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Coral & Pearl (eBook)

Die Krone des Meeres
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
480 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-99800-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Coral & Pearl -  Mara Rutherford
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Eine verbotene Liebe in einem dunklen Königreich! Seit Generationen heiraten die Prinzen von Ilara das schönste Mädchen der abgelegenen Insel Varenia. Alle Mädchen träumen davon, als Prinzessin Ilaras auserwählt zu werden, auch die siebzehnjährige Nor. Nor glaubt jedoch, dass ihre hübschere Zwillingsschwester Zadie den Kronprinzen heiraten wird, während sie selbst auf der Insel zurückbleiben muss. Als sich Zadie allerdings bei einem Tauchgang im Meer verletzt, wird Nor an ihrer Stelle nach Ilara geschickt. Dort trifft sie nicht nur auf ihren zukünftigen Ehemann, den feindseligen Prinzen Ceren, sondern auch auf dessen charmanten jüngeren Bruder Talin - und entdeckt eine Verschwörung, die ihre Heimatinsel zerstören könnte.

Mara Rutherford wurde als Drilling in Kalifornien geboren. Sie schloss ihr Studium an der University of London mit einem Master in Kulturwissenschaften ab. Ihre schriftstellerische Karriere begann sie als Journalistin, entdeckte jedoch schnell ihre Leidenschaft für das Schreiben von phantastischen Romanen. Gemeinsam mit ihrem Mann, der als Diplomat arbeitet, hat Mara Rutherford bereits an vielen Orten auf der ganzen Welt gewohnt. Derzeit lebt sie mit ihrem Mann in Serbien. Wenn sie nicht gerade schreibt oder ihren beiden Söhnen hinterherjagt, testet sie gerne die Grenzen ihrer Komfortzone.

Mara Rutherford wurde als Drilling in Kalifornien geboren. Sie schloss ihr Studium an der University of London mit einem Master in Kulturwissenschaften ab. Ihre schriftstellerische Karriere begann sie als Journalistin, entdeckte jedoch schnell ihre Leidenschaft für das Schreiben von phantastischen Romanen. Gemeinsam mit ihrem Mann, der als Diplomat arbeitet, hat Mara Rutherford bereits an vielen Orten auf der ganzen Welt gewohnt. Derzeit lebt sie mit ihrem Mann in Serbien. Wenn sie nicht gerade schreibt oder ihren beiden Söhnen hinterherjagt, testet sie gerne die Grenzen ihrer Komfortzone.

1


Manchmal frage ich mich, ob es unsere Namen sind, die unser Schicksal festlegen, oder ob es umgekehrt ist. Nor und Zadie: Koralle und Perle. Beides Kostbarkeiten für unser Volk. Beides schön genug, um den Hals einer Königin zu schmücken. Doch Perlen schätzt man ihres Schimmers, ihrer Form und ihrer Perfektion wegen. Bei Korallen ist es anders. Sie wachsen verdreht. In ihrer natürlichen Form würde sie kaum jemand als schön bezeichnen.

Zadie und ich waren einander jedoch von Geburt an ebenbürtig in Schönheit, Anmut und Scharfsinnigkeit. Wir waren, so das Urteil der Ältesten, die schönsten Babys, die jemals in Varenia geboren worden waren. Stolz ruderte uns Mutter im Holzboot unserer Familie umher, in dem Zadie und ich den Großteil unserer Kindheit verbringen sollten. Sie beschattete unseren Oliventeint mit breitkrempigen Hüten, um zu verhindern, dass wir einen Sonnenbrand bekamen. Sie zwang Vater, die scharfen Kanten unserer Möbel rund zu schleifen, niemals fiel auch nur ein einziges unserer dunklen Haare einer Schere zum Opfer. Jeden Abend suchte sie uns nach Abschürfungen und Kratzern ab und trug dann Öle und Salben auf, während sie mit uns schimpfte und uns ermahnte, vorsichtiger zu sein.

Jede der varenianischen Frauen war mit einer einzigartigen Haarpracht gesegnet – von glatt bis lockig, von flachsblond bis tiefschwarz – und unsere Haut schimmerte samtig und gesund, in Farbtönen von golden bis zu poliertem Kupfer. Doch in unserem Dorf wurde Schönheit nach einem höheren Maßstab gemessen. Die Gesichtszüge eines Mädchens mussten symmetrisch und wohlgeformt sein, der Teint rein, der Blick klar und wissbegierig, wenn auch niemals zu direkt. Die Erscheinung musste stets makellos sein, ganz gleich zu welcher Zeit und an welchem Ort. Um wirklich aufzufallen, musste ein Mädchen nichts Geringeres als perfekt sein.

Denn in Varenia war es nicht nur bloßes Glück, wenn man ein schönes Mädchen war. In jeder Generation bestimmte die Schönheit darüber, welche von uns eine Prinzessin werden würde.

