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RAVNA - Arktische Rache (eBook)

Nordic All-Age-Thriller der SPIEGEL-Bestsellerautorin
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
448 Seiten
cbj Kinder- & Jugendbücher (Verlag)
978-3-641-29673-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

RAVNA - Arktische Rache -  Elisabeth Herrmann
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Weiß wie Schnee und rot wie Blut. Die packende Fortsetzung des All Age-Romans von SPIEGEL-Bestsellerautorin Elisabeth Herrmann
Ravnas Heimat liegt hoch im Norden Norwegens bei ihrer Mutter Hedda und deren Rentieren, auch wenn sie mittlerweile Studentin der Polizeihochschule in Oslo ist. Als ihr leiblicher Vater, den sie kaum kennt, ein Treffen in der Hauptstadt vorschlägt, willigt sie überrascht ein. Doch bevor sie miteinander sprechen können, stürzt er ihr mit einem Messer im Rücken vor die Füße. Einem samischen Messer, das ihre Mutter geschnitzt hat. Schwer verletzt wird er ins Krankenhaus eingeliefert und die Polizei nimmt ihre Ermittlungen gegen Hedda auf. Ravna ist die Einzige, die an Heddas Unschuld glaubt. Doch ihre Mutter verschweigt ihr etwas ...

Elisabeth Herrmann fesselt mit ihren mitreißenden und atmosphärischen Thrillern ein großes Publikum. Die Leser*innen erwarten starke Heldinnen, dunkle und mystische Fälle und intelligente Hochspannung.

Alle Bände der RAVNA-Reihe:
Tod in der Arktis (Band 1)
Die Tote in den Nachtbergen (Band 2)
Arktische Rache (Band 3)

Elisabeth Herrmann wurde 1959 in Marburg/Lahn geboren. Nach ihrem Studium als Fernsehjournalistin arbeitete sie beim RBB, bevor sie mit ihrem Roman »Das Kindermädchen« ihren Durchbruch erlebte. Fast alle ihre Bücher wurden oder werden derzeit verfilmt: Die Reihe um den Berliner Anwalt Joachim Vernau sehr erfolgreich vom ZDF mit Jan Josef Liefers. Elisabeth Herrmann erhielt den Radio-Bremen-Krimipreis, den Deutschen Krimipreis und den Glauser für den besten Jugendkrimi 2022. Sie lebt mit ihrer Tochter in Berlin und im Spreewald.

1.


Samstag, 4. Februar 2023

Jokkmokk, Wintermarkt der Samen

Die Tage wurden länger.

Jeden Morgen stand die Sonne etwas früher auf, jeden Nachmittag verschwand sie ein paar Minuten später. Ihr mattes, aschgoldenes Licht traf auf den Rauch und die Wärme und die vielen Menschen, die sich durch die engen Gassen zwischen den Ständen schlängelten.

Jedes Jahr fand in der kleinen Stadt Dálvvadis3 im Norden Schwedens einer der ältesten Märkte der Welt statt: der Vintermarknad4. Vierzigtausend Menschen kamen in die kleine, kaum dreitausend Einwohner zählende Stadt am Polarkreis und verwandelten das verschlafene Örtchen in das Zentrum der samischen Welt.

Bei knackigen Minusgraden zogen Rentier- und Hundeschlitten durch die verschneiten Straßen. Die bunten Trachten erzählten von der Herkunft ihrer Träger: Kautokeino, Trondheim, Jämtland, Dalarna … Touristen bestaunten das Kunsthandwerk; Konzerte, Ausflüge und vor allem die samische Küche rundeten das Angebot ab. Familientreffen, Socialising, Geschäft. Aber insbesondere eines: ein riesengroßer Spaß in eisiger Kälte.

Ravna packte Lars am Arm und schob ihn durch die Menge, die sich vor dem Stand ihrer Mutter Hedda zusammengedrängt hatte.

»Hier! Hier ist es!«

Mit glühenden Wangen und leuchtendem Blick deutete sie auf die Auslage, in der Messer mit stählernen, breiten Klingen und einem Schaft aus geschnitztem Rentierhorn und Masurbirke lagen. So kunstvoll, filigran und fein ausgeführt unterschieden sie sich sehr von den normalen Gebrauchsmessern, die für tägliche Arbeiten und zu wesentlich günstigeren Preisen an anderen Ständen angeboten wurden.

»Unsere stuoraniibi5

Sie hob den Glasdeckel der Vitrine an und holte eines der schweren Stücke heraus.

