen Mainz am Rhein. Hier hat sie Kommunikationsdesign studiert und 2010 mit Diplom abgeschlossen. Seitdem ist sie selbstständig und arbeitet neben anderen Kreativen in ihrem Atelier am "Nordhafen" für Verlage und Agenturen. Frau Annika erzählt Geschichten in Bildern und erschafft so neue Welten und Charaktere. Sie bedient sich gerne der klassischen Mal- und Zeichentechniken, nutzt aber auch die digitalen Möglichkeiten. Ihr unverwechselbarer, lieblicher Stil macht den Bereich Kinder- und Jugendbuch zu ihrem Schwerpunkt. www.frauannika.de
„Wir werden verhindern, dass die Anhänger von Arkantus erneut an die Macht gelangen, quak!“, rief Graf Hubert. Er hatte einen knallroten Kopf bekommen. So wie ich, wenn ich schwindelte. Vermutlich gab es dafür harmlose Gründe. Er wollte uns das Gefühl geben, wir wären hier auf dem Schlossgelände in Sicherheit.
Während unser Direx nach einem Glas Wasser griff und Merlin an dessen Schuh herumkaute, nahm Frau Schneeberger das große Märchenbuch in die Hand.
„Wir alle können etwas tun, indem wir die Augen offen halten. Außerdem steht bald unser Erneuerungsfest an, das wie immer gleichzeitig mit dem Rosenfest in der Stadt gefeiert werden wird. Falls sich die Fluch-Magie weiter ausbreitet, müssen wir die Schule unter Umständen zu eurem Schutz bis zum Fest schließen. Dazu wird der Rat am Ende der Woche einen Entschluss fassen. Eure Eltern sind informiert. Es ist ihnen freigestellt, darüber zu entscheiden, ob ihr weiter am Unterricht teilnehmt.“
Das Entsetzen im Saal war fast greifbar. Alle saßen so still, als hätte man eine Stopptaste gedrückt. Der Verrat von Malwine und die Existenz des Maskenmanns, der sich womöglich mitten unter uns im Schloss befand, machte allen zu schaffen. Aber dass die Lehrer, die doch die stärksten Zauberkräfte hatten, offenbar nichts gegen die Bedrohung unternehmen konnten und deshalb sogar die Schließung des Internats planten, war für uns alle ein Schock.
„Glaubt ihr wirklich, sie schicken uns alle nach Hause?“, fragte ich. „Was wird dann aus unserer Ausbildung?“
„Ja, genau!“, stimmte Jake mir zu. „Hier ist viel mehr los als zu Hause, da würde ich vor Langeweile umkommen. Und an wen sollte ich denn dann meine tollen Shirts verkaufen?“ Theatralisch zeigte er auf sein Wolfsshirt.
„Oh ja, es wäre wirklich schlimm, wenn die in deinem Schrank von den Motten gefressen werden würden“, sagte Will düster.
„So weit wird es nicht kommen, oder?“, sagte ich.
Ro runzelte die Stirn. „Tatsache ist: Die Flintflöhe breiten sich immer weiter aus und machen den Rosen das Leben schwer. Und das Schlaraffenland verhält sich dadurch merkwürdig. Die Magie schwindet.“
Will schüttelte den Kopf. „Nein, ich kann mir nicht vorstellen, dass die Schule geschlossen wird. Frau Schneeberger hat doch gesagt, dass alle Schutzzauber erneuert wurden. Wir sind hier so sicher wie nirgendwo sonst.“
„Na ja“, sagte Ella. „So sicher auch wieder nicht. Der Maskenmann läuft immer noch frei herum. Und einige Eltern haben sich über die Sicherheitslücken beschwert. Meine übrigens auch.“ Sie ließ die Gabel fallen und senkte bedrückt den Kopf. „Ich soll jetzt immer sofort nach dem Unterricht nach Hause kommen und darf nicht mehr im Schloss übernachten.“
„Was?“ –„Echt jetzt?“ –„Wieso das denn?“ Alle redeten plötzlich durcheinander.
„Sie haben eben Angst um mich“, sagte Ella geknickt. „Dass Ro in einen verfluchten Brunnen gefallen ist und in ein Reh verzaubert wurde, hat sie nervös gemacht. Und dann kam noch der Vorfall mit Malwine und der Entführung dazu.“ Sie wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel.
