Die Lilien-Serie: Das Herz der Lilie (Alle Bände in einer E-Box!) (eBook)
1112 Seiten
Impress (Verlag)
978-3-646-60184-8 (ISBN)
Sandra Regnier ist in der Vulkaneifel geboren und aufgewachsen. Nach der Schule und einer Ausbildung zur Beamtin wollte sie lange nach Frankreich auswandern. Stattdessen heiratete sie einen Mann mit französischem Nachnamen und blieb zu Hause. Nachdem sie acht Jahre lang im Tourismus tätig war, übernahm sie die Leitung einer Schulbibliothek und konnte sich wieder ganz ihrer Leidenschaft widmen: den Büchern. Heute schreibt sie hauptberuflich und ist nebenher viel mit dem Fahrrad unterwegs, um Ideen zu sammeln, oder träumt beim Wandern von fantastischen Welten.
Sandra Regnier ist in der Vulkaneifel geboren und aufgewachsen. Nach der Schule und einer Ausbildung zur Beamtin wollte sie lange nach Frankreich auswandern. Stattdessen heiratete sie einen Mann mit französischem Nachnamen und blieb zu Hause. Nachdem sie acht Jahre lang im Tourismus tätig war, übernahm sie die Leitung einer Schulbibliothek und konnte sich wieder ganz ihrer Leidenschaft widmen: den Büchern. Heute schreibt sie hauptberuflich und ist nebenher viel mit dem Fahrrad unterwegs, um Ideen zu sammeln, oder träumt beim Wandern von fantastischen Welten.
2. Kapitel
EIN SELTSAMES ERLEBNIS
Der Knall. Wo blieb der Knall? Hätte sie nicht vor ein paar Sekunden mit einem riesigen Schwein zusammenprallen müssen? Julia blinzelte. Kein Wildschwein. Das war eine Erleichterung. Aber nur eine geringe, denn ihre Stute war durchgegangen.
Unfähig etwas dagegen zu unternehmen krallte sie sich einfach weiter an Sattel und Mähne fest und betete, das riesige Pferd möge bald von alleine anhalten – und das hoffentlich nicht erst am Rande eines Abgrundes.
So viel zu Ninas Behauptung ›fromm wie ein Lamm‹.
Nach einer Ewigkeit, wie es Julia vorkam, wurde Isobel langsamer und blieb schließlich schnaubend stehen.
Julia versuchte ihre verkrampften Hände zu lösen und ließ sich – ziemlich unelegant – vom Sattel gleiten. Am Boden versagten ihr die Beine. Sie knickten einfach weg wie die Grashalme unter ihren Füßen. Julia hatte ihren Haargummi verloren und strich sich nun mit einer Hand die strähnigen Locken aus dem Gesicht. Mit der anderen griff sie nach Isobels Zügeln. Beide Hände zitterten stark. Ihre Finger waren total verkrampft.
Offensichtlich war der Keiler weit genug entfernt, denn Isobel hatte zu grasen begonnen. Lammfromm. Mistvieh.
Julia horchte, hörte aber nichts. Keine Stimmen, kein Jagdhorn, nichts war mehr zu hören außer Vogelzwitschern und Laubrascheln. Wald, Bäume und Hecken überall, wohin man sah. Sogar die Grabungsstätte mussten sie weit hinter sich gelassen haben. Sie erkannte von der Umgebung nichts wieder. Umständlich, weil ihr die Finger noch immer nicht richtig gehorchten, suchte sie in ihrer Jackentasche nach dem Handy. Na bravo! Sie hatte es bei Nina vergessen.
Doch dann hob Isobel den Kopf, wieherte und begann unruhig zu tänzeln. Julia fasste die Zügel fester und spürte das Adrenalin zurückkehren, denn sie konnte aufstehen und sich sogar in den Sattel schwingen. Zu ihrer Erleichterung rannte Isobel nicht los.
Julia horchte noch mal. Es näherte sich ein anderes Pferd. Nina?
Ein Reiter kam in scharfem Galopp um das Gebüsch geritten.
Er hatte sie nicht gesehen und sein Pferd scheute erschrocken, stieg mit den Vorderhufen kurz in die Luft. Julia bemerkte neidisch, dass das dem Reiter nichts weiter auszumachen schien. Er hielt sich sicher im Sattel und beruhigte das Pferd so weit, dass es stehen blieb. Dann erst sah er den Grund für das Scheuen seines Hengstes.
Er starrte sie mit offenem Mund an. Ein paar Sekunden lang. Dann fasste er sich.
»Qu’est-ce que vous faites ici?«, fragte er in einem recht strengen Ton.
