Die 12 Häuser der Magie - Schicksalswächter (eBook)
350 Seiten
Drachenmond Verlag
978-3-95991-694-3 (ISBN)
Lern erst mal was Gescheites, Bub. Nein, das war nicht der erste Satz, den ich nach meiner Geburt hörte, das kam später. Geboren wurde ich am 21.03.1982 in Landau in der Pfalz. Gemäß übereinstimmenden Aussagen diverser Familienmitglieder wurde aufgrund der immensen und andauernden Lautstärke, die ich als winziger Wonneproppen an den Tag legte, ein Umtausch angemahnt. Mamma, können wir ihn nicht zurückgeben und lieber einen Hund nehmen? Glücklicherweise galt hier: Vom Umtausch ausgeschlossen. Es folgt also eine glückliche Kindheit und turbulente Jugend. Natürlich verrate ich hier keine weiteren Details, das würde zum einen den Spannungsbogen kaputtmachen, zum anderen bleibt dann nichts mehr für meine Memoiren übrig.
Lern erst mal was Gescheites, Bub. Nein, das war nicht der erste Satz, den ich nach meiner Geburt hörte, das kam später. Geboren wurde ich am 21.03.1982 in Landau in der Pfalz. Gemäß übereinstimmenden Aussagen diverser Familienmitglieder wurde aufgrund der immensen und andauernden Lautstärke, die ich als winziger Wonneproppen an den Tag legte, ein Umtausch angemahnt. Mamma, können wir ihn nicht zurückgeben und lieber einen Hund nehmen? Glücklicherweise galt hier: Vom Umtausch ausgeschlossen. Es folgt also eine glückliche Kindheit und turbulente Jugend. Natürlich verrate ich hier keine weiteren Details, das würde zum einen den Spannungsbogen kaputtmachen, zum anderen bleibt dann nichts mehr für meine Memoiren übrig.
Kapitel 1
Blizzard gefällig?
Er hasste es, wenn sie das tat.
»Juhuu, Nicholas, größter Magier aller Zeiten. Du brauchst heute aber ganz schön lange.« Janes Stimme hallte als Echo über das Trainingsgelände.
Sie wusste genau, wie sie ihn zur Weißglut treiben konnte.
Die Umgebung machte es nahezu unmöglich, einen Magier zu finden, der sich auf Trugbilder verstand. Eine weite Ebene ging in dicht bewaldetes Gebiet über. Dahinter lag ein See, auf dessen gegenüberliegender Seite das Sumpfgebiet begann.
»Sie will es uns noch mal zeigen.« Wie immer flüsterte Matt bei den Testkämpfen.
»Dir ist aber schon klar, dass sie sich versteckt und nicht wir«, stellte Nic klar. »Du darfst in normaler Lautstärke sprechen.«
»Sorry.« Matts Gesicht nahm einen zerknirschten Ausdruck an. Nics bester Freund ähnelte äußerlich einem Wikinger – blonder Hüne mit breiten Schultern und einem Dreitagebart. Innerlich war er eher ein Plüschteddy.
»Schaffst du noch einen Dunklen Schlund?«, wollte Nic wissen.
»Klar. Aber ohne Ziel …«
Ein Dunkler Schlund ließ die Erde beben und schuf, wenn er nicht abgebrochen wurde, tiefe Spalten und Risse. Zu Beginn ein häufiges Mittel in den Kämpfen, um gegnerische Mannschaften aus dem Versteck zu locken. Matt war ein Ass, wenn es um diesen Zauber ging.
Bedauerlicherweise wusste Jane das. Bisher hatte kein abrupter Erdrutsch sie aus der Versenkung holen können. Deshalb ließen die Lehrer sie so gern gegeneinander antreten, weil sie die Stärken und Schwächen des jeweils anderen kannten. Glücklicherweise war dies heute zum letzten Mal der Fall.
»Wie macht sie das?!« Nic fluchte innerlich. »Keine Spur von Wirbeln.« Er glitt wieder in den zweiten Blick.
In diesem konnte er die Magie ringsum sehen. Wie silbriger Staub war sie überall, durchdrang die Luft und lag auf Pflanzen, Gegenständen und sogar Menschen. Sein wasserblauer Anima-Stein, den er eingefasst in einem Ring an der rechten Hand trug, ermöglichte nicht nur die Wahrnehmung von Magie, dank ihm ließ sie sich auch benutzen. Doch wo sie abgesogen wurde, hinterließ sie Wirbel, manchmal sogar Löcher, bis hin zu toten Zonen. Letzteres regenerierte sich nicht mehr, weshalb jeder Magier dazu angehalten war, Magie nur in Maßen abzuschöpfen.
