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Weltgeschichte(n) - Der zornige Herrscher: Heinrich VIII. (eBook)

Packendes Geschichtswissen für Kinder ab 10 Jahren
eBook Download: EPUB
2022
352 Seiten
cbj (Verlag)
978-3-641-27412-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Weltgeschichte(n) - Der zornige Herrscher: Heinrich VIII. - Dominic Sandbrook
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Weltgeschichte hautnah: Heinrich VIII. und die Tudorzeit
An einem Frühlingstag vor über 500 Jahren besteigt der 17-jährige Heinrich Tudor den Thron und verändert als König von England die Geschichte Europas für immer.
Heinrich VIII. wandelt sich in einer Welt aus prunkvollen Festen, Intrigen und Kämpfen von einem beliebten, hübschen und hochgebildeten König zu einem grotesken, misstrauischen und tyrannischen Herrscher. Auf der Jagd nach einem Thronfolger heiratet er sechs Mal und beschert seinen Ehefrauen ein Schicksal voller dramatischer Wendungen. Er bricht mit der katholischen Kirche und gründet schließlich die Kirche Englands, die ein neues Zeitalter einläutet und unsere Geschichte bis heute beeinflusst.

Historiker Dominic Sandbrook katapultiert uns mitten hinein in die historischen Ereignisse, Schauplätze und Einzelschicksale. Das Ergebnis: Geschichtswissen in einer fundierten, mitreißenden und dramatischen Erzählung für Leser*innen ab 10 Jahren.

Alle Bände der Weltgeschichten-Reihe:
König der Könige: Alexander der Große (Band 1)
Zeit der Finsternis: Der Zweite Weltkrieg (Band 2)
Weg in die Dunkelheit: Der Erste Weltkrieg (Band 3)
Der zornige Herrscher: Heinrich VIII. (Band 4)

Dominic Sandbrook ist Historiker, Autor, Kolumnist und Fernsehsprecher. Er hat Bücher über die politische Geschichte Amerikas geschrieben und steht kurz vor der Vollendung eines mehrbändigen Geschichtsbands über Großbritannien in der Nachkriegszeit. Sein jüngstes Buch »Who Dares Wins« wurde in den Medien wiederholt als Buch des Jahres bezeichnet. Sandbrook hat für zahlreiche BBC-Fernsehserien die Drehbücher geschrieben und als Sprecher fungiert. Er ist Gastprofessor am King's College London, hat eine monatliche Kolumne im BBC History Magazine und schreibt für The Daily Mail und The Sunday Times.

Prolog


Die Schlacht

Über dem Herzen Englands dämmerte ein früher Morgen. Auf dem Hügelkamm brannten im grauen Zwielicht die Lagerfeuer.

Die Offiziere von König Richard rissen die Soldaten aus dem Schlaf und trieben sie an, ihre Rüstungen anzulegen. Die Morgenluft war erfüllt vom Scheppern der Harnische, dem Surren der Bogensehnen und dem Klirren der Hämmer.

Über dem Zelt des Königs wehten die englische Flagge sowie das Sankt-Georgs-Kreuz neben seiner persönlichen Fahne, die einen weißen Eber mit furchterregenden Hauern zeigte. Richard stand wie eingerahmt im Eingang seines Zelts, seine Hauptmänner sammelten sich um ihn, um letzte Anweisungen entgegenzunehmen. Ein Diener hielt seinen Helm mit der funkelnden goldenen Krone.

Richard III. war seit kaum zwei Jahren König. Er war ein skrupelloser Mann. Fast sein ganzes Leben lang hatte sich England im Krieg befunden, zerrissen vom erbitterten Kampf der Dynastien des Landes um die Krone.

Es hieß, Richard habe seine beiden Neffen ermorden lassen, um sich selbst die Krone zu sichern. Die beiden Jungen waren im Tower von London verschwunden und nie wieder gesehen worden.

Doch Richard war davon überzeugt, dass im Herzen eines Königs kein Platz für Mitleid war. Der Sieg würde demjenigen zufallen, der etwas riskierte, der als Erster handelte und sich nicht scheute, Blut zu vergießen.

Nach langen Jahren des Krieges waren fast all seine Rivalen tot. Nur einer von ihnen war noch am Leben, ein junger walisischer Abenteurer mit einem bunt zusammengewürfelten Söldnerheer.

In den letzten Tagen hatte Richard seinen Widersacher durch ganz England verfolgt. Und am Morgen des 22. August 1485 hatte er ihn nahe des Dorfes Bosworth in Leicestershire aufgespürt.

Richard warf einen ruhigen und kalten Blick hinunter auf die Rebellen.

In wenigen Stunden, versprach er seinen Hauptmännern, würden sie den entscheidenden Sieg erringen. Ihr Feind sei ein »walisischer Milchbart«, der eine Horde von »Verrätern, Dieben, Banditen und Geächteten« anführe.