Wir alle schwiegen betroffen.
„Dürft ihr denn alle bleiben?“, fragte Ella. „Poppy, was sagt deine Oma denn dazu?“
Ich wusste inzwischen, dass Poppy bei ihrer Großmutter lebte, weil ihre Eltern sich getrennt hatten. Ihre Mutter machte gerade einen Töpferkurs auf Mallorca, um ihr neues Ich zu finden, und ihr Vater nahm an einer Segelregatta teil, bei der Müll aus dem Mittelmeer gefischt werden sollte.
„Sie weiß noch nicht, was passiert ist. Ich habe ihr nichts erzählt, um sie nicht zu beunruhigen. Sie wohnt ziemlich abgeschieden und es dauert immer eine Weile, bis die Märchen-Nachrichten bei ihr eintreffen.“ Nervös knibbelte sie an einem Fingernagel. „Spätestens, wenn die Einladungen wegen der Erneuerungsfeier rausgehen, wird sie es aber erfahren. Und was sie dann macht, tja …“
„Ja, und wir wissen nicht, was der Maskenmann noch vorhat.“ Ella zwirbelte nervös an ihren Haaren und Miss Meggy fiepte.
Da fiel mir auf, dass Frederick nach wie vor bei uns stand und aufmerksam zuhörte.
„Uh!“, flüsterte er nun. „Stellt eusch vor, Arkantus ist noch am Leben und dieser Maskenmann arbeitet für ihn. Womöglisch ist er ja sogar selbst dieser Maskenmann. Uhuhu.“ Der Kater sträubte das Fell und schlug spielerisch mit einer Pfote nach Miss Meggy. Die kleine Maus versteckte sich quiekend unter Ellas Haaren.
„Du meinst, so wie in einem dieser Filme, wo sich die Leute einfrieren lassen und dadurch Jahrhunderte überleben?“, fragte ich. Ein Schauer überlief mich.
„Was schaust du denn für Filme?“ Will lachte. „Ich hoffe nicht, dass Arkantus irgendwo tiefgefroren in einer Kühltruhe liegt. Sein Grab ist jedenfalls auf dem Friedhof, wo es hingehört.“
„Oh, aber es gibt das Gerüscht, dass er als Geist weiterlebt. An einem ge’eimen Ort“, beharrte Frederick. „Er könnte durschaus der Maskenmann sein.“
„Uff!“, sagte Poppy. „Daran möchte ich lieber nicht denken.“
„So ein Quatsch!“, erwiderte Ro. „Das ist unmöglich. Er ist seit hundert Jahren tot.“
„Wie du meinst.“ Frederick zog den Hut vom Kopf und verbeugte sich leicht. „Aber sagt nischt, isch ’ätte eusch nischt gewarnt.“ Er setzte den großen Federhut wieder auf und stolzierte beleidigt davon.
„Ist es wahr, dass Arkantus wiederauferstehen wird?“, rief ein Schüler vom Nebentisch in den Raum. „Stimmt es, dass er der Maskenmann ist?“
Graf Hubert kratzte sich an der Nase. „Das … quak … kann …“
Frau Schneeberger fiel ihm ins Wort. „Nein! Arkantus ist tot. Tote kann man nicht wieder zum Leben erwecken“, sagte sie streng. „Macht euch keine Sorgen! Wir werden diesen Fluch besiegen. Lasst uns unseren Schwur leisten.“
Das Geräusch von über den Boden schabenden Stuhlbeinen füllte den Saal, als wir alle aufstanden.
Während Elinor das Märchenbuch herumreichte, fing sie an zu singen. Die Magie der vereinten Märchen wurde angeblich durch das gemeinsame tägliche Gesangsritual gestärkt und lebendig gehalten.
„O-kay, ihr Lie-ben,
hört auf mei-nen Beat.
Ge-mein-sam sin-gen wir
jetzt un-ser Lied!
Und eins und zwei und drei!“, rief Frau Schneeberger. Berro Zwack machte dazu im Takt:
„Bumm, bumm, tscha,
bumm, bumm, tscha!“
Alle fielen mit ein. Ich legte mich ebenfalls voll ins Zeug. Am ersten Tag fand ich das Ritual noch albern, aber inzwischen war es mir eine lieb gewonnene Tradition geworden.