 

»Nor!«, rief Zadie und zog mich vom Bootsrand zurück, wo ich auf einem Fuß balanciert hatte. »Was denkst du dir dabei? Du kannst doch jetzt nicht riskieren, dich zu verletzen.«

Ich rieb mir über die Kopfhaut, die noch immer empfindlich war, weil Mutter mir die Zöpfe am Vortag besonders straff geflochten hatte. Als Strafe dafür, dass ich meinen Hut vergessen hatte. Sie befand sich in ständiger Sorge darum, dass die Sonne unser seidiges Haar spröde machen oder – Gott bewahre – eine Sommersprosse hervorrufen könnte. In letzter Zeit knurrte mein leerer Magen allerdings so laut, dass er die schrille Stimme meiner Mutter in meinem Kopf übertönte. Seit Stunden suchten wir nun schon nach Austern. Ohne Erfolg.

Zadie, stets eine pflichtbewusste Tochter, schob meine Hand fort. »Bitte benimm dich, Mutter zuliebe. Du weißt doch, wie nervös sie wegen der Zeremonie ist.«

Die Zeremonie. Wann war Mutter denn jemals nicht nervös deswegen gewesen? Jeder wolkenlose Tag, den wir im Schatten unseres auf Pfählen erbauten Hauses verbracht hatten, jede verpasste Gelegenheit zum Perlentauchen, wenn die See zu unruhig gewesen war – all das hatte ich an die Zeremonie verloren und an die Besessenheit unserer Mutter.

»Unser Königreich hat keine Grenzen«, sagte Vater gern, wenn er auf dem schmalen Balkon unseres Hauses stand, die Augen mit einer Hand beschattete und den Blick auf den Horizont gerichtet hielt. Das mochte für ihn stimmen, doch unser Leben war eine unablässige Erinnerung daran, dass der Kronprinz Ilaras eines Tages das heiratsfähige Alter erreichen würde. Das, was sich seit Hunderten von Jahren wiederholte, würde auch in drei Tagen wieder geschehen: Die Ältesten würden endlich das schönste Mädchen in Varenia auswählen, damit es seine Braut wurde.

Das letzte Mädchen hatte uns vor zwanzig Jahren verlassen, als der derzeitige König noch ein Prinz gewesen war und die Untiefen noch nicht geplündert waren, doch Mutter versicherte uns unbeirrt, dass sie nicht einmal halb so schön gewesen war wie Zadie und ich. Vor dem Zwischenfall hatte sie die Ältesten stets damit aufgezogen, dass sie wohl uns beide zum Prinzen würden schicken müssen, damit er sich seine Braut selbst aussuchte, denn wir glichen einander wie zwei silberne Federfische.

Nun war es natürlich keine Frage mehr, wer geschickt werden würde. Die kleine rosa Narbe auf meinem rechten Wangenknochen war das Einzige, was zwischen mir und der Krone stand. An irgendeiner anderen Stelle meines Körpers wäre ein Makel, der nicht einmal so groß wie eine varenianische Perle war, einfach übersehen worden, aber neben Zadies makellosem Teint konnte man das gezackte Mal nicht ignorieren. Glücklicherweise hatte ich seit dem Zwischenfall sieben Jahre Zeit gehabt, um mich auf dies hier vorzubereiten. Sieben Jahre relativer Freiheit von den unablässigen Ermahnungen unserer Mutter – jedenfalls im Vergleich zu Zadie.

Ich ließ mich wieder auf die Kissen fallen, mit denen unser Boot ausgepolstert war, und wandte das Gesicht dem wolkengetupften Himmel zu. »Bist du bereit?«, fragte ich.

»Wofür?« Zadie täuschte Unwissenheit vor und zog ihre Röcke wieder über die entblößten Knöchel.

»Varenia zu verlassen. Mutter und Samiel zu verlassen.« Mich zu verlassen.

»Du weißt doch noch gar nicht, ob sie mich wählen werden. Du bist genauso schön wie ich und du wirst nie krank. Außerdem habe ich Gerüchte gehört, dass Alys auch in Betracht gezogen wird.«

Skeptisch hob ich eine Braue. »Mutter sagt, dass sogar ich mit meiner Narbe schöner bin, als es Alys je sein wird. Wie hat sie sich noch mal ausgedrückt? ›Alys muss nur lächeln und schon wird der Prinz beim Anblick ihres vorstehenden Zahns zurück zu seinem Kindermädchen rennen.‹«

Zadie runzelte die Stirn. »So was sollte Mutter nicht sagen. Alys kann sich doch nicht ändern.«

»Mutter sich aber auch nicht«, entgegnete ich ironisch.