Richard hob seine Stimme. »Heute werde ich entweder einen triumphalen Sieg feiern«, rief er, »oder durch meinen Tod ewigen Ruhm erlangen!«

Die königliche Armee brach in Jubel aus. Schwerter glitzerten in der Morgensonne. Jetzt stand sie bevor: die letzte Schlacht.

Auf der Ebene unter ihnen waren die Rebellen nun ebenfalls in Bewegung. Nur wenige von ihnen hatten viel geschlafen.

Unter dem Banner des roten Drachens stand ein feingliedriger junger Mann mit scharfem Blick und spähte zur königlichen Armee hinauf. In Wales geboren, hatte Heinrich Tudor den Großteil seines Lebens auf der Flucht verbracht.

Sein Vater war getötet worden, ehe er geboren wurde. Unter der Obhut seines Onkels hatte er sich jahrelang in Frankreich und der Bretagne versteckt gehalten.

Zwei Wochen zuvor war Heinrich mit einer Gruppe von Gefolgsleuten in Wales an Land gegangen und hatte darauf gehofft, weitere Anhänger zu finden, doch nur wenige Männer schlossen sich ihm an. Als sie Bosworth erreichten, war seine Truppenstärke auf nur fünftausend Mann angestiegen, kaum die Hälfte dessen, was König Richard aufbieten konnte.

Heinrich war stets ein zurückhaltender und vorsichtiger Mann gewesen. Doch als er jetzt seine Rüstung anlegte, wusste er, dass seine Zukunft am seidenen Faden hing.

In den letzten Tagen hatte er der mächtigsten Adelsfamilie Englands, den Stanleys, wiederholt Nachrichten gesandt und sie um Unterstützung angefleht. In der Ferne konnte er im trüben Morgenlicht ihre roten Waffenröcke ausmachen.

Bisher hatten die Stanleys jedoch keinerlei Anstalten gemacht, den Rebellen zu Hilfe zu eilen. Heinrich wusste nur zu gut, dass sie in Ruhe abwarteten, welche Kriegspartei sich als die stärkere erweisen würde.

Als sich seine Hauptmänner um ihn scharten, suchte er nach den richtigen Worten:

»Nicht die Überzahl von Männern führt zum Sieg«, rief er, »sondern der Mut der Herzen und die Kühnheit eurer Seelen! Lasst uns daher wie unbesiegbare Riesen in die Schlacht ziehen und, gleich einem Rudel anstürmender Löwen, alle Furcht vergessen. Jetzt gilt es – wahre Männer gegen Verräter, rechtmäßige Erben gegen Thronräuber, die Geißel Gottes gegen den Tyrannen!«

Ein Jubelschrei lief durch die Reihen der Rebellen. Doch als Heinrich sein Visier herunterklappte, spürte er, wie Furcht von ihm Besitz ergriff.

Sein ganzes Leben lang war er ein Spielball des Schicksals gewesen. Doch jetzt, da es um alles ging, schien ihn sein Glück zu verlassen.

Kanonendonner dröhnte über das Schlachtfeld von Bosworth. Die Fußsoldaten von König Richard strömten den Hügel hinab. Gellende Schlachtrufe durchschnitten die Luft.

Auf halber Höhe trafen die vorderen Reihen mit klirrenden Schwertern aufeinander. Männer sanken zu Boden, schrien, starben.

Die Soldaten von Heinrich Tudor kämpften tapfer, waren aber hoffnungslos in der Unterzahl. Noch hielten sie dem Feind stand, aber wie lange noch?

Mit wachsender Verzweiflung blickte Heinrich zur anderen Seite des Schlachtfelds hinüber, wo die in Rot gehüllten Soldaten der Stanleys immer noch abwarteten.

Dann nahm er auf der Kuppe des Abhangs eine Bewegung wahr, silberne Lichtreflexe in der Morgensonne. Richards Ritter gingen zum Angriff über, ihre roten Fahnen flatterten im Wind, die Luft war von ihren siegesgewissen Kampfgesängen erfüllt.

Starr vor Schreck beobachtete Heinrich, wie sie elegant dem engsten Getümmel auf dem Schlachtfeld auswichen und auf ihn zuhielten. Jetzt kamen sie ihm im gestreckten Galopp entgegen.

Mit einem ekelerregenden Krachen sprengten die Reiter mitten in Heinrichs kleine Schar hinein. Allen voran eine Gestalt in schimmernder Rüstung, ein goldenes Glitzern um den Helm, mit blutverschmierter Streitaxt, die wie mechanisch auf- und niederfuhr.

Es war Richard. Unaufhaltsam. Unbesiegbar. Seine Augen strahlten in wilder Freude über das Gemetzel.

In Heinrichs Kopf drehte sich alles, sein Pferd scheute und bäumte sich auf. Das Banner mit dem roten Drachen lag auf dem Boden, zertrampelt unter den Hufen der Pferde. Richard war kaum noch eine Speerlänge von ihm entfernt.

