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Plötzlich wach! 1: Mit der Queen ne Kutsche kapern (eBook)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
256 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-93536-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Plötzlich wach! 1: Mit der Queen ne Kutsche kapern -  Maja von Vogel
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Das Geheimnis der Familie Wunderlich? Sie erwecken Wachsfiguren zum Leben! BAND 1: Annemies Oma hat ein Wachsfigurenmuseum. Und da soll Annemie jetzt wohnen! Sie ist wenig begeistert. Geht es noch verstaubter? Doch dann passiert etwas Unglaubliches: Die Wachsfiguren werden lebendig! Kaum ist Annemie eingezogen, kapert die Queen eine Kutsche und haut ab! Annemie und ihr neuer Freund Leo müssen die Queen um jeden Preis wiederfinden. Denn dieses Geheimnis darf niemand erfahren! Von wegen verstaubt! Liebenswürdige Figuren, witzige Dialoge, schnelle und aufregende Handlung: diese neue Buchreihe ist für Fans von 'Bitte nicht öffnen', 'Im Zeichen der Zauberkugel' oder 'Die Unlangweiligste Schule der Welt'!

Maja von Vogel, geboren 1973, studierte Deutsch und Französisch. Sie verbrachte ein Jahr in Paris und arbeitete mehrere Jahre als Lektorin in einem Kinderbuchverlag, bevor sie sich als Autorin und Übersetzerin selbstständig machte. Heute lebt Maja von Vogel mit ihrer Familie in Norddeutschland.

Maja von Vogel, geboren 1973, studierte Deutsch und Französisch. Sie verbrachte ein Jahr in Paris und arbeitete mehrere Jahre als Lektorin in einem Kinderbuchverlag, bevor sie sich als Autorin und Übersetzerin selbstständig machte. Heute lebt Maja von Vogel mit ihrer Familie in Norddeutschland. Anne-Kathrin Behl, 1983 geboren und in Greifswald aufgewachsen, illustriert und schreibt seit 2009 mit Begeisterung Kinderbücher. Nach dem Illustrationsstudium in Hamburg zog es sie für ein paar Jahre nach Leipzig. Mittlerweile lebt sie mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Celle.

Vorsichtig tapste ich die Hintertreppe hinunter. Zugegeben, zum Treppensteigen sind Monsterkrallen nicht besonders praktisch. Was mir bisher nie aufgefallen war, denn in unserem alten Reetdachhaus hatte es keine Treppe gegeben. Papa hatte mir die Hausschuhe aus Singapur mitgebracht und ich liebte sie heiß und innig.

Mein Vater ist Kapitän. Leider nicht auf einem schicken Kreuzfahrtschiff, das nur die spektakulärsten Orte der Erde ansteuert (und auf dem seine Familie umsonst mitreisen kann), sondern auf einem Containerschiff, das Pfeffermühlen, ferngesteuerte Autos, Gymnastikhosen, aufblasbare Schwimmtiere und Monsterkrallen-Hausschuhe von A nach B transportiert. Er arbeitet für eine große Reederei und ist auf allen sieben Weltmeeren unterwegs.

Letzte Woche war Papa nach einem längeren Heimaturlaub nach Hamburg aufgebrochen, um an Bord eines Frachters zu gehen, mit dem er in den Indischen Ozean schippern würde. In den nächsten beiden Monaten würde ich ihn nur auf dem Bildschirm von Mamas altem Laptop sehen, wenn wir per Satellit telefonierten. Manchmal war er auch länger gar nicht erreichbar, verschollen in irgendeinem Funkloch auf hoher See. Wenn er wegfuhr, war ich jedes Mal furchtbar traurig, aber nach ein paar Tagen gewöhnte ich mich daran und vermisste ihn nicht mehr so sehr. Klingt vielleicht komisch, ist aber so.

Die Holzstufen knarrten unter meinen Monsterfüßen. Ansonsten war es um diese Uhrzeit noch ganz still. Das Haus, in dem wir seit zwei Wochen wohnten, gehörte Oma Fritz. Es war ein großer alter Kasten mitten in der Stadt. Mit hohen, stuckverzierten Decken und so vielen Zimmern, dass man sich glatt verlaufen konnte, wenn man sich nicht auskannte.

Außerdem war es kein normales Haus.

Leise huschte ich in den ersten Stock und stieß eine schwere Tür mit der Aufschrift „Stars von gestern und heute“ auf. Laura war zwar weit weg, aber auch hier hatte ich Freunde. Mit ihnen konnte ich reden, wenn mich die Einsamkeit überkam. Sie hatten immer ein offenes Ohr für mich und hörten geduldig zu. Allerdings antworteten sie nie.