Julia hatte sich nicht so schnell im Griff. Sie starrte immer noch verblüfft zurück. Nicht weil er französisch sprach (das war doch Französisch gewesen, oder? Er hatte so schnell gesprochen …), sondern vor allem wegen seiner Aufmachung. Er war mit einem großen, federbesetzten Hut, Kniehosen, Stiefeln und einem Rock mit Rüschenbesatz bekleidet. Sein Pferd hatte einen silberbeschlagenen, aufwendigen Zaum und das Leder des Sattels war ziseliert. Ein elegantes Pferd, wie die Pferde in der Spanischen Hofreitschule. Genauso strahlend weiß gestriegelt, die Mähne und der Schweif sorgfältig eingeflochten.
»Nous vous avons demandé quelque chose!«
Ja. Definitiv französisch. So ein Mist.
Julia klappte schnell den Mund zu und versuchte einen Satz zu formen. »Pardon«, setzte sie an, »je cherche le chemin vers Saxrath.« Verdammt, verdammt, verdammt. Sogar sie selbst konnte ihren deutschen Akzent deutlich heraushören. Aber wenigstens hatte der Mann erkannt, dass sie keine Französin war.
»Le chemin vers où?«, fragte er, nicht mehr streng, sondern verblüfft.
»Saxrath. Ähh … Dans le Eifel?«
Er sah sie an, als ob sie sich vor seinen Augen in einen Frosch verwandelt hätte. Dann begann er groß und breit irgendetwas zu erzählen und Julia musste sich eingestehen, dass ihr Französisch doch wesentlich miserabler war, als sie es jemals für möglich gehalten hätte. Irgendwann hörte er auf und sah sie erwartungsvoll an.
»Je n’ai pas compris quelque chose. Ich habe kein Wort verstanden«, erklärte sie hilflos mit den Achseln zuckend.
Das entlockte ihm einen missmutigen Laut.
»Suivez-nous«, sagte er, wandte sein Pferd und verschwand im Dickicht einiger Hecken.
Julia war unsicher, was sie jetzt tun sollte. Auf keinen Fall wollte sie in diesem düsteren Wald alleine und ohne Handynetz bleiben. Also folgte sie ihm. Sie ritten etwa zehn Minuten hintereinander, ohne ein Wort zu wechseln, ehe sie endlich den Waldrand erreichten. Erstaunt sah Julia, dass es sich nicht nur um eine Lichtung handelte. Sie kamen zu einem Becken in einer Allee, die zu einem Schloss führte. Das Schloss selbst war von Gerüsten umstellt.
Mal abgesehen von der Größe hätte es Versailles sein können. Sogar das riesige Wasserbecken in Form eines Kreuzes sah aus wie der Grand Canal.
Der Schulausflug nach Paris letztes Jahr hatte auch eine Tagestour nach Versailles beinhaltet. Zwischen Hunderten von asiatischen Touristen waren Julia und ihre Mitschüler durch den Park gewandert und hatten die Standardführung (Großes Gemach, Spiegelsaal, Schlafzimmer des Königs und der Königin) mitmachen müssen.
Während sich die meisten ihrer Mitschüler lediglich für die hohen Hecken und Haine interessierten, die sie zum Üben französischer Küsse genutzt hatten, war Julia von dem Prunk des Schlosses zutiefst beeindruckt. So viel Gold und Stuck und Opulenz. Sie war so begeistert gewesen, dass sie sich in den drei Stunden Aufenthalt so viel wie möglich angesehen hatte.
Die Schüler, die nicht knutschten, hatten eine kleine Tretboottour auf dem Grand Canal unternommen. Und dieses Becken hier direkt vor ihnen sah dem Grand Canal erstaunlich ähnlich. Zwar hatte es keine Tretboote auf dem Wasser, aber eine … War das tatsächlich eine Galeere?
Jetzt hörte sie ganz eindeutig Stimmen. Männer und Frauen, die aufgeregt miteinander redeten. Sie folgte dem Reiter um akkurat angepflanzte Hecken.
Als die Menschenmenge endlich in Sicht kam, klappte Julia wieder der Unterkiefer runter. Etwa hundert oder mehr Personen – sie war sehr schlecht im Schätzen – warteten dort zu Pferd versammelt und alle – wirklich alle – waren genauso gekleidet wie der Mann, der ihr voranritt. Die Damen trugen lange Kleider, ebenfalls befiederte Hüte und manchen hingen lächerliche Kringel über den Ohren bis auf die Schultern.
