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Drei Schritte zu dir (eBook)

Fachbuch-Bestseller
Roman | Tragisch-schöne Liebesgeschichte, der Bestseller zum Film
eBook Download: EPUB
2019 | 2. Auflage
304 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-43590-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Drei Schritte zu dir -  Rachael Lippincott
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Kann man jemanden lieben, den man nicht berühren darf? »Ich habe die Bedeutung von menschlicher Berührung nie verstanden...bis ich sie nicht haben konnte.« Stellas einzige Überlebenschance ist eine neue Lunge. Bis es soweit ist, muss sie sich von allem und jedem fernhalten, um ihr ohnehin schwaches Immunsystem nicht zu gefährden. Ohne Ausnahme. Will ist ganz anders - er lässt sich nicht unterkriegen und ist bereit, auf volles Risiko zu gehen. Sobald er 18 ist, wird er dem Krankenhaus den Rücken kehren, um endlich mehr von der Welt zu sehen. Vor allem aber ist Will jemand, von dem Stella sich fernhalten muss. Wenn er sie auch nur anpustet, könnte sie infiziert werden. Beide könnten sterben. Aber je mehr Zeit die beiden miteinander verbringen, desto mehr fühlt sich der vorgeschriebene Sicherheitsabstand zwischen ihnen wie eine Strafe an. Wäre ein bisschen mehr Nähe wirklich so tödlich - vor allem, wenn sie verhindert, dass ihre Herzen brechen?

Rachael Lippincott hat einen BA in English Writing von der University of Pittsburgh. Zurzeit lebt sie in Pittsburgh mit ihrer Frau und der gemeinsamen Tochter.

Rachael Lippincott hat einen BA in English Writing von der University of Pittsburgh. Zurzeit lebt sie in Pittsburgh mit ihrer Frau und der gemeinsamen Tochter.

Kapitel 1


Stella

Mein Finger fährt die Zeichnung meiner Schwester nach, eine Lunge, geformt aus einem Blumenmeer. Blüten entsprießen den Rändern der Zwillingsovale, zartrosa, weiß, sogar erikablau. Jede ist so einzigartig, so strahlend, dass sie wirken, als würden sie ewig blühen. Einige der Knospen haben sich noch nicht geöffnet, und mit den Fingerspitzen kann ich fast fühlen, wie sich in den winzigen Sprossen das Leben entfaltet. Die gefallen mir am besten.

Ich frage mich oft, wie es wohl wäre, solch eine gesunde Lunge zu haben. Eine so lebendige. Ich hole tief Luft, spüre, wie sich die Luft in meinen Körper hineinkämpft und wieder hinaus.

Meine Hand rutscht vom letzten Blütenblatt der letzten Blume, sinkt hinab, fährt über den sternengespickten Hintergrund, die stecknadelgroßen Lichter, mit denen Abby versucht hat, die Unendlichkeit einzufangen. Ich räuspere mich, ziehe die Hand fort und nehme stattdessen ein Foto von uns beiden vom Bett. Zweimal das gleiche Lächeln, das unter dicken Schals hervorblitzt, über unseren Köpfen glitzern die Lichterketten im Park um die Ecke so hell wie die Sterne in Abbys Bild.

Es war irgendwie magisch. Der sanfte Schein der Parklaternen, der weiße Schnee auf den Zweigen, die absolute Stille. Für dieses Bild haben wir uns letztes Jahr fast den Arsch abgefroren, doch so war es unsere Tradition. Abby und ich, die sich in die Kälte wagten, um gemeinsam die Weihnachtsbeleuchtung zu bewundern.

Bei diesem Foto weiß ich immer, wie es sich angefühlt hat. Wie es sich angefühlt hat, mit meiner Schwester ins Abenteuer zu ziehen, hinaus in die große, weite Welt.

Ich nehme eine Reißzwecke und pinne das Foto neben die Zeichnung, setze mich auf mein Bett und schnappe mir das kleine Notizbuch und den Stift von meinem Nachttisch. Mein Blick gleitet über die lange To-do-Liste, die ich mir heute Morgen erstellt habe, angefangen mit »Punkt 1: To-do-Liste erstellen«, befriedigenderweise bereits abgehakt, bis ganz hinunter zu Punkt 22: »Übers Jenseits nachdenken.«

Punkt 22 war womöglich etwas arg ehrgeizig für einen Freitagnachmittag, aber wenigstens kann ich jetzt Punkt 17 abhaken: »Wände dekorieren.« Ich sehe mich in dem vorher so kahlen Zimmer um, dem ich fast den ganzen Vormittag hindurch mal wieder meinen Stempel aufgedrückt habe, betrachte die Wände, die jetzt über und über bedeckt sind mit den Bildern, die Abby mir im Laufe der Jahre geschenkt hat, den kleinen Gaben voll Leben und Farbe vor kalkweißem Hintergrund, je eine für jeden Klinikaufenthalt.

Ich am Tropf, und aus dem Infusionsbeutel heraus flattern Schmetterlinge jeden Formats, jeder Form, jeder Farbe. Ich mit Nasenkanüle, und der Schlauch bildet ein Unendlichkeitszeichen. Ich mit meinem Vernebler, und der Dampf, der herauskommt, bildet einen wolkigen Heiligenschein. Und noch das Zartfarbigste, ein verblasster Sternensturm, den sie gemalt hat, als ich das erste Mal hier war.

Das Bild ist nicht ganz so ausgefeilt wie ihre späteren Sachen, aber irgendwie mag ich es genau deshalb am liebsten.

Und direkt unterhalb dieser Pracht steht … meine gesammelte medizinische Ausrüstung, genau neben einem grässlichen grünen Krankenhaussessel aus Kunstleder, der hier im Saint Grace in jedem Zimmer zur Grundausstattung gehört. Argwöhnisch beäuge ich den Infusionsständer, weil ich weiß, dass in genau einer Stunde und neun Minuten die erste von vielen Antibiotikarunden des kommenden Monats beginnt. Hurra.

»Da ist es!«, ruft eine Stimme draußen auf dem Flur. Ich hebe den Kopf, die Tür öffnet sich langsam und es erscheinen zwei vertraute Gesichter. Camila und Mya haben mich im vergangenen Jahrzehnt hier tausendmal besucht, und immer noch schaffen sie es nicht von der Anmeldung bis zu meinem Zimmer, ohne jeden Menschen im Haus nach dem Weg zu fragen.

»Falsches Zimmer«, sage ich und grinse beim Anblick ihrer erleichterten Mienen.

Mya lacht und schiebt die Tür ganz auf. »Hätte mich ehrlich nicht gewundert. Verdammtes Labyrinth.«

»Schon aufgeregt?«, frage ich und springe auf, um sie zu umarmen.

Camila hält mich auf Armeslänge, schmollt, das dunkle Haar sieht fast so niedergeschlagen aus wie sie. »Zweite Fahrt hintereinander ohne dich.«

Stimmt. Nicht zum ersten Mal bringt meine Mukoviszidose mich um irgendeinen Schulausflug, Strandurlaub oder eine Schulveranstaltung. Ungefähr siebzig Prozent der Zeit läuft alles für mich ziemlich normal. Ich gehe zur Schule, ich treffe mich mit Camila und Mya, ich arbeite an meiner App. Nur eben mit reduzierter Lungenfunktion. Aber die übrigen dreißig Prozent beherrscht die Krankheit mein Leben. Was bedeutet, dass ich eben Dinge wie Klassenausflüge in die Ausstellung oder jetzt die Abschlussreise unseres Jahrgangs nach Mexiko verpasse, weil ich Unterstützung aus der Klinik brauche. Und die sieht diesmal eben so aus, dass ich mit Antibiotika vollgepumpt werden muss, um endlich das hartnäckige Halsweh und das Fieber wegzubekommen.

Das und meine abschmierende Lungenfunktion.

Mya schmeißt sich auf mein Bett und lässt sich unter dramatischem Seufzen hineinsinken. »Sind doch nur zwei Wochen. Bist du sicher, dass du nicht mitkannst? Das ist unsere Abschlussfahrt, Stella!«

»Ich bin mir sicher«, sage ich entschieden, und sie wissen, dass es mir ernst ist. Wir sind seit der Mittelstufe befreundet, und mittlerweile ist ihnen klar, dass die Mukoviszidose das letzte Wort hat, was meine Pläne angeht.

Es ist ja nicht so, dass ich nicht mitfahren will. Aber es geht buchstäblich um Leben und Tod. Ich kann nicht einfach nach Cabo – oder sonst wohin – und das Risiko eingehen, es nicht zurück zu schaffen. Das kann ich meinen Eltern nicht antun. Nicht jetzt.

»Aber du hast dieses Jahr das Planungskomitee geleitet. Kannst du denen nicht sagen, sie sollen die Behandlung verschieben? Wir wollen nicht, dass du hier drinnen versauerst«, sagt Camila und weist auf mein sorgfältig dekoriertes Krankenhauszimmer.

Ich schüttle den Kopf. »Wir haben ja noch die gemeinsamen Osterferien! Und ich habe unser Freundinnenwochenende seit der Achten nur ein Mal verpasst, und auch nur wegen dem Schnupfen damals.« Ich lächle Camila und Mya hoffnungsvoll zu. Aber beide springen nicht darauf an, sondern tun lieber weiterhin so, als hätte ich ihre Haustiere abgemurkst.

