These Broken Stars. Lilac und Tarver (Band 1) (eBook)
496 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-92855-6 (ISBN)
Amie Kaufman wuchs in Australien und Irland auf und hatte als Kind das Glück, in der Nähe einer Bücherei zu wohnen. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrem Hund Jack in Melbourne und schreibt Science-Fiction- und Fantasy-Romane für Jugendliche. Sie liebt Schokolade und Schlafen, hat eine riesige Musiksammlung und einen ganzen Raum voller Bücher.
Amie Kaufman wuchs in Australien und Irland auf und hatte als Kind das Glück, in der Nähe einer Bücherei zu wohnen. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrem Hund Jack in Melbourne und schreibt Science-Fiction- und Fantasy-Romane für Jugendliche. Sie liebt Schokolade und Schlafen, hat eine riesige Musiksammlung und einen ganzen Raum voller Bücher. Meagan Spooner wuchs in Washington, D.C., auf. Sie las und schrieb schon als Kind in jeder freien Minute, träumte damals aber noch von einer Karriere als Archäologin, Meeresbiologin oder Astronautin. Heute lebt sie ihre Abenteuerlust beim Schreiben und beim Reisen aus. In ihrer Freizeit spielt sie Gitarre, Videospiele und mit ihrer Katze. Stefanie Frida Lemke, geboren 1977 und aufgewachsen in der Nähe von Hannover, studierte nach einer Ausbildung zur Buchhändlerin Deutsche und Englische/Amerikanische Literaturwissenschaften in Hannover und Bristol. Nach verschiedenen Stationen in München und New York lebt und arbeitet sie seit 2010 als Übersetzerin in Berlin.
2
LILAC
»Weißt du, wer das war?« Anna deutet mit dem Kopf auf den Major, der gerade den Salon verlässt.
»Hmm.« Ich lasse mir nichts anmerken. Natürlich weiß ich es – er war wochenlang auf jedem Holoscreen zu sehen. Major Tarver Merendsen, Kriegsheld. Auf den Fotos ist er jedoch nicht besonders gut getroffen. Zum einen sieht er in echt viel jünger aus. Vor allem hat er auf den Fotos aber auch immer eine ganz ernste Miene.
Annas Begleitung für den Abend, ein junger Mann im Smoking, fragt, was wir trinken wollen. Ich kann mir die Namen von Annas Dates nie merken. Meistens stellt sie die Typen auch gar nicht erst vor, sondern drückt ihnen bloß ihre Handtasche und den Fächer in die Hand, bevor sie mit jemand anderem abzischt, um zu tanzen. Er geht mit Elana zur Bar und Swann folgt ihnen, nachdem sie mich mit einem langen Blick bedacht hat.
Ich werde nachher noch Ärger bekommen, weil ich meinem Bodyguard entwischt und einfach schon allein hierhergekommen bin, aber es hat sich gelohnt. Swann trägt ein Messer unter dem Rock, das man unter den Falten des Stoffes nur erahnen kann, wenn man weiß, dass es da ist, genauso wie die kleine Betäubungspistole in ihrer Handtasche. Es gibt Witze darüber, dass die LaRoux-Prinzessin niemals ohne ihre kichernden Freundinnen irgendwo hingeht – dass die Hälfte von ihnen aus hundert Metern Entfernung jemanden erschießen könnte, weiß allerdings keiner. Noch nicht einmal die Präsidentenfamilie hat solche Bodyguards.
Eigentlich sollte ich ihnen von dem seltsamen Mann von vorhin erzählen, aber dann würde Swann mich sofort aus dem Salon scheuchen und ich müsste den restlichen Abend in meinem Zimmer verbringen, während sie überprüft, ob der Mann mit dem billigen Hut mir auch wirklich nichts antun wollte. Doch ich wusste gleich, dass er ungefährlich ist. Es war ja nicht das erste Mal, dass mich jemand gebeten hat, bei meinem Vater Fürsprache für ihn zu halten. All seine Kolonien wollen mehr, als er ihnen geben kann, und es ist kein Geheimnis, dass der mächtigste Mann des Universums seiner Tochter jeden Wunsch erfüllt.
Aber Swann müsste mich wirklich nicht vor diesem Mann verstecken. Als er vom Major hinausgeführt wurde, konnte ich schon an seiner Körperhaltung erkennen, dass er es nicht noch einmal probieren wird.
»Ich hoffe, du weißt, was du tust, Lil.« Überrascht blicke ich auf. Sie redet immer noch von Major Merendsen.
»Lass mich doch auch mal meinen Spaß haben.« Ich schütte den Rest Champagner in mich hinein und Anna muss grinsen.
