Magnus Chase 1: Das Schwert des Sommers (eBook)
560 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-92853-2 (ISBN)
Rick Riordan war viele Jahre lang Lehrer für Englisch und Geschichte. Er lebt mit seiner Familie in Boston und widmet sich inzwischen ausschließlich dem Schreiben. Seine Percy-Jackson-Serie hat den Buchmarkt im Sturm erobert und wurde zweimal verfilmt. Auch seine nachfolgenden Serien, »Die Kane-Chroniken«, »Helden des Olymp«, »Percy Jackson erzählt«, »Magnus Chase« und »Die Abenteuer des Apollo«, schafften auf Anhieb den Sprung auf die internationalen Bestsellerlisten.
Rick Riordan war viele Jahre lang Lehrer für Englisch und Geschichte. Er lebt mit seiner Familie in Boston und widmet sich inzwischen ausschließlich dem Schreiben. Seine Percy-Jackson-Serie hat den Buchmarkt im Sturm erobert und wurde zweimal verfilmt. Auch seine nachfolgenden Serien, »Die Kane-Chroniken«, »Helden des Olymp«, »Percy Jackson erzählt«, »Magnus Chase« und »Die Abenteuer des Apollo«, schafften auf Anhieb den Sprung auf die internationalen Bestsellerlisten. Gabriele Haefs wurde in Wachtendonk am Niederrhein geboren. Sie studierte Skandinavistik, promovierte im Fach Volkskunde und übersetzt unter anderem aus dem Englischen, dem Norwegischen, dem Dänischen und Schwedischen. Für ihre Übersetzungen hat sie zahlreiche Preise erhalten, darunter den Deutschen Jugendliteraturpreis, den Willy-Brandt-Preis und den Hamburger Literaturförderpreis. 2008 erhielt sie den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für das Gesamtwerk. Gabriele Haefs lebt in Hamburg.
Guten Morgen!
Gleich wirst du sterben
1Klar, ich weiß. Ihr lest gleich, wie ich unter furchtbaren Qualen gestorben bin, und dann sagt ihr: »Wow! Magnus, das klingt super. Kann ich auch mal unter furchtbaren Qualen sterben?«
Nein. Könnt ihr eben nicht.
Springt nicht von irgendeinem Dach. Rennt nicht auf die Autobahn, zündet euch nicht an. So läuft das nicht. Ihr landet dann trotzdem nicht da, wo ich gelandet bin.
Außerdem hättet ihr garantiert keine Lust, in meiner Situation zu sein. Falls ihr nicht das irre Verlangen hegt, untote Krieger, die sich gegenseitig in Stücke hauen, Schwerter, die Riesen in die Nase fliegen, und Dunkelalben in feschen Klamotten zu sehen, dann solltet ihr nicht mal daran denken, euch auf die Suche nach den Türen mit den Wolfsköpfen zu machen.
Ich heiße Magnus Chase. Ich bin sechzehn Jahre alt. Ich erzähle jetzt die Geschichte, wie mein Leben den Bach runterging, nachdem ich umgebracht worden war.
Mein Tag fing ziemlich normal an. Ich schlief auf dem Gehweg unter einer Brücke im Park, als mich ein Typ mit Tritten weckte und sagte: »Sie sind hinter dir her.«
Ach, übrigens, ich war seit zwei Jahren obdachlos.
Einige von euch denken jetzt vielleicht: Oh, wie traurig. Andere denken, ha, ha, Versager! Aber wenn ihr mich auf der Straße sehen könntet, würden neunundneunzig Prozent von euch an mir vorbeilaufen, als ob ich unsichtbar wäre. Ihr würdet beten, mach, dass er mich nicht um Geld anhaut. Ihr würdet euch fragen, ob ich älter bin, als ich aussehe, denn ein Teenager kann doch wohl nicht mitten im Bostoner Winter in einem stinkenden alten Schlafsack unter freiem Himmel pennen. Irgendwer muss diesem armen Jungen doch helfen!
Und dann würdet ihr weitergehen.
Aber egal, ich brauche euer Mitleid nicht. Ich bin daran gewöhnt, verspottet zu werden. Vor allem bin ich daran gewöhnt, ignoriert zu werden. Also, weiter im Text.
Der Penner, der mich geweckt hatte, war ein Typ namens Blitz. Wie immer sah er aus, als ob er mitten durch einen Wirbelsturm gerannt wäre. In seinen drahtigen schwarzen Haaren hingen überall Papierfetzen und kleine Zweige. Sein Gesicht hatte die Farbe von Sattelleder und war mit Eis gesprenkelt. Sein Bart lockte sich in alle Richtungen. Unter dem Trenchcoat, der um seine Füße schlackerte (Blitz ist so ungefähr eins fünfzig groß), klebte Schnee, und seine Pupillen waren so erweitert, dass seine Iris kaum zu sehen war. Mit seiner ewig besorgten Miene sah er aus, als ob er jeden Moment losschreien könnte.
Ich blinzelte mir den Schlaf aus den Augen. Mein Mund schmeckte wie ein Hamburger vom Vortag. Mein Schlafsack war warm und ich wollte ihn auf keinen Fall verlassen.
