Das Buch der (un)heimlichen Wünsche 3: Filmstar gesucht (eBook)
272 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-93739-8 (ISBN)
Sabrina J. Kirschner studierte BWL und Film, Englische Literatur und Kreatives Schreiben und arbeitete als internationale Turnierreiterin und Kinderbuchlektorin. Heute schreibt sie erfolgreiche Kinderbuchreihen wie 'Die unlangweiligste Schule der Welt.' Mit besonderem Engagement setzt sie sich als Botschafterin für die Gesellschaft für MPS ein, die Kinder mit einer unheilbaren Stoffwechselerkrankung auf ihrem Lebensweg unterstützt. Sabrina J. Kirschner wohnt mit ihrer Familie bei München.
Sabrina J. Kirschner studierte BWL und Film, Englische Literatur und Kreatives Schreiben und arbeitete als internationale Turnierreiterin und Kinderbuchlektorin. Heute schreibt sie erfolgreiche Kinderbuchreihen wie "Die unlangweiligste Schule der Welt." Mit besonderem Engagement setzt sie sich als Botschafterin für die Gesellschaft für MPS ein, die Kinder mit einer unheilbaren Stoffwechselerkrankung auf ihrem Lebensweg unterstützt. Sabrina J. Kirschner wohnt mit ihrer Familie bei München. Vera Schmidt wurde 1974 in Lissabon geboren. Nach einem kurzen Zeichenstudium in München studierte sie Kommunikationsdesign in Augsburg. Zunächst war sie als Art Director bei einer großen Werbeagentur tätig. Seit 2004 ist sie freie Illustratorin und lebt momentan in Stuttgart.
Schwungvoll drehte Wilmine den Gashebel der alten Maschine. Knatternd erwachte das Motorrad zum Leben. Der Scheinwerfer sprang an und erleuchtete das Innere vom Holzschuppentor. Ein braun geschecktes Huhn versperrte mit ausgebreiteten Flügeln störrisch den Weg.
Wilmine fixierte es durch ihre Fliegerbrille mit den glupschigen Gläsern. „Genie, Bahn frei, du kannst mich nicht aufhalten. Aber wenn du möchtest, nehme ich dich mit.“ Sie deutete auf den verbeulten Beiwagen neben sich. „Dann kannst du selbst ein Auge auf die Dinge haben.“ Wilmine strich über das dicke abgewetzte Buch, das im Wagen lag, und zwinkerte verschwörerisch. „Gerade dort, wo ich hinwill, wäre ein Paar starke Flügel wie deines von Vorteil“, versuchte sie der eigensinnigen Henne weiter zu schmeicheln.
Es half. Mit erhobenem Haupt – auf dem eine kleine Lederkappe mit Mini-Kamera saß – stolzierte Genie auf den Beiwagen zu, hopste hinein und machte es sich auf dem Buch bequem. Gerade so, als wäre es eines ihrer Eier, die sie gedachte auszubrüten.
„Danke, meine Liebe“, sagte Wilmine leise und meinte es auch so. Sie und die Henne waren einfach ein Team.
Langsam rollten sie vorwärts und stießen mit dem Vorderrad die Schuppentür auf. Dann brausten sie über die tauverhangene Wiese, die vor Wilmines Häuschen im Morgenlicht schimmerte. Allmählich nahmen sie mehr Fahrt auf.
Knatternd ging es unter den Apfelbäumen hindurch und aus dem Gartentor hinaus. Der moosbewachsene Waldweg führt sie genau dorthin, wo sie hinwollte: schnurstracks in Richtung Berge.
Schon bald erreichten sie die versteckte Schotterstraße, auf der sie einer steilen Felswand entgegenbrausten. Während Wilmine der Fahrtwind um die Nase wehte und die Sonne sich gerade hinter dem Bergrücken hervorschob, näherte sich von hinten ein Fahrzeug.
Im Seitenspiegel erkannte sie eine glänzende schwarze Limousine.
Wilmine gab Gas. „Wir bekommen Besuch, mein Mädchen. Festhalten, jetzt wird’s holprig.“ Das Motorrad schoss über einen Hubbel, verlor kurzzeitig Bodenkontakt und knatterte aufgebracht. Wilmine lehnte sich weit über den Lenker, federte den Aufprall spielend ab, bevor sie ihr Gefährt in eine scharfe Kurve manövrierte. Jetzt ging es bergauf. Eine enge Serpentinenstraße schlängelte sich vor ihr empor.
Die Henne kauerte dicht über dem Buch, ihr Gackern wurde vom Wind verschluckt.
