Flüsterwald - Eine neue Bedrohung. Die versteinerten Katzen (Flüsterwald, Staffel II, Bd. 2) (eBook)
256 Seiten
Ueberreuter Verlag
978-3-7641-9324-9 (ISBN)
1982 in Landau in der Pfalz geboren, studierte Andreas Suchanek Informatik, doch sein Herz schlug schon immer für Bücher. Also begann er zu schreiben. Seine Bücher wurden unter anderem mit dem Deutschen Phantasik Preis und dem LovelyBooks Leserpreis ausgezeichnet. "Flüsterwald" ist sein erste Reihe für Kinder. Timo Grubing, geboren 1981, studierte Illustration an der FH Münster und lebt seit seinem Diplom 2007 wieder in seiner Geburtsstadt Bochum. Als freier Illustrator ist er in den verschiedensten Bereichen tätig: Er bebildert Kinder- und Jugendbücher, Spiele und Comics und eigentlich alles, was ihm unter den Stift gerät. Dabei trinkt er Kaffee. www.timogrubing.de www.instagram.com/timogrubing_illustration/
Tante Stefanie
»Hallo, Lieblingsfamilie!«
Sie hatten sich alle an der Tür versammelt, nachdem es dort endlich geklingelt hatte. Der Wind wirbelte durch das Haar von Tante Stefanie, die einen eleganten Mantel und kniehohe Stiefel trug. Sie schien das schlechte Wetter in Winterstein vorausgesehen zu haben. Während im Rest von Deutschland noch recht angenehme Temperaturen herrschten, hatte der Winter das kleine Örtchen bereits fest im Griff.
»Schwesterherz, es ist so schön, dass du da bist«, trällerte Lukas’ Mutter. »Und nur mit zwei Stunden Verspätung.«
»Es hat ein wenig gedauert, bis ich eure Villa gefunden hatte«, trällerte Tante Stefanie in gleicher Stimmlage zurück.
»Herrenhaus«, kam es als Klarstellung, die Tonlage hatte einen ersten Bruch. »Ein uriges.«
»Du hast ja so recht.« Lukas’ Tante sah sich um. »So naturbelassen, quasi rustikal. Wo sind meine Lieblingsnichte und mein Lieblingsneffe?«
»Aber wir stehen doch hier.« Lisa machte einen Satz über die Türschwelle und warf sich gegen die Hüfte ihrer Tante.
Beinahe hätte das zu einer Bruchlandung geführt.
Lukas zupfte an seinem Kragen. Zur »Feier des Tages« hatte er einen Pullover mit einem Hemd darunter anziehen müssen. Dazu Chinos. Als stünde die Abschlussfeier in der Schule an oder so was. Und als wäre das nicht schlimm genug, war seine Mutter mit einem Kamm über ihn hergefallen!
Ein Kamm!
Probehalber zupfte er an seinen Haaren.
»Sie sind noch alle da«, kam es aus den Mundwinkeln gepresst von rechts. »Und jetzt hör auf, ständig daran herumzuzupfen!«
»Da fehlt ein gewisser Neffe«, rief Lukas’ Tante, was er zum Anlass nahm, ebenfalls in den Wind zu treten.
Damit war das Ergebnis des Kamm-Angriffs sowieso wieder zunichtegemacht. Er umarmte seine Tante und freute sich wirklich, sie wiederzusehen. Ein Hauch von Großstadtflair machte sich breit.
Die weitere Begrüßung ging schnell vonstatten und schließlich holten Lukas’ Pa und er einen gewaltigen Reisekoffer sowie mehrere Taschen aus dem SUV seiner Tante.
»Der schluckt bestimmt viel Benzin«, raunte sein Vater.
»Elektroauto«, rief Tante Stefanie von der Eingangstür. »Komplett umweltfreundlich. Seid ihr auch schon umgestiegen?«
»Lehrergehalt«, gab sein Pa nur zurück und Lukas bekam eine Ahnung davon, wie das Abendessen verlaufen würde.
