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Ich, Odin, und die wilden Wikinger Götter und Helden erzählen nordische Sagen (eBook)

Geschichte witzig und originell erzählt ab 10
eBook Download: EPUB
2019 | 2. Auflage
240 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-43543-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ich, Odin, und die wilden Wikinger Götter und Helden erzählen nordische Sagen -  Frank Schwieger
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Odin, Thor & Co. erzählen! Schon oft wurden die nordischen Mythen erzählt, aber nie zuvor von den Göttern und Helden selbst! Hier erfahren die Leser aus erster Hand, wie Odin sein linkes Auge verliert und wie sich Thor seinen Hammer vom Räuberriesen Thrym zurückerobert. Außerdem erhalten sie nützliche Tipps für die Haltung eines Lindwurms und Abenteuer auf hoher See ...

Frank Schwieger taucht am liebsten in ferne Vergangenheiten ab, wenn er Kinderbücher schreibt. Er studierte Latein und Geschichte und unterrichtet an einem Gymnasium in Schleswig-Holstein.

Frank Schwieger taucht am liebsten in ferne Vergangenheiten ab, wenn er Kinderbücher schreibt. Er studierte Latein und Geschichte und unterrichtet an einem Gymnasium in Schleswig-Holstein.

Das ist meine Geschichte


Okay. Meine Götterkollegen haben gesagt, ich soll anfangen. Schließlich sei die Sache mit diesem Buch hier ja meine Idee gewesen. Und überhaupt: Ich sei der Boss, ich hätte ja sooo viel zu erzählen, also müsste ich mit gutem Beispiel vorangehen.

Aber genau da liegt das Problem! Ich habe sooo viele Abenteuer erlebt, sooo viele Schlachten geschlagen, sooo viele Unholde besiegt, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen und womit ich aufhören soll. Als ich damit meiner Frau in den Ohren lag, zuckte sie nur mit den Schultern und sagte: »Fang am besten ganz von vorne an. Und dann solltest du den Kindern erzählen, warum du nur ein Auge hast.«

Recht hat sie, meine liebe Frigg! Wie eigentlich immer. Ganz von vorne. Das ist tatsächlich eine unglaubliche Geschichte. Aber auch eine ziemlich grausige und ekelhafte. Und warum ich einäugig bin, klar, das weißt du bestimmt noch nicht. Aber dieser Anfang ...

Nun ja, ich bin mir da nicht so sicher. War doch wirklich sehr brutal damals. Und ganz schön gruselig. Ich weiß nicht, ich weiß nicht ... Also, ich mach dir einen Vorschlag: Du überspringst einfach die ersten Seiten und liest auf Seite 20 weiter, wo es heißt: »So, und jetzt will ich dir die Sache mit meinem Auge erzählen.«

Alles klar?

Also umblättern!

Hey!

Ich habe umblättern gesagt!

Denk daran, du bist ein Mensch. Diese Typen können sehr sensibel sein, fangen leicht an zu heulen und ekeln sich bei der kleinsten Kleinigkeit. Bei winzigen Spinnen zum Beispiel. Oder wenn sie ein Stück schimmeligen Käse sehen. Aber das ist gar nichts im Vergleich zu dem, was ich dir gleich erzählen werde.

Also umblättern!

Wie jetzt?

Du willst wirklich hier weiterlesen?

Also gut. Aber komm mir nicht damit, dass ich dich nicht gewarnt hätte. Und wenn du heute Nacht Albträume von riesigen Kühen und grässlichen Riesen bekommst und zitternd zu deinen Eltern ins Bett krabbelst, dann beschwer dich nicht bei mir! Der Götterkönig hat dich gewarnt!

Also, der Anfang von allem. Das war so. Am Anfang war Ginnungagap. Ja, du hast richtig gelesen: Gin-nun-ga-gap. Ein verrücktes Wort, oder? Klingt ein bisschen gaga, ich weiß. So hieß die gewaltige Urschlucht, die dort war, wo heute die Erde ist. Ein unendlich großer schwarzer Abgrund, in dem nichts war, wirklich gar nichts. Um diesen Abgrund herum gab es ein wenig Land, eine unfreundliche Einöde aus schroffen Felsen. Auf der nördlichen Seite dieser Schlucht lag Niflheim, eine endlose Weite aus Nebel, Eis und Schnee. Kalt war es in Niflheim, eisig kalt. Und stürmisch. Wenn es damals schon Menschen oder Tiere gegeben hätte, wären sie sofort erfroren. Oder durch die Gegend gepustet worden. Oder beides auf einmal. In Niflheim schneite es beständig, gewaltige Schneeberge türmten sich dort auf. Ab und zu brach einer unter seinem eigenen Gewicht zusammen und stürzte dann mit lautem Getöse hinab in die Urschlucht Ginnungagap. Auf Nimmerwiedersehen.

