Was ist das nur für ein geheimnisvolles Licht, das im verbotenen Garten von Schloss Lilienfels sein Unwesen treibt? Daliah und Rahim sind die Einzigen, die das grüne Nachtfeuer sehen können. Und als sie der Erscheinung folgen, beginnt ein unglaubliches Abenteuer: Ihnen offenbart sich eine Welt, die aller Gefühle beraubt ist. Daliah und Rahim fürchten, dass auch die Menschen nicht mehr sicher sind. Aber bei dem Versuch, beide Welten zu retten, spielt die Zeit gegen sie ...
Ein Feuerwerk aus Farben - das sieht Daliah, wenn sie andere anschaut. Sie nimmt Gefühle als bunten Schimmer in der Luft wahr und diese Gabe zeigt ihr auch verborgene Kreaturen. Doch in deren Welt lauert Gefahr!
Ein magischer Reihenstart, der das Portal in eine fantastische Welt öffnet.
Alle verfügbaren Bände der Daliahs Garten-Reihe:
Daliahs Garten - Das Geheimnis des grünen Nachtfeuers (Band 1)
Daliahs Garten - Das Rätsel der Roten Seherin (Band 2)
Fabiola Turan wurde 1989 in Ulm geboren und hat an der Freien Kunstschule Stuttgart und an der Hochschule für Kunsttherapie Nürtingen studiert. Ihren Bachelor hat sie in Kunsttherapie gemacht und schreibt heute neben der Arbeit in einer Schule mit sprachlichem Förderschwerpunkt mit großer Leidenschaft Kinder- und Jugendbücher. Gemeinsam mit ihrer Familie lebt sie im Nordschwarzwald.
2
Prinzessin der Langeweile
Daliah war davon ausgegangen, das schlimmste Wochenende ihres Lebens vor sich zu haben. Aber dann gab es im BlütenReich so viel zu tun, dass es weder Samstag noch Sonntag langweilig wurde. Und plötzlich war Montag. Wie schon die Tage zuvor wurde Daliah nicht vom Zwitschern der Vögel, sondern vom Lärm der Straße geweckt. Heute war es besonders schlimm. Daliah hatte unruhig geschlafen und durchwühlte den halben Schrank auf der Suche nach ihrer Lieblingshose: einer Jeans mit abgewetzten Knien. Die war nicht nur irre bequem, sondern gab ihr auch dieses besondere Gefühl von Gelassenheit. Wie dringend sie das heute brauchen würde, ahnte Daliah erst, als sie die Küche betrat.
»Ich begleite dich zur Schule«, verkündete ihre Mutter prompt. »Das Rathaus ist gleich nebenan und da muss ich ja sowieso noch hin.«
Daliah verzog das Gesicht. Unter anderen Umständen hätte sie den Vorschlag nicht hinterfragt, aber ein Hauch von Sorge in Rosalies Stimme ließ Daliah skeptisch werden. Sie war unschlagbar, wenn es um das Lesen von Gefühlen ging. Und einen konkreten Verdacht hatte sie auch schon. Bislang hatte der Bus von Schloss Lilienfels immer direkt vor dem Schulgebäude gehalten. Jetzt musste Daliah zu Fuß gehen, auch wenn es nicht weit war.
»Hast du Angst, dass ich den Weg allein nicht finde?« Daliah schnappte sich eine Brotscheibe, die gerade aus dem Toaster gehüpft war. Heiß genug, um Schokocreme darauf schmelzen zu lassen. »Wir waren so oft zum Einkaufen hier, ich werde mich schon nicht verlaufen.«
Ihr Vater schlurfte herein. Sein erstes Ziel war der Knopf an der Kaffeemaschine. Anton Bernstein streckte sich ausgiebig, während die Kaffeebohnen in der Maschine gemahlen wurden. Offenbar hatte er nur den letzten Satz gehört. »Ist diese Stadt überhaupt groß genug, um sich zu verlaufen?«, murmelte er im Halbschlaf.
Rosalie warf ihrem Mann einen strengen Blick zu. »Wie gesagt, ich muss ohnehin noch etwas besorgen.«
»Na schön.« Daliah seufzte und leerte ihren Orangensaft in einem Zug. »Dann mach ich mich mal fertig.« Sie lief ins Badezimmer, putzte sich die Zähne und band ihr kastanienbraunes Haar zu einem festen Zopf. Die großen Locken kringelten sich bis auf ihre Schultern und efeugrüne Augen blinzelten ihr aus dem Spiegel entgegen. Man sah Daliah an, dass sie schon immer viel Zeit draußen verbracht hatte. Sobald der Sommer da war, nahm ihre Haut einen ebenmäßigen Bronzeton an. Dieses Jahr würde Daliah weniger Zeit unter freiem Himmel verbringen. Trotzdem hatte sie sich schon auf die warme Sonne am See eingestellt, auf lange Streifzüge durch Felder und Wiesen.