Sie deponierten erst einmal alles im Flur, bevor es weiter in das Esszimmer ging. Der Tisch war bereits gedeckt, was Lukas total gerne erledigt hatte. Hauptsache, es gab endlich etwas zu essen. Es roch nach Bratensoße mit einem Schuss Rotwein darin, das Fleisch war geschmort, dazu gab es selbst gemachte Knödel. Anders gesagt: Seit gestern hielt seine Mutter die gesamte Familie auf Trab, verteilte Aufgaben und prüfte die Kleidung – mit dem Ergebnis, dass sogar der Staubsauger inzwischen seinen Geist aufgegeben hatte.
Das Herrenhaus roch nach Bergfrühling. Ob Professor von Thun, der frühere Besitzer, es überhaupt wiedererkannt hätte?
»Ich habe auch ein paar Geschenke von eurer Oma im Gepäck«, sagte Tante Stefanie und zwinkerte zuerst Lisa, dann ihm zu. »Danke, nicht so viel Knödel.«
Ihr Teller war zur Hälfte gefüllt.
»Achtest du wieder auf deine Linie?«, fragte Lukas’ Mutter.
»Immer. Du auch?«
»Wie war denn deine Fahrt sonst so?«, fragte Lukas.
Er hatte das untrügliche Gefühl, dass sie das Abendessen nicht bis zum Ende schafften, wenn er sich nicht ordentlich ins Zeug legte, um alle möglichen Gesprächsklippen zu umschiffen.
»Eigentlich ganz gut«, erwiderte seine Tante. »Aber ich verstehe wirklich nicht, warum mein Navi ausgefallen ist. Erst nachdem ich den Waldrand hinter mir gelassen habe, hat es wieder funktioniert.«
Lukas zuckte nur ratlos mit den Schultern.
In Wahrheit wusste er natürlich Bescheid. Seitdem er in Winterstein wohnte, hatte er schon einige spannende Abenteuer mit seinen Freunden Ella, Rani, Felicitas und Punchy im Flüsterwald erlebt. Dort lebten magische Wesen, die Menschen nur dann sehen konnten, wenn sie das blaue Flüsterpulver benutzten. Lediglich außerhalb des Waldes waren die magischen Wesen für Menschen auch ohne Flüsterpulver sichtbar. Deshalb verließen sie den Schutz des Waldes fast nie.
Die Warks – Beschützer der Geheimnisse des Flüsterwaldes – patrouillierten mittlerweile noch stärker in den Randgebieten des Waldes. Felicitas hatte Ella und Lukas davor gewarnt, diese Bereiche aufzusuchen. Die Warks hielten mit ihrer Magie Menschen davon ab, den Wald bei Nacht zu betreten. Einzig wenn man das Flüsterpulver benutzte, konnte man problemlos die Grenze passieren. Doch wehe, die Warks erkannten Lukas und Ella dann als Menschen. Das hätte äußerst gefährliche Folgen.
Da es bereits dunkel war, hatte Tante Stefanies Navi wohl ein wenig von der Magie zu spüren bekommen. Ein Glück, dass nicht gleich das Auto ausgefallen war.
»Stimmt’s, Lukas?«, erklang die Stimme seiner Mom.
»Total.« Er nickte eifrig. Nur wozu?
»Das ist so lieb«, sagte Tante Stefanie. »Weißt du, in meinem Alter braucht man einfach ein Bett. Und ich verspreche dir, den Rest des Tages hast du dein Zimmer meistens für dich.«
»Meistens?«, echote Lukas.
»Was soll das heißen, in deinem Alter? Du bist meine Schwester und gerade mal Anfang vierzig.«
»Und das sieht man mir deshalb nicht an, weil ich einen hervorragenden Schlafrhythmus habe«, stellte sie klar.
Lukas seufzte innerlich, als er an die nächsten Wochen dachte. Dabei störte es ihn gar nicht so sehr, dass er auf der Couch ihm Wohnzimmer schlafen musste. Das einzige Problem war, dass er dadurch keinen Zugriff mehr auf die geheime Tür zum Speicher hatte, die sich als Bücherregal getarnt in seinem Zimmer befand. Und auf dem Speicher waren die Portalstanduhr und all die magischen Utensilien versteckt, die sie für ihre Abenteuer benötigten.