Doch sie setzt sofort wieder eine strenge Miene auf, die eigentlich eher zu Swann passen würde. »Onkel Roderick würde ziemlich sauer sein, wenn er das wüsste«, schimpft sie, während sie sich neben mich in die Sitznische gleiten lässt, so dass ich gezwungen bin, ein Stück zu rücken. »Egal wie viele Orden der Major erkämpft hat – er ist und bleibt der Sohn eines Lehrers.«
Dafür dass Anna mehr Nächte in einem anderen als ihrem eigenen Zimmer verbringt, ist sie ganz schön prüde, wenn es um mich geht. Ich frage mich, was mein Vater ihr wohl dafür versprochen hat, auf dieser Reise ein Auge auf mich zu haben – oder was er ihr angedroht hat, sollte sie versagen.
Ich weiß, sie versucht bloß, mich zu beschützen. Und da ist sie mir lieber als meine Bodyguards, die keinen Grund haben, irgendetwas zu beschönigen, wenn sie meinem Vater Bericht erstatten. Anna ist einer der wenigen Menschen, die wissen, wozu Monsieur LaRoux in Bezug auf mich fähig ist. Sie hat mitbekommen, was mit Männern passiert, die mich auch nur falsch ansehen. Es gibt natürlich Gerüchte. Die meisten Typen sind schlau genug, sich von mir fernzuhalten, aber Anna weiß, wie es wirklich ist. Und trotz ihrer ständigen Ermahnungen bin ich froh, dass sie bei mir ist.
Trotzdem lässt es mir keine Ruhe. »Eine kurze Unterhaltung«, murmele ich. »Das war alles, Anna. Müssen wir das jedes Mal von neuem durchkauen?«
Anna lehnt sich an mich, hakt den Arm bei mir unter und legt den Kopf auf meine Schulter. Als wir noch klein waren, war das meine Geste – aber wir sind gewachsen und jetzt bin ich größer als sie. »Ich will dir nur helfen«, sagt sie. »Du weißt doch, wie Onkel Roderick ist. Du bist nun mal sein Ein und Alles. Ist es denn so schlimm, dass dein Vater dich liebt?«
Seufzend lege ich den Kopf auf ihren. »Wenn ich mich ohne ihn nicht einmal ein bisschen amüsieren kann, wozu verreise ich dann überhaupt allein?«
»Major Merendsen sieht zugegebenermaßen schon zum Anbeißen aus«, gesteht Anna leise. »Hast du gesehen, wie perfekt die Uniform an ihm saß? Für dich ist er natürlich nichts, aber vielleicht sollte ich mal seine Zimmernummer in Erfahrung bringen.«
Der Magen zieht sich mir leicht zusammen. Eifersucht? Bestimmt nicht. Dann muss es die Bewegung des Schiffes sein. Obwohl das Reisen mit Überlichtgeschwindigkeit so ruhig vonstattengeht, dass es sich anfühlt, als bewegten wir uns gar nicht.
Anna hebt den Kopf, sieht mich an und lacht. Es ist ein charmantes, gut einstudiertes glockenhelles Lachen. »Oh, schau mich nicht so an, Lil. Das war doch nur ein Scherz. Triff ihn einfach nicht wieder, sonst muss ich es deinem Vater sagen. Ich will es nicht, aber ich kann es ihm auch nicht einfach verschweigen.«
Elana, Swann und der namenlose Smokingträger kehren mit einem schwebenden Tablett voller Drinks und Kanapees zurück. Die Mädchen haben Anna genug Zeit gelassen, mich zu schelten, und strahlen über das ganze Gesicht, als sie sich zu uns setzen. Anna schickt den Smokingträger noch einmal zur Bar, weil sich in ihrem Drink ein Rührstäbchen mit Ananas statt mit Kirschen befindet, und sie und die anderen Mädchen kichern drauflos, während sie dem Smokingträger hinterhersehen. Es ist offensichtlich, warum Anna ihn ausgesucht hat – er macht dem Major ganz schön Konkurrenz, wenn es darum geht, einen Anzug perfekt auszufüllen.
Anna erzählt gerade von seinen enthusiastischen Bemühungen, ihr den Hof zu machen, sehr zur Erheiterung von Elana und Swann. Manchmal ist diese Art der Unterhaltung alles, was ich will – eine einfache, leichte und noch nicht einmal ansatzweise gefährliche Unterhaltung. Jetzt stehe nicht mehr ich im Mittelpunkt, sondern Anna, und ich muss nichts weiter tun, als zu lächeln und an den richtigen Stellen zu lachen. Normalerweise würde ich vor Lachen inzwischen schon fast am Boden liegen. Doch heute Abend fühlt sich das Ganze irgendwie leer an, und es fällt mir schwer, mich fallenzulassen.
