Das Sternenmädchen
Ashera Verlag
978-3-948592-00-4 (ISBN)
- Titel erscheint in neuer Auflage
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Brendan hingegen sehnt sich einzig und allein nach Liebe und Akzeptanz. In der Nacht des Sternenfestes gelingt es dem Prinzen, dass sein Herzenswunsch erhört und ein Sternenmädchen auf die Erde entsandt wird. Vom ersten Augenblick an fühlen die beiden eine geradezu magische Verbundenheit. Doch ihr Glauben an die Liebe und an sich selbst wird auf eine harte Probe gestellt.
Kapitel 1: Auf der Suche Clarantena, Hauptstadt des Königreichs Clarante Der Himmel war so klar wie schon lange nicht mehr. Brendan lächelte zufrieden und beschleunigte seine Schritte. »Mein Prinz, so wartet doch! Das Fest ist noch im Gange!« Henry stürzte hinter dem Thronfolger her. »Euer Vater verlangt Eure Anwesenheit!« Ohne auf seinen Diener zu achten, betrat Brendan die Stallungen. Sofort sprang einer der Stallburschen, ein hagerer Junge mit schulterlangem braunem Haar, alarmiert von einem Strohballen auf und kam auf ihn zu. »Guten Abend, Eure Hoheit.« Er deutete eine Verbeugung an. »Soll ich Arias für Euch vorbereiten?« Kopfschüttelnd zog Brendan einen Apfel aus der Tasche und warf ihn im Gehen dem Jungen zu. »Nicht nötig. Hier, für dich.« Der Stallbursche fing den Apfel auf und senkte ehrwürdig den Kopf. »Habt Dank, mein Prinz.« Der Geruch nach Stroh, Heu und Pferd lag in der Luft. Brendan war gerne hier und verbrachte viel Zeit mit der Pflege seines Hengstes. Sehr zum Leidwesen seines Kammerdieners, der der Auffassung war, dass solche Aufgaben eines angehenden Königs nicht würdig seien. »Aber Hoheit!«, rief Henry, überholte Brendan und blockierte ihm den Weg. »Ihr könnt doch nicht ...« Brendan lief um ihn herum und tat so, als sei er nicht da. »Hört Ihr mich nicht?« »Ich glaube, er will dich nicht hören.« Marco verbarg sein schelmisches Grinsen hinter dem Apfel, in den er kurz darauf genüsslich biss. Beschwingt nahm Brendan den Sattel aus der Haltevorrichtung und machte sich auf den Weg zu dem schwarzen Hengst, der seinen Besitzer bereits mit leuchtenden Augen erwartete und begeistert wieherte. »Nein, nein, nein!« Henry schoss erneut an Brendan vorbei und stellte sich mit weit ausgebreiteten Armen vor Arias‘ Box. »Eure Hoheit!« Henrys Stimme bebte und die Falte zwischen seinen Augen war so tief, dass sich die Brauen beinahe berührten. »Ich lasse nicht zu, dass Ihr das Schloss verlasst! Euer Vater wird gleich die Eröffnungsrede halten.« »Schön für ihn. Er ist alt genug, seine Texte selbst abzulesen«, sagte Brendan nüchtern. »Seid nicht so respektlos Eurem Vater gegenüber. Wenn er herausfindet, dass Ihr schon wieder ausgebrochen seid …« Henry verzog das Gesicht. »Was willst du dagegen tun? Mich in mein Zimmer einsperren?« Brendan schob Henry mühelos beiseite, um an sein Pferd zu gelangen. »Natürlich nicht«, lenkte Henry ein. Brendan führte Arias aus der Box und begann, den Sattel festzuschnallen. »Sei nicht so gewissenhaft. Warum gehst du nicht wie alle anderen auf das Fest? Dort warten sicherlich viele schöne Mädchen auf dich.« Er zwinkerte dem Kammerdiener zu. »Es ist meine Aufgabe, an Eurer Seite zu sein, mein Prinz«, beharrte er. Brendan seufzte. »Ich gebe dir frei.« »Nein, das geht nicht. Der König hat gesagt ...