Mir fällt auf, dass sie beide die mit Badeanzügen gefüllten Taschen halten, die ich sie gebeten hatte mitzubringen, und so reiße ich Camila ihre aus der Hand, versuche verzweifelt, das Thema zu wechseln. »Okay, Modenschau. Die Suche nach dem Topmodell.« Nachdem ich nicht im Badeanzug meiner Wahl am mexikanischen Strand in Cabo braten werde, kann ich wenigstens über meine Freunde etwas davon mitbekommen, indem ich sie bei der Auswahl unterstütze.

Beide werden sichtlich fröhlicher und wir schütten ihre Taschen in einem bunten Mischmasch aus Punkten, Blumen und Leuchtfarben auf meinem Bett aus.

Ich schaue Camilas Badeanzugstapel durch und greife nach einem roten, der irgendwo zwischen Bikinihose und Schnürfaden angesiedelt ist, was zweifellos zeigt, dass es sich um ein Erbstück ihrer großen Schwester Megan handelt.

Ich werfe ihn ihr zu. »Der hier. Wie für dich gemacht.«

Ihre Augen werden groß und sie hält ihn sich an die Taille, rückt sich erstaunt die Metallbrille zurecht. »Also, der würde sicher minimale Bräunungsstreifen machen …«

»Camila«, sage ich und schnappe einen weiß-blau gestreiften Bikini, der fraglos sitzen wird wie eine zweite Haut. »Scherz. Der hier ist perfekt.«

Mit erleichtertem Blick nimmt sie mir den Bikini aus der Hand. Ich wende mich Myas Stapel zu, doch die ist vollauf damit beschäftigt, im grünen Kunstledersessel Textnachrichten zu schreiben und vor sich hin zu strahlen.

Ich grabe einen Einteiler hervor, den sie seit dem Schwimmunterricht in der sechsten Klasse besitzt, und halte ihn ihr mit einem schiefen Grinsen hin. »Wir wär’s mit dem hier, Mya?«

»Super! Sieht toll aus«, sagt sie unter wildem Getippe.

Schnaubend stopft Camila ihre Badeanzüge zurück in die Tasche und grinst mir bedeutungsschwer zu. »Mason und Brooke haben Schluss gemacht«, erklärt sie.

»O Gott. Kann nicht sein!«, sage ich. Das sind Neuigkeiten. Großartige Neuigkeiten.

Vielleicht nicht für Brooke, wahrscheinlich. Aber Mya schwärmt schon für Mason, seit sie in der Zehnten gemeinsam Englisch bei Mrs. Wilson hatten, also ist diese Fahrt ihre Chance, es endlich zu versuchen.

Es macht mich fertig, dass ich ihr nicht dabei helfen kann, einen zehnstufigen Plan für die stürmische Romanze mit Mason unter mexikanischem Himmel zu erstellen.

Mya steckt ihr Handy weg und zuckt betont gelassen die Schultern, während sie sich vor die Wand stellt, um vorgeblich die Bilder zu studieren. »Kein Grund zur Aufregung. Wir treffen ihn und Taylor morgen früh am Flughafen.«

Ich sehe sie bedeutungsvoll an, und da ist es, das Lächeln. »Okay, ist schon ein ziemlicher Grund zur Aufregung!«

Wir quietschen alle aufgeregt durcheinander und ich halte einen supersüßen gepunkteten Einteiler hoch, ein echtes Vintageteil und genau ihr Stil. Sie nickt, schnappt ihn sich und hält ihn sich an. »Ich habe so gehofft, dass du den aussuchst.«

Camila beäugt nervös ihre Uhr, was zu erwarten war. Sie ist amtierende Aufschiebekönigin und hat wahrscheinlich noch kein einziges Stück für Cabo gepackt.

Bis auf den Bikini natürlich.

Sie fühlt sich ertappt und grinst...

Erscheint lt. Verlag 24.5.2019
Co-Autor Mikki Daughtry, Tobias Iaconis
Übersetzer Nina Frey
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Abstand • Ansteckungsgefahr • Bakterien • berührender Liebesroman • Berührung • bewegende Liebesgeschichte • Buch zum Film • Cole Sprouse • Coming-of-age • Coming of Age • Das Schicksal ist ein mieser Verräter • Erwachsenwerden • Große Gefühle • Haley Lu Richardson • Herzschmerz • Hygiene • Immunerkrankung • Infektion • Isolation • Jugendbuch Bestseller • Justin Baldoni • Krankheit • kulturpass • Lebensmut • Liebe • Liebesgeschichte ab 14 • Liebesgeschichte für Jugendliche ab 14 • liebesroman ab 14 • Literaturverfilmung • Lungentransplantation • Maske • Medizin • Mukoviszidose • Mundschutz • Nähe • Regelbruch • Roman für Schüler • Romantisches Drama • Routine • Schicksal • Schwere Krankheit • Sicherheitsabstand • tragische Liebe • Unheilbare Krankheit • USA • Viren
ISBN-10 3-423-43590-9 / 3423435909
ISBN-13 978-3-423-43590-1 / 9783423435901
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