Die Logik der Psychoanalyse
Eine erkenntnistheoretische Studie
Seiten
1999
Psychosozial-Verlag
978-3-932133-85-5 (ISBN)
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Die Arbeit beschäftigt sich mit der Logik psychoanalytischer Theorien. Sie erklärt, warum die Psychoanalyse keine einheitliche Theorie ist, sondern ein vieldeutiges Paradigma, welches von verschiedenen Schulen unterschiedlich interpretiert und verwendet wird. Dies ist ein Strukturmerkmal, das sich aus den Besonderheiten des Gegenstands und den Schwierigkeiten des Gegenstandszugangs ergibt: Die Psychoanalyse kann – wie andere Humanwissenschaften auch – keine eindeutige (denotative) Theorie entwickeln, sondern muß mit einem konnotativen Symbolsystem und weitgehend analogen Begriffen arbeiten.
Die Psychoanalyse erscheint auf den ersten Blick als eine bunte Sammlung unterschiedlicher Variationen eines im Kern unscharfen Paradigmas, dessen Entwicklung eine Fülle von mehr oder weniger umstrittenen Variationen und eigenwilligen Auslegungen hervorgebracht hat. Dabei entsteht einerseits ein heterogenes Theoriefeld – jede Theorie ist eine Theorie für sich –, andererseits wird jedoch auch das Rad immer wieder neu erfunden. Diese Sisyphusarbeit der Theorieentwicklung zwingt zur Reflexion der Logik psychoanalytischer Theorie.
Der Autor versucht nicht eine weitere wissenschaftstheoretische Standortbestimmung, sondern er untersucht die Bedingungen der Möglichkeit von Multiparadigmatismus und Heterogenität sowohl der Theorie als auch der Theorieinterpretationen. Dabei zeigt sich, daß die spezifische Gegenstandslogik (psychodynamische Prozesse als besondere Form autopoietischer Realität) dazu nötigt, statt denotativer Theorien, die ihren Gegenstand in fest verknüpften Kalkülen fassen, konnotative Theorien zu verwenden, die strukturell flexibel und an unterschiedliche Einzelfälle anpassungsfähig sein müssen und daher eine Grammatik und Semantik anbieten, die Interpretationen ermöglichen, aber nicht direkt anbieten. Zugleich ergibt sich aus der spezifischen Gegenstandskomplexität die Möglichkeit unterschiedlicher Zugänge und Formulierungen dieser Zugänge. Schließlich bleiben konnotative Theorien anwendungsgebunden, d. h., was aus ihnen wird, hängt von den Leistungen des erkennenden Subjekts ab.
Dies und die Selbstreflexivität der Theorie haben zur Folge, daß sich keine stabile Normalität entwickelt und die Dynamik der Institution mit ihren phasen- und niveauspezifischen Besonderheiten auf die Theorieentwicklung selbst durchschlägt: Wie sich psychoanalytische Theorie entwickelt, hängt von internen Strukturen und Prozessen (also Theoriemoden und -konjunkturen, von Machtverhältnissen und Abhängigkeiten usw.) ab. Der Schlingerkurs und die Eigentümlichkeiten der bisherigen Entwicklung sind also keine peinlichen Pannen, sondern Ausdruck der Risiken dieser Art von Theorie, die nicht definitiv gelöst, sondern nur durch entsprechende Formen der Sozialorganisation angemessen behandelt werden können.
Die Psychoanalyse erscheint auf den ersten Blick als eine bunte Sammlung unterschiedlicher Variationen eines im Kern unscharfen Paradigmas, dessen Entwicklung eine Fülle von mehr oder weniger umstrittenen Variationen und eigenwilligen Auslegungen hervorgebracht hat. Dabei entsteht einerseits ein heterogenes Theoriefeld – jede Theorie ist eine Theorie für sich –, andererseits wird jedoch auch das Rad immer wieder neu erfunden. Diese Sisyphusarbeit der Theorieentwicklung zwingt zur Reflexion der Logik psychoanalytischer Theorie.
Der Autor versucht nicht eine weitere wissenschaftstheoretische Standortbestimmung, sondern er untersucht die Bedingungen der Möglichkeit von Multiparadigmatismus und Heterogenität sowohl der Theorie als auch der Theorieinterpretationen. Dabei zeigt sich, daß die spezifische Gegenstandslogik (psychodynamische Prozesse als besondere Form autopoietischer Realität) dazu nötigt, statt denotativer Theorien, die ihren Gegenstand in fest verknüpften Kalkülen fassen, konnotative Theorien zu verwenden, die strukturell flexibel und an unterschiedliche Einzelfälle anpassungsfähig sein müssen und daher eine Grammatik und Semantik anbieten, die Interpretationen ermöglichen, aber nicht direkt anbieten. Zugleich ergibt sich aus der spezifischen Gegenstandskomplexität die Möglichkeit unterschiedlicher Zugänge und Formulierungen dieser Zugänge. Schließlich bleiben konnotative Theorien anwendungsgebunden, d. h., was aus ihnen wird, hängt von den Leistungen des erkennenden Subjekts ab.
Dies und die Selbstreflexivität der Theorie haben zur Folge, daß sich keine stabile Normalität entwickelt und die Dynamik der Institution mit ihren phasen- und niveauspezifischen Besonderheiten auf die Theorieentwicklung selbst durchschlägt: Wie sich psychoanalytische Theorie entwickelt, hängt von internen Strukturen und Prozessen (also Theoriemoden und -konjunkturen, von Machtverhältnissen und Abhängigkeiten usw.) ab. Der Schlingerkurs und die Eigentümlichkeiten der bisherigen Entwicklung sind also keine peinlichen Pannen, sondern Ausdruck der Risiken dieser Art von Theorie, die nicht definitiv gelöst, sondern nur durch entsprechende Formen der Sozialorganisation angemessen behandelt werden können.
Johann Schülein, Professor für Soziologie an der Wirtschaftsuniversität Wien; Präsident der Sigmund-Freud-Gesellschaft (Wien).
Reihe/Serie | Bibliothek der Psychoanalyse |
---|---|
Verlagsort | Gießen |
Sprache | deutsch |
Maße | 148 x 210 mm |
Gewicht | 560 g |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Psychologie ► Psychoanalyse / Tiefenpsychologie |
Schlagworte | Psychoanalyse • Wissenschaftstheorie |
ISBN-10 | 3-932133-85-4 / 3932133854 |
ISBN-13 | 978-3-932133-85-5 / 9783932133855 |
Zustand | Neuware |
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