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Ein Zwergmammut verschenkt man nicht (eBook)

Ein Mammut-Norbert-Abenteuer ab 8

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
176 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-43971-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ein Zwergmammut verschenkt man nicht -  Knut Krüger
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Nur mal schnell den König ärgern Norbert, das niedlichste Zwergmammut der Welt, begibt sich auf Spurensuche nach seinen Wurzeln, die bekanntlich auf Kreta liegen. Zusammen mit seinem Freund Henry und dessen cooler Oma fliegt er nach Griechenland und stellt dort fest, dass er schon sehnsüchtig erwartet wird! Der abgedankte König von Griechenland ist nämlich ganz scharf auf die seltenen Zwergmammuts und hält Norbert für ein würdiges Gastgeschenk. Und so müssen Norbert und Henry ganz schön viel Grips einsetzen, um aus dem Palast zu entkommen. Noch turbulenter wird es, als zwischen den kretischen Ruinen (und köstlichen Zitronenbäumen) Hinweise auftauchen, dass Norbert nicht das einzige noch lebende Zwergmammut sein könnte. Entdeckt er am Ende sogar seine Herde wieder?

Knut Krüger lebt als freier Autor, Lektor und Übersetzer mit seiner Familie in München. >Nur mal schnell das Mammut retten< war sein erster Erfolgstitel für dtv junior.

Knut Krüger lebt als freier Autor, Lektor und Übersetzer mit seiner Familie in München. ›Nur mal schnell das Mammut retten‹ war sein erster Erfolgstitel für dtv junior.

EINE FAUSTDICKE ÜBERRASCHUNG


Es knistert und rauscht aus den Lautsprechern. Der Pilot macht eine Durchsage und klingt dabei so fröhlich, als würde er uns eine lustige Geschichte erzählen. Leider verstehe ich vor lauter Knistern kaum ein Wort, nur dass wir gleich landen und dass die Sonne scheint, aber mehr muss ich eigentlich auch nicht wissen.

Als ich gerade schauen will, ob es da draußen außer blauem Himmel und Wattewolken schon irgendwas zu sehen gibt, legt sich das Flugzeug sanft auf die Seite. Ein Sonnenstrahl knallt mir mitten ins Gesicht. Es kribbelt im Bauch und es kitzelt in der Nase. Meine Augen kneifen sich von alleine zu, und als ich sie blinzelnd wieder öffne, leuchtet mir durch das kleine Plastikfenster ein türkisfarbenes Meer entgegen.

Ich tätschele Norbert, der sich auf dem Fenster- und dem Mittelplatz breitgemacht hat, beruhigend den Rüssel, weil dies doch sein erster Urlaub ist und er eigentlich noch aufgeregter sein müsste als ich. Aber das kenne ich schon von ihm. Wenn’s richtig spannend wird, ist Norbert die Ruhe selbst oder lässt sich seine Aufregung zumindest nicht anmerken.

»Schau mal, Norbert!«, sage ich zu ihm und zeige mit dem Finger auf den unendlichen Ozean, doch Norbert guckt natürlich demonstrativ woanders hin und plinkert bloß zweimal mit den Augen. In diesem Moment ärgere ich mich doch ein bisschen über die Sitzverteilung, weil Norbert erst ein einziges Mal aus dem Fenster geschaut hat, und das war in München, als wir über die Startbahn gerollt sind und noch nicht mal losgeflogen waren. Da hätte er mir auch ruhig den Fensterplatz überlassen können.

Aber Norbert am Gang, das konnte ich echt nicht riskieren. Der hätte den Flugbegleitern nur das Essen aus ihren Rollwagen gemopst oder seinen Rüssel in einen Becher Cola gehängt. Wenn er Kohldampf hat, kennt Norbert keine Manieren. Sonst eigentlich auch nicht.

Vielleicht sollte ich an dieser Stelle erklären, wie es kommt, dass ein elfjähriger Junge namens Henry – also ich – neben einem Zwergmammut namens Norbert im Flugzeug sitzt. Angefangen hat alles vor über einem Jahr in den Faschingsferien, als ich mit meinem Fahrrad eine Bruchlandung im Wald hingelegt und bei dieser Gelegenheit den schlafenden Norbert entdeckt habe. Natürlich wusste er damals noch nicht, dass er Norbert heißt, weil wir ihn ja erst später so genannt haben. Jedenfalls lag er stocksteif unter einem Schneehaufen und war fast so tiefgefroren wie die Eiswürfel in unserem Gefrierfach, aber nur fast. Zusammen mit meinen besten Freunden Zoe und Finn hab ich ihn dann zu uns nach Hause gekarrt und vor dem Kamin aufgetaut.

