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Karma kommt nicht von Chamäleon -  Barbara Jascht

Karma kommt nicht von Chamäleon (eBook)

Die abenteuerliche Reise von Nogozir
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
myMorawa von Dataform Media GmbH (Verlag)
978-3-99129-552-5 (ISBN)
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Das Chamäleon Nogozir lebt im Dschungel und ist vollkommen weiß. Es wurde deshalb von anderen Chamäleons immer verspottet und ausgeschlossen. Dadurch wurde aus ihm ein richtig unangenehmer Zeitgenosse. Nogozir flucht, rülpst, furzt, beböst liebend gerne und freut sich über Missgeschicke anderer - mit einem Wort, er pfeifft auf Anstand, Höflichkeit und Freundlichkeit. Aus purer Langeweile verlässt er eines Tages seinen Baum und macht sich auf den Weg durch den Dschungel. Er begegnet einem riesigen Gorilla, der ihn auf eine abenteuerliche Reise schickt. Er muss zehn Pforten bestehen, jede einzelne steht für eine gute Eigenschaft. Nogozir hat damit große Schwierigkeiten und legt sich natürlich mit den Pfortenhütern an. Aber je länger seine Reise dauert, desto mehr wird ihm klar, warum Gutsein das Klügste ist, was er tun kann. Er lernt über Karma und die Zusammenhänge von Denken, Sprechen und Handeln. Mit jeder Erkenntnis bekommt er etwas Farbe. Am Ende ist aus ihm ein wunderschönes, freundliches und weises Chamäleon geworden, welches nur ein Ziel hat: anderen zu helfen.

Der Gorilla auf dem Stein

Es dauerte eine Weile, bis Nogozir auf dem Dschungelgrund angekommen war. Der Boden fühlte sich anders an als sein Baum. Kühl und geheimnisvoll. Er schob jeden Gedanken an Gefahren weg und blickte um sich. Alles sah anders aus. Große Blätter in allen Farben und Formen wuchsen auf beiden Seiten, unbekannte Düfte umschmeichelten die Nase des weißen Chamäleons. Die Sonne brach nur vereinzelt durch das dichte Blätterdach und hinterließ ein zauberhaftes Lichtspiel auf sattgrünen Farnen und Lianen. Dazwischen prangten riesige bunte Blumen mit Blütenkelchen so tief und groß, dass man darin schwimmen konnte. Vogelgezwitscher, Rascheln und leises Knacken erfüllten die Luft.

Seine Seele wurde durch diese verschwenderische Pracht nicht berührt. Nogozir konnte sie nicht sehen, weil sein Herz dunkel war vor Zorn, Wut und Schmerz. Dadurch war es ihm unmöglich, die Schönheit der Welt rund um sich wahrzunehmen.

Er verharrte ein paar Minuten bewegungslos, schwankte dann vor und zurück, wie es nun mal die Art von Chamäleons ist. Schließlich gab er sich einen Ruck. Er hatte einen Plan, einen Bebösungsplan, und der wollte nun umgesetzt werden. Er war schließlich nicht zum Vergnügen hier.

So machte sich Nogozir auf den Weg durch den Urwald. Als er eine Weile gegangen war, entdeckte er einen großen Käfer, der langsam und mit Mühe eine Kugel vor sich herschob. Er hörte ihn vor Anstrengung stöhnen. „Der kommt mir gerade recht“, dachte Nogozir und rieb sich mit einem hämischen Grinsen die Tatzen. Langsam pirschte er sich von hinten heran.

