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Die Grenzen der Erde -  Wolfgang Jacoby,  Oliver Schwarz

Die Grenzen der Erde (eBook)

Über die Endlichkeit natürlicher Ressourcen
eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
244 Seiten
AtheneMedia-Verlag
978-3-86992-235-5 (ISBN)
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Begrenzte Ressourcen - das Ende des Wachstums: Versiegende Energievorräte und zunehmender Verbrauch von Ressourcen durch den Menschen auf dem räumlich und inhaltlich begrenzten Planeten Erde - ein schleichender, kaum spürbarer Prozess: Es gibt keinen unbegrenzten Zufluss von Öl, Gas, Kohle und Uran. Energie wird knapp und immer teurer. Doch der Verbrauch wächst weiter. Wie lange können die Vorräte noch reichen? Das Autorenteam, ein Geophysiker und ein Physiker, hat die besten Daten über die noch vorhandenen Rohstoffvorräte und deren Unsicherheiten analysiert und auf verschiedenen Wegen berechnet, wie lange sie noch reichen können. In diesem Buch werden die Ergebnisse vorgestellt und der Verbrauchsentwicklung gegenübergestellt - abhängig von den globalen gesellschaftlichen Bedingungen, also unser aller Verhalten und Erwartungen. Es geht nicht um Prophezeiungen oder Angstmache. Es geht um existierende Zukunftsmöglichkeiten und nüchterne, jedoch beeindruckende Information für Verantwortung Tragende und alle Konsumenten. Wolfgang Jacoby forscht seit 1984 an der Johannes-Gutenberg Universität Mainz als Professor für Geophysik und Geodynamik. Seine Schwerpunkte sind Rohstoffexploration und Plattentektonik und seit 2002 Ressourcen, ihr Verbrauch und die Konsequenzen des exponentiellen Wachstums. Er war bisher Herausgeber des Journal of Geodynamics (Pergamon Press, später Elsevier Science), Sektionssprecher Geodynamik in der European Geoscience Union (EGU) sowie Organisator und Vorsitzender vieler Fachtagungen. Oliver Schwarz, Astronom und Physikdidaktiker, leitet die Universitätssternwarte und das Institut für Physikdidaktik der Universität Siegen. Nach Arbeiten über die historische Entwicklung der Theorie des inneren Aufbaus der Sterne und das galaktische Geschwindigkeitsfeld beschäftigt sich der Universitätsprofessor seit einigen Jahren mit der Frage, welche astronomisch-physikalischen Gesetzmäßigkeiten das Wachstum der menschlichen Zivilisation begrenzen.

Wolfgang Jacoby forscht zunächst in Kanada, dann an der Goethe-Universität Frankfurt und seit 1984 an der Johannes-Gutenberg Universität Mainz als Professor für Geophysik und Geodynamik. Seine Schwerpunkte sind Rohstoffexploration und Plattentektonik und seit 2002 Ressourcen, ihr Verbrauch und die Konsequenzen des exponentiellen Wachstums. Er war bisher Herausgeber des Journal of Geodynamics (Pergamon Press, später Elsevier Science), Sektionssprecher Geodynamik in der European Geoscience Union (EGU) sowie Organisator und Vorsitzender vieler Fachtagungen. Oliver Schwarz, Astronom und Physikdidaktiker, leitet die Universitätssternwarte und das Institut für Physikdidaktik der Universität Siegen. Nach Arbeiten über die historische Entwicklung der Theorie des inneren Aufbaus der Sterne und das galaktische Geschwindigkeitsfeld beschäftigt sich der Universitätsprofessor seit einigen Jahren mit der Frage, welche astronomisch-physikalischen Gesetzmäßigkeiten das Wachstum der menschlichen Zivilisation begrenzen. Der Autor bzw. Mitautor zahlreicher Schullehrbücher für Physik und Astronomie und Herausgeber der Zeitschrift 'Astronomie+Raumfahrt im Unterricht' ist Vorsitzender des Bildungsausschusses der Astronomischen Gesellschaft.