Und plötzlich, Abrakadabra, stand da ein kleines Zotteltier vor uns, hat erst mal das Kaminfeuer ausgeniest und Zoe zur Begrüßung seinen Rüssel ins Ohr gesteckt. Am nächsten Tag hat es Finn die Stoßzähne in den Bauch gerammt, meine Hausschuhe und mein Matheheft gefressen und unser ganzes Badezimmer unter Wasser gesetzt, als wir sein muffiges Fell waschen wollten. Da ahnten wir schon, dass das kein Zuckerschlecken wird mit so einem übermütigen Minimammut, denn erstens mussten wir Norbert ja irgendwie zähmen und erziehen und zweitens höllisch aufpassen, dass meine Oma nix merkt, die damals auf mich aufgepasst hat.

Das Zweite hat immerhin geklappt, wäre aber gar nicht nötig gewesen, denn meine Oma, also meine schottische Granny Scarlett, war hin und weg vor Begeisterung, als sie Norbert schließlich kennengelernt hat. Sie hat sogar meine Eltern überredet, dass er bei mir bleiben durfte, obwohl die früher nicht mal einen Hund haben wollten.

Und jetzt kommt das Rätselhafte: Im Internet haben wir nämlich herausgefunden, dass Norbert zu einer ganz speziellen Mammutart gehört, die früher mal auf der griechischen Insel Kreta gelebt hat, also viel früher, vor 750 000 Jahren. Vielleicht hat er das mit dem Aussterben seiner Art nicht mitgekriegt und ist irgendwie übriggeblieben.

Aber ist so was überhaupt möglich? Dann könnte ja auch jeden Moment ein Dinosaurier um die Ecke traben und sagen: Sorry, aber mir hat auch niemand Bescheid gesagt, dass ich längst ausgestorben bin.

Eine knarzige Stimme auf der anderen Seite des Gangs reißt mich aus meinen Gedanken: »Griechenland, Wiege des Abendlands«, seufzt meine Oma ergriffen und klappt ihren Kreta-Reiseführer zu. Ich weiß zwar nicht, was sie damit meint, aber es hört sich ziemlich bedeutungsvoll an. Dann lacht sie ihr gurgelndes Lachen, als hätte sie erst jetzt gemerkt, dass sie mit sich selber geredet hat.

»Worauf freust du dich am meisten, mein Junge?«, will sie von mir wissen.

Ich muss kurz nachdenken, sehe mich in Gedanken schon in einem todschicken Hotelpool planschen und jede Menge Eis essen. Stelle mir vor, wie ich im kristallklaren Meerwasser schnorchle, umgeben von bunten Fischen, farbenprächtigen Korallen und lustig aussehenden Schildkröten. Ich habe genau vor Augen, wie ich mit Norbert an einem einsamen Sandstrand herumtolle und ihm Kunststücke beibringe …

»Dass ich Norbert endlich ganz für mich allein haben werde«, antworte ich schließlich.

»Sehr verständlich nach all dem Zirkus in letzter Zeit«, bemerkt meine Oma trocken. Mit Zirkus meint sie vermutlich all die neugierigen Menschen, die unangemeldet an unserer Haustür klingeln und einen Blick auf das »Babymammut« oder den »kleinen Elefanten« werfen wollen. Neulich hat jemand angerufen und gefragt, ob wir Norbert für Kindergeburtstage vermieten (tun wir nicht), und mehrere Tierparks haben Riesensummen geboten, um ihn in einem Käfig oder Gehege ausstellen zu dürfen (die spinnen wohl).

Zugegeben, die vielen Zeitungs- und Fernsehinterviews fand ich am Anfang echt spannend. Ich war stolz darauf, Norberts Herrchen zu sein. Aber so langsam reicht mir der Rummel. Außerdem soll Norbert wie ein ganz normales Mammut aufwachsen und sich nicht einbilden, dass er etwas Besonderes ist.

Während ich mir aus Spaß Norbert mit Schwimmflügeln vorstelle, geht plötzlich alles ganz fix: Mit einem Rumms setzt die Maschine auf der Landebahn auf, der Pilot haut die Bremsen rein, ich werde in meinen Sitz gepresst, die meisten Passagiere klatschen, also klatsche ich auch, was Norbert dazu bringt, seinen Rüssel hin und her zu schwenken.

Auf einmal liegt eine übermütige Ferienstimmung in der Luft. Die Passagiere öffnen klickend ihre Gurte, springen auf und wühlen in den Gepäckfächern nach ihren Sachen. Das ist so ähnlich wie in der Schule, wenn zum letzten Mal vor den Sommerferien der Schulgong ertönt. Da wollen ja auch alle nix wie weg und gleich anfangen mit der Erholung. Dabei gab’s eben noch eine knisternde Durchsage, dass man angeschnallt bleiben soll, bis das Flugzeug stehen geblieben ist. Aber ich sag’s ja, wie die Schulkinder.

Selbst Norbert lässt sich von der allgemeinen Unruhe anstecken und schaukelt in seinem Gurt ungeduldig hin und her. Als ich ihn schließlich abschnalle, springt er gleich mit einem »Jau!« über mich hinweg auf den Gang.

»Norbert, warte doch!«

Ich greife nach seinem Schwanz, aber zu spät. Norbert ist bereits losgeprescht und bahnt sich wie ein haariger Bulldozer seinen Weg in Richtung Cockpit. Verdammt, vielleicht hätte ich ihm doch die Leine anlegen sollen, aber normalerweise weicht er mir nicht von der Seite, ich schwöre! Eine dicke Dame plumpst auf ihren Sitz zurück, als sie von Norbert gerammt wird. Ein kleiner Junge springt erschrocken in die Arme seiner Mutter. Mir wird heiß und kalt. Ich werfe meiner Granny einen hilflosen Blick zu.

»Lauf hinterher, ich bring deine Jacke mit«, sagt sie mit einem Klaps auf meine Schulter.

Ich nehme die Verfolgung auf, quetsche mich an denselben Leuten vorbei, die Norbert gerade aus dem Weg geräumt hat, murmele abwechselnd »Sorry« und »Darf ich mal?«. Norberts trampelnde Schritte lassen den Boden vor mir vibrieren. Mit wummerndem Herzen sehe ich, wie ein sportlicher Typ mit Basecap auf seinen Sitz zurückhechtet, um nicht von ihm über den Haufen gerannt zu werden. Ein pickeliger Teenager prustet vor Lachen, als die Handtasche einer griechisch aussehenden Frau an Norberts linkem Stoßzahn hängen bleibt. Ich reiße entschuldigend die Arme hoch, als ich an ihr vorbeilaufe. Verdammt, wir kriegen doch beide lebenslanges Flugverbot, schießt es mir durch den Kopf.

Als ich Norbert schließlich einhole, stehen nur noch drei Passagiere vor uns und warten darauf, dass die Tür aufgeht. Auweia, mein ungestümes Mammut hat sich fast bis ganz nach vorne gedrängelt. Ich wage nicht, mich umzudrehen, aus Angst vor all den zornigen und vorwurfsvollen Gesichtern. Eine blonde Stewardess angelt sich lässig die Handtasche von Norberts Stoßzahn und zwinkert mir zu, doch ich schaue schnell zu Boden. Mein Gesicht ist knallrot angelaufen, das spüre ich genau. Ein paar Schweißtropfen laufen mir den Rücken runter.

Als die schwere Flugzeugtür zur Seite schwenkt, schlägt uns grelles Licht und eine warme Brise entgegen. Die drei vor uns verlassen die Maschine und stiefeln mit ihrem Handgepäck die Gangway hinunter. Eigentlich würde ich ja gern auf meine Oma warten, andererseits will ich nichts wie raus hier, um der ganzen Peinlichkeit ein Ende zu bereiten. Zögerlich betrete ich mit Norbert die obere Plattform der Gangway und atme einmal tief durch. Dann bricht der Jubel los.

Es ist ein ohrenbetäubender Lärm, der trotzdem wie aus weiter Ferne kommt. Als ich den Kopf hebe und in die Sonne blinzele, erkenne ich vage, dass ein rechteckiger Bereich auf dem Flugfeld von goldenen Pfosten und roten Kordeln abgetrennt ist. Dahinter...

Erscheint lt. Verlag 23.7.2021
Reihe/Serie Nur mal schnell-Serie
Nur mal schnell-Serie
Illustrationen Eva Schöffmann-Davidov
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Kinder- / Jugendbuch Spielen / Lernen Abenteuer / Spielgeschichten
Schlagworte Abenteuer • erstes Lesealter • Familienbuch • Freunde • Freundschaft • Griechenland • Haustier • Kinderbuch ab 8 Jahre • Kinderbuch Neuerscheinung 2021 • Kinderroman • Kreta • Mammut • Mammut retten • Oma • Selberlesen • Tier • Tierfreundschaft • Vorlesen
ISBN-10 3-423-43971-8 / 3423439718
ISBN-13 978-3-423-43971-8 / 9783423439718
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