»Jeder von uns Samen besitzt mindestens drei Messer, für die verschiedensten Arbeiten. Das hier zum Beispiel wird für alle groben Sachen verwendet. Zum Spalten der Rentierknochen oder fürs Hacken von Feuerholz.«

Sie reichte ihm das Messer. Er trug wie jeder hier bei minus fünfzehn Grad bis minus vierzig Grad dicke Fäustlinge. Die Kälte hatte seine Nasenspitze gerötet und unter der dicken Wollmütze, über die er noch die Kapuze seiner Daunenjacke gezogen hatte, blitzten sie seine blauen Augen an.

»Interessante Tatwerkzeuge.«

Vorsichtig nahm er ihr das Messer ab und betrachtete es neugierig. Er war Politibetjent6 in Kirkenes und wusste, wie schnell ein Gebrauchsgegenstand zur Waffe werden konnte. Ravna, aus eigener, bitterer Erfahrung, auch.

»Heddas Messer sollte man sich eher an die Wand hängen. Schau mal, diese Verzierungen. Und hier …« Sie wies auf das flache Ende des Schafts. »Da hat sie ein paar von unseren Runen eingearbeitet. Jedes sieht anders aus. In dieses hier hat sie die Sonne und den Gott der Jagd geschnitzt. Und unser Familienzeichen, diese Striche in der Mitte.«

»Was kostet so eins?«

Er sah aus, als würde er sich wirklich überlegen, es zu kaufen.

»Verhandlungssache«, sagte sie. »Wenn man natürlich die Tochter der Künstlerin kennt und sie ein gutes Wort einlegt –«

»Ravna!«

Sie fuhr zusammen und drehte sich um. Hedda, bis eben im Gespräch mit einem Kunden, blitzte sie wütend an.

»Sag diesem Trottel, er soll das Messer zurücklegen!«, fauchte sie auf Samisch.

»Eadni?7«

Ravna schenkte ihrer Mutter ein liebenswürdiges Lächeln.

»Das ist Lars«, sagte sie auf Norwegisch. »Mein Freund aus Kirkenes.«

Hedda stemmte die Arme in die Hüften und scannte den potenziellen Bewerber um einen Platz am Familientisch von oben bis unten ab. Nichts in ihrem braun gebrannten, runden Gesicht mit den kleinen Fältchen ließ erkennen, was sie dachte.

Sie hätten nicht unterschiedlicher sein können. Ravna, in einem dicken Parka mit Fellkapuze und Skihosen, und Hedda, in der Tracht der Fjellsamen vom Varanger gekleidet. Eingehüllt in dicke Schichten Wollfilz und Rentierfell, darüber der blaue, knöchellange Mantel mit dem breiten, bestickten Saum in demselben Rot wie der Gürtel und die Armstulpen. Ein dickes Dreieckstuch aus Wolle wärmte die Schultern. Ihr Gahrpir, der samische, perlenverzierte Hut, war ein Erbstück von Léna, Ravnas verstorbener Urgroßmutter. Eines Tages würde sie ihn tragen.

Lars streckte seine freie rechte Hand über den Tresen, aber Hedda machte keine Anstalten, sie zu ergreifen. Stattdessen forderte sie ihn mit einer energischen Handbewegung auf, ihr das Messer zu geben, als ob sie ihn gerade beim Klauen erwischt hätte. Lars hielt es ihr hin, den Schaft zuerst, aber sie ignorierte die Geste.

»Damit spielt man nicht.«

»Aber –«

Brüsk wandte sie sich ab, um den nächsten Kunden zu vergraulen. Die Plane hinter ihr wurde geöffnet und Issko schob sich in den engen Stand.

»Ravna! Uhcci8

Er strahlte sie an. Was zum Teufel machte ihr Onkel hier? Beim letzten Treffen war er mit ihrer Mutter ziemlich aneinandergeraten und im Streit davongefahren. Aber das schien Schnee von gestern zu sein.

Er sah besser aus, drahtiger. Als käme er wieder mehr an die frische Luft. Mit seinen braunen Augen und der breiten Nase sah er seiner Schwester Hedda ziemlich ähnlich. Auch er trug Tracht, dazu die samischen Lederstiefel mit der hochgezogenen Kappe und die Kuksa an seinem Gürtel, das Trinkgefäß aus Holz. Im Gegensatz zu vielen Feiertagstrachten, die hier einmal im Jahr ausgeführt wurden, schienen seine Sachen getragen und viel benutzt. Die Persens waren Rendrifter – Rentierzüchter – seit Ewigkeiten. Im Gegensatz zu ihren Brüdern betrieb Hedda die Zucht nicht als Nebenerwerb, sondern als Haupteinnahmequelle.

Die Messer schnitzte sie, um sich etwas dazuzuverdienen.

»Issko. Schön dich zu sehen«, sagte Ravna auf Samisch.

»Gleichfalls, Uhcci. Was ist mit deiner Nase?«

Sofort hatte sie den Impuls, sich mit ihrer Hand ins Gesicht zu fahren.