Seufzend dachte Daliah an den Garten von Schloss Lilienfels. Dann wieder an ihr geheimes Tagebuch in der Schublade unter dem Schreibtisch. Wenigstens waren die Geheimnisse des Gartens zwischen den Seiten gut aufgehoben. So würden sie bei Daliah bleiben, auch wenn das Schloss nicht länger ihr Zuhause war. Was hatte sie doch für ein Glück gehabt, dass ihr Buch den Weg zurück gefunden hatte. Sie würde es nie wieder hergeben!
Kurzerhand packte Daliah das Tagebuch zu den anderen Sachen in ihre Schultasche. Zwischen den Ordnern und Heften würde ein weiteres Buch nicht auffallen und Daliah konnte es im Auge behalten. Bevor sie aus dem Zimmer stürmte, bekam Reggae noch einen Mehlwurm und frisches Wasser.
Unten im Flur wartete Rosalie. Sie hatte die leichte Sommerjacke ihrer Tochter schon vom Haken genommen. »Morgens ist es noch frisch«, erklärte sie. »Du kannst die Jacke später in deine Tasche packen.«
»Kann ich sie nicht einfach gleich in die Tasche packen?«
Ein Blick ihrer Mutter genügte als Antwort und murrend schlüpfte Daliah in die Jacke. Zehn Minuten und zwei Kreuzungen später konnte sie auch schon die Schule sehen. Trotzdem verabschiedete Rosalie sich erst vor dem Tor.
»Na dann, viel Spaß bei deinen Besorgungen«, wünschte Daliah ihr mit einem wissenden Lächeln und ließ sich widerwillig drücken.
»Danke, mein Schatz«, gab Rosalie zurück. »Und dir ganz viel Spaß in der Schule.« Dass hinter ihr drei Mädchen aus Daliahs Klasse kicherten, bemerkte sie offenbar gar nicht.
»Jaah.« Verlegen strich Daliah sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. »Spaß werde ich sicher haben.«
Kaum war Rosalie Bernstein außer Hörweite, imitierte eines der Mädchen ihre Stimme: »Danke, mein Schatz!« Ihre Freundin kicherte, als hätte sie gerade den Witz des Jahres gehört.
»Na, Prinzessin der Langeweile?«, rief das erste Mädchen. »Vermisst du dein Schloss?«
Was für eine blöde Frage. Daliah drehte sich um und kniff die Augen zusammen. Auf dem Sockel einer Bronzestatue, die den Gründer der Schule, Jonathan von Lilienfels, zeigte, saß Valeria mit ihren beiden Freundinnen. Es war nichts Neues, dass die Mädchen es auf Daliah abgesehen hatten. Aber sie Prinzessin der Langeweile zu schimpfen, war nun wirklich nicht besonders einfallsreich.
»Wenn du mich so langweilig findest, dann lass mich doch einfach in Ruhe«, schlug Daliah vor und ging einen Schritt auf Valeria zu. Ein herausforderndes Funkeln lag in den Augen der anderen Mädchen. Aber davon ließ Daliah sich nicht einschüchtern, denn sie konnte noch etwas ganz anderes sehen: Valeria war von einem zarten Schimmer umgeben. Als würde ein bestimmtes Gefühl in der Luft um sie herum sichtbar werden.
Nicht zum ersten Mal bemerkte Daliah diese Aura bei einem Menschen. Für sie gehörte die Erscheinung so selbstverständlich zu anderen Lebewesen, dass Daliah erst nach und nach begriffen hatte, dass nicht jeder Mensch diesen Schimmer sehen konnte. Vor Jahren hatte sie versucht, mit ihrer Mutter darüber zu sprechen. Aber nicht einmal Rosalie war in der Lage gewesen, das Phänomen zu erklären. Zu Daliah hatte sie nur gesagt, die Farben würden irgendwann verschwinden, wenn sie älter wurde. Diese Vorstellung hatte Daliah aber gar nicht gefallen. Sie mochte ihre seltsame Begabung und war dankbar für das, was die Farben ihr verrieten.
Bei Valeria erinnerten sie an das ungesunde Grün einer Pflanze, die nicht genug Licht bekommen hatte. Wenn Daliah sich darauf konzentrierte, konnte sie in der Farbe ein ganz bestimmtes Gefühl erspüren. Da war ein Hauch von Neid neben einem kühlen Blau, das Einsamkeit erahnen ließ. Was für ein trauriger Anblick.