Hätte Jane ein Trugbild eingesetzt, um ihren Aufenthaltsort zu verschleiern, hätte das auf lange Sicht die Umgebung in Aufruhr versetzt. Leider war nichts davon zu sehen.
»Sieht so aus, als würde sie gewinnen.« Matthew deutete auf die Sanduhr, die über ihnen schwebte. Die Körner darin waren fast alle durchgelaufen. »Gönnen wir es ihr.«
»Nein, das tun wir nicht!« Beinahe hätte Nic aufgestampft, was natürlich total kindisch gewesen wäre. Beim Anblick der Sanduhr kam ihm ein Gedanke.
Er fixierte eine Stelle in der Luft und stellte sich vor, wie die Magie in den magischen Stein floss. Sein Anima glühte, als der flirrende Silberstaub in ihn hineingesogen wurde.
Um seinen Plan in die Tat umzusetzen, benötigte er einen ganz bestimmten Zauber. Engelsflügel.
Nic vollführte die vorgeschriebenen Bewegungen, um die Magie zu weben. Für einen Nichtmagier sah es so aus, als fuchtele ein Bühnenzauber mit den Fingern durch die Luft. In Wahrheit verwob er die Magie des Anima zu einem magischen Symbol, das die Wirklichkeit für kurze Zeit umformte.
Eine schimmernde Aura legte sich um seinen Körper, nur in der zweiten Sicht wahrnehmbar. Die wellenartigen Auswüchse zu beiden Seiten hatten dem Zauber die Bezeichnung Engelsflügel verliehen.
Elegant wie ein Adler stieg er in die Höhe. Matthew bezeichnete Nics Flugkünste immer als »die betrunkene Taube machen«, doch schließlich kam es auf das Ergebnis an. Von hier oben konnte er das gesamte Trainingsgelände überblicken. Und tatsächlich, da war etwas anders als bisher.
»Netter Versuch«, flüsterte Nic. »Aber so clever bist du eben doch nicht.«
Jane hatte kurzerhand auf Magie verzichtet und sich eingegraben. Er konnte die Stelle genau sehen, an der das Gras einen anderen Farbton trug. Sie hatte das Survivaltraining etwas zu ernst genommen.
Nic wechselte zurück in die normale Sicht.
Die letzten Körner der Sanduhr rieselten herab.
Um zu gewinnen, musste Nic Jane direkt gegenüberstehen und sie berühren. Er jagte in den Sturzflug, kam viel zu schnell auf und überschlug sich mehrfach. Mit Kratzern und Schrammen hechtete er auf jene Stelle zu, die sich von der Umgebung unterschied.
»Hab dich!«, brüllte er und durchstieß mit seinem Finger die Erde.
Im nächsten Augenblick wirbelte die Umgebung um ihn herum wie ein Brummkreisel. Oben wurde zu unten, Grün zu Blau. Sie hatte einen Fuggers Reise auf die Stelle geworfen. Ganz im Sinne des berühmten Kaufmanns, dessen Schiffe in Windeseile um die Welt gesegelt waren, wurde Nic auf einen von Jane bestimmten Zielpunkt gezogen. Er fand sich in der Luft wieder, direkt über dem See.
Schreiend fiel er in die Tiefe und versank im Wasser, nur um strampelnd an die Oberfläche zurückzukehren. Hustend spuckte er brackige Brühe und Flüche.
»Nicht schlecht«, erklang die Stimme von Jane.
Er konnte das Grinsen darin hören und hegte Mordgedanken.
Sie saß gemütlich auf dem Holzsteg, streifte sich soeben ihren Tarnanzug ab und genoss die Sonne. Dass sie nur einen hauchdünnen Slip trug, war ihr egal.
»Sieht so aus, als gehöre der Finalsieg mir«, säuselte sie. »Bist du sehr wütend?«
»Nein!«, brüllte er und schluckte prompt wieder Wasser.
