Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Das Resilienz-Buch

Wie Eltern ihre Kinder fürs Leben stärken - Das Geheimnis der inneren Widerstandskraft
Buch | Softcover
374 Seiten
2007 | 6. Aufl. 2015
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-94421-1 (ISBN)
CHF 27,90 inkl. MwSt
  • Titel ist leider vergriffen;
    keine Neuauflage
  • Artikel merken

Das Geheimnis der inneren Widerstandskraft - der umfassende Erziehungsratgeber


»Dies ist eine meisterhafte Zusammenstellung aktuellen Wissens zum Umgang mit Belastungen und Stress. Sie enthält wohldurchdachte Empfehlungen für Eltern, die ihren Kindern helfen wollen, mit belastenden Umständen umzugehen.«
Emmy E. Werner, die Grande Dame der Resilienzforschung

Wie kommt es, dass ein Kind Nackenschläge oder eine Niederlage gut wegsteckt, ein anderes dagegen daran zerbricht? Wieso gelingt es manchen Kindern, aus Krisen sogar gestärkt hervorzugehen? Welche Eigenschaften bringen diese Kinder mit, und welche Weichen für seelische Widerstandskraft werden schon in der Kindheit gestellt? Die Autoren, zwei erfahrene Kindertherapeuten, beschreiben, was die Eltern und Erzieher dafür tun können, dass die Kinder »stark« werden und die entscheidenden Ressourcen erwerben, die es ihnen ermöglichen, ihre Lebensbelastungen erfolgreich zu bewältigen. Sie vermitteln Eltern und Erziehern die Zuversicht, dass sie ihren Kindern vieles mit auf den Lebensweg geben können, was ihnen die seelische Widerstandskraft gibt, die sie benötigen, um später auch selbstständig ihren Weg im Leben zurückzulegen.

Was Eltern und Erzieher auszeichnet, die ihren Kindern Resilienz vermitteln können:
? empathisch sein
? richtig kommunizieren
? die Kinder akzeptieren
? negative Lebensskripte ändern
? Kompetenzen der Kinder fördern
? Kindern helfen, Verantwortung übernehmen zu lernen
? Probleme lösen lernen

Robert Brooks, Ph. D., unterrichtet an der medizinischen Fakultät der Harvard Medical School und ist Mitarbeiter des Maclean Hospital. Er gilt als einer der führenden Referenten und Autoren zum Thema Selbstbewusstsein, Belastbarkeit, Motivation und Familienbeziehungen.

Sam Goldstein, Ph. D., lehrt an der Universität Utah und ist ein international bekannter Referent und Autor von bislang zehn Büchern über Kinderentwicklung.

Edgar Friederichs, Prof. Dr. med. Dipl.-Phys., ist Arzt für Kinder- und Jugendmedizin, medizinischer Psychotherapeut und Honorarprofessor für „Neurobiologie des Lernens und Arbeitens“ an der Universität Bamberg.