»Nichts. Warum?«

»Sieht aus, als hättest du sie dir gebrochen.«

Im vorletzten Sommer war es geschehen, auf Ekkerøy9. Nichts war heil geblieben. Ihre Nase nicht und ihre Seele erst recht nicht. Irgendwann hatte sie beschlossen, ihr Studium an der Polizeiakademie fortzusetzen, damit zu den vielen Verlusten nicht auch noch der ihrer Zukunft hinzukam. Aber sie war eine andere geworden. Das tiefe Vertrauen in die Richtigkeit ihrer Entscheidungen hatte gelitten.

»Lars?« Ravna wandte sich an ihren Begleiter, der immer noch den Messerschaft bewunderte. Schnell an ein anderes Thema denken, bevor die Erinnerungen an die Ereignisse von damals wieder hochkamen.

Dass er das tat. Sich wirklich für so etwas interessierte, das für die meisten Norweger nur Folklore und Kitsch war. Mit ihr zusammen das Wochenende hier verbrachte und viel öfter nach Oslo fuhr, um sie zu besuchen, als sie hinauf nach Kirkenes.

Am liebsten hätte sie ihn geküsst. Und vermutlich hätte sie es auch getan, wenn nicht die Gefahr bestünde, dass sie bei dieser Kälte aneinander festfrieren würden.

»Mein Onkel Issko«, sagte sie zu ihm. Und zu Issko: »Mein Freund Lars.«

Issko hob die Augenbrauen, der einzige Kommentar, den er sich zu ihrer Partnerwahl erlaubte.

Ungerührt von Heddas Reaktion versuchte Lars erneut einen Handschlag, der dieses Mal gelang. Issko griff beherzt zu.

»Lars! Schön, dich endlich kennenzulernen. Ravna hat viel von dir erzählt.«

Blödsinn. Sie hatte mit Issko seit Ewigkeiten nicht gesprochen.

»Ach ja? Hoffentlich nur Gutes.«

Lars grinste und reichte ihm das Messer zurück. Er war das genaue Gegenteil dessen, was Mütter wie Hedda sich für ihre Töchter wünschten. Polizist, Norweger, Städter. Ravna legte ihren Arm um seine Hüfte und zog ihn etwas enger zu sich heran.

Er war sofort von der Idee begeistert gewesen, den großen Wintermarkt der Samen zu besuchen. Ein Fest, das mittlerweile Gäste aus aller Welt anzog und bis ins siebzehnte Jahrhundert zurückging. Jedes Jahr begann er am ersten Donnerstag im Februar, dauerte drei Tage und war der place to be für alle Samen, von Norwegen bis Russland.

Noch immer wurde hier geheiratet, noch immer gab es Konzerte, Schlittenrennen und Rentierfütterungen. Die Bahn setzte Sonderzüge ein und alle Unterkünfte waren schon Monate im Voraus ausgebucht. Es war das größte Treffen der samischen Community, aber es kamen eben auch immer mehr Touristen. Schon wurden erste Stimmen laut, die den wachsenden Kommerz kritisierten.

Als sie den Ausflug ins schwedische Jokkmokk planten, hatte Ravna überlegt, ihre Mutter zu fragen, ob sie in deren traditionellem Lavvu unterkommen könnten, einem runden, windstabilen Zelt, in dessen Innerem man ein Feuer machen konnte. Aber dann hatte sie den Gedanken wieder verworfen. Glücklicherweise, musste man nach Heddas kühlem Empfang sagen. Sie waren mit dem Wohnmobil von Lars’ Vater gekommen, das eine Standheizung hatte und ein Dachfenster, durch das man die Sterne und mit etwas Glück die Nordlichter sehen konnte.

Sie war glücklich.

Zum ersten Mal in einer richtigen Beziehung, und dann auch noch glücklich.

Issko legte das Messer vorsichtig zurück in die Vitrine. »Nur Gutes? Da gehe ich mal lieber nicht ins Detail«, sagte er und lachte. »Habt...

Erscheint lt. Verlag 26.7.2023
Reihe/Serie Die RAVNA-Reihe
Die RAVNA-Reihe
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte 2023 • ab 14 • All Age • Diversity • dunkles familiengeheimnis • eBooks • gaskonzern • Geheimnis aus der Vergangenheit • Jugendbuch • Jugendbücher • Jugendthriller • Kinderkrimi • krimineuerscheinung 2023 • Neuerscheinung • Noir Thriller • Norwegen • Norwegen-Krimi • Oslo • Samen • Skandinavien • Spiegel Bestseller Autorin • Thriller für Jugendliche • Young Adult
ISBN-10 3-641-29673-0 / 3641296730
ISBN-13 978-3-641-29673-5 / 9783641296735
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