»Wer ist hinter mir her?«
»Weiß nicht genau.« Blitz rieb sich die Nase, die so oft gebrochen gewesen war, dass sie wie ein Blitzstrahl im Zickzack verlief. »Da werden Flyer mit deinem Namen und deinem Bild verteilt.«
Ich fluchte. Mit irgendwelchen Polizisten und Parkwächtern wurde ich fertig. Inspektoren, die auf Schulschwänzer Jagd machten, freiwillige Sozialarbeiter, betrunkene Collegestudenten, Junkies, die Lust hatten, einen Schwächeren zusammenzufalten – die machten mir nach dem Aufwachen auch nicht mehr Probleme als Pfannkuchen und O-Saft.
Aber wenn jemand meinen Namen und mein Gesicht kannte – das war übel. Das bedeutete, dass genau ich gesucht wurde und sonst keiner. Vielleicht waren die Leute aus dem Obdachlosenheim sauer auf mich, weil ich ihnen die Stereo-Anlage ruiniert hatte (diese Weihnachtslieder hatten mich wahnsinnig gemacht!). Vielleicht hatte mich eine Überwachungskamera bei meinem kleinen Einsatz als Taschendieb im Theater District erwischt (aber ich brauchte doch Geld für eine Pizza!). Oder, so unwahrscheinlich mir das auch vorkam, die Polizei suchte mich noch immer und hatte Fragen zum Mord an meiner Mutter …
Ich packte meinen Kram zusammen, was ungefähr drei Sekunden dauerte. Der Schlafsack ließ sich ganz fest aufrollen und passte dann mit meiner Zahnpasta und einem Satz Unterwäsche in meinen Rucksack. Und abgesehen von den Klamotten, die ich anhatte, war das alles, was ich besaß. Wenn ich mir die Kapuze tief ins Gesicht zog, fiel ich zwischen den vielen Fußgängern kaum auf. In Boston wimmelte es nur so von Leuten, die aufs College gingen. Einige sahen sogar noch heruntergekommener und jünger aus als ich.
Ich drehte mich zu Blitz um. »Wo hast du die Leute mit den Flyern gesehen?«
»Beacon Street. Die sind unterwegs hierher. Weißer Typ mittleren Alters und ein junges Mädchen, vermutlich seine Tochter.«
Ich runzelte die Stirn. »Das verstehe ich nicht. Wer …«
»Weiß ich nicht, Kleiner, aber ich muss los.« Blitz schaute aus zusammengekniffenen Augen in den Sonnenaufgang, der die Fenster der Wolkenkratzer orange färbte. Aus Gründen, die ich nie so richtig kapiert hatte, hasste Blitz das Tageslicht. Vielleicht, weil er der kleinste, fetteste obdachlose Vampir aller Zeiten war. »Sprich doch mal mit Hearth. Der hängt am Copley Square rum.«
Ich versuchte, mich nicht zu ärgern. Die Leute hier auf der Straße nannten Hearth und Blitz im Scherz meine Mom und meinen Dad, weil immer einer von beiden in meiner Nähe herumzulungern schien.
»Das weiß ich zu schätzen«, sagte ich. »Aber ich komme schon zurecht.«
Blitz nagte an seinem Daumennagel. »Weiß nicht, Kleiner. Heute nicht. Du musst ganz besonders vorsichtig sein.«
»Warum?«
Er schaute über meine Schulter. »Da kommen sie.«
Ich sah niemanden. Als ich mich wieder umdrehte, war Blitz verschwunden.
Ich fand es schrecklich, wenn er das machte. Einfach so – puff. Der Typ war wie ein Ninja. Ein obdachloser Ninjavampir.
Jetzt hatte ich die Wahl: Entweder zum Copley Square gehen und mit Hearth herumhängen oder die Beacon Street ansteuern und versuchen, die Leute mit den Flyern zu entdecken.
Blitz’ Beschreibung hatte mich neugierig gemacht. Ein weißer Typ mittleren Alters und ein junges Mädchen, die mich an einem bitterkalten Morgen bei Sonnenaufgang suchten. Warum? Wer konnte das sein?
Ich schlich am Rand des Weihers entlang. Fast niemand benutzte den tiefer gelegenen Weg unter der Brücke. Ich konnte also auf dieser Seite des Hügels bleiben und alle sehen, die den höher gelegenen Weg entlangkamen, ohne von ihnen entdeckt zu werden.
Der Boden war von Schnee bedeckt. Der Himmel war so weiß, dass es in den Augen wehtat. Die kahlen Zweige der Bäume sahen aus wie in Glas getunkt. Der Wind durchdrang alle Schichten meiner Kleidung, aber die Kälte machte mir nichts aus. Meine Mom hatte immer gescherzt, ich sei ein halber Eisbär.
Verdammt, Magnus, wies ich mich selbst zurecht.
Auch nach zwei Jahren waren meine Erinnerungen an sie noch immer vermintes Gelände. Kaum stolperte ich über eine, brach meine Selbstbeherrschung in tausend Stücke.