Vorwort für die deutsche Ausgabe
Vorwort der Autoren
1 Die Träume und Wunschvorstellungen der Eltern
Die Welt- und Lebensorientierung des resilienten Kindes
Resilienzfördernde Welt- und Lebensorientierung der Eltern
Unsere Kinder, unsere Zukunft
2 Empathie lehren und vermitteln
Welche Funktion hat Empathie?
Ohne Empathie geht es nicht!
Umschalten auf eine empathische Sicht der Dinge
Der heilsame Einfl uss der Empathie
3 Wirksames Kommunizieren
Kommunikation und eine resiliente Welt- und Lebensorientierung
Hindernisse auf dem holprigen Weg zur erfolgreichen Kommunikation
Zehn Schritte zur wirksamen Kommunikation: Zuhören - lernen und verstehen - Einfluß nehmen
Kommunikation und Resilienz
4 Erziehungsauftrag und Wortwahl
Beharrlichkeit und Voraussagbarkeit: Gute, schlechte und untaugliche Skripts
Wie kommen negative Skripts zustande, und warum wiederholen wir mißglückte Abläufe immer wieder?
Fünf Leitsätze für die Abfassung positiver Skripts
Wir schreiben die Skripts, also können wir sie auch umformulieren
5 Liebe und Wertschätzung
Das Gefühl, geliebt zu werden
Liebe und der »charismatische Erwachsene«
Resilienz und das Gefühl, geliebt zu werden
Wie Sie Ihren Kindern das Gefühl vermitteln können, daß sie geliebt und als sie selbst geschätzt sind - Sechs Schritte
6 Das Kind akzeptieren - so wie es ist
Akzeptanz als Voraussetzung von Resilienz
Akzeptanz und das Temperament des jeweiligen Kindes
Akzeptanz und das Problem der ungleichen Temperamente und Fähigkeiten
Akzeptanz und die Formulierung angemessener Erwartungen und Zielvorstellungen
Vier Schritte zur Akzeptanz
7 Erfolgserfahrungen
Hindernisse, die der Festigung von Kompetenzinseln entgegenstehen
Prinzipien für die Stärkung kindlicher Erfolgserfahrungen
Erfolg motiviert zu Wiederholung
8 Aus Fehlern lernen
Fehler und Rückschläge verstehen
Hindernisse, die den produktiven Blick auf eigene Fehler verstellen
Wie können wir unseren Kindern helfen, mit Fehlern und Mißerfolgen umzugehen?
Keine Furcht vor Fehlern
9 Verantwortungsbereitschaft, Mitgefühl und soziales Empfinden
Tätige Anteilnahme und Resilienz
Der Mythos vom mangelnden Verantwortungsgefühl
Wie können wir unseren Kindern helfen, Verantwortung, Mitgefühl und soziales Empfinden auszubilden?
Impuls und Gelegenheit
10 Problemlösefähigkeit und Entscheidungskompetenz
Problemlösefähigkeit und Resilienz
Hindernisse für die Ausbildung von Entscheidungskompetenz
Prinzipien, die Sie bei der Aufgabe leiten können, die Problemlösefähigkeit und Entscheidungskompetenz Ihres Kindes zu stärken
Das Lebensschiff steuern
11 Erziehung zur Disziplin
Disziplin und Resilienz
Hindernisse, die einer Erziehung zur Resilienz entgegenstehen
Erziehungsgrundsätze, die es Kindern ermöglichen, eine resiliente Orientierung auszubilden
Üben Sie Ihre Aufgabe als Erzieher gut aus
12 Das Bündnis zwischen Elternhaus und Schule
Schule und Resilienz
Prinzipien eines produktiven Eltern-Lehrer-Verhältnisses
Schulische Interventionen
Den Besucherteppich ausrollen
13 Mut und Hoffnung
Eds Geschichte
Die Sitzungen mit Lisa
Was wollen und was brauchen Kinder?
Rumpelstilzchen und die Rote Königin
Unser Vermächtnis für die nächste Generation
14 Anhang: Die Ratschläge aus den einzelnen Kapiteln im Überblick
Kapitel 1 Die Träume und Wunschvorstellungen der Eltern
Kapitel 2 Empathie lehren und vermitteln
Kapitel 3 Wirksames Kommunizieren
Kapitel 4 Erziehungsauftrag und Wortwahl
Kapitel 5 Liebe und Wertschätzung
Kapitel 6 Das Kind akzeptieren - so wie es ist
Kapitel 7 Erfolgserfahrungen
Kapitel 8 Aus Fehlern lernen
Kapitel 9 Verantwortungsbereitschaft, Mitgefühl und soziales Empfinden Kapitel 10 Problemlösefähigkeit und Entscheidungskompetenz
Kapitel 11 Erziehung zur Disziplin
Kapitel 12 Das Bündnis zwischen Elternhaus und Schule
Übersicht über die Geschichten der einzelnen Kinder
Literatur
Empfohlene Literatur

