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Buddy - Mein Leben als Straßenhund (eBook)

Tiefgründige Tiergeschichte ab 11

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
352 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-44050-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Buddy - Mein Leben als Straßenhund -  Gill Lewis
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Gill Lewis' berührender Roman über einen Straßenhund Der kleine Mischling Buddy weiß gar nicht, wie ihm geschieht. Eben noch war er bei seinem Jungen und jetzt steht er ganz allein an einer Straße. Hat seine Familie ihn vergessen? Bald wird ihm klar, dass er ausgesetzt wurde und nun auf sich allein gestellt ist. Zum Glück findet er ein Rudel Hunde, denen es ähnlich geht. Die Straßenhunde beschützen einander, teilen das Essen und den Schlafplatz. Aber Buddy kann seinen Jungen nicht vergessen. Nach mehreren Umwegen schafft er es tatsächlich, ihn wiederzufinden. Doch dann wiederholt sich die Geschichte und Buddys Leben als Straßenhund fängt erst so richtig an ...

Schon als Kind betrieb Gill Lewis im elterlichen Gartenschuppen ein Tierkrankenhaus, in dem sie Mäuse, Vögel und andere Kleintiere verarztete. Später studierte sie Tiermedizin und war als Tierärztin tätig. Heute ist sie freischaffende Autorin und lebt mit ihrer Familie in Somerset. Ihr erster Roman, >Der Ruf des Kulanjango<, erschien auf Anhieb in 20 Sprachen. Mehr über die Autorin auf www.gilllewis.com  

Schon als Kind betrieb Gill Lewis im elterlichen Gartenschuppen ein Tierkrankenhaus, in dem sie Mäuse, Vögel und andere Kleintiere verarztete. Später studierte sie Tiermedizin und war als Tierärztin tätig. Heute ist sie freischaffende Autorin und lebt mit ihrer Familie in Somerset. Ihr erster Roman, ›Der Ruf des Kulanjango‹, erschien auf Anhieb in 20 Sprachen. Mehr über die Autorin auf www.gilllewis.com  

Kapitel 3


DIE EISENBAHNBUDE


BUDDY HOLTE FRENCHI EIN und trottete neben ihm die Gasse entlang.

»Wohin gehen wir?«, fragte Buddy.

»Wir treffen den Boss.«

»Den Boss?«

»Komm jetzt«, sagte Frenchi, »wir sprechen später drüber. Lass uns erst mal dem Regen entkommen.«

Er blieb am Ende der Gasse stehen und lugte ums Eck. Auf einer viel befahrenen Straße rasten Autos und Lastwagen in beide Richtungen und spritzten Wasserfontänen in die Höhe. Neben ihnen auf dem Gehsteig flitzte ein Radfahrer vorüber.

Frenchi drehte sich zu Buddy. »Ich vermute mal, du weißt wenig über Autos.«

»Park«, war das Erste, was Buddy dazu einfiel. »Autos bringen dich in den Park.«

Frenchi schüttelte den Kopf. »Hier töten sie dich. Sie sehen dich nicht, und bevor du überhaupt weißt, was passiert, liegst du schon platt gedrückt unter den Rädern.«

Buddy beobachtete die vorbeirasenden Autos.

»Du musst auf die Pause warten«, mahnte Frenchi. »Bleib dicht bei mir.« Er schob sich an den Rand des Gehsteigs. Das Leuchten der Scheinwerfer schien sich zu einem Fluss aus Licht zu vereinen. Dann aber hielten die Wagen weiter unten auf der Straße an.

»Jetzt!«, rief Frenchi und lief los. »An diesen farbigen Lampen bleiben die Autos stehen. Wir haben nicht viel Zeit. Komm schon, beeil dich!«

Buddy folgte ihm. Der Verkehr kam wieder ins Rollen und ein Lastwagen rumpelte auf sie zu. Buddy drehte sich um und sah, wie er immer näher kam. Die Scheinwerfer des Monsters erfassten ihn und drückten ihn zu Boden. Er konnte nicht rennen. Er konnte sich überhaupt nicht bewegen. Als sich das Ungetüm vor ihm auftürmte, kauerte er sich noch mehr zusammen.

»Lauf!«, schrie Frenchi.

Aber Buddy konnte nicht laufen.

Der Wagen kam mit quietschenden und rauchenden Bremsen zum Stehen. Ein lauter Hupton erschallte. Das Geräusch drang Buddy durch Mark und Bein und machte ihn taub. Im Tanz der Autoscheinwerfer, Straßenlichter und Regentropfen, die wie grellweiße Nadeln zu Boden schossen, sah er Frenchi auf sich zurennen und spürte, wie er ihn mit der Schnauze anstupste und zum Gehsteig drängte. Der Lastwagenfahrer schrie sie an, aber Frenchi ließ nicht locker und zerrte Buddy in die Einmündung einer anderen Gasse. Als sie in den Schatten Schutz fanden, blieb er stehen.

»Das war knapp«, keuchte Frenchi. Er setzte sich, um wieder zu Atem zu kommen. »Oh Mann, du musst noch ’ne ganze Menge lernen!«

Buddy sank neben ihm zu Boden und leckte sich die Pfoten. Dort, wo sich der Straßensplitt zwischen seine Ballen gedrückt hatte, fühlten sie sich wund an. Die kalte Nässe war bis zu seiner Haut vorgedrungen und sein ganzer Körper tat weh. Er kauerte sich zusammen und steckte die Schnauze ins Fell.

»Wir können hier nicht bleiben«, sagte Frenchi behutsam. »Es ist nicht mehr weit.«

Aber Buddy hatte die Augen zugekniffen und hoffte, dass er alles nur geträumt hatte. Wenn er die Augen öffnete, wollte er wieder bei seinem Jungen sein.

Frenchi versuchte, ihn anzuschubsen, aber Buddy kauerte sich nur noch fester zusammen und weigerte sich, sich zu bewegen.

»Um Lupus’ willen«, stöhnte Frenchi, »wir können nicht hier draußen bleiben. Wir werden erfrieren.«

Aber Buddy wollte nicht hören.

Frenchi senkte den Kopf und biss Buddy in den Schwanz. Der Welpe jaulte und sprang auf die Füße.

»Tut mir leid«, entschuldigte sich Frenchi. »Wir können nicht hierbleiben.« Er presste seine Schnauze an Buddy und drängte ihn noch einmal weiter, in die Richtung, in der das Herz der Stadt lag.

Um sie herum wurden die Häuser immer größer. Sie wuchsen in die Höhe und gaben nur noch einen Streifen des Nachthimmels frei, der von den Lichtern der Stadt ganz in Orange getaucht schien. Frenchi lief vorneweg und hielt sich im Schatten, während sie Geschäfte und Büros passierten. Er bog in eine Seitenstraße ein, die sich auf der Rückseite eines Bahnhofs entlangzog. Dort standen einige Taxis in einer Reihe. Die Fahrer wärmten sich in ihren Wagen auf und sehnten das Ende ihrer Nachtschicht herbei. Die beiden Hunde, die neben ihnen im Regen vorbeitrotteten, bemerkten sie nicht. Dann bog Frenchi plötzlich in eine Mauerlücke ab, lief ein paar steile Stufen hinunter, die grün bemoost und schlüpfrig waren. Buddy rümpfte die Schnauze. Es roch feucht und modrig und nach Menschentoilette. Das Ende des schmalen Durchgangs mündete in eine finstere Straße, die an den Arkaden einer Eisenbahnbrücke entlangführte. Über ihnen rumpelte ein Zug und seine hell erleuchteten Fenster illuminierten für Augenblicke die Straße. Im flüchtigen Aufblitzen des Lichtes beobachtete Buddy, wie sich Regenwasserbäche in die Rinnsteine ergossen und zu kleinen Tümpeln anwuchsen, dort, wo sich Plastiktüten und Styroporbecher aufstauten und die Gullys verstopften. Die Arkaden wurden als Ladengeschäfte und Werkstätten genutzt. Bei einigen waren die eisernen Rollläden heruntergelassen, andere waren mit Brettern zugenagelt. Die Wände waren mit Graffiti vollgekritzelt und die Abfallbehälter quollen über.

An einer der Arkaden, wo ein Busch aus der Wand zu wachsen schien, blieb Frenchi stehen. »Hier rein«, sagte er, schlüpfte hinter den Strauch und drückte gegen ein loses Holzbrett. Buddy folgte ihm und schob sich durch die Lücke in einen dunklen Raum auf der anderen Seite.

»Das ist die Eisenbahnbude«, erklärte Frenchi, »unser Zuhause. Du solltest jetzt lieber den Boss treffen.«

Drinnen war es trocken, geschützt von Wind und Wetter. Die Luft roch abgestanden und nach nassen Hunden. Das matte Glimmen einer Glühbirne an der hinteren Wand fiel auf ein Durcheinander von Gerümpel, auf das Gerippe eines ausgebrannten Autos und auf einen Berg aus Schachteln und schwarzen Plastiktüten, auf dem, gefährlich schief, eine alte Matratze lagerte.

Aus einer dunklen Ecke drang ein tiefes Knurren. Ein riesiger schwarzer Hund sprang auf. Er war größer als alle Hunde, die Buddy jemals begegnet waren. Seine Schultern waren breit und sein Kopf gewaltig. Er trat aus dem Dunkeln und nahm Buddy ins Visier.

Frenchi senkte den Kopf. »Ich bin’s nur, Frenchi. Und ein Freund.«

Der Hund kam näher. Selbst im trüben Licht sah Buddy, dass sich dessen Nackenhaare sträubten. Er fletschte die im Lichtschein funkelnden Zähne. Dann beschnupperte er Buddy. Der klemmte seinen Schwanz zwischen seine Beine, sank zu Boden und versuchte, sich so klein wie möglich zu machen. Sein ganzer Körper zitterte. Nicht einmal die Düsternis konnte den mächtigen Auftritt des Hundes verbergen. Es schien so, als sei dieses Tier selbst ein Geschöpf der Nacht.

Frenchi wollte sich zwischen den Hund und Buddy setzen. »Mach ihm keine Angst, Rex. Das ist Buddy. Er ist allein. Wie wir. Seine Menschen haben ihn ausgesetzt. Ich hab ihn in der Tothundgasse aufgelesen.«

Für einen Augenblick starrte der große Hund Frenchi an, dann drehte er sich um und verschwand wieder im Dunkeln. Buddy jedoch spürte, dass jede seiner Bewegungen beobachtet wurde.

»Ist das der Boss?«, flüsterte er.

»Nein, das ist Rex. Er ist okay. Du musst ihm nur seinen Freiraum lassen. Rück ihm nicht auf die Pelle, vergiss das nicht.«

Buddy fröstelte. Wenn das nicht der Boss war, wollte er gar nicht wissen, wer es dann war.

»Komm jetzt«, drängelte Frenchi. »Der Boss erwartet uns.«

Im funzeligen Licht konnte Buddy die Umrisse verschiedener Hunde ausmachen. Die Tiere lagerten auf Sacktüchern und Zeitungen. Eine schlanke Hündin, ein Border Collie, schlich durch die Schatten. Sie machte einen großen Bogen um den Müllhaufen mit der Matratze, umkreiste die Hunde, bis sie schließlich zu Buddy kam.

»Einer, zwei, drei, vier, fünf – und ich«, zählte sie. Sie blieb mit gesenktem Kopf unmittelbar vor Buddy stehen und starrte ihn an. »Und noch einer«, sagte sie, »noch einer.«

Buddy bemerkte, dass das eine Auge der Hündin nachtblau schimmerte und das andere der Farbe eines Sommerhimmels ähnelte. Ihr Blick war so intensiv, dass er weggucken musste. Er versuchte stattdessen, die anderen Hunde im Dunkeln zu erkennen.

»Hallo, Merle«, sagte Frenchi. »Das ist Buddy. Er braucht eine Bleibe.«

Merle beschnüffelte den jungen Hund. »Noch einer.« Sie umkreiste ihn, legte sich dann wieder auf ihren Schlafplatz, beobachtete Buddy aber weiterhin mit gespitzten Ohren, wobei sich das Licht in ihrem blauen Auge spiegelte.

Eine blonde Labradorhündin schlurfte nach vorne. Ihre Schnauze war ergraut und ihre Hundeaugen waren die allerdunkelsten, die Buddy jemals gesehen hatte. »Hast wieder mal verlorene Seelen gesucht, Frenchi? Wirst du nie gescheiter?«

»Hallo, Saffy«, antwortete Frenchi.

Saffy beschnupperte Buddy. »Nur ein Hündchen«, seufzte sie. »Zu jung. Viel zu jung.«

Irgendetwas an dieser Hündin löste in Buddy ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit aus. Etwas tief in ihm weckte eine Erinnerung an einen Hund wie Saffy. Gerne hätte er sich von ihr sein Gesicht und seine Ohren putzen lassen. Er hätte sich gerne an ihrer Seite gewärmt und wäre gerne neben ihr eingeschlummert.

Buddy winselte und machte einen Schritt auf sie zu, aber schon drängte sich ein großer Fuchshund zwischen sie.

Der ganze Körper des Fuchshundes bebte, seine Ohren standen auf Alarm und seine Schnauze witterte Gefahr. »Sind die Wilden Jäger hier, Saffy? Ich höre sie!«

»Das ist nur der Wind, Reynard«, beruhigte ihn Saffy und leckte sein...

Erscheint lt. Verlag 16.2.2022
Illustrationen Gill Lewis
Übersetzer Siggi Seuß
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Abenteuergeschichte ab 10 • Aussetzen • England • Herrchen • Hund • Hundetrainer • Kampfhund • Kinderbuch ab 10 • Kinderbuch Hunde • Kinderroman • Mischling • Rudel • Straßenhund • Suche • Tierfänger • Tiergeschichte • Tierheim
ISBN-10 3-423-44050-3 / 3423440503
ISBN-13 978-3-423-44050-9 / 9783423440509
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