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Ich, Kleopatra, und die alten Ägypter (eBook)

Geschichte witzig und originell erzählt ab 10
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
256 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-43882-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ich, Kleopatra, und die alten Ägypter -  Frank Schwieger
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Kleopatra erklärt, wie's wirklich war! Das alte Ägypten fasziniert seit eh und je Kinder und Erwachsene, aber wirklich Ahnung haben nur die wenigsten! Zum Glück trommelt Kleopatra die berühmtesten Götter und Pharaonen und die mutigsten Menschenkinder zusammen, um uns aus dem Grab der Unwissenheit herauszuhelfen. Endlich gibt es Antworten auf die spannendsten Fragen: Wie lief der Bau einer Pyramide ab? Gab es wirklich Fallen, um die Grabkammern vor Räubern zu schützen? Warum wurden Tote mumifiziert und wie funktionierte das Ganze? Wie sah der Alltag am Hof eines Pharaos aus? Was sind Hieroglyphen?

Frank Schwieger taucht am liebsten in ferne Vergangenheiten ab, wenn er Kinderbücher schreibt. Er studierte Latein und Geschichte und unterrichtet an einem Gymnasium in Schleswig-Holstein.

Frank Schwieger taucht am liebsten in ferne Vergangenheiten ab, wenn er Kinderbücher schreibt. Er studierte Latein und Geschichte und unterrichtet an einem Gymnasium in Schleswig-Holstein.

Dies ist meine Geschichte


So etwas hast du noch nicht gesehen. Da bin ich mir sicher. Absolut sicher. So etwas wird es auch zu deiner Zeit nicht geben. Du weißt, was ich meine, nicht wahr? Natürlich, dafür sind wir alten Ägypter ja weltberühmt geworden. Die große Pyramide. Und wenn ich groß sage, dann meine ich groß, aber so richtig groß. So unglaublich groß, dass es fast nicht zu glauben ist. Komm nach Ägypten und schau sie dir an. Das musst du unbedingt einmal tun. Du stehst davor und denkst: Das kann doch nicht wahr sein! Wie groß ist die denn, bitte schön? Ihr rechnet in Metern und Kilometern, nicht wahr? Das hat mir OSIRIS erzählt, der König der ANDERSWELT, in der ich seit viereinhalbtausend Jahren lebe. Wir alten Ägypter rechnen natürlich mit anderen Maßen, aber ich habe das einmal für dich umgerechnet: Die große Pyramide, von der ich spreche, ist über 140 Meter hoch. Und jede Seite misst 230 Meter. Wenn du also einmal um die Pyramide herumläufst, hast du fast einen ganzen Kilometer zurückgelegt. In der heißen Sonne Ägyptens. Da dürftest du dann ziemlich durchgeschwitzt und durstig sein.

Und wenn du auf sie hinaufsteigen willst, machst du bestimmt nach zwanzig Metern schlapp und kehrst um. Aber das Hinaufsteigen ist natürlich allerstrengstens verboten. Darauf steht die Todesstrafe, jedenfalls war das damals bei uns so. Das solltest du also besser lassen. Du würdest es auch sowieso nicht schaffen, weil die Seiten der großen Pyramide ja ganz glatt sind.

Ja, ich weiß, zu deiner Zeit stehen neben der großen Pyramide noch zwei weitere. Auch das hat mir OSIRIS erzählt. Aber die gab es zu meiner Zeit noch nicht. Die haben zwei Nachfolger des großen Chufu bauen lassen. Chufu war der mächtige Pharao, der über Ägypten herrschte, als ich noch ein Kind war. Die Griechen haben ihn später Cheops genannt. Und unter diesem Namen ist er in die Geschichte eingegangen. Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn ich ihn weiterhin Chufu nenne. Das ist ja sein ägyptischer Name. Für ihn wurde diese große Pyramide gebaut. Damit Chufu nach seinem Tod den Weg hinauf zu den Sternen findet und von dort aus weiter auf Ägypten aufpassen kann.