Die drehen einen Film!, überlegte Julia. Das war die Erklärung! Der Kanal war also künstlich angelegt, diese absonderlichen Klamotten Kostüme und die Degen, die alle Männer – einschließlich ihres Begleiters – an der Hüfte trugen, Requisiten. Und somit war das Schloss im Hintergrund, das kleiner war als Versailles – dem aber wirklich ähnelte – eine Kulisse. Deswegen auch die Gerüste. Vielleicht war es nur eine Pappwand, die sie nachher mit Hilfe von Computergrafik echt aussehen ließen.
Die riesige Menschenansammlung vor ihr wurde nun auf sie aufmerksam und ein gespanntes Schweigen machte sich breit.
Julia wartete angespannt darauf, dass der Regisseur »Cut!« schreiend hinter irgendwelchen Kameras oder Strahlern herausgerannt kam, weil sich eine absolut unorthodoxe Person zwischen seine Darsteller geschlichen hatte. Sie sah an sich herab. Staat machte sie wahrhaftig nicht mit ihren dreckigen Jeans, den mit Matsch bedeckten Turnschuhen und einer vom Pferdestriegeln schmutzigen Daunenjacke in knalligem Pink, die aber die aufkommenden, kühlen Herbstwinde wundervoll abhielt. Auf die Reitkappe hatte sie verzichtet. Was für ein Glück. Damit sah sie extrem albern aus.
Reitkappe hin oder her, alle starrten sie an. Noch nicht einmal wütend, weil sie die Dreharbeiten unterbrochen hatte, sondern eher fassungslos, als wären Julia Hörner gewachsen oder sie säße nackt auf dem Pferd. Schnell überzeugte sie sich, dass alles an Ort und Stelle und der Reißverschluss ihrer Jeans geschlossen war. Alles in Ordnung, stellte sie erleichtert fest und sah sich wieder um.
Die Kameras waren wirklich gut versteckt. Sie konnte nichts entdecken. Nicht einmal ein Kabel.
Ihr Begleiter hielt bei der Gruppe an und wandte sich dort an einen großen, dunkelhaarigen Mann. Sie sprachen auf Französisch miteinander und es war nicht schwer zu erraten, dass es in dem Gespräch um sie ging. Endlich drehte er sich wieder zu ihr um und sie erriet mehr, als dass sie es verstand, dass sich nun der andere Mann weiter um sie kümmern würde. Dann teilte sich die Menge auffällig ehrfürchtig vor ihrem Begleiter und er ritt auf die Kulisse von Versailles zu, alle bis auf den dunkelhaarigen Mann im Tross.
Julia saß unschlüssig auf ihrem Pferd. Hatte sie ihn doch missverstanden und sollte folgen? Was wollte dieser andere Mann, der zurückgeblieben war, nun mit ihr tun? Er musterte sie unverhohlen. Julia starrte zurück.
Er war nicht unbedingt als gut aussehend zu bezeichnen. Eine feine Narbe zog sich quer über die linke Wange bis hin zum Kinn. Seine Kleidung war dezenter als die der anderen, wirkte aber dadurch wesentlich eleganter als die ihres anfänglichen Begleiters, die protziger und auffallender gewesen war. Dieser Mann hier hatte dunkle, füllige Haare, die unter dem ebenfalls federbesetzten Hut im Nacken zu einem Zopf geflochten waren. Bestimmt handelte es sich dabei um eine Perücke. So volles Haar war bei Männern äußerst selten. Julia wusste wegen dieser Perücke auch sein Alter nicht wirklich einzuschätzen. Dem Gesicht mit der Narbe nach hätte sie ihn auf dreißig geschätzt, aber seine Augen blitzten aufmerksam und lebendig wie bei einem Zwanzigjährigen. Sein blauer Rock stach...
Erscheint lt. Verlag | 3.12.2015 |
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Reihe/Serie | Die Lilien-Reihe |
Die Lilien-Serie | Die Lilien-Serie |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Literatur ► Historische Romane | |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre | |
Schlagworte | Bundle • E-Box • Elfenblüte • Flüstern der Zeit • Historischer Roman • Impress • impressbundle • impress ebooks • Jugendbuch • Kerstin Gier • Last Chance • Liebe • Liebesgeschichte • lovelybooks • Lovelybooks Gewinner • Lovelybooks Gewinner 2014 • Lovelybooks Gewinnerin • Lovelybooks Gewinnerin 2014 • Marissa Meyer • MondSilberLicht • Outlander • Pan • Pan-Trilogie • Romantik • Royal • Rubinrot • Schuber • Silber • Wanderer • Wellen der Zeit • zeitlos • Zeitreise • Zeitreisen |
ISBN-10 | 3-646-60184-1 / 3646601841 |
ISBN-13 | 978-3-646-60184-8 / 9783646601848 |
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