Disney Villains 8: Das Herz so kalt (Cinderella) (eBook)
304 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-93636-0 (ISBN)
Walt Disney (1901-1966) war einer der einflussreichsten und meistgeehrten Filmproduzenten und Trickfilmzeichner des 20. Jahrhunderts. Dafür sorgten Figuren wie Micky Maus oder Donald Duck. 1937 erschien mit »Schneewittchen und die sieben Zwerge« ein Meilenstein der Filmgeschichte: der erste abendfüllende Zeichentrickfilm. Viele weitere folgten und begeistern noch heute ein Milliardenpublikum jeder Altersklasse. Disneys Name entwickelte sich zu einer internationalen Marke, die für ein umfassendes Spektrum an Produkten der Unterhaltungsindustrie steht.
Walt Disney (1901-1966) war einer der einflussreichsten und meistgeehrten Filmproduzenten und Trickfilmzeichner des 20. Jahrhunderts. Dafür sorgten Figuren wie Micky Maus oder Donald Duck. 1937 erschien mit »Schneewittchen und die sieben Zwerge« ein Meilenstein der Filmgeschichte: der erste abendfüllende Zeichentrickfilm. Viele weitere folgten und begeistern noch heute ein Milliardenpublikum jeder Altersklasse. Disneys Name entwickelte sich zu einer internationalen Marke, die für ein umfassendes Spektrum an Produkten der Unterhaltungsindustrie steht. Serena Valentino, geboren 1970, ist eine amerikanische Autorin. Sie schuf die Disney-Bestsellerreihe »Villains«, in der sie berühmte Märchen aus Sicht der Bösewichte erzählt. Außerdem veröffentlichte sie die beiden Comicreihen »GloomCookie« und »Nightmares & Fairy Tales«. In der Graphic Novel »Cruella de Vil« (Originaltitel »Evil thing«), der Adaption des 7. Bandes der »Villains«-Reihe, verbindet sie beide Genres miteinander. Valentino lebt in Kalifornien. Ellen Kurtz wurde 1994 in Hamburg geboren. Nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr studierte sie Anglistik und Spanische Philologie, um sich ganz ihrer Begeisterung für Sprache und Literatur zu widmen. Seit 2018 ist Ellen Kurtz als freiberufliche Übersetzerin und Lektorin tätig.
KAPITEL I
Das Buch der Märchen
Die Tremaines
Vor nicht allzu langer Zeit und ziemlich weit entfernt, aber noch innerhalb der Vielen Königreiche stand ein altes, verfallenes Château. Dieses Château verfügte über zwei besondere Eigenschaften, die es von anderen Schlössern unterschieden. Die erste und bemerkenswerteste war die Tatsache, dass Cinderella, die als Königin über diese Lande herrschte, den seltsamen, unheilschwangeren Ort einst ihr Zuhause genannt hatte. Die zweite waren die wilden Gerüchte, die sich um das Château rankten – angeblich wurde es von den Geistern Lady Tremaines und ihrer beiden Töchter heimgesucht.
Es wurde gemunkelt, dass Anastasia und Drizella, die Töchter der Lady, in weißen Kleidern durch die Räume vom Château streiften, und so manch einer wollte das Phantom von Lady Tremaine gesehen haben, wie es mit dem Geist ihres geliebten Katers Lucifer sprach und den Verlust ihrer einzig wahren Liebe betrauerte.
Die Gerüchte erzählten eine tragische Schauergeschichte voller Elend und Verrat. Aber die Wahrheit barg noch viel Interessanteres. Denn tatsächlich waren die Lady und ihre Töchter noch vollkommen lebendig, ungeachtet ihrer gespenstischen Erscheinung. Sie waren in dem alten, zerfallenen Château gefangen, ohne Hoffnung auf Entrinnen. Denn seht ihr, im Gegensatz zu Cinderella hatten die Tremaine-Schwestern keine gute Fee an ihrer Seite, die über sie gewacht hätte.
Wir müssen euch wahrscheinlich nichts über Cinderellas Vergangenheit erzählen, aus der Zeit, bevor sie Königin wurde und noch bei den Tremaines lebte. Wenn ihr dieses Buch aufgeschlagen habt, seid ihr bereits mit Cinderellas Geschichte vertraut. Aber nur für den Fall, dass ihr außerhalb der Vielen Königreiche aufgewachsen seid und es irgendwie geschafft habt, eure Lebzeit ohne eine Erzählung von Cinderellas Geschichte zuzubringen, ist es wohl das Beste, wenn ich euch ein wenig von ihrer Familie erzähle.