„He, du, Käfer!“, rief er laut, als er dicht hinter dem Käfer war. Er gluckste vor Vergnügen, als er sah, wie dieser erschrak. „J-j-a?“, stotterte der Käfer, als er Nogozir erblickte. Was war denn das? Er hatte noch nie ein weißes Chamäleon gesehen. „Ich wette, du hast den Himmel noch nie vom Rücken aus gesehen“, meinte Nogozir mit bösem Unterton und drehte, ohne die Antwort des Käfers abzuwarten, das arme Tier einfach auf den Rücken. „He, warum machst du das? Ich kann mich allein nicht mehr umdrehen!“, rief der Käfer angsterfüllt, als er hilflos auf dem Rücken lag. Er begann, wild mit den Beinchen zu strampeln. „Ich brauche keinen Grund, um dich auf den Rücken zu legen. Wenn du von alleine nicht hochkommst, ist das dein Pech“, meinte Nogozir verächtlich, streckte die Zunge heraus und ließ zu allem Übel einen grünlichen Schleimpfropfen mit einem saftigen „Platsch!“ mitten ins Gesicht des Käfers plumpsen. Er übertraf sich gerade wieder mal selbst.

Der arme Käfer schüttelte den Kopf und prustete und spuckte. Nogozir gab ihm noch einen Schubs, sodass er hin und her wackelte, und wanderte zufrieden mit sich selbst und seiner Bebösung davon. Je weiter er ging, desto leiser wurde das Jammern und Flehen des Käfers. Sollte er doch sehen, wie er da wieder rauskam. Ihm habe auch nie jemand geholfen, als ihn die anderen quälten, dachte Nogozir mit kaltem Herzen. Ohne einen weiteren Gedanken an den armen Käfer zu verschwenden, drang er immer weiter in den dichtgrünen Urwald vor.

Auf einmal versperrte ihm eine riesige Blätterwand den Weg. Sie schien unendlich weit in den Himmel zu wachsen. „Was zum Teufel ist das denn?“, murrte er und schob und drückte mit seinen Ärmchen gegen die Blättermauer. Nichts bewegte sich. Das konnte nicht sein, er hatte gerade mal ein Tier beböst und nun sollte er nicht weiterkommen? Nogozir nahm seine ganze Kraft zusammen und warf sich mit wilder Entschlossenheit gegen das Hindernis. Als er die Wand berührte, öffnete sich blitzschnell ein Spalt und Nogozir purzelte vollkommen überrumpelt auf eine Lichtung. Am Rand der Lichtung türmte sich zu allen Seiten undurchdringlich die Blätterwand auf. Nogozir musste blinzeln. Sie lag, frei vom grünen Dach des Urwalds, in prallem Sonnenschein da. Als sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, sah er, dass sich auf dem kleinen Hügel in der Mitte der Wiese ein Stein befand. Auf diesem Stein saß ein riesiges Tier. So ein großes Tier hatte er noch nie in seinem ganzen Leben gesehen. Es war viele Male größer als das bescheuerte Faultier, dem er mal eins übergebraten hatte.

Nogozir hockte mit offenem Mund auf der Lichtung und war beeindruckt. Das Tier hatte zwei muskulöse Arme, Beine so dick wie ein Baum, schwarzes Fell und ein dunkles Gesicht mit großen Augen, einer Nase und einem Mund, der viele Zähne dahinter vermuten ließ. Es sah wirklich stark aus. Jedes andere Tier hätte spätestens jetzt die Flucht ergriffen. Nicht jedoch Nogozir. Er kannte eines nicht: gesunde Selbsteinschätzung. „Der ist meine Kragenweite, den kauf ich mir“, sagte er sich und steuerte zielstrebig auf den Stein zu. Da Nogozir noch nie in seinem Leben einen Gorilla gesehen hatte, wusste er auch nicht, mit wem er im Begriff war, sich anzulegen. Als er vor dem Stein stand, senkte das Riesentier den Kopf und starrte ihn an. „Wer bist denn du?“, donnerte es ihm entgegen. Hätte Nogozir ein Fell gehabt, es wäre ihm zu Berge gestanden. Er war sich plötzlich nicht mehr so sicher, ob er sich den Kerl kaufen wollte. „Ich…“, setzte er an und verschluckte sich. Was sollte das denn! Mut, mein Lieber, Mut! „Ich bin Nogozir, das Chamäleon und Meister im Fluchen, Rülpsen, Stehlen, Lügen und Angstmachen.“ „Aha? Und was machst du so den ganzen Tag?“, fragte der Fellberg und kniff die Augen zusammen. „Ich mache anderen das Leben schwer. Ich beböse sie, weißt du? Ein Kerl wie du versteht das sicher gut. Gerade eben habe ich einen Käfer auf den Rücken gedreht, einfach so! Das hat Spaß gemacht! Wer bist du, wenn ich fragen darf?“ Er gewann langsam seine Selbstsicherheit zurück. „Ich bin ein Gorilla und das stärkste Tier im Dschungel. Einen Hasenfurz wie dich kann ich mit meinem Daumennagel zerdrücken.“ Nogozir brauchte eine Weile, bis er begriff, was der Gorilla gesagt hatte. Das war definitiv eine klare Ansage. Und sie gefiel ihm ganz und gar nicht.