Der große Raum war voller Menschen und ich kannte jeden Einzelnen. Dort drüben stand Udo Lindenberg, wie immer wahnsinnig cool mit schwarzem Hut und Sonnenbrille. Daneben stützte Marilyn Monroe kokett einen Arm in die Hüfte und machte einen Schmollmund. Ich warf ihr eine Kusshand zu. Im Vorbeigehen strich ich Nicole Kidman eine Haarsträhne aus dem Gesicht und zupfte einen Fussel von Romy Schneiders Ballkleid.

Früher hatte ich tatsächlich geglaubt, die Figuren wären lebendig. In den Ferien, wenn ich Oma Fritz besuchte, hatte ich mit ihnen geredet, gelacht und geweint.

Inzwischen wusste ich es natürlich besser. Udo, Marilyn und all die anderen waren keine echten Menschen, sondern Wachsfiguren. Und die Attraktionen in „Wunderlichs Wachsfigurenkabinett“, dem Museum, das Oma Fritz gehörte und seit Generationen im Besitz unserer Familie war. Und in dem ich neuerdings wohnte.

In unserem Wachsfigurenkabinett kann man alte und neue Berühmtheiten bewundern, die alle eins gemeinsam haben: Sie sehen ihren lebendigen Vorbildern täuschend ähnlich. Im ersten Stock befinden sich die „Stars von gestern und heute“. Hier stehen Robbie Williams, Lady Gaga, Will Smith, Billie Eilish und Michael Jackson neben den Beatles, Bella Hadid und Heidi Klum. Im Nachbarsaal sind Sportgrößen wie Steffi Graf und Antonio Rüdiger versammelt. Es gibt eine Abteilung mit berühmten Wissenschaftlern wie Albert Einstein oder Madame Curie und Komponisten wie Mozart und Beethoven. Politiker sind genauso vertreten wie Sherlock Holmes, James Bond, Miss Marple, Spider-Man, Wonder Woman und andere Heldinnen und Helden aus Filmen oder Büchern. Außerdem gibt es im Erdgeschoss den Thronsaal mit der englischen Königsfamilie und im Keller die Gruselabteilung mit Dracula, Hulk, King Kong, Jack the Ripper und Frankensteins Monster.

Ich habe es schon immer geliebt, außerhalb der Öffnungszeiten durch das Museum zu spazieren. Dann habe ich meine Freunde ganz für mich allein. Ich kann mit Harry Potter über Quidditch plaudern, mit Marilyn tanzen, mit Lady Gaga singen und Manuel Neuer dabei zusehen, wie er jeden Ball hält.

Der Vorteil: Man fühlt sich nicht so allein.

Der Nachteil: Auf Dauer werden die Gespräche etwas einseitig.

Rasch durchquerte ich den Saal und lief über die breite Besuchertreppe ins Erdgeschoss. Ich ließ den Thronsaal links liegen, genauso wie die Bibliothek der ehemaligen Bundeskanzler und die Wissenschaftsabteilung. Am Ende des Korridors schlüpfte ich durch eine unscheinbare Tür mit der Aufschrift „Privat“. Ein schmaler Flur führte zu Oma Fritz’ winziger Wohnung.

In unserer Familie wurde oft darüber gewitzelt, dass sich die Wachsfiguren immer breiter machten. Als das Museum vor einer halben Ewigkeit eröffnet wurde, nahmen die allerersten Figuren nur einen Raum im Erdgeschoss ein. Von dort aus eroberten sie im Lauf der Jahrzehnte das gesamte Haus – mit Ausnahme von Oma Fritz’ Wohnung und dem Dachgeschoss. Bevor wir einzogen, lagerte dort das Gerümpel der letzten Jahrhunderte. Es war eine Heidenarbeit, den ganzen Kram auszumisten und die Zimmer, in denen früher die Dienstboten gelebt hatten, bewohnbar zu machen.

Ich klopfte kurz an Oma Fritz’ Wohnungstür und trat ein.

„Oma?“

Keine Antwort. Ich warf einen Blick in die Küche und das Wohnzimmer. Niemand da. Omas Lieblingsfernsehsessel mit Liegefunktion war leer (abgesehen von einem zerknautschten Kissen auf der Sitzfläche).

Wahrscheinlich war Oma Fritz in ihrer Werkstatt. Dort verbrachte sie den größten Teil des Tages und oft auch die halbe Nacht.

„Oma? Bist du hier? Kann ich bei dir frühstücken?“

Vom Wohnzimmer aus gelangte man direkt in die Werkstatt. Die Tür war nur angelehnt. Ich schlüpfte durch den Spalt und atmete den vertrauten Geruch nach Wachs, Staub und Pfefferminz ein. Die Werkstatt war das Herz des Museums. Hier arbeitete Oma Fritz an neuen Figuren und besserte die alten aus. Mitten im Raum stand Angelina Jolie und wartete darauf, dass ihr Make-up aufgefrischt wurde.

„Guten Morgen.“ Ich klopfte ihr auf die Schulter. „Alles klar?“

Angelina zuckte nicht mit der Wimper.