Ich versuchte, mich zu konzentrieren.
Der Mann und das Mädchen kamen in meine Richtung. Dem Mann fielen seine sandfarbenen Haare fast bis auf den Kragen – nicht, als ob er das so wollte, sondern, als ob er sich einfach nicht die Mühe machte, sie schneiden zu lassen. Seine verdutzte Miene erinnerte mich an einen Vertretungslehrer: Ich weiß, dass mich ein Speichelklumpen getroffen hat, aber ich habe keine Vorstellung, wo der herkam. Seine eleganten Schuhe waren überhaupt nicht geeignet für den Bostoner Winter. Seine Socken hatten unterschiedliche Brauntöne. Sein Schlips sah aus, als ob er sich beim Binden in totaler Finsternis um sich selbst gedreht hätte.
Das Mädchen war auf jeden Fall seine Tochter. Ihre Haare waren so dicht und wellig wie seine, allerdings blond. Sie war vernünftiger gekleidet, mit Winterstiefeln, Jeans und einem Parka, aus dem oben ein oranges T-Shirt herauslugte. Ihre Miene war entschlossener als seine, fast wütend. Sie umklammerte einen Stapel Flyer wie Aufsätze, für die sie eine ungerechte Note erhalten hatte.
Wenn sie nach mir suchte, dann wollte ich nicht gefunden werden. Sie machte mir Angst.
Ich erkannte weder sie noch ihren Dad, aber irgendwas rumorte ganz hinten in meinem Hinterkopf … als wollte ein Magnet eine uralte Erinnerung hervorziehen.
Vater und Tochter blieben an der Weggabelung stehen. Sie schauten sich um, als ob ihnen jetzt erst aufging, dass sie sich in aller Herrgottsfrühe im kältesten Winter mitten in einem verlassenen Park befanden.
»Unglaublich«, sagte das Mädchen. »Ich könnte ihn erwürgen.«
In der Annahme, dass sie mich meinte, kauerte ich mich noch ein bisschen mehr zusammen.
Ihr Dad seufzte. »Wir sollten ihn vielleicht trotzdem am Leben lassen. Er ist ja schließlich dein Onkel.«
»Aber zwei Jahre?«, fragte das Mädchen. »Dad, wie hat er es über sich gebracht, uns zwei Jahre lang nichts zu sagen?«
»Ich kann Randolphs Verhalten nicht erklären. Das habe ich noch nie gekonnt, Annabeth.«
Ich schnappte so heftig nach Luft, dass ich fürchtete, sie hätten mich gehört. Eine Kruste wurde von meinem Gehirn gerissen und Erinnerungen an die Zeit, als ich sechs Jahre alt gewesen war, wurden freigelegt.
Annabeth … Das bedeutete, der Mann mit den sandfarbenen Haaren war … Onkel Frederick?
Ich dachte zurück an das letzte Thanksgiving, das wir mit der ganzen Familie verbracht hatten; Annabeth und ich hatten uns in Onkel Randolphs Haus...
Erscheint lt. Verlag | 28.7.2016 |
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Reihe/Serie | Magnus Chase | Magnus Chase |
Übersetzer | Gabriele Haefs |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur |
Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre | |
Schlagworte | Abenteuer • Abenteuer für Jungs • action • Adventure • Annabeth • Antike • Asen • Athene • Band • Berlin • Bestseller • Bestseller-Autor • Body • Boys • Bücher • Bücher ab 12 jahre mädchen fantasy • Bücher für Jungs • Bücher für Jungs ab 12 • Carlsen • Elben • Fantasy • Fantasy ab 11 • fantasy ab 12 • Fantasy-Abenteuer • fantasy bücher ab 12 • Fantasy Bücher Jugendliche • Fantasy Buchreihe • Festival • Figur • Frankfurt • Freya • Game • Geburtstag • Germanische Götter • Germanische Mythologie • Geschenk • Geschenk für Jungs • Geschichte • Geschichten • Gott • Götter • Götterdämmerung • Griechenland • griechische Mythologie • Helden • Helden des Olymp • Hund • Jugendbuch • Jugendbücher ab 12 Jungen • Jungsbuch • Kampf • Kane • Kane Chroniken • Kids • Kinder • Kinderbuch • Krieg • Leben • Liebe • Literatur • Loki • Mädchen • Magie • Magnus • Main • Meer • Modern • Monster • Mutter • Mythen • Mythologie • nordische Götter • nordische Mythen • Nordische Mythologie • nordische mythologie bücher • nordischen • Odin • Olympus • Online • Percy Jackson • Pferd • Poseidon • Ragnarök • Reihe • Rick Riordan • Riesen • Roman • Romane • Romantik • Sagen • Single • Sohn • spannende Bücher für Teenager • Sport • Theater • Thor • Thriller • Tiere • Vater • Wagner • Walhalla • Walküre • Welt • Young • young adult bücher fantasy • Zeus • Zwerge |
ISBN-10 | 3-646-92853-0 / 3646928530 |
ISBN-13 | 978-3-646-92853-2 / 9783646928532 |
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