»Ich glaube, du findest dein eigenes Leben noch viel langweiliger als meins«, rutschte es Daliah heraus. Es war nur eine Feststellung, sie wollte Valeria nicht ärgern. Ganz im Gegenteil, denn irgendwie tat sie ihr leid. »Das ist der Grund, weshalb du mich nicht in Ruhe lassen kannst. Es passt dir gar nicht, aber irgendwas an mir findest du sogar ziemlich interessant. Habe ich recht?«
Die einzige Antwort war ein weiteres Kichern. Valeria hob ihre Augenbrauen, als hätte Daliah etwas vollkommen Bescheuertes gesagt. Aber die frechen Erwiderungen waren ihr offenbar ausgegangen.
Das gab Daliah den Mut, noch einen draufzusetzen: »Jedenfalls bin ich nicht schuld an deiner Langeweile. Also geh bitte jemand anderem auf die Nerven.«
Es blieb verdächtig still hinter Daliah, als sie auf das Schulgebäude zuging. Ihr zweites Jahr an der Lilienfels-Gesamtschule war fast überstanden. Und sie war fest entschlossen, sich diese Woche nicht mehr ärgern zu lassen. Allerdings war das leichter gesagt als getan, denn im Klassenzimmer lauerte bereits das nächste Ärgernis. Daliah hatte gerade ihr Material für die bevorstehende Doppelstunde Englisch auf dem Tisch ausgebreitet, als sie das Tuscheln der anderen bemerkte.
»Seine Familie muss viel Geld haben«, sagte jemand.
Ein Mädchen räusperte sich. »Stimmt es, dass sie aus einem anderen Land kommen?«
»Keine Ahnung«, mischte sich eine dritte Stimme ein. »Ich habe nur gehört, dass sein Vater total streng sein soll.«
Daliah schlug das Herz bis zum Hals. Beiläufig hob sie den Blick.
Der neue Junge saß in der ersten Reihe. Er hatte schwarzes Haar und noch etwas dunklere Haut als Daliah. Neben seinem Platz stand genau die Schultasche, die sie sich zu ihrem letzten Geburtstag gewünscht, aber nicht bekommen hatte. Zu teuer. Daliah atmete kontrolliert ein und wieder aus. Sie konnte sich schon denken, wer der Neue war.
»Das Schloss gehört jetzt seinem Vater …«
Das Flüstern war sicher auch in der ersten Reihe zu hören, aber der Junge mit dem schwarzen Haar zeigte keine Reaktion. Seine Miene war düster, als hätte er ganz andere Dinge im Kopf. Erst als Frau Gellert den Raum betrat, sah er auf.
Mit einem Schlag wurde es so still, dass die junge Lehrerin lachen musste. Dabei rutschte ihr fast die Brille von der Nasenspitze und Frau Gellert brachte sie mit dem Zeigefinger wieder in Position. Dann begrüßte sie die Klasse mit einem fröhlichen »Guten Morgen!«
Ihr Blick wanderte von der letzten Bank nach vorn bis zur ersten. »So ruhig ist es hier selten«, erklärte sie dem Neuen. »Offenbar hast du schon jetzt einen guten Einfluss auf deine Mitschüler.« Sie legte das Klassenbuch auf dem Pult ab, bevor sie weitersprach: »Wir freuen uns sehr, dich kennenzulernen. Hast du Lust, dich vorzustellen, oder soll ich das machen?«
Der Junge war aufgestanden. Er wirkte angespannt, aber nicht nervös, als er mit fester und deutlicher Stimme sagte: »Ich heiße Rahim al-Esfahani.« Ganz unverblümt sah er in die Richtung, aus der jemand geflüsterte Vermutungen über seine Herkunft angestellt hatte. »Meine Eltern stammen aus dem Iran, ich bin hier aufgewachsen. Und seit vorgestern wohnen wir auf Schloss Lilienfels.« Mit...
Erscheint lt. Verlag | 19.7.2021 |
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Reihe/Serie | Die Daliahs-Garten-Reihe | Die Daliahs-Garten-Reihe |
Illustrationen | Verena Körting |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
Schlagworte | ab 10 • Alea Aquarius • Blume • Der geheime Garten • Der Zaubergarten • Die Duftapotheke • eBooks • fantastischer Garten • Fantasy Abenteuer • Fantasyroman für Kinder • Farben sehen • Gefühle und Farben • Kinderbuch • Kinderbücher • Kinderfreundschaft • Kinderkrimi • Nelly Möhle • Parallelwelt • Ruby Fairygale • Schlossgarten • Welt retten |
ISBN-10 | 3-641-27493-1 / 3641274931 |
ISBN-13 | 978-3-641-27493-1 / 9783641274931 |
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