Wie so viele Prinzessinnen in den Vielen Königreichen hatte auch dieses arme Mädchen ihre Mutter bereits in jungen Jahren verloren, und so war es an ihrem Vater, eine geeignete Stiefmutter zu finden, die seiner Tochter ein glückliches Heim bieten konnte. Es scheint, als ob die Lebenserwartung von Müttern in den Vielen Königreichen nur allzu oft verkürzt ist und die Stiefmütter, die sie ersetzen, beinahe durchweg grausame, selbstsüchtige Kreaturen sind. Aber das ist eine andere Geschichte für einen anderen Tag. Wir könnten spekulieren, dass etwas Übernatürliches in den Vielen Königreichen im Gange war oder dass die Verantwortung eindeutig bei den Witwern und ihrem schlechten Händchen bei der Wahl der Stiefmütter lag. Man könnte sogar behaupten, dass die Leben dieser Frauen von der vorherrschenden, wenn auch fehlgeleiteten Annahme in Feenkreisen, dass alle Stiefmütter bösartig wären, vorherbestimmt wurden.
Cinderellas Vater dachte bei der Wahl seiner neuen Ehefrau nicht viel weiter als an die Betreuung seiner Tochter, wenn man einmal davon absieht, wie genau er darauf achtete, dass die Lady aus einer guten Familie stammte, in ihrer Gemeinschaft hoch angesehen war und über eine große Mitgift verfügte. Diese Dame erschien wie die perfekte Wahl – eigentlich. Sie war eine Frau von stattlicher Erscheinung, noch recht gut aussehend, und – am wichtigsten – sie besaß ein beachtliches Vermögen, das nach der Heirat selbstverständlich an ihn fallen würde. Das ist und bleibt bis zum heutigen Tag ein eher unglücklicher und veralteter Brauch in den Vielen Königreichen: Mit der Eheschließung geht sämtliches Eigentum der Frau in den Besitz ihres Ehemannes über. Aber darüber machte sich die Lady keine Gedanken. Sie hielt den Vater des jungen Mädchens für ausgesprochen attraktiv, mit einem Titel beschenkt, der ihren eigenen um ein Vielfaches übertraf, einem, wie sie annahm, märchenhaften Vermögen und einem wunderschönen Heim, in dem sie ihre eigenen Kinder an der Seite seiner Tochter großziehen konnte.
Doch die Hoffnungen, die diese Dame in ihre Ehe mitbrachte, gingen weit über solche praktischen Überlegungen hinaus. Sie liebte den Mann von Herzen und sehnte sich nach einem glücklichen gemeinsamen Leben, auch wenn sie diese Sehnsüchte nicht in Worte fasste, während er um sie warb. Er machte auf sie den Anschein eines Mannes, der sich eine pragmatische Frau wünschte, und die Lady war in der Tat sehr vernünftig und viel zu anständig, um solche Dinge zu erwähnen. Sie war stolz auf ihr unerschütterliches Gemüt.
Aber zu diesem Teil der Geschichte werden wir bald kommen. Zunächst wollen wir uns mit den bedauernswerten Töchtern der Lady befassen, die innerhalb der Mauern ihres Heims und unter den stetig wachsamen Augen ihrer tyrannischen Mutter dahinwelkten. Diese Situation zog die Aufmerksamkeit ihrer Stiefschwester Königin Cinderella auf sich, die feststellte, dass sie die traurigen Lebensumstände ihrer Stiefschwestern nicht länger ignorieren konnte.
Meine teuerste Gute Fee,
mit schwerem Herzen habe ich vernommen, dass sich das Feenreich in einem Zustand der Unruhe befunden hat, und obgleich es mir zutiefst widerstrebt, Euch in solch schweren Zeiten weitere Sorgen zu bereiten, so sehe ich mich dennoch gezwungen, Euch in einer wichtigen Angelegenheit zu schreiben, die mich zutiefst betrübt.
Ihr müsst wissen, meine Stiefschwestern Anastasia und Drizella befinden sich in einer verzweifelten Lage, und aus Gründen, die Ihr nur zu gut versteht, ist es mir unmöglich, den beiden zu helfen. Falls das Feenreich Euch entbehren kann, wollt Ihr dann nicht bitte, so rasch es geht, an meine Seite eilen? Drizella, Anastasia und ich benötigen Eure Hilfe.
Ergebenst
Königin Cinderella
Die Gute Fee zerknüllte den Brief von Königin Cinderella in der Faust, was mit einem nicht unerheblichen Maß an Anstrengung verbunden war, da er nicht nur recht groß, sondern auch auf dem steifen Pergament geschrieben war, das für die offizielle königliche Korrespondenz verwendet wurde.
„Also wirklich, was hat Cinderella sich nur dabei gedacht? Was, um alles im Feenreich, könnten wir schon wegen Anastasia und Drizella unternehmen? Es ist nicht die Aufgabe der Feen, sich um ihresgleichen zu kümmern!“ Die Flügel der Guten Fee zuckten aufgebracht, während sie die Antwort ihrer Schwester abwartete.
Natürlich hörte Nanny ihrer Schwester überhaupt nicht zu. Nanny hatte sich in letzter Zeit viel länger als üblich im Feenreich aufgehalten. Sie hatte viele Jahre mit ihren eigenen Abenteuern zugebracht und erst kürzlich beschlossen, zurückzukehren und ihrer Schwester zu helfen, da sich das Feenreich in schrecklicher Gefahr befunden hatte. Aber das ist eine andere Geschichte, die sich im Buch der Märchen nachlesen lässt. Unsere Geschichte hingegen trifft die Feenschwestern im blühenden Garten der Guten Fee an, wo sie sich gerade zu ihrem Nachmittagstee niederlassen wollten, als die Nachricht der Königin sie unterbrach.
„Cinderella ist dein Schützling. Du musst zu ihr gehen. Sie hat dich um Hilfe gebeten!“, erwiderte Nanny und bedachte die Gute Fee mit einem vernichtenden Blick. Die Gute Fee hatte insgeheim schon immer gedacht, dass die Gegenwart ihrer Schwester deutlich angenehmer wäre, wenn diese nur etwas öfter lächeln würde. Nanny hatte silberne Ringellocken und funkelnde Augen. Sie war eine runde, reizende kleine Frau mit samtweicher Haut, die sich wie Pergament anfühlte. Sie war um einiges älter als die Gute Fee und nutzte das, sooft es ihr gefiel, zu ihrem Vorteil, was auch bedeutete, dass sie die Gute Fee herumkommandierte.
Die Gute Fee tippte aufgebracht mit der Spitze ihres Zauberstabes auf die Tischkante, während ihre Schwester weiterredete. Immerhin saßen sie gerade in ihrem Garten, und Nanny belehrte sie, wie gewöhnlich.
„Bist du denn kein bisschen neugierig, warum Cinderella so aufgebracht ist? Anastasia und Drizella muss etwas Schreckliches zugestoßen sein, wenn sie sich solche Sorgen macht. Und es ist deine Feenpflicht, nach Cinderella zu sehen, wenn sie nach dir ruft. Ich glaube nicht, dass du das einfach so ignorieren kannst“, befand Nanny in ihrem üblichen überlegenen Tonfall, den die Gute Fee zu verabscheuen begonnen hatte, jetzt, wo ihre Schwester so viel Zeit im Feenreich verbrachte.
Nach ihrer kürzlich überstandenen Tortur war die Gute Fee noch immer dabei, ihre Nerven wieder zu beruhigen. Sie hatten gerade erst einen Angriff auf das Feenreich durch die Verdrehten Schwestern überlebt – und davor den Angriff von Maleficent.
„Hier sitzen wir, kaum imstande, nach der drohenden Zerstörung des Feenreiches durch deine ehemaligen Schützlinge, die Verdrehten Schwestern, einmal Luft zu schnappen, und schon versuchst du, uns in einen anderen Kampf zu verstricken. Ich kann nicht mal eben hierhin und dorthin fliegen, nur weil Cinderella sich um ihre Stiefschwestern sorgt. Sie sind der Hilfe der Feen nicht würdig“, entgegnete die Gute Fee.
Mit bebenden Händen schenkte sie sich eine Tasse Tee ein, um ihre flatternden Nerven zu beruhigen. Sie hasste es, so aus der Fassung gebracht zu werden, insbesondere vor den Augen ihrer Schwester, aber sie konnte nichts dagegen ausrichten. Seit dem Moment, als sie den Brief mit Cinderellas Hilferuf in der Hand gehalten hatte, pochte ihr das Herz bis zum Hals. Inzwischen bereute sie es, die Neuigkeiten mit Nanny geteilt zu haben.
„Also, ich sehe nicht, dass du eine andere Wahl hast! Cinderella hat dich um Hilfe gebeten, und genau das ist deine Aufgabe! Warum bringen die Tremaines dich überhaupt so aus der Fassung? Sie sind nicht...
Erscheint lt. Verlag | 26.8.2021 |
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Reihe/Serie | Disney – Villains |
Disney Villains | |
Disney Villains | Disney. Villains |
Übersetzer | Ellen Kurtz |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Cinderella • Cold Hearted • Disney • Disney Villains • Fantasy • Fantasy Jugendliche • Fantasy junge Erwachsene • Mother Gothel • psychologisches Märchen • Villains |
ISBN-10 | 3-646-93636-3 / 3646936363 |
ISBN-13 | 978-3-646-93636-0 / 9783646936360 |
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Größe: 2,6 MB
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