„Genie, keine Sorge, wir sind schneller und wendiger. Hier werden sie uns erst mal nicht einholen können!“, lachte die Alte, winkelte das Knie ab und legte sich in die Kurve. Ihre grauen Locken wirbelten ihr wild durchs Gesicht. Ein Blick in den Seitenspiegel verriet ihr, dass die große Limousine tatsächlich Mühe hatte zu folgen. Zufrieden schaltete Wilmine noch einmal einen Gang runter und heizte weiter die Straße hinauf. Der Motor röhrte. „Komm schon, komm schon!“, feuerte sie die alte Maschine an. „Wir schaffen das, nur noch ein paar Kilometer.“ Dann würden sie zu Fuß weitermüssen.
Noch zwei Kurven, noch eine. Schon brauste sie über den Bergpass hinweg und das Tal eines idyllischen Flusslaufs entlang. Ein Schild kam näher, Camp Bärensteig war darauf zu lesen. Dahinter lag ein verlassener Parkplatz.
Wilmine drosselte die Maschine. Vor einer kleinen, frei stehenden Holzhütte riss sie den Lenker herum und bog auf einen steilen Waldpfad ab, der sie abwärts führte. Das Motorrad ächzte bedenklich. Holpernd fuhren sie über eine große Baumwurzel. Der Beiwagen machte einen Satz und Genie wurde in die Luft geschleudert.
„Hopsala!“, rief Wilmine. Mit beiden Händen umklammerte sie den Lenker, während ihre Zähne lautstark aufeinanderschlugen. Immer mehr Wurzeln durchzogen den Weg. „Wahwahwahwah!“ Das Motorrad vollführte einen Hopser nach dem anderen. Genie nahm gackernd Reißaus. Flügelschlagend erhob sie sich in die Luft.
Wilmine zog an der Bremse. Schlingernd und qualmend kam das Motorrad zum Stehen. „Endstation. So kommen wir nicht weiter.“ Durch ihre Fliegerbrille, mit der sie gleichzeitig sah, was Genie mit ihrer Kamera filmte, verfolgte sie den Flug der Henne durchs Unterholz. Gerade rammte Genie den tief hängenden Ast einer Tanne.
Wilmine verzog das Gesicht. „Uhhhh!“ Dann kletterte sie behände vom Motorrad und stellte es ab. Aus dem Fußraum des Beiwagens zog sie einen vollbepackten Rucksack sowie das alte Buch hervor. Letzteres stopfte sie in die Innentasche ihres Mantels. „Also gut, weiter geht’s zu Fuß!“
Vom Parkplatz vernahm sie, dass die näherkommenden Motorgeräusche den Steilhang hinabdrifteten. „Besser wir geben Gas.“ Mit spitzen Fingern zog sie die Tannenzweige aus dem Weg, um Genie herauszupflücken. Zerknirscht zupfte sie der Henne die Nadeln aus den Federn. „Ist ja gut, meine Liebe, das kann den Besten von uns mal passieren.“
Verlegen schüttelte sich Genie das Federkleid. Als Wilmine sie sanft im Ärmel ihres Mantels verstaute, protestierte sie nicht. Gemeinsam stapften sie los.
Immer unwegsamer wurde das Gelände. Eben erreichten sie eine Reihe schroffer Felsformationen, als hinter ihnen ein Motor dröhnte.
Wilmine warf den Kopf herum. „Ach du liebes bisschen! Wo sind wir denn hier gelandet?“ Ein mit zwei Personen bemanntes, breiträdriges Quad wälzte sich röhrend durch die Schlucht auf sie zu. Das Logo von Stramm-Verpackt prangte auf der Motorhaube und reflektierte die Sonne. Wilmine hob die Hände vor die Augen, um nicht geblendet zu werden, während das Quad mühelos durchs Unterholz pflügte.
Genie kreischte ungeduldig.
„Jaja, verstehe, wir müssen ihn loswerden. Und zwar schleunigst!“ Mit einem gekonnten Satz sprang Wilmine vom Weg und auf den nächsten Felsen. Sie hantierte an ihrem Gürtel, zupfte an der Schnalle und zog sie heraus. „Vorbildhafte Vorbereitung verhindert vermurkste Vorstellung!“ Sie schnappte sich die Schnalle und holte aus dem Rucksack eine Luftpumpe hervor – eine von der Sorte, mit der man an Geburtstagen Ballons aufpustete. Sie drückte den spitzen Teil der Gürtelschnalle in die Pumpöffnung, dann hielt sie sich ihre selbst gebaute Anfertigung über den Kopf. Sie zielte hinauf zum höchsten Felsen, den sie sehen konnte, dann presste sie den Kolben der Pumpe mit Schwung in den Zylinder.
Die Schnalle schoss heraus und mit ihr ein dünnes Drahtseil, das mit Wilmines Gürtel verbunden war. Die Schnalle sauste über den Felsen und verschwand dahinter.