Immer wieder blicke ich zur Tür, die schon Dutzende Male auf- und wieder zugegangen ist, aber nie war es Tarver Merendsen, der hereinkam. Er kennt die Regeln bestimmt genauso gut wie ich, und es gibt nicht eine Person an Bord, die nicht wüsste, wer ich bin. Dass er überhaupt mit mir geredet hat, ist schon ein Wunder. Auch wenn mein Vater es als etwas ganz Besonderes darstellt, mich zu meinem Geburtstag allein nach New Paris reisen zu lassen, ist er in Wahrheit doch auf die eine oder andere Weise immer anwesend.
Einen kleinen Trost gibt es allerdings. Wenigstens ist der Major aus freien Stücken gegangen und ich musste ihn nicht vor meinen Freundinnen abservieren. Doch auf einem Schiff mit über fünfzigtausend Passagieren ist die Wahrscheinlichkeit, Tarver Merendsen mit seinem schiefen Lächeln und der gefährlich schönen Stimme noch einmal zu begegnen, leider ziemlich gering.
Die nächsten zwei Abende gehen Anna und ich nach dem Essen nicht in den Salon, sondern gleich aufs Promenadendeck. Wir flanieren Arm in Arm und besprechen Annas Klatsch und Tratsch. Anna hat die Suite direkt neben meiner und sie wird auch noch die ganze Nacht an meinem Fußende liegend weiterreden. Ihr scheint der Schlafmangel nichts auszumachen, aber ich wache morgens immer mit tiefen Augenringen auf, die auf meiner hellen Haut wie blaue Flecken wirken. Doch das nehme ich gern in Kauf, denn außer auf diesen Reisen können Anna und ich nie so viel Zeit zusammen verbringen. Hier können wir sein wie Schwestern.
Wir flanieren also. Swann ist natürlich wie immer dabei – ich kann ja kaum aus dem Bett aufstehen, ohne dass sie mir gleich am Ellbogen hängt –, aber sollte sie uns zuhören, behält sie ihre Meinung auf jeden Fall für sich.
Anna hat den Major zwar nicht mehr erwähnt, aber ich muss trotzdem ständig an ihn denken. Die meisten Leute aus den unteren Schichten tun so, als wären sie mir ebenbürtig, wenn sie mit mir sprechen. Sie scharwenzeln um mich herum und benehmen sich so übertrieben, dass es wehtut. Aber der Major war ehrlich, natürlich, und sein Lächeln wirkte überhaupt nicht gekünstelt. Er schien meine Gesellschaft wirklich zu genießen.
Wir betreten die große künstliche Rasenfläche am Heck des Schiffes, als die Lichter, ganz auf die Uhrzeit des Schiffes abgestimmt, langsam vom Sonnenuntergang zur Dämmerung übergehen. In den Aussichtsfenstern wechselt das Bild von einem sonnigen Himmel mit Wolken über Gold, Orange und Pink, bis schließlich ein Sternenhimmel prächtiger als auf jedem Planeten zu sehen ist. Zu Hause auf Corinth gibt es keine Sterne, nur das schwachrosa Leuchten der von der Atmosphäre reflektierten Stadtlichter und die Feuerwerke, die in holografischen Bildern gegen die Wolken geworfen werden.
Ich höre Anna nur mit halbem Ohr zu, während ich das Schauspiel hinter den Fenstern beobachte. Da bleibt sie auf einmal so abrupt stehen, dass ich stolpere. Zum Glück kann ich mich gerade noch fangen. Mit dem Gesicht voran auf dem künstlichen Rasen zu landen würde mich eine Woche lang in die Schlagzeilen...
Erscheint lt. Verlag | 27.5.2016 |
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Reihe/Serie | These Broken Stars | These Broken Stars |
Übersetzer | Stefanie Frida Lemke |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction | |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre | |
Schlagworte | All • Armentrout • Delirium • Der Marsianer • Die Bestimmung • Die Illuminae-Akten • Die rote Königin • Fantasy • Fantasy für Jugendliche • Godspeed • Gravity • Icarus • Interstellar • Liebesroman • Lilac LaRoux • Luna-Chroniken • Neue Welten • New-York-Times-Bestseller • Obsidian • passengers • Planeten • Raumschiff • Romantasy • Romantik • romantische Science Fiction • Roswell • Science Fantasy • Science Fiction • Science-Fiction-Abenteuer für junge Erwachsene • Science Fiction & dystopische Liebesromane für junge Erwachsene • Science Fiction & Fantasy • Science Fiction & Fantasy für junge Erwachsene • Science Fiction für Jugendliche • Science Fiction Romane • SciFi • Scifi-Jugendbuch • Sci-Fi-Romance • Seelen • selection • space • Spiegel-Bestseller-Autorin • Starbound • Tarver Merendsen • Titanic • Universum • Weltall • Weltraum • Weltraumopern für junge Erwachsene |
ISBN-10 | 3-646-92855-7 / 3646928557 |
ISBN-13 | 978-3-646-92855-6 / 9783646928556 |
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