1 Haben wir genug Energie?


„Fukushima“ hat die Energiedebatte wie kaum ein früheres Ereignis angefacht. Die durch Erdbeben und Tsunami ausgelöste Kernkraft-Reaktorkatastrophe hat zur Forderung geführt, die erneuerbaren Energien so weit auszubauen, dass alle KKWs abgeschaltet werden können. Man hört, dies sei sofort möglich, wenn man nur wolle. Selbst Politiker, die wirtschaftliches Wachstum propagieren, äußern sich optimistisch über die Möglichkeiten der „Erneuerbaren“: Selbstverständlich habe man das Energieproblem im Griff. Ist das wahr? Wie steht es mit dem Wachstum?

Es stimmt nicht: So einfach ist die Umstellung der Energieversorgung nicht – insbesondere dann nicht, wenn sie einhergeht mit Verheißungen einer angeblich sorgenfreien Bereitstellung von Strom, Wärme und diversen Transportmöglichkeiten, die sogar Spielräume für den kräftigen Ausbau der Konsum- und Industriegesellschaft eröffnen soll. Und die öffentliche Debatte macht es deutlich, wenn man sie kritisch verfolgt. Unsere begründete Überzeugung ist, dass Wachstum, das auf zunehmendem Energieeinsatz beruht, bald enden muss und wird. Das folgt zwangsläufig aus der Begrenztheit der Erde und ihrer Rohstoffvorräte, sowie aus dem Energiebedarf des Menschen, bzw. aus dem tatsächlichen Energieumsatz, meist fälschlich „Verbrauch“ genannt. Wir müssen Angebot und Bedarf an Energie ins Verhältnis setzen und die Grenzen des möglichen Wachstums quantitativ erfassen. Nur bei „vernünftigen“ Verhältnissen können wir erwarten, dass wir alle gut leben können.

Selbst Kinder sehen, dass es so nicht immer weitergehen kann. Nur Ökonomen und Politiker sehen das nicht, die meisten. Wer das Ende des Wachstums konkret voraussagt, erntet Spott. Wenn man daran erinnert, dass der Club of Rome genau dies vor 40 Jahren getan hat, hört man, er habe sich doch offensichtlich geirrt. Aber verdient der Club of Rome wirklich Spott? Oder vielleicht nicht eher diejenigen, welche die Warnungen zu wörtlich genommen hatten? Kann es sein, dass die Zeitschätzung zu kurz war? Erst recht belächelt wird Thomas Malthus, der schon vor 200 Jahren auf die Gefährlichkeit exponentiellen Wachstums hinwies. Nichts davon sei doch eingetreten, das Wachstum habe bis heute angedauert, uns gehe es doch immer noch gut, ja sogar besser! Materiell geht es uns besser, aber sind wir zufriedener? Geht es der Menschheit besser, allen Menschen? Jedenfalls glaubt man, oder man macht uns glauben, wir müssten weiter wachsen, wenn wir die Weltprobleme lösen wollen. Doch kann es wirklich auf Dauer so weitergehen? Der gesunde Menschenverstand sagt nein. Und die sachlichen Argumente?

Bei dem Versuch, diese Fragen zu beantworten, verfolgen wir verschiedene Ansätze. Zunächst klären wir, welche natürlichen Energieflüsse und Energievorräte zur Verfügung stehen. Entscheidend ist dabei die Energiedichte in der Fläche und damit der Flächenbedarf. Hinzu kommen die endlichen Vorräte gespeicherter Energie, auf denen die heutige Wirtschaft beruht.

Nachfolgend werden wir zunächst das vorindustrielle, sozusagen natürliche Verhältnis betrachten. Dann müssen wir die gegenwärtigen Verhältnisse unter die Lupe nehmen, d.h. die Situation bei Rohstoffen und „Verbrauch“ analysieren. Das wird uns die Wachstumsgrenzen quantitativ erschließen und anschaulich machen.

Formulieren wir zunächst die Fragen noch einmal um! Wie lange reichen die Vorräte, wie lange kann Wachstum noch weitergehen? Können die erneuerbaren Energien die Menschheit ausreichend versorgen, wenn die Vorräte verbraucht sind? Wenn ja, wie? Bisher sind Wohlstand, Wachstum und Energie aufs engste miteinander verknüpft, kann diese Verbindung aufgebrochen werden? Kann Wohlstand ohne zusätzliche Energie wachsen, d.h., können Wachstum und Energie entkoppelt werden? Diese Fragen sind miteinander verschränkt; sie lassen sich daher nicht isoliert behandeln. Sie hängen damit zusammen,

wie weit die Rohstoffe reichen,

wie ergiebig die erneuerbaren Energien sind und

was wir zum „guten Leben“ wirklich brauchen.

Diese Fragen bewegen uns. Bevor wir näher auf sie eingehen, wollen wir hier kurz erläutern, was uns motiviert hat, weshalb wir zu unserem Thema „Energie und Wachstum“ kamen, und warum wir diesen Essay schreiben.


Motivation


Vielleicht braucht es keinen besonderen Anstoß die Welt kritisch zu betrachten, aber Ermunterung durch die Eltern scheint eine große Rolle zu spielen. Die Gesellschaftssysteme in West und Ost, in denen wir aufwuchsen, erlebten wir als reformbedürftig, und wie darüber zu Hause gesprochen wurde, hat unser Fragen wahrscheinlich bestärkt. WJ, aus „dem Osten“ stammend, kam schon 1945 in „den Westen“ und machte den wirtschaftlichen Aufschwung mit. Als Kriegsfolge erlebte die Familie Armut; das lehrte ihn eine kritische Sicht sozialer Ungleichheit. Er musste sich im Rahmen der Familie mit religiösen, philosophischen und sozialen Fragen auseinandersetzen und lernte, skeptisch gegenüber dogmatischen und fundamentalistischen Aussagen zu sein. Das Studium der Physik und Mathematik, dann vor allem der Geophysik und Geologie, sensibilisierte ihn für die Grundsatzfrage, was wir wissen und was wir nicht wissen können. Später, in der Zeitschrift „Spektrum der Wissenschaft“ betonte er die Verantwortung der Geowissenschaftler für die Zukunft der Menschheit angesichts Überbevölkerung, Klimaerwärmung und knapper werdender Vorräte (Jacoby, 2008).

OS wuchs in der DDR unter wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auf, die geprägt waren von begrenzten Ressourcen, eingeschränkten Konsummöglichkeiten, ironischerweise gleichzeitig einer enormen Verschwendung fossiler Energie und einem desaströsen Umgang mit der Umwelt. Er bemerkte, dass neben ideologischen Einflussfaktoren, die eine Gesellschaft prägen, auch wesentlich die Zugänge zu Rohstoffen und Energieträgern gehören.

Der Spektrum-Artikel führte zum Kontakt zwischen WJ und OS, der als Physik-Didaktiker in einem Aufsatz für Physiklehrer die Unmöglichkeit weiteren exponentiellen Wachstums behandelt und begründet hatte (Schwarz, 2006). Denn wenn von Wachstum die Rede ist, meint man immer prozentuales Wachstum pro Jahr, und das ist dasselbe wie exponentielles Wachstum. Es begann die Zusammenarbeit, die zu dem Entschluss führte, dieses Buch zu schreiben. Der Entschluss wurde verstärkt durch die Erfahrung, dass die Menschen vielfach keine Ahnung davon zu haben schienen, wie bald weiteres exponentielles Wachstum enden wird. Auch ging uns die ständige Beschwörung des Wachstums bei Politik und Wirtschaft immer mehr auf die Nerven. Es ist eine „schleichende Katastrophe“, heute noch kaum erkannt. Unsere Enkel oder schon unsere Kinder werden die Folgen erleben, sogar wir selbst, wenn das instabile Klimasystem möglicherweise „kippt“.