»Die Autoren beschreiben, was Eltern und Erzieher dafür tun können, dass Kinder "stark" werden und die entscheidenden Ressourcen erwerben, die es ihnen ermöglichen, ihre Lebensbelastungen erfolgreich zu bewältigen. Was Eltern und Erzieher auszeichnet, die ihren Kindern Resilienz vermitteln können: empathisch sein, richtig kommunizieren, die Kinder akzeptieren, ihre Kompetenzen fördern, ihnen helfen zu lernen, Verantwortung zu übernehmen und Probleme zu lösen.« Dr. med. Mabuse, März/April 2016 Widerstandskraft fördern Interview mit Sam Goldstein Lerndefizite, Gewalt und Perspektivlosigkeit sind heute in Schulen an der Tagesordnung. Handelt es sich hier vor allem um Symptome von Verletzungen und Vernachlässigung? Der Klett-Themendienst sprach mit Sam Goldstein, zusammen mit Robert Brooks Autor des "Resilienz-Buchs", über sein Erziehungskonzept und die Frage, was Schule, Lehrer und Eltern tun können, um Kinder widerstandsfähiger zu machen. Wieso können manche Menschen ertragen, was andere verstört oder zerstört? Eine schlimme Kindheit, Schulverweis, Mobbing oder eine schwere Erkrankung - es gibt Kinder und Erwachsene, die in solchen Situationen nicht verzweifeln, sondern eine besondere Kraft entwickeln. Diese psychische Widerstandsfähigkeit nennt man Resilienz (lateinisch "resilire" = "zurückspringen"). Der Begriff stammt ursprünglich aus der Biologie und bedeutet dort Spannkraft, Elastizität und Beweglichkeit. Psychologen bezeichnen damit die seelische Widerstandskraft, die uns Krisen und Niederlagen meistern lässt und Schicksalsschläge bewältigen hilft. Frage: Herr Goldstein, wie würden Sie die Erziehungsmethode, die Sie in Ihrem "Resilienz-Buch" beschreiben, in Bezug auf Schule und Lehrer zusammenfassen? Goldstein: Das zentrale Element unserer Methode ist die Unterstützung für den Lehrer bei der Entwicklung widerstandsfähiger Persönlichkeiten. Effektive Erzieher verstehen und schätzen den lebenslangen Einfluss, den sie auf Schüler haben - eingeschlossen die Vermittlung von Optimismus und Widerstandskraft. Sie glauben, dass alle Schüler erfolgreich sein wollen und dass - wenn ein Schüler Schwierigkeiten hat - die Erzieher sich fragen müssen, wie sie ihren Unterrichtsstil und ihre Lehrmethoden anpassen müssen, um den Bedürfnissen der Schüler gerecht zu werden. Sie sollten erkennen, dass die Aufmerksamkeit für die sozial-emotionalen Bedürfnisse von Schülern in keinem gesonderten Lehrplan steht, der die Zeit wegnimmt, die eigentlich für das Vermitteln akademischer Themen benötigt wird. Sie wissen, dass sie einfühlsam sein müssen, wenn sie eine gute Zusammenarbeit mit ihren Schülern wollen, und sollten versuchen, die Welt durch die Augen eines Schülers zu sehen. Sie sehen auch, dass Schüler motivierter sind, wenn sie die Verantwortung für ihre Bildung übernehmen. Sie arbeiten kontinuierlich daran, eine positive, respektvolle Beziehung zu den Schülern und Familien zu entwickeln und aufrecht zu erhalten. Frage: Der Begriff "Kompetenzinseln" ist zentral in Ihrem Konzept. Was meinen Sie damit? Goldstein: Wir benutzen die Metapher "Kompetenzinseln", um uns auf die Stärken zu beziehen, die jedes Kind hat. Weil Kinder mental belastbarer und selbstsicherer werden, wenn sie sich ihrer Stärken bewusst sind und wissen, dass diese Stärken von ihren Eltern geschätzt werden, ist es für Eltern besonders wichtig, die "Kompetenzinseln" ihrer Kinder zu erkennen und auszubauen. In unseren Kursen bitten wir Eltern, eine Liste mit den Stärken ihrer Kinder zu machen, und dann überlegen wir, wie man auf diesen Inseln aufbauen kann. Zum Beispiel hatten wir einen Jungen, der Probleme beim Lesen und in Folge dessen immer mehr Angst vor der Schule hatte. Seine Eltern haben seine künstlerische Begabung als Kompetenzinsel ausgemacht. Also hat dieser Junge, mit der Unterstützung seines