Auf der Südseite der Schlucht lag Muspellsheim, die Feuerwelt. Dort war es überall so glühend heiß wie in einem Schmiedeofen. Muspellsheim brannte an allen Ecken und Enden. Überall loderten feurige Zungen, überall zischten und fauchten Flammen, überall sausten glitzernde Funken durch die Luft, die unerträglich heiß war.

Mann, Mann, Mann, was für eine irre Urwelt, denkst du vielleicht. Da hast du völlig recht. Irre und irre ungemütlich. Wie sollte hier denn Leben entstehen? Eigentlich undenkbar. Aber es passierte tatsächlich. Eines Tages nämlich kletterte ein gewaltiges Urvieh aus der Riesenschlucht Ginnungagap. Ein Wesen, menschenähnlich (wenn man es nicht so genau nimmt), aber so riesig groß, dass du es dir unmöglich vorstellen kannst. Wie es entstanden ist? Die Hitze aus Muspellsheim und die Kälte aus Niflheim sind in der Riesenschlucht zusammengeflossen und haben dieses Riesenbaby erschaffen, das wir später Ymir nannten. Unglaublich, oder? War aber so.

Wer oder was Ymir genau war, ist schwer zu beschreiben. Auf jeden Fall war Ymir weder Mann noch Frau, sondern etwas dazwischen. Und er (oder sie) war riesig, riesig, riesig. Und unglaublich langweilig! Viel gemacht hat Ymir auf jeden Fall nicht. Es lag die meiste Zeit faul auf dem Rücken und hat geschlafen. Und was hat es gegessen? Es gab doch weit und breit nichts (außer vielleicht Schnee), das man hätte essen können. Ymir hat auch nichts gegessen, dafür umso mehr getrunken. Nämlich Milch. Die hat ihm die Riesenkuh Audumla geschenkt, die kurz nach Ymirs Geburt auch aus diesem Gagaschlund gekrochen kam. Aus den vier Zitzen ihres Euters floss die Milch in großen Strömen heraus! Ich hab dir ja gesagt, dass diese Anfangsgeschichte nichts für empfindliche Gemüter ist. Aber du wolltest unbedingt weiterlesen. Selber schuld!

Aus diesen vier Milchströmen hat Ymir sich satt getrunken. Nach dem Trinken hat es sich immer wieder zum Schlafen hingelegt, irgendwo neben Ginnungagap. Ymir war nicht nur furchtbar faul, sondern auch total doof. Sprechen konnte es nicht, nur laut schnarchen und Milch trinken. Weder Kälte noch Hitze machten ihm etwas aus. Wenn Ymir schlief, also fast die ganze Zeit, rieb es seine schmutzigen Füße aneinander und (voll eklig, ich weiß!) aus seinen Füßen wurden die ersten Riesen geboren, einfach so. Die krabbelten dann auf Ymir herum und wussten nicht so recht, ob sie lieber in Niflheim erfrieren oder in Muspellsheim verbrennen sollten. Tolle Aussichten, was? Zwischendurch haben sie sich an Audumlas Milch bedient.

Da liegt also irgendwo am Rande eines schwarzen Abgrunds ein riesiges Urvieh herum und wird immer größer und größer. Neben ihm steht eine Kuh und gibt pausenlos Milch. Drum herum sitzen unzählige Riesen, die aus den Füßen des Urviehs geboren wurden. Die grölen und brüllen laut herum und würden am liebsten alles kurz und klein schlagen. Wenn es denn etwas gegeben hätte, das sie hätten zertrümmern können. Aber außer ein paar verschrumpelten Bäumen und großen Felsbrocken gab es in dieser Einöde rein gar nichts. Im Süden brannte ein Höllenfeuer, im Norden tat sich eine endlose Eiswelt auf. Ein Traum, oder? Ein echter Albtraum.

Doch das Ganze sollte sich zum Guten wenden. Und das lag an mir und meinen Brüdern. Wo wir auf einmal herkamen? Die Riesenkuh Audumla hatte Hunger bekommen und in ihrer Verzweiflung begonnen, an einem Felsbrocken zu lecken, der irgendwo neben Ymir in der Gegend herumlag. Am Abend kam aus diesem Felsen ein Kopf zum Vorschein, am nächsten Tag ein Oberkörper. Und am dritten Tag hatte Audumla einen ganzen Mann freigeleckt! Das war Buri, der Stammvater der Götter. Aber frag mich bitte nicht, wie dieser Buri in den Felsbrocken gekommen ist. Und warum die Kuh drei Tage lang an ihm herumgeleckt hat. Es gibt Geheimnisse, die können und wollen auch wir Götter nicht lüften.