Es dämmerte uns, dass das Wachstumsproblem über Energiefragen hinausgeht. Wir leben in einer Zeit des definitiven Endes scheinbar unbegrenzten Wachstums. (Einzigartig ist die Tatsache, dass eine Gesellschaft ohne Wachstum auskommen muss, historisch betrachtet ja nicht. Das war eher Jahrtausende der Normalfall). Die Grenzen der Erde sind erreicht: „Endzeit“, nicht im Sinne religiöser Endzeiterwartung, sondern im Sinne einer neuen, rational begründeten Umstellung des Lebens auf die Situation in einer begrenzten Welt. Das Zeitalter in dem wir gegenwärtig leben, wird man zukünftig als „Zeitalter des Überganges“ ansehen – des Übergangs vom Zeitalter der Wachstumsgesellschaften hin zu Gesellschaften des konstanten Verbrauches von Ressourcen. Aufklärung der Öffentlichkeit tut not. Die Schule muss die Zusammenhänge verdeutlichen. Politiker, Ökonomen und Wirtschaftslenker müssen aufgerüttelt werden.

Dabei ist die Angst, dass wir ohne Wachstum dem Untergang geweiht sind, ja, dass jegliche gesellschaftliche Stabilität gefährdet sei, völlig unbegründet, denn die Situation, dass eine menschliche Zivilisation ohne Wachstum wirtschaftet, ist historisch wohlvertraut. Jahrtausende vergingen, ohne dass einzelnen Generationen Wachstum bemerkten. Im Alter konsumierte man die gleiche Menge wie in der Jugend, nutzte die gleichen Arbeitsverfahren und bediente sich der gleichen nützlichen Erfindungen, die das Leben einfacher machten. Ein globales Wirtschaftswachstum gab es als gemittelten Wert allenfalls im Promillebereich. Einzelne Staaten erlebten Wachstumsphasen nur in historisch kurzen Zeitspannen und das auch nur auf Kosten der umliegenden Länder – oft durch kriegerische Aneignung fremden Besitzes. Um den Staat zu erweitern benötigte man mehr Land, mehr Arbeitskräfte, mehr Agrargüter, mehr Waffen usw., kurzum, man benötigte mehr Ressourcen und es gab nur sehr wenige Möglichkeiten, zusätzliche Ressourcen innerhalb des eigenen Territoriums zu erschließen. Die territorialen Ressourcen waren limitiert und mithin ein Wachstum allein aus der lokalen Wirtschaft heraus unmöglich. Und dann, gleich Leuchttürmen in der Menschheitsgeschichte, gab es herausragende Erfindungen, die in Verbindung mit veränderten Wirtschaftsformen erweiterte Zugänge zu Ressourcen verschafften: Der Ackerbau verbesserte den Zugang zur Nahrung durch Einsatz von Hacken, Spaten und Pflügen; das Rad und der Bau von größeren Schiffen ermöglichten Seefahrt und Handel, wodurch neben Nahrungsmitteln auch Rohstoffe und veredelte Güter zur Verfügung gestellt werden konnten.

„Unsere“ Wachstumsgesellschaft begann dann vor rund 200 Jahren mit der Erfindung der Dampfmaschine. Die mit Dampf betriebenen Motoren ermöglichten den Abbau von Kohle aus unterirdischen Flözen und erschlossen damit eine Ressource, die der Menschheit bis dahin...

Erscheint lt. Verlag 28.1.2015
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch
Technik
ISBN-10 3-86992-235-4 / 3869922354
ISBN-13 978-3-86992-235-5 / 9783869922355
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