Immerhin, für dieses Mal hatte er vorgesorgt.
Heute war bereits Freitag. In den letzten Tagen hatte das Herz des Waldes Ella täglich geprüft. Bei ihrem letzten Abenteuer, bei dem sie sich auf die Suche nach dem zweiten Meisterschlüssel begeben hatten, war Ella am Ende mithilfe eines magischen Rituals mit dem Schlüssel verschmolzen. Seitdem wohnte die Magie des Meisterschlüssels in ihr, doch es dauerte eine Weile, bis sich ihre Wirkung komplett verfestigt hatte.
Und nun war es so weit. Das Herz des Waldes hatte Ella für würdig befunden, die Magie des Meisterschlüssels endlich zu benutzen. Jetzt würde Ella gemeinsam mit Lukas, der über die Siegelmagie verfügte, die Verbindung der Blinzelbahn zu den fernen Flüsterwäldern öffnen können. Ab Samstag würden sie alle zusammen in einen anderen Flüsterwald reisen können. Lukas konnte es kaum erwarten.
»Ich bin ja morgen sowieso nicht hier«, erklärte er.
»Ach?« Tante Stefanie stoppte mitten in der Bewegung, die Gabel direkt vor ihrem geöffneten Mund. »Übernachtest du bei einem Freund?«
»Lukas hat sich mit einer tollen Idee hervorgetan«, sagte sein Pa stolz. »Ella und er haben das Projekt ›Lesenacht in der Schule‹ für den Deutschunterricht entwickelt. Am morgigen Samstag übernachten beide Klassen dort. Es werden Bücher gelesen, geplaudert … ein richtiges Abenteuer.«
»Es wird bestimmt total spannend.« Lukas nickte eifrig.
Gut, dass sein Pa den wahren Plan nicht kannte, den Ella und er ausgeknobelt hatten.
»Du gehst freiwillig in die Schule?« Tante Stefanie führte die Gabel jetzt doch zum Mund, kaute und schluckte.
»Natürlich tut er das.« Die Augen seiner Mutter blitzten. »Wieso sollte er auch nicht?«
»Ja, genau«, beeilte sich seine Tante zu versichern, »warum auch nicht? Jeder liebt die Schule.« Sie blinzelte. »Und wer ist diese Ella?«
»Eine Freundin«, erklärte er.
»Ah, ich verstehe.« Seine Tante lächelte.
Und bevor das Thema in eine andere Richtung abgleiten konnte, schoss Lukas einen Katalog an vorbereiteten Fragen ab, bis das Abendessen endlich überstanden war.
In den Koffern und Taschen seiner Tante befanden sich...
Erscheint lt. Verlag | 2.2.2023 |
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Reihe/Serie | Flüsterwald |
Illustrationen | Timo Grubing |
Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
Schlagworte | Abenteuer für Jungen ab 9 Jahren • Andreas Suchanek • Elfen • fantastisches Abenteuer • fantastisches Kinderbuch • Fantasy für Jungen ab 9 Jahren • Fantasy für Mädchen ab 9 Jahren • Fantasy-Reihe • Fliegen • Flüsterwaldreihe • Freundschaft • für Fans von Narnia • Für Fans von Spiderwick-Geheimnisse • geheimer Wald • Geheimnisse • Jungs-Fantasy • Katzen • Katzenabenteuer • Katzenfans • Katzenfantasy • Kinderbuch mit kurzen Kapiteln • lovelybooks leserpreis • Lovelybooks Leserpreis 1. Platz • Lovelybooks Leserpreis 2021 • Lovelybooks Leserpreis Bestes Kinderbuch • Lovelybooks Leserpreis für Flüsterwald Band 3 • Magie • magischer Wald • Magisches Abenteuer • Magisches Winterabenteuer • Magische Welt • sprechende Tiere • Winter • Zauberer |
ISBN-10 | 3-7641-9324-7 / 3764193247 |
ISBN-13 | 978-3-7641-9324-9 / 9783764193249 |
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