Zadie holte eine der Leinen ein, die über die Bootswand hingen, und machte beim Anblick des winzigen Fischchens, das am Ende zum Vorschein kam, ein finsteres Gesicht. Unsere Gewässer wurden seit Jahren überfischt, auch wenn das offenbar niemand zugeben wollte. Vorsichtig legte sich Zadie das schimmernde Wesen in die Handfläche, entfernte den Haken und warf es zurück ins Wasser. Zum Essen war der Fisch zu klein, allerdings hätten wir ihn als Köder verwenden können, wenn es denn etwas Größeres zu fangen gegeben hätte.

»Ich weiß, dass Mutter schwierig sein kann, aber sie möchte nur das Beste für uns«, sagte Zadie einen Moment später. »Das, was sie selbst nicht haben konnte.«

Sofort fielen mir mindestens ein Dutzend beißender Kommentare dazu ein, aber ich beherrschte mich. »Vielleicht hast du recht.«

Obwohl ich es ihr nie gesagt hatte, wusste ich mit absoluter Sicherheit, dass Zadie die Auserwählte werden würde. Und damit diejenige von uns beiden, die jemals einen Fuß auf trockenes Land setzte – etwas, wonach ich mich seit meiner Kindheit sehnte. Denn Narbe hin oder her, Zadie war schön auf eine Art, wie ich es niemals sein würde. In Varenia suchten wir stets nach einem Makel, sei es nun bei Perlen oder bei Menschen, aber Zadie sah immer nur das Gute. Gerade erst in der vergangenen Woche hatte ich über die Schäden an unserem Haus geschimpft, die ein vorbeiziehender Sturm verursacht hatte. Zadie dagegen hatte den Himmel nach Regenbögen abgesucht.

Deshalb fand Zadie selbst dann, wenn unsere Mutter unerträglich zu werden schien, etwas Freundliches über sie zu sagen.

So gutherzig und anständig würde ich niemals sein und dieser Schmerz war schwerer zu ertragen.

»Ich gehe schwimmen«, sagte ich und wünschte, ich könnte meine Gedanken ebenso leicht abstreifen wie meine Röcke.

Ängstlich blickte sich Zadie um. Junge Frauen im heiratsfähigen Alter sollten sich niemals mit nackten Beinen sehen lassen, aber in einem Rock zu tauchen war nicht nur schwierig, es war gefährlich. Früher einmal hatte es reichlich Austern gegeben, und damals hatten die jungen Männer das Tauchen praktisch allein übernommen, doch nun halfen auch die Mädchen und Frauen aus, wann immer es möglich war. In unserer Familie fuhr Vater jeden Tag zum Fischen hinaus, und wir hatten keine Brüder, die diese Bürde mit ihm teilen konnten, also blieb uns keine Wahl. Nicht einmal Mutter konnte sich allzu laut beklagen – sie wusste, wie dringend wir das zusätzliche Geld brauchten.

»Kommst du?«, fragte ich.

»Das Salz wird unsere Haut austrocknen. Mutter wird es sofort merken.«

Ich stemmte die Hände in die Hüfte und grinste. »Wer als Letzte eine Auster findet, muss heute Abend kochen.« Die Wahrheit war, dass wir es uns schlicht nicht leisten konnten, mit leeren Händen nach Hause zurückzukehren. Nicht, wenn wir nächste Woche noch etwas zu essen haben wollten. Doch es war leichter, so zu tun, als wäre das alles bloß ein Spiel. Ein Spiel, bei dem es nicht um Leben und Tod ging. »Bereit?«

Sie schüttelte den Kopf, löste dabei jedoch bereits die Schnürung ihrer Röcke und zog die Tunika nach unten, damit ihre Oberschenkel bedeckt blieben. »Du bist durch und durch verdorben«, kommentierte sie und sprang dann ins klare Wasser.

Ich tauchte ihr nach, fühlte den Druck in meinen Ohren anschwellen, als ich an Zadie vorbei zum Grund schwamm und dabei die leise Stimme in meinem Kopf ertränkte, die flüsterte: Ich weiß.

 

Mehrere Stunden später rührte ich in einem Kessel über dem Feuer den wässrigen Fischeintopf um, als Samiel unser Haus betrat. Sein Körper glänzte nass vom Meerwasser, weil er herübergeschwommen war. Sami war unser bester Freund und der einzige Junge im Dorf,...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2021
Übersetzer Diana Bürgel
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte eBook • Einzelband • Erste Liebe • fantasy ab 14 • Fantasy für Mädchen • Fantasy Jugendbuch • High Fantasy • Königreich • Koralle • Liebe • Magie • Meer • Neuerscheinung 2021 • Prinzessin • Romantasy • Romantic Fantasy • Romantik • Schwesterngeschichte • Young Adult • Zwillingsschwester
ISBN-10 3-492-99800-3 / 3492998003
ISBN-13 978-3-492-99800-0 / 9783492998000
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