Der Gorilla ließ so etwas wie ein Lachen hören und kletterte behäbig von dem Stein runter. Als er auf dem Boden stand, blickte er mitleidig auf das Chamäleon hinab. Nogozir schluckte. Der war wirklich eine Nummer zu groß für ihn. „Obwohl ich der Stärkste bin, tue ich keinem Wesen etwas zuleide.“„Warum nicht? Du kannst ja alles machen, was du willst“, hauchte Nogozir mit dem letzten Rest seines Chamäleon- Mutes und zog seinen Schwanz näher an sich. „Weil es dumm ist, anderen etwas anzutun. Weißt du denn nicht, wie die Welt funktioniert?“, erwiderte der Gorilla und kam noch einen Schritt näher. „Nein! Das hat mir noch nie jemand erzählt“, fiepte Nogozir im Schatten des Giganten. Siedend heiß fiel ihm der Käfer wieder ein und er bekam ein schlechtes Gewissen. Er wünschte sich ein Loch, in dem er sich verstecken konnte. Seine eben noch gewaltige Courage hatte sich – plopp! – aufgelöst und er begann, am ganzen Leib zu zittern. Was musste er auch diesen blöden Spaziergang machen! Wäre er doch nur auf seinem Baum geblieben!

„Also höre mir gut zu, kleines Chamäleon. Ich verrate dir das Geheimnis, wie die Welt entsteht: Alles, was du denkst, sprichst oder tust, erschafft deine Welt. Wenn du Gutes tust, wird dir Gutes widerfahren, wenn du gemein und niederträchtig zu anderen bist, werden andere zu dir gemein sein. Der Schlüssel zu einem schönen Leben ist ein einziger Satz: Wenn du etwas haben möchtest, dann hilf zuerst jemand anderem, es zu bekommen. So einfach ist das.“

Nogozir starrte den Gorilla ungläubig an. Es gab nur eine Erklärung für das eben Gehörte. Er hatte es mit einem Verrückten zu tun! Man musste doch einen an der Waffel haben, wenn man das glaubte. Keinen Tag würde man im Dschungel mit dieser Haltung überleben. Alles auf der Welt ist Zufall! Seine weiße Haut? Zufall! Das Recht des Stärkeren zählt! Es ist egal, was er tue, es hat keinen Einfluss auf sein Leben, dachte Nogozir erregt. Der Gorilla war zwar groß, aber er schien nicht ganz dicht im Oberstübchen zu sein. Nogozir nahm all seinen Mut zusammen und richtete sich auf. „Wieso soll ich dir das glauben? Das widerspricht jeglichem gesunden Chamäleon-Verstand. Warum sollte die Welt so funktionieren?“ schleuderte er dem Riesen entgegen.

Der Gorilla begann herzhaft zu lachen. „Mut hast du, kleines Kerlchen, das muss ich sagen. Mir zu widersprechen ist eines, aber auf die gefährliche Reise zu den zehn Pforten zu gehen, ist etwas anderes. Da würdest du noch viel mehr, noch unglaublichere Geheimnisse erfahren, als dieses eine. Ob ich dir das zutrauen kann?“ Er beugte sich zu Nogozir hinab, beäugte ihn kritisch und strich sich mit...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch
ISBN-10 3-99129-552-0 / 3991295520
ISBN-13 978-3-99129-552-5 / 9783991295525
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