Das war eine ganz schöne Arbeit, diese Pyramide zu bauen. Das kannst du dir bestimmt vorstellen. Jeder einzelne Stein wurde mit bloßer Handarbeit in den Steinbrüchen aus den Felsen gehauen, in die richtige Form gebracht und dann zur Baustelle geschleppt. Okay, ein paar Ochsen haben den Männern beim Ziehen geholfen, das gebe ich ja zu. Aber das war es dann auch schon. Du hast ja keine Ahnung, wie schwer diese Steine sind! Kannst ja mal versuchen, so einen Stein von der Stelle zu bewegen. Da würdest du jämmerlich scheitern, das kannst du mir glauben. Keine Handbreit könntest du ihn bewegen. Auch dann nicht, wenn Mama und Papa, Oma und Opa und alle deine besten Freunde mit anpacken würden. Ich sage dir: Zwanzig starke Männer brauchte es, um einen einzigen Stein zu bewegen. Dazu etliche Rollen und kräftige Seile. Und dann muss er ja noch über die Rampen auf die Pyramide hinaufgezogen werden. Das ist wahrlich kein Honigschlecken. Mein Vater hat mir erzählt, dass über zwei Millionen Steine in Chufus Pyramide verbaut wurden. Weißt du, wie viel zwei Millionen sind? Du musst bis tausend zählen, und zwar ganze zweitausend Mal. Dann hast du zwei Millionen. Beim großen AMUN, ich kann es auch heute kaum glauben, was mein Vater und seine Truppe damals vollbracht haben. Er ist immer noch mächtig stolz auf sein Werk, zu Recht, wie ich finde.

Mein Vater heißt Hemiunu. Er war der Wesir von Ägypten, also der mächtigste Mann in unserem Land. Nach dem Pharao, versteht sich. Er war der Oberbaumeister der großen Pyramide. Damit hatte er natürlich alle Hände voll zu tun, von frühmorgens bis spätabends. Über zwanzig Jahre lang, denn so lange hat es gedauert, bis die Pyramide fertig war. Dreitausend Männer haben an ihr gearbeitet. Jeden Tag. Ich selbst wurde geboren, als die Pyramide schon halb fertig war. Und ich war gerade elf Jahre alt geworden, als die letzten Steine auf die Spitze gezogen und die Wände der großen Grabkammer geglättet wurden.

An meinem elften Geburtstag hatten mir Vater und Mutter gleich zwei wunderbare Geschenke gemacht. Mama schenkte mir einen goldenen Anhänger. Er war so groß wie eine dicke Dattel und hatte die Form eines Skarabäus. Du weißt, was ein Skarabäus ist, oder? Wir alten Ägypter nennen diesen Käfer Cheperer. Er ist klein und schwarz und wurde im alten Ägypten besonders verehrt. Der Cheperer ist ein heiliges, ein göttliches Wesen. Darum gab es unzählige Schmuckstücke und Amulette, die ihn zeigten. Ein Cheperer bringt seinem Träger nämlich Glück und hält Unheil von ihm fern. Ich befestigte den Cheperer an einem Lederbändchen und hängte ihn mir um den Hals. Er sollte mich mein ganzes Leben lang begleiten. Nur in die ANDERSWELT konnte ich ihn leider nicht mitnehmen, das finde ich bis heute sehr schade.

Über das zweite Geschenk freute ich mich mindestens genauso. Als ich mir den Skarabäus umgehängt hatte, nahm mein Vater mich zur Seite.

»Du weißt, dass die große Pyramide beinahe fertig ist«, sagte er. »Sie wird nach dem nächsten Vollmond eingeweiht. Dann kann der Pharao einziehen.«

»Ist der mächtige Chufu etwa gestorben?«, fragte ich überrascht.

»Nein, nein«, sagte mein Vater schmunzelnd. »Aber er ist ein alter Mann. Eines nicht allzu fernen Tages werden die Götter ihn zu sich rufen.«

»Möge der große AMUN ihn noch lange bei uns lassen«, sagte ich und griff unwillkürlich nach dem Skarabäus an meinem Hals.

Mein Vater nickte. »Ich wollte aber gar nicht über Pharao Chufu mit dir sprechen, Nefi, sondern dir von dem Geschenk erzählen, das ich dir machen möchte. Du wirst mich morgen zur Pyramide begleiten. Dort werde ich dir die Grabkammer des Pharaos zeigen.«

Ich riss die Augen weit auf. »Ist das erlaubt?«, fragte ich. »Ich meine, schließlich bin ich ein Mädchen.«

»Du bist Neferut, die Tochter Hemiunus’, des mächtigen Wesirs. Dir ist alles erlaubt. Na ja, fast alles. Solange ich es erlaube.«

Du kannst dir bestimmt vorstellen, dass ich in dieser Nacht kaum ein Auge zubekommen habe. Ich sollte die große Pyramide betreten! Klar wusste ich, wie sie von außen aussah, das war ja nicht zu übersehen. Wir wohnten nicht weit entfernt von diesem Wunderwerk. Aber die Baustelle der Pyramide hatte ich noch nie betreten, geschweige denn die Pyramide selbst oder die geheimen Gänge, die zu den Kammern tief in ihrem Innern führten.