Mittlerweile hatte auch Matt den Anlegesteg erreicht. »Das war nicht nett.«
»Nic freut sich über die Abkühlung, stimmts?!«, rief sie herüber. »Das nächste Mal hänge ich einen Zauber an, der dich nackt ins Wasser katapultiert. Besser?«
Nein, das war es nicht! Denn es würde kein nächstes Mal geben. Nics Wut verrauchte und auch Janes Stimmung schlug um. Als er sich endlich bis ans Ufer vorgearbeitet hatte, wob sie einen schnellen Wärmezauber, der ihn trocknete. Sie trug ihren jadegrünen Anima-Stein eingeflochten in eine Lederschnur um den Hals.
»Danke«, sagte er leise.
»Schon okay.« Jane schlüpfte wieder in ihre Kleidung.
Schweigend trotteten sie zurück zum Zentrum, nahmen die Glückwünsche entgegen und verließen das Areal. Die Abschlussprüfungen waren längst erledigt, die Urkunden übergeben. Doch es war Tradition, dass die Schüler ein letztes Mal einen Kampf ausfochten, bevor der nächste Schritt auf ihrem Weg begann. Einer, der sie trennen würde.
»Noch jemand Lust …«, begann Matthew.
»Ja«, unterbrachen Nic und Jane gleichzeitig, worauf sie alle breit grinsten.
Das Skydive zu finden, war längst eine Fingerübung. Schülern im ersten Jahr gelang der Lokalisierungszauber nie, erst im zweiten fanden vereinzelte Grüppchen den verborgenen Treffpunkt. Alle paar Stunden sprang die Cafébar von einem Ort zum anderen und wirkte, als habe jemand ein absolut gewöhnliches, nichtmagisches Café aus einem Gebäude herausgeschnitten. Glücklicherweise sprang der Portalspiegel stets mit.
Sie schlenderten über einen asphaltierten Weg am Rande des Geländes und erreichten die magische Barriere. Der Spiegel stand im Übergangsbereich.
Matthew hob seinen linken Arm, an dessen Handgelenk ein breites Lederarmband den Anima beherbergte. Er blickte konzentriert auf die gläserne Fläche und berührte dann mit dem blutroten Stein den Rahmen.
»Und, wo geht es hin?«, fragte Nic.
»Uh, nice. Ich sage nur: hoher Norden.« Matthew strahlte, was nie ein gutes Zeichen war, wenn es um Temperaturen ging. Er liebte Kälte.
»Ich bin begeistert.« Die Ironie in Janes Stimme war nicht zu überhören. »Wollen wir nicht zu irgendeinem Strand spiegeln?«
»Komm schon, ein letztes Mal Skydive.«
Ohne abzuwarten, trat Nic durch das Spiegelportal. Es fühlte sich an, als trete er durch eine stehende Wasserfläche, nur war er danach nicht nass, stattdessen stand er in einem Blizzard. Zumindest kam es ihm so vor.
Schnell sog er mit seinem Anima Magie aus der Umgebung und erschuf eine schützende Wärmeblase.
Hinter ihm schwappte es.
»Das ist nicht hoher Norden, das ist der Nordpol!« Der Blick, den Jane Matt zuwarf, nachdem sie ebenfalls für Wärme gesorgt hatte, hätte auch von einer Mutter an ihren Teenager-Spross gehen können.
Das Skydive schwebte in einigen Metern Entfernung unverrückbar zwischen den Gewalten. Sie legten die Distanz in einem kurzen Sprint zurück und als sie durch die Front traten, wechselte Jane bereits wieder erste Worte mit Matt.
Von außen klaffte ein gewaltiges Loch in der Front der Cafébar, von innen blickten sie durch deckenhohes Glas. Ein sauberes Trugbild. Leuchtende Nebelsphären glitten durch den Raum und spendeten den Anwesenden Licht, die auf Stühlen, Bänken, in Hängematten oder Schwebesesseln saßen.
Gemeinsam nahmen Jane, Matt und Nic in der üblichen Ecke Platz. Für die Schüler der unteren Jahrgänge standen noch Klausuren an, weshalb nur...
Erscheint lt. Verlag | 16.10.2019 |
---|---|
Reihe/Serie | Die 12 Häuser der Magie | Die 12 Häuser der Magie |
Verlagsort | Hürth |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre | |
Schlagworte | Andreas Suchanek • Drachenmond Verlag • Fantasy • Häuser der Magie • Mächte • Mystery • Schicksalswächter |
ISBN-10 | 3-95991-694-9 / 3959916949 |
ISBN-13 | 978-3-95991-694-3 / 9783959916943 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 636 KB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich