Reshaping (eBook)
356 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7392-8414-9 (ISBN)
RESHAPING-MONDFINSTERNIS ist das Erstlingswerk der Jungautorin Aria L. White. Schon früh entdeckte sie ihre Liebe für Bücher - stapelweise verschlingt sie Romane, Erzählungen und Fantasy-Geschichten und beginnt 2013 mit dem Verfassen des hier vorgestellten Romans. Eine intensive Leidenschaft für Schottland lieferte ihr Inspiration und Stoff für ihre Geschichten. Ebenso prägten sie die Werke Cassandra Clares und Erin Hunters, die sie Erzählpraxis, Logik und Fantasie beim Schreiben lehrten. Abende lang findet man sie tippend am Schreibtisch, während in ihrer Fantasie die Protagonisten wach und lebendig werden. Intelligent verwebt sie dabei Handlungsstrang für Handlungsstrang ineinander - und wie es aussieht, dürfen wir uns auf viele weitere aufregende Geschichten freuen.
1
Falco tinnunculus
»Piep, piep, piep.« Blinzelnd öffnete ich die Augen zu einem kleinen Spalt. Sonne blendete mich durch mein Fenster hindurch. »Piep, piep, piep.« Noch nicht mal richtig wach suchte ich meinen nervenden Wecker und schaltete ihn stöhnend aus. Ich war während der Schulzeit ein Langschläfer, aber sobald die >Ferien< begannen, wachte ich gefühlt schon um drei Uhr morgens auf und war hellwach. Allerdings gab es bei uns so etwas wie >Ferien< gar nicht wirklich. Ein paar freie Tage- Feiertage- aber Ferien, davon konnte man nicht wirklich sprechen. Dafür war der Unterricht auch nicht so schlimm, als daß wir welche gebraucht hätten. Dennoch war heute leider kein freier Tag, ich wünschte mir, endlich einmal wieder richtig ausschlafen zu können. Ich seufzte und setzte mich aufrecht hin. Eigentlich hätten wir heute ja gar keinen richtigen Unterricht, schließlich war Sonntag, aber es gab dennoch einen anderen besonderen Anlass. Und der machte mich ganz schön nervös, weswegen ich die Decke sofort von mir streifte. Während ich mich aufrappelte, fiel mein Blick auf ein Poster an der Wand meines großen Zimmers. Es zeigte einen grau-weißen Wolf der direkt in die Kamera gesehen hatte, weshalb man das Gefühl hatte, er sah einem direkt in die Augen. Sein Blick war unglaublich intensiv, seine goldgelben Augen hielten meinen Blick fest. Manchmal verharrte ich ewig so, aber nun riss ich mich los und stand endgültig auf. Ich lief zu dem großen Poster. Wölfe waren meine Lieblingstiere, wie unschwer zu erkennen war, wenn man sich meine Wohnung einmal genauer ansah. Ich wohnte im Dachboden unseres Hauses, darunter waren die Zimmer meiner Schwestern. Die Küche und das Wohnzimmer waren noch ein Stockwerk darunter, ebenso unser Bad und die Waffenkammer. Im Keller waren noch eine Vorratskammer und ein paar leere Räume, aber sonst nichts. Die Betonwände unserer Zimmer hatten wir alle bemalt, ich hatte meine Wände in schwarzer Farbe gestrichen, um die Nacht darzustellen, meine liebste Zeit, wobei das durch die Fenster fallende Licht vor der vollkommenen Dunkelheit schützte. In meinem Wohnraum war ein kleines Wäldchen abgebildet, so dunkel, dass es schwer zu erkennen war. In meinem Schlafzimmer war eine dünne Mondsichel zu sehen, in grau und weißtönen, heller als der Rest der Wände und doch kein weiß. Sein Licht fiel auf einen Wolf, den ich in Orginalgröße heulend dargestellt habe. Die Augen geschlossen, den Mund leicht geöffnet, sodass man seine Zähne haarscharf erkannte. Es hat ewig gedauert, in meinem Arbeitszimmer ein ganzes Wolfsrudel zu malen. Auch wieder alle so, dass sie ihre echte Größe haben. Ich hatte jeden Fellwirbel in verschiedenen Farben dargestellt, was viel Mühe war, aber mit dem Ergebnis war ich einigermaßen zufrieden. Natürlich würde ich gerne hier und da noch einige Änderungen vornehmen- wer war schon vollends zufrieden mit dem, was er zeichnete?- aber das traute ich mich nicht, aus Angst, dadurch alles zu vermasseln. Der Alphawolf war schwarz mit einer weißen Pfote, die Alphawölfin hat eine Mischung aus weiß, grau und schwarztönen. Drei braungraue Jungen spielten zu ihren Füßen. Der Omegawolf ist dunkelbraun gewesen. Nur seine Schnauze war reinweiß, was kein Zeichen für sein Alter sein sollte, sondern lediglich eine seltene Färbung. Auch meine Schwestern hatten unsere Liebe zum Detail deutlich gemacht. Lacrima hat ihr Zimmer wie eine Wiese bemalt; die Decke und die Hälfte der Wände sind himmelblau angestrichen gewesen, Die Sonne schien durch ein paar Wolken hindurch und warf Lichtspiele auf die Gräser der Wiese. Drei Lärchen flogen darüber. Die Blumen und Gräser sind in einem natürlichen Hellgrün gestrichen worden, nicht hingeschmiert sondern in vielen Arbeitsstunden sorgfältig aufgetragen, schattiert und den richtigen Schwung mit passender Spitze abgeschlossen, bunte Schmetterlinge und Libellen flogen umher. Tau lag auf ein paar Blumen, der wie ihr Name auf den Boden tropfte. Lacrima heißt Träne auf Latein. Naheliegend, dass ihr Lieblingstier ein Delfin war. Swallow dagegen hatte einen Wald bei Tageslicht geschaffen. Licht fiel von der Decke auf den Fußboden, sie hat auch den Betonboden bemalt, ihre ganzen zwei Zimmer sind von allen Seiten bemalt gewesen. Der Waldboden war mit Moos übersäht, Waldameisen liefen über Steine und durch ihr Schlafzimmer zog sich sogar ein kleiner Fluss der nicht sehr tief zu sein schien, denn obwohl man den Grund wegen der Strömung nicht sehen konnte, ragten flache Steine heraus, die das Wasser umfloss. Es sah wunderschön aus, ich konnte mir vorstellen, dass sie, sollte sie sich ihren Lieblingsort vorstellen müssen, genau diese Waldstelle gewählt hätte. An manchen Stellen fehlten noch ein paar Sachen, und so kamen wöchentlich ein paar nistende Vögel oder Umherschwirrende Insekten dazu. Mir wäre das Ganze aber dann doch zu aufwendig, schließlich hatten wir auch noch viel anderes zu tun. Ihre Lieblingstiere waren Schwalben, wie auch ihr Name sagte, weshalb sie in ihren Zimmern besonders oft zu sehen waren. Eclipse hat eine Grotte gemalt. Tropfsteine hingen von der Decke oder ragten vom Boden nach oben. Auch hier tropfte Wasser auf den Boden und landete dort in Pfützen. Meine große Schwester hatte dazu eine spezielle Methode verwendet, Licht und Schatten in dramatischem Einklang. Den Dreh hatte sie schnell herausbekommen, und Anfangs hatte es dauernd nach frischer Farbe gerochen, überall lagen leere oder kaputte Farbpatronen herum, die den Holzboden ruinierten- die Meisten hatten wir zum Glück wieder abbekommen- und man musste ständig aufpassen, wo man hinlief. Eclipse heißt Finsternis, und so sah es auch in der Höhle aus.
Dunkel.
Nur von einem abgebildetem Loch in der Decke der Höhle sah man den freien Himmel. Auch hier fiel ein Lichtstrahl auf den Boden, wie in Swallows Wald und Lacrimas Wiese. Eclipse‘ Lieblingstier war die Schleiereule. In Ihrem Schlafzimmer saß eine weibliche in einer Vertiefung der Höhlenwand. Eine männliche, dunklere, flog durch ihr Arbeitszimmer. Und in jedem unserer Zimmer hatten wir unsere Katze Ivy miteinbezogen. Während bei mir ihre Augen aus dem Wald hervorschauten, wartete die schwarzgraue Katze bei Lacrima auf Beute, Swallow ließ sie hinter einem Baum hervorschauen. Bei Eclipse verschwand die junge Katze gerade in einer kleinen Höhle, deren Eingang mit Steinen und Felsen getarnt war. Ich konnte mir gut vorstellen, dass dieses Haus das Schönste war. Natürlich war ich parteiisch, ich liebte es schließlich und lebte bereits mein ganzes Leben lang hier, aber welches Haus könnte schöner sein, als ein äußerlich Altertümliches Haus mit Efeuranken und innen etwas modernerer Einrichtung und vielen Aspekten, die etwas über die Bewohner verrieten, zum Beispiel bemalte Wände? Es hatte Ähnlichkeit mit einem Loft, das in eine alte Scheune gebaut wurde. Ich strich noch einmal über das Wolfsposter und verschwand dann in meinem Bad, wo ich beschloss, meine schwarzen, leicht welligen Haare offen zu lassen, denn das wäre heute sicher von Nutzen. Denn heute war der Tag, dem ich mit gemischten Gefühlen entgegensah: Etwas Furcht, Freude, Spannung und vor allem Nervosität. Auf dieses Ereignis hatte ich schon lange hingearbeitet, und sobald man dies bestanden hatte, war man praktisch in der Hierarchie weiter aufgestiegen, zwar nur ein bisschen, aber man hatte sich wenigstens einen kleinen Namen gemacht. Es war unbeschreiblich, aber unglaublich wichtig für ein so kurzes, kleines Geschehen, ihm so viel Bedeutung beizumessen.
Ich entschied mich auch für schwarzes Make-up. Bei meiner hellen Haut sollte ich besser so viel schwarz und dunkelbraun nehmen wie möglich. Das musste ich sowieso immer, aber ich trug auch gerne weiß und andere hellere Farben, außerdem konnte es sein, dass der Lichteinfall so war, dass meine Haut durch das Schwarz noch heller schien, und das wollte ich auf keinen Fall. Aber in der Früh, wo die ersten Sonnenstrahlen noch nicht den Waldboden erreicht hatten und alles in Schatten getaucht war, passte kein weiß. Außerdem galt weiß bei uns als eine Trauerfarbe, da die rechte Hand und gelegentliche Stellvertreterin unserer Gottheit Natur die Göttin der Nacht war und demnach schwarz trug. Aus Loyalität ihr gegenüber – und wegen der Tatsache, dass weiß schwer rein zu halten war – trugen wir es selten.
Ich steckte noch schnell mein Messer ein, dann sprang ich mit einem Satz durch die Luke, die mir Durchgang ins Untergeschoss verschaffte. Leise landete ich auf dem Holzboden. Eclipse und meine anderen Schwestern waren offenbar schon aufgestanden und frühstückten gerade, klappernde Geräusche drangen aus der Küche. Da Eclipse die Älteste war, ist sie sozusagen unsere Anführerin gewesen. Wir wussten nicht, wer unsere Eltern waren, aber das war bei unserem Stamm üblich. Man sagte nämlich, dass die Eltern ihre Kinder zu sanft behandeln würden, und diese würden dadurch nicht lernen, richtig zu überleben. Das hatte natürlich seine Logik, doch die kleineren Kinder fanden es furchtbar, ihre Eltern nicht zu kennen. Ich konnte mich auch noch gut an...
Erscheint lt. Verlag | 11.12.2015 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur |
Kinder- / Jugendbuch | |
ISBN-10 | 3-7392-8414-5 / 3739284145 |
ISBN-13 | 978-3-7392-8414-9 / 9783739284149 |
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