Meine Mutter weckte mich am nächsten Morgen noch vor Sonnenaufgang. Nach einem schnellen Frühstück machten wir uns auf den Weg. Wir gingen zu Fuß und hatten die Pyramide schnell erreicht. Der gewaltige Bau war mit einem hölzernen Zaun weiträumig abgesperrt, damit die Handwerker in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen konnten. Nicht weit entfernt von der Pyramide gab es ein großes Dorf, in dem all diese Männer zusammen mit ihren Familien wohnten. Inzwischen standen die meisten Hütten aber leer. Die Arbeit an der Pyramide war größtenteils getan, die meisten Männer waren mittlerweile wieder in ihre Heimatdörfer zurückgekehrt.

Im Baustellenzaun gab es einige Durchgänge, die Tag und Nacht von Soldaten bewacht wurden. Natürlich kannten die Wächter meinen Vater und ließen uns problemlos passieren. Mich allerdings musterten sie skeptisch, trauten sich aber nicht, weitere Fragen zu stellen.

Und dann standen wir direkt vor ihr, der großen Pyramide, die wir Achet Chufu, Horizont des Chufu, nannten. Sie strahlte in der Morgensonne.

»Dort oben ist der Eingang«, sagte mein Vater. Wir standen an der Nordseite der Pyramide, am Fuß einer breiten hölzernen Treppe, die etwa zwanzig Meter nach oben führte und bei einer torartigen Öffnung endete.

»Wenn der mächtige Chufu seine letzte Reise angetreten hat«, erläuterte mein Vater, »wird der Eingang dort oben natürlich gut verschlossen und diese Treppe abgerissen. Aber so weit ist es noch nicht, dem großen AMUN sei Dank.«

Ich sah, wie einige Männer aus dem Eingang traten und uns auf der Treppe entgegenkamen. Jeder von ihnen trug einen großen Sack auf der Schulter.

»Die Arbeiten in den Gängen und Kammern sind abgeschlossen«, erklärte mein Vater. »Die Männer bringen die Werkzeuge und Bruchsteine heraus. Heute und in den nächsten Tagen muss noch etwas aufgeräumt werden. Dann sind die Arbeiten im Innern der Pyramide erledigt. Komm jetzt, heute Morgen haben wir die Pyramide ganz für uns alleine. Ich habe Befehl gegeben, dass uns niemand bei unserer kleinen Besichtigung stören darf.«

Und dann stiegen wir die breite Treppe hinauf. Oben angekommen, war ich ganz schön außer Atem und musste kurz verschnaufen. Auch mein Vater keuchte wie ein altes Nilpferd. Er war ja nicht mehr der Allerjüngste. Und ganz schlank war er auch nicht, sodass ihm der Aufstieg noch schwerer fiel als mir.

»Puh!«, schnaufte er. »Wird Zeit, dass ich diese Baustelle endlich auflösen kann. Ich möchte gar nicht wissen, wie oft ich in den letzten zwanzig Jahren schon auf diese Pyramide gestiegen bin. Bist du bereit?« Er wies auf den offenen Eingang. »Überall brennen Fackeln. Du musst keine Angst haben, es wird nicht dunkel sein. Ich werde vorgehen.«

Ich nickte. »Ich bin bereit«, sagte ich. »Und ich bin mächtig gespannt.« Unwillkürlich griff ich nach dem goldenen Skarabäus, der an meinem Hals hin. Etwas mulmig war mir...

Erscheint lt. Verlag 23.4.2021
Reihe/Serie Geschichte(n) im Freundschaftsbuch-Serie
Geschichte(n) im Freundschaftsbuch-Serie
Illustrationen Ramona Wultschner
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Abenteuer • Abenteuergeschichte • Ägyptische Götter • Altes Ägypten • Bücher für Wenigleser • Erzählendes Sachbuch • erzählendes Sachbuch für Kinder ab 10 • Freundschaftsbuch • Geschichte für Kinder • Hieroglyphen • Kane-Chroniken • Kinderbuch Geschichte • Kleopatra • LESEMUFFEL • Mumien • Nil • Pharaonen • Pyramiden • Rick Riordan • Sachbuch Altes Ägypten • Sachbuch für Kinder ab 10 • Spannende Geschichte • Wenigleser
ISBN-10 3-423-43882-7 / 3423438827
ISBN-13 978-3-423-43882-7 / 9783423438827
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