Auf jeden Fall tat sich Buri mit einer Riesenfrau zusammen, von denen es inzwischen ja reichlich viele gab, und zeugte mit ihr einen Sohn, den sie Burr nannten. Kein schöner Name, ich weiß. Burr wiederum heiratete die Riesin Bestla. Und die beiden sind die Eltern von ... Na, du ahnst es schon. Von mir! Ja, ganz genau. Burr und Bestla sind meine Eltern und die Eltern meiner Brüdern Vili und Ve. Wir wussten gleich, dass wir etwas Besseres waren als diese dämlichen Riesen. Wir waren Götter, das war uns schnell klar. Und wir gaben uns einen Namen. Wir nannten uns »die Asen«.

Wir wuchsen schnell heran, nach ein paar Tagen waren wir ausgewachsen. Das ist bei uns Asen so. Wir tranken Audumlas Milch und fühlten uns stark und unbesiegbar. Aber uns gefiel unsere Gesellschaft nicht. Die Riesen, die Ymir in die Welt gesetzt hatte, waren meistens ziemlich dumme und brutale Gesellen. Es gab Ausnahmen, zum Beispiel unsere Eltern, aber die meisten Riesen waren einfach nur doof und gewalttätig. Also beschlossen meine Brüder und ich, diese Typen zu erledigen. Und Ymir gleich mit, der wurde uns nämlich zu groß und zu unheimlich. Aus ein paar Bäumen fertigten wir uns darum mächtige Speere, schlichen uns an den schlafenden Ymir heran, sprangen auf seinen riesigen Leib und stachen auf ihn ein. Was war das für ein herrliches Gemetzel! Aus Ymirs Wunden spritzte das Blut in alle Richtungen. So viel Blut, dass es den Schnee von Niflheim zum Schmelzen brachte und das Feuer von Muspellsheim zum Erlöschen. Ymirs Kinder, die vielen Riesen, ertranken in diesen Strömen aus Wasser und Blut und wurden von den Fluten in den schwarzen Abgrund gespült. Leider hat es dabei auch unsere Eltern und die gute Kuh Audumla erwischt. Schade eigentlich, die hatten ja niemandem etwas getan. Aber ändern ließ sich das nicht mehr.

Vili, Ve und ich konnten uns mit unseren göttlichen Kräften an dem toten Ymir festhalten, der so groß war, dass er nicht in den Abgrund hineinpasste. Und der von seiner Ermordung, glaube ich, gar nichts mitbekam, so fest hat er geschlafen. Erst später erfuhren wir, dass sich ein einziges Riesenpaar vor den Fluten retten konnte. Es versteckte sich irgendwo im dichten Nebel und wurde zu den Eltern des Riesengeschlechts, das uns Göttern und auch den Menschen das Leben so schwer machen sollte. Hätten wir die beiden doch nur bemerkt! Aber auch das ließ sich nicht mehr ändern.

So, Ymir war erledigt, ebenso die Riesen, jedenfalls die meisten. Und nun? Ja, jetzt wollten wir eine neue Welt erschaffen. Eine bessere, eine fröhlichere Welt, in der es sich gut leben ließ.

Doch woher sollten wir das Baumaterial nehmen? Weit und breit gab es nichts, das wir hätten verwenden können. Wir drei schauten uns ein wenig...

Erscheint lt. Verlag 22.3.2019
Reihe/Serie Geschichte(n) im Freundschaftsbuch-Serie
Geschichte(n) im Freundschaftsbuch-Serie
Illustrationen Ramona Wultschner
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Abenteuer • Asgard • Drachen • Fantasie • Frigg • Frühes Mittelalter • Götter • Helden • kinder beschäftigung • Kinderbuch Geschichte • kurzer Roman für Kinder • Legenden • Magie • Magnus Chase • Mythen • Mythologie • nordische Götter • nordische Götter und Helden • Nordische Heldensagen • Nordische Sagen • Odin • Ragnar • Ragnarök • Rick Riordan • Riesen • Sachbuch für Kinder ab 10 • Sachbuch für Kinder ab 10 Jahren • Sigurd • skandinavische Mythen • skandinavische Sagen • spannendes Buch für Kinder • Thor • Thora • Walhalla • Wikinger
ISBN-10 3-423-43543-7 / 3423435437
ISBN-13 978-3-423-43543-7 / 9783423435437
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