„Na, wer sagt’s denn?“ Mit einem schnellen Ruck kontrollierte Wilmine, ob das Seil auch hielt. „Okay, Genie, halt dich fest.“ Dann stellte sie die Füße im rechten Winkel gegen die Felswand und begann aufwärtszulaufen. „Autsch, mein Rücken, das ging früher auch schon mal besser.“ Keuchend erreichte sie den ersten Felsvorsprung und wagte einen Blick über die Schulter.
Eben kraxelte ein älterer Herr im piekfeinen Anzug vom Quad. Steifbeinig schwankte er los. Dabei stieß er fluchend und schimpfend den Knauf eines Regenschirms gen Himmel. „Wilmine, du kannst mir nicht entkommen. Deine ollen Tricks sind alte Kamellen. Dich kriege ich.“ Der Mann stakste auf die Felswand zu.
„Na, jetzt will ich aber sehen, wie der uns folgt“, kicherte Wilmine und kraxelte weiter. Fast hatte sie den höchsten Punkt erreicht. Ein reger Wind zerrte an ihren grauen Locken und brachte ihren weiten Mantel zum Flattern. Plötzlich fiel ihr Blick in eine tiefe Felsspalte. Das Nest eines Vogels saß gut geschützt darin. „Hach, wenn das mal nicht der perfekte Ort …“ Sie zog das Buch heraus, um es vorsichtig in das Nest zu legen. „Wunderbar!“ Zufrieden lehnte sie sich ein Stückchen zurück, um zu sehen, wo ihr Verfolger geblieben war.
Erschrocken schnappte sie nach Luft. „Ja, gibt’s denn so etwas?“
Mit dem Knauf seines Regenschirms kletterte der Alte den Felsen herauf, gerade so wie ein Bergsteiger mit seinem Pickel.
Kurz entschlossen schwang Wilmine zur Seite. „Ich muss ihn auf eine falsche Fährte locken …“ Fieberhaft überprüften ihre Augen hinter der Glupschbrille die Umgebung. Plötzlich durchriss ein heller Schrei die Ruhe des Waldes, vermischte sich mit dem Rauschen des Windes und kam schnell näher.
Genie begann zu zappeln, Wilmine rutschte ab, und kleine Felsbröckchen rieselten hinab auf den Alten. Fluchend zog er den Knauf aus der Felsspalte und spannte den Schirm über seinem Kopf auf.
Im selben Moment erklang das Schlagen schwerer Flügel.
„Ohoooo, das klingt nicht gut!“ Hastig kraxelte Wilmine aufwärts. Es war an der Zeit, das Weite zu suchen. Je eher sie oben war, desto besser. Zu ihrer Begeisterung erkannte sie plötzlich Holzgriffe im Gestein. „Haha!“ Eifrig kletterte sie daran empor, während in ihrem Rücken das Flügelschlagen lauter wurde. Gerade zog sie sich über die Kante, als unter ihr ein gellender Schrei ertönte.
Hastig wandte sich Wilmine um und spähte nach unten.
Ihre Augen wurden groß. „Ja, gibt’s das denn?“
Ein riesiger Vogel stürzte in Angriffshaltung vom Himmel. Direkt auf Herrn Stramm zu! Mit seinem kräftigen Schnabel hackte er nach dem Schirm.
Stramm kreischte und versuchte den Riesenvogel abzuwehren. Wütend stieß er mit dem Schirm nach ihm. Einmal, zweimal.
Da wurde es dem Tier zu bunt. Kreischend packte es den Schirm von oben und zog. Herr Stramm löste sich vom Felsen. Einen Moment schwebte er mitsamt dem Regenschirm in der Luft. Dann sackte er abwärts.
„Wahhhh!“, brüllte der Alte und krachte in einen Busch.
„Uhhh!“ Wilmine verzog das Gesicht, als ein paar letzte...
Erscheint lt. Verlag | 29.5.2023 |
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Reihe/Serie | Das Buch der (un)heimlichen Wünsche | Das Buch der (un)heimlichen Wünsche |
Illustrationen | Vera Schmidt |
Zusatzinfo | Schwarz-weiß illustriert |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
Schlagworte | Abenteuer Buch Kinder ab 10 • Buch Abenteuer ab 8 • Buch Abenteuer Jungen ab 9 • Die unlangweiligste Schule der Welt • Filmstars Buch • Kinderbuch Wünsche • leseanfänger bücher • lustiges Kinderbuch ab 10 • Lustiges Kinderbuch ab 8 |
ISBN-10 | 3-646-93739-4 / 3646937394 |
ISBN-13 | 978-3-646-93739-8 / 9783646937398 |
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