Lehrers und des Direktors, bunte Schilder gemalt, die im Eingangsbereich der Schule aufgestellt wurden, zum Beispiel "Willkommen" oder "Besucher, bitte melden Sie sich im Büro an". Das erste, was er jeden Morgen gesehen hat, wenn er in die Schule kam, waren die Zeichen seiner Stärke. Das hat ihm geholfen, selbstsicherer und weniger ängstlich zu werden. Wir sollten weniger versuchen, unsere Kinder zu 'reparieren' und mehr nach Möglichkeiten suchen, ihre Stärken auszubauen. Frage: Auseinandersetzungen und Streit auf dem Schulhof sind heute an der Tagesordnung. Wenn ein Kind sich nach einem Streit rechtfertigt, Sie aber wissen, dass es der Agressor war - wie können Sie Empathie zeigen? Goldstein: Wir haben herausgefunden, dass viele Eltern Empathie mit Nachgeben verwechseln. Empathie hat weder etwas mit Nachgeben noch mit Entschuldigungen für das inakzeptable Verhalten unserer Kinder zu tun. Empathie beinhaltet vielmehr, die Welt mit den Augen unserer Kinder zu sehen und Fragen zu stellen wie: "Wie kann ich mit meinen Kindern reden, so dass sie empfänglich für das sind, was ich zu sagen habe?" und "Will ich, dass jemand so mit mir spricht, wie ich mit meinem Kind spreche?" Wenn ihr Kind also in der Schule eine Auseinandersetzung beginnt, würden einfühlsame Eltern versuchen herauszufinden, was passiert ist. Sie würden die Gefühle, die das Kind zeigt, anerkennen (z.B. "Ich weiß, dass Du wütend warst"). Sie würden nicht nur bestrafen, sondern mit dem Kind diskutieren, wieso sein Verhalten nicht akzeptabel ist und das Kind dazu bringen, angemessenere Wege zu finden, seine Gefühle auszudrücken. Einfühlsame Eltern würden dann auch Konsequenzen ziehen, durch die ihr Kind aus der Situation lernen kann. Wir glauben: Je einfühlsamer die Eltern sind, desto mehr sind sie in der Lage, ihren Kindern beizubringen, was richtig und was falsch ist. Frage: Welchen Einfluss hat die Schule auf die Widerstandsfähigkeit der Kinder? Goldstein: Schulen können ein Ausgleich für die verletzenden Auswirkungen von Umständen sein, auf die die Individuen direkt wenig Einfluss haben. Schulen können Ungleichgewichte reduzieren, die in unserer Gesellschaft von Natur aus da sind. Schulen können fördern, erziehen und haben einen direkten Einfluss auf die Entwicklung verschiedenster Eigenschaften von Resilienz - eingeschlossen Selbstdisziplin, Problemlösungsfähigkeiten und soziale Kompetenzen. Frage: Wie können Lehrer eine widerstandsfähige Persönlichkeit fördern? Goldstein: Lehrer spielen mit ihren täglichen Interaktionen eine wichtige Rolle bei der Erziehung von Kindern zu resilienten Persönlichkeiten. Sie helfen Schülern daran zu glauben, dass die Tatsache, ob sie lernen oder nicht, zu einem großen Teil von ihrer Motivation, ihrem Durchhaltevermögen und ihrer Anstrengung abhängt. Sie fördern einen Sinn für Verantwortung bei ihren Schülern. Sie helfen Schülern zu verstehen, dass Fehler ein wichtiger Teil des Lernprozesses sind. Sie unterstützen, sind respektvoll und immer darum bemüht, den Schülern zu helfen, gesunde Beziehungen zu Gleichaltrigen, Lehrern und Familienmitgliedern aufrecht zu erhalten. Frage: Wie können Eltern und Lehrer zusammenarbeiten? Goldstein: Die Allianz zwischen Eltern und Schulen gründet sich auf verschiedenen Prinzipien. Effektive Eltern-Lehrer-Beziehungen beruhen auf der Akzeptanz, dass Eltern und Lehrer Partner sind. Sie müssen regelmäßig Kontakt während des Schuljahres haben. Die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Lehrern sollte von dem Ziel geleitet sein, eine widerstandsfähige Persönlichkeit bei den Kindern zu entwickeln. Eltern und Lehrer müssen proaktiv sein, als ein Team zusammenarbeiten. Alle Eigenschaften einer resilienten Persönlichkeit werden an sich durch diese Beziehung verstärkt. Das Interview führte Katharina Wilts vom Klett-Cotta Verlag.