Will verzog das Gesicht, als auch Ella ziemlich schief losgrölte. „Oh Mann, meine Ohren!“ Als Wolfswandler hatte er ein extrem feines Gehör. Wortlos reichte ich ihm Ohrstöpsel, die er dankbar entgegennahm.
Gemeinsam sangen wir das Märchenschwur-Lied, während das Märchenbuch dabei von Platz zu Platz wanderte. Nacheinander legten alle die Hand auf das aufgeschlagene Buch. Die Seiten blätterten sich von selbst um und ein goldener Glitzer lag in der Luft.
„Ob Fee, ob Prinz, ob Tier oder Zwerg,
ob Hexe oder Riese, größer als ein Berg,
wir freuen uns auf dich und reichen dir die Hand,
egal, wer du bist, egal, aus welchem Land.
Hier sind wir vereint, denn das ist unsre Welt.
Ein Strauß voll bunter Märchen, wie es uns gefällt.
Die Märchen zu schützen, ist unser Bestreben.
Mit Herz und Verstand woll’n wir alles geben.
Denn nur mit Freundschaft und viel Fantasie
obsiegen Märchen und die Magie!“
Tosender Applaus schallte nach den letzten Worten durch den Raum.
„Zauberhaft, wirklich zauberhaft“, schwärmte Frau Schneeberger. „Und nun wieder einen guten Appetit!“
„Was ist denn das Erneuerungsfest?“, fragte ich leise.
Ro schob eine Rosine auf ihrem Teller von links nach rechts. „Das Erneuerungsfest findet jährlich statt. Es ist das Fest der Begegnung aller Nachfahren der Märchen. Wir gehen gleichzeitig in unsere Märchen, um die Magie gemeinsam zu stärken. Unsere Familien sind anwesend und geben von außen in einem feierlichen Ritual ebenfalls magische Kräfte frei. Das ist der Tag im Jahr, an dem die Märchenmagie am stärksten ist.“
„Ja, und am gruseligsten, weil ich diesem fürchterlichen Wolf begegnen werde und mich von ihm fressen lassen muss, bis der Jäger mich endlich befreit. Und das, obwohl ich Platzangst habe.“ Poppy biss sich auf die Lippe. „Ich wünschte, Grimbald Wolf aus meinem Märchen wäre ein bisschen mehr wie du, Will.“
„Du meinst mit strubbeligen Haaren und einer Vorliebe für Bälle?“, erwiderte Jake frech.
„Nein!“ Poppys Wangen röteten sich. „Ich meine freundlich. Manchmal glaube ich, es macht ihm wirklich Spaß, so furchteinflößend böse zu sein.“
„Es tut mir leid, dass du so schlechte Erfahrungen mit einem Wolf machen musst, Poppy“, erwiderte Will. „Aber wir Antihelden haben es auch nicht leicht.“
„Antihelden, pfff“, neckte Jake. „Was ist an Bösewichten denn heldenhaft?“
„Na, ohne uns gäbe es euch Helden gar nicht und die Märchen wären voll langweilig.“ Will verdrehte die Augen. „Versetz dich doch mal in meine Lage, Locke. Ich will die Geißlein in meinem Märchen auch nicht fressen müssen. Allein, wenn ich daran denke, wird mir wieder schlecht.“
Kein Wunder, dachte ich. Will war Vegetarier.
„Und trotzdem spiele ich meine...
Erscheint lt. Verlag | 9.1.2024 |
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Reihe/Serie | Fairy Tale Camp | Fairy Tale Camp |
Illustrationen | Annika Sauerborn |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
Schlagworte | Buch ab 10 Mädchen Abenteuer • Buch Mädchen 10 Jahre Fantasy • Fabelwesen • Fantasy Bücher ab 10 • Jugendbuch Märchen • märchenbuch gebrüder grimm • Märchenbuch Kinder ab 10 • Märchen Internat Buch • Märchenwelt • Moderne Märchen |
ISBN-10 | 3-646-93679-7 / 3646936797 |
ISBN-13 | 978-3-646-93679-7 / 9783646936797 |
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