Und plötzlich, in der Ferne, wie aus einer anderen Welt, drangen wütende und überraschte Rufe zu ihm herüber. Heinrich drehte den Kopf und sah ein Heer von feuerroten Männern heranstürmen, die Richards Ritter wie eine Flutwelle unter sich begruben und in den Tod rissen.

Heinrich wurde von einer unaussprechlichen Freude und Erleichterung ergriffen. Er wusste, dass er gerettet war. Die Stanleys waren ihm im letzten Moment zu Hilfe geeilt.

Auch Richard starrte die heranstürmenden Männer sprachlos an. In einem wütenden Versuch, sich gegen das Schicksal zu stemmen, hieb er mit seiner Streitaxt in alle Richtungen und schrie mit heiserer Stimme: »Verrat! Verrat!«

Doch es waren bereits zu viele Widersacher, die ihn zurückdrängten und umzingelten. Sein Pferd geriet ins Straucheln. Die Angriffe kamen von allen Seiten.

Im nächsten Moment stürzte der letzte Plantagenet zu Boden und versuchte panisch, auf die Beine zu kommen. Sein Helm hatte sich gelöst. Schwerter und Hellebarden hieben – wie aus dem Himmel kommend – auf ihn ein.

In Richards Kopf dröhnte ein mächtiger Donnerschlag, dann wurde alles dunkel.1

Wenige Minuten später sank auch Heinrich auf die Knie, sein Gesicht schweißnass und dreckverschmiert, seine Augen im Gebet geschlossen. Der Lärm der Schlacht nahm allmählich ab. Es war vorbei.

Er hob den Kopf und blickte auf. Lord Stanley kam ihm entgegen und hielt etwas in der Hand.

Einer seiner Männer habe sie unter einem Weißdornbusch gefunden, sagte er. Sie müsse dem Tyrannen vom Kopf gerutscht sein, als sich dessen Helm gelöst habe.

Im Schein der Mittagssonne sah die mattgolden glänzende Krone dünn und zerbrechlich aus. Ihretwegen war all dies geschehen.

Ehrerbietig und behutsam setzte er dem neuen König die Krone auf den Kopf. Und als Heinrich VII., der erste englische König aus dem Hause Tudor, sich erhob, schallten Jubelschreie über die weite Ebene.

In den letzten Jahren des fünfzehnten Jahrhunderts kannten jede Frau und jeder Mann im Land die Vorstellung vom Rad des Schicksals. In einem Moment war man obenauf, genoss Wohlstand, Ruhm und Glück. Doch ehe man sich’s versah, drehte sich das Schicksalsrad weiter, und man stürzte kopfüber in Elend und Verzweiflung.

»So dreht sich das Rad des Schicksals verräterisch weiter«, schrieb der Dichter Geoffrey Chaucer in seinem Buch Die Canterbury-Erzählungen, »und bringt einen Mann vom Glück ins Verderben.«

Doch nur selten drehte sich das Rad des Schicksals so rasant weiter wie in Bosworth. Wenige Stunden auf einem Schlachtfeld in Leicestershire sollten genügen, um der englischen Geschichte eine dramatische Wendung zu geben.

Mit Heinrichs Sieg waren die langen Jahre des Bürgerkriegs – der sogenannten Rosenkriege – vorbei. Ein neues Zeitalter, die Zeit der Tudors, begann.

Doch auch wenn die Krone nun auf dem Haupt von Heinrich VII. glänzte, drehte sich das Rad des Schicksals unaufhörlich weiter. Und dieses Buch handelt davon, was als Nächstes geschah.

Es ist die Geschichte von Heinrichs Sohn: dem zweiten Tudor-König, Heinrich VIII., und den sechs Frauen, die ihn geheiratet haben.

Dieser jüngere...

Erscheint lt. Verlag 31.8.2022
Reihe/Serie Die Weltgeschichten-Reihe
Die Weltgeschichten-Reihe
Übersetzer Knut Krüger
Zusatzinfo Mit s/w Illustrationen
Sprache deutsch
Original-Titel Adventures in Time #4 - The Brides of Death: The six wives of Henry VIII
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Sachbücher
Schlagworte 2022 • ab 10 • Anglikanische Kirche • Anna von Kleve • Anne Boleyn • Catherine Howard • Catherine Parr • eBooks • Erasmus von Rotterdam • Erzählendes Sachbuch • Geschichte • Geschieden, geköpft, gestorben • Heinrich der Achte • Jane Seymour • Katharina von Aragon • Kinderkrimi • Kindersachbuch • Kinderwissen • Kirche Englands • König von England • Kronprinz • Macht • Neuerscheinung • Pubertät • Renaissance • Rosenkriege • Sachwissen für Kinder • Scheidung • Thronfolger • Trennung • Tudors • Unterhaltungshistorik
ISBN-10 3-641-27412-5 / 3641274125
ISBN-13 978-3-641-27412-2 / 9783641274122
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