»Die Autoren beschreiben, was Eltern und Erzieher dafür tun können, dass Kinder "stark" werden und die entscheidenden Ressourcen erwerben, die es ihnen ermöglichen, ihre Lebensbelastungen erfolgreich zu bewältigen. Was Eltern und Erzieher auszeichnet, die ihren Kindern Resilienz vermitteln können: empathisch sein, richtig kommunizieren, die Kinder akzeptieren, ihre Kompetenzen fördern, ihnen helfen zu lernen, Verantwortung zu übernehmen und Probleme zu lösen.«
Dr. med. Mabuse, März/April 2016

Widerstandskraft fördern
Interview mit Sam Goldstein

Lerndefizite, Gewalt und Perspektivlosigkeit sind heute in Schulen an der Tagesordnung. Handelt es sich hier vor allem um Symptome von Verletzungen und Vernachlässigung? Der Klett-Themendienst sprach mit Sam Goldstein, zusammen mit Robert Brooks Autor des "Resilienz-Buchs", über sein Erziehungskonzept und die Frage, was Schule, Lehrer und Eltern tun können, um Kinder widerstandsfähiger zu machen.

Wieso können manche Menschen ertragen, was andere verstört oder zerstört? Eine schlimme Kindheit, Schulverweis, Mobbing oder eine schwere Erkrankung - es gibt Kinder und Erwachsene, die in solchen Situationen nicht verzweifeln, sondern eine besondere Kraft entwickeln. Diese psychische Widerstandsfähigkeit nennt man Resilienz (lateinisch "resilire" = "zurückspringen"). Der Begriff stammt ursprünglich aus der Biologie und bedeutet dort Spannkraft, Elastizität und Beweglichkeit. Psychologen bezeichnen damit die seelische Widerstandskraft, die uns Krisen und Niederlagen meistern lässt und Schicksalsschläge bewältigen hilft.

Frage: Herr Goldstein, wie würden Sie die Erziehungsmethode, die Sie in Ihrem "Resilienz-Buch" beschreiben, in Bezug auf Schule und Lehrer zusammenfassen?
Goldstein: Das zentrale Element unserer Methode ist die Unterstützung für den Lehrer bei der Entwicklung widerstandsfähiger Persönlichkeiten. Effektive Erzieher verstehen und schätzen den lebenslangen Einfluss, den sie auf Schüler haben - eingeschlossen die Vermittlung von Optimismus und Widerstandskraft. Sie glauben, dass alle Schüler erfolgreich sein wollen und dass - wenn ein