Die Regale an den Wänden waren mit den seltsamsten Dingen vollgestopft. Einzelne Hände, Füße und andere Wachsgliedmaßen, Werkzeuge, Farbtuben, Pinsel, Nadeln, Stoffreste, Knöpfe, Draht, Ton und Gipspulver lagen wild durcheinander. Besonders faszinierend fand ich Omas Glasaugensammlung. Die Augen wurden einzeln von Hand hergestellt und sahen täuschend echt aus. Früher hatte ich mich nicht getraut, sie anzufassen, aber inzwischen machten sie mir keine Angst mehr. Genauso wenig wie die falschen Zähne und die Wachsköpfe ohne Haare, die mich aus einem Regal angrinsten.

In den Ferien hatte ich immer viel Zeit in der Werkstatt verbracht. Ich liebte es, Oma Fritz bei der Arbeit zuzusehen und aus Wachsresten Blumen, Obst und kleine Figuren zu formen. Ich liebte die Unordnung, den Duft nach Wachs und die beinahe heilige Stille, die nur ab und zu von Oma Fritz’ Gemurmel unterbrochen wurde, wenn sie leise mit den halb fertigen Figuren sprach. Es hatte etwas Magisches, wie unter ihren Händen in monatelanger Kleinarbeit Gesichter entstanden, die so echt aussahen, dass man meinte, sie würden jeden Moment anfangen zu reden. Nur wenn Oma Fritz ihre ganz spezielle Wachsmischung anrührte, scheuchte sie mich aus der Werkstatt, denn das uralte Rezept war streng geheim.

Auf der Arbeitsplatte stand eine Teekanne. Sie war kalt. Oma Fritz trank bei der Arbeit literweise Pfefferminztee mit viel Zucker. Auf dem zerschlissenen Sofa in der Ecke lag eine zerknüllte Wolldecke neben ein paar Illustrierten, aber von Oma keine Spur. Falls sie mal wieder eine Nachtschicht eingelegt hatte und auf dem Sofa eingeschlafen war, musste sie bereits aufgestanden sein.

„Weißt du, wo Oma Fritz steckt?“, fragte ich Angelina.

Natürlich antwortete sie nicht.

Mit einem Schulterzucken verließ ich die Werkstatt und marschierte in die Küche. Oma hatte bestimmt nichts dagegen, dass ich mich selbst bediente. Inzwischen hatte ich einen Mordshunger. Der Drops war längst aufgelutscht. Wenn ich nicht bald was in den Magen bekam, konnte ich für nichts garantieren.

Ich holte eine Packung Müsli aus dem Schrank, schüttete eine ordentliche Portion in eine geblümte Porzellanschale und goss schwungvoll Milch dazu. Ich beschloss, an meinem Lieblingsplatz zu frühstücken.

Mit der Müslischüssel in der Hand kehrte ich in den öffentlichen Teil des Museums zurück und betrat den Märchensaal im Erdgeschoss. Ich schlüpfte zwischen Rapunzel und Rotkäppchen hindurch, bis ein Podest in Sicht kam, auf dem zwei vergoldete Stühle mit roten Samtpolstern standen. Links saß ein Mann mit Bart und goldener Krone, daneben eine dunkelhaarige Frau in einem langen Kleid mit Pelzstola. Ihre schmalen Hände, die auf den Armlehnen des Throns ruhten, steckten in weißen Handschuhen.

„Guten Morgen, Königliche Hoheiten.“ Höflich machte ich einen Knicks. „Würden Sie mir die Ehre erweisen, mir beim Frühstück Gesellschaft zu leisten?“

Ich setzte mich zwischen den König und die Königin auf das Podest und begann, mein Müsli zu löffeln. Von hier aus hatte ich einen perfekten Blick auf meine absolute Lieblingsfigur: Aschenbrödel.

Leichtfüßig tanzte die künftige Prinzessin über das glänzende Parkett. Natürlich nicht allein, sondern mit ihrem Prinzen. Aschenbrödels Kleid aus hellblauer Seide mit weiten rosafarbenen Ärmeln war wunderschön. Ihre Haare waren zu einer komplizierten...

Erscheint lt. Verlag 28.7.2023
Reihe/Serie Plötzlich wach!
Plötzlich wach!
Illustrationen Anne-Kathrin Behl
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Abenteuer Buch ab 8 • Fantasy Buch ab 8 • Kinderbuch Familie Oma • Kinderbuch Magie • lebendige Figuren Kinder Buch • Leseanfänger 2. Klasse • Lustiges Kinderbuch ab 8 • Madame Tussauds Buch • Nachts im Museum Buch • Queen Elizabeth Buch Kinder • Wachsfiguren Buch
ISBN-10 3-646-93536-7 / 3646935367
ISBN-13 978-3-646-93536-3 / 9783646935363
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