« »Es interessiert mich nicht, was der König sagt«, unterbrach Brendan ihn. Warum interessierte es niemanden, was er wollte? »Aber wenn er mir aufträgt, Euch ...« »Ich trage dir auf, mich heute Nacht in Ruhe zu lassen«, fuhr Brendan ihn an. Ihm fehlte die Geduld, sich weiterhin mit Henry auseinanderzusetzen. Dafür hatte er keine Zeit. »Morgen früh darfst du mir wieder nach Lust und Laune überallhin folgen, aber jetzt lass mich bitte in Frieden und geh.« Henry wurde blass und starrte den Prinzen mit aufgerissenen Augen und leicht geöffnetem Mund an. Der bereute seinen harschen Tonfall sofort. Henry war nun mal mehr als ein Untergebener aus dem Volk für ihn – er war ein Freund aus Kindertagen, der die Pflicht vor alles andere stellte. Sehr zu Brendans Leidwesen. »Verzeih mir«, räumte er beschwichtigend ein. »Aber es ist mir wirklich wichtig. Nur diese eine Nacht. Bitte.« »Aber … die Regeln …« »Keine Sorge, ich trage die alleinige Verantwortung für mein Handeln.« Brendan tätschelte Henry die Schulter. »Ich werde zurücksein, noch ehe mein Vater bemerkt, dass ich weg war. Du hast nichts zu befürchten. Stattdessen«, er stieg in den Sattel und grinste seinen Diener breit an, »genießt du den freien Abend und denkst dran, wie alt du bist.« Henry sah verwirrt zu Brendan auf. »Wie alt ich bin? Das weiß ich doch.« »Dann benimm dich auch so. Los geht’s, Arias!« Brendan winkte Henry und Marco zu und gab seinem Pferd die Sporen. * Der Hufschlag donnerte von den Hauswänden wieder, während Brendan die leeren Gassen durchquerte. Sein Ziel war eines der Seitentore, durch das die Schlossbewohner die Stadt verlassen konnten, ohne Clarantena durchqueren zu müssen. Die meisten Einwohner tummelten sich auf dem Hauptplatz, wo das bunte Treiben des Sternenfestes stattfand. Schon seit einer Woche war die Stadt festlich geschmückt, um den Sternenregen gebührend zu feiern. Bewohner und Händler aus dem ganzen Land strömten in die Hauptstadt und ließen sich von Musik, Tanz und gutem Essen verzaubern. Die Wachen ließen Brendan anstandslos passieren und stellten keinerlei Fragen. Brendan war ihnen dafür mehr als dankbar. Sollte sein Vater Wind von seinem Verschwinden bekommen, wäre er alles andere als begeistert. »Nur heute Nacht.« Brendan genoss den kühlen Wind, der ihm entgegenschlug. Er fühlte sich mit einem Mal frei, als hätte ihm jemand die Ketten abgenommen. Er verließ seinen goldenen Käfig, konnte endlich durchatmen, ohne dass jemand Buch darüber führte. Über ihm erstrahlte der Vollmond in seiner ganzen Pracht und tauchte die Umgebung in gedämmtes Licht. Die Schatten von Arias und ihm tanzten auf dem Boden umher und folgten ihnen den steinernen Weg entlang, der von der Stadt wegführte. Das letzte Sternenfest lag acht Jahre zurück. Brendan erinnerte sich noch gut daran. Es war einer der letzten schönen Augenblicke, der ihm mit seiner Mutter vergönnt gewesen waren. Gemeinsam waren sie in die Nacht hinausgeritten und hatten sich das Spektakel vom Sternenhügel aus angesehen. Brendan umklammerte die Zügel und Arias galoppierte die Straße entlang in Richtung des Zedernwaldes. Am südöstlichen Rand begannen die Ausläufer des Gebirges und kleine Hügelketten bildeten den Anfang. »Wir sind fast da.« Der Hengst wurde langsamer. Sicherlich spürte er die Beklommenheit, die Besitz von Brendan ergriff, je näher sie ihrem Ziel kamen. Seit jener Nacht hatte Brendan den Hügel gemieden – bis heute. Er erkannte ihn sofort. Im Gegensatz zu den anderen Erhebungen im Umland war der Sternenhügel nicht mit dichtem Gras und Sträuchern bewachsen, sondern steinig und trocken. Brendan musste sich beeilen, wenn er es rechtzeitig nach oben schaffen wollte. Die ersten Sterne fielen bereits und er durfte den richtigen Augenblick für seinen Wunsch unter keinen Umständen verpassen. Zu lange hatte er auf diesen Tag gewartet. »Du bleibst hier«, befahl Brendan, als er von seinem Pferd abstieg und es an einem umgestürzten Baumstumpf festband. Er strich dem Hengst über den Hals und machte sich dann an den Aufstieg. Obwohl der Hügel nicht sonderlich hoch war, war der Weg beschwerlich. Immer wieder rutschte Brendan auf dem mit Steinen bedeckten Boden aus. Seine Beine wurden mit jedem Schritt schwerer. Es schien, als wolle irgendetwas verhindern, dass er den Gipfel erreichte. Doch ganz gleich, ob es sich dabei um die Schwermut in seinem Herzen oder körperliche Erschöpfung handelte, Brendan würde nicht aufgeben. Er kämpfte sich weiter aufwärts und kam atemlos oben an. Neugierig betrachtete er den Krater, den er größer in Erinnerung hatte. Gerüchten zufolge war einst an dieser Stelle ein Stern vom Himmel gefallen. Er hatte Brendan schon als Kind fasziniert. Beim letzten Mal erschien alles riesig, doch nun sah er sich einem Loch im Boden gegenüber, das kaum hüfthoch war und den Radius zweier Pferdelängen nicht überstieg. Am Grund des Kraters hatte sich Wasser gesammelt. Brendan setzte sich an den Rand und blickte fasziniert auf die Oberfläche des Kratersees hinab. Der Himmel spiegelte sich darin und Brendan konnte unzählige Sterne und den Mond erkennen. Er blickte auf. Seiner Mutter und ihm hatte sich damals genau dasselbe Bild geboten, als sie auf den Sternenregen gewartet hatten. »Schau dir den Himmel genau an, kleiner Prinz«, hatte sie gesagt und den Arm um seine Schultern gelegt. Die Strähnen ihres langen, schwarzen Haares hatten ihn an der Wange gekitzelt. »Wenn du genau hinsiehst, wirst du deinen Wunschstern finden. Und wenn es so weit ist, dann musst du deinen sehnlichsten Herzenswunsch mit ihm teilen.« »Aber Mama, solange du da bist, ist doch alles gut. Du sollst für immer bei mir bleiben.« Sie lächelte traurig, und küsste ihn liebevoll auf die Stirn, als die Sterne zu fallen begannen. Nur wenige Wochen später hatte Clarante seine Königin und Brendan seine geliebte Mutter verloren. Brendan stützte die Hände auf dem kühlen Boden ab und legte den Kopf in den Nacken. Am Himmel setzten sich immer mehr Sternschnuppen in Bewegung. Sie flogen über das Firmament und waren wunderschön anzusehen. Aber keine von ihnen berührte ihn, fiel ihm besonders auf oder gab ihm ein Zeichen. »Wie soll ich dich bloß finden?«
Erscheinungsdatum | 26.11.2019 |
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Reihe/Serie | FAIRY FABULA ; 1 |
Zusatzinfo | Autorenfoto |
Verlagsort | Desloch |
Sprache | deutsch |
Maße | 122 x 186 mm |
Gewicht | 310 g |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Literatur ► Historische Romane | |
Literatur ► Märchen / Sagen | |
Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre | |
Schlagworte | Happy End • Stern • Wünsche • Wunschstern |
ISBN-10 | 3-948592-00-4 / 3948592004 |
ISBN-13 | 978-3-948592-00-4 / 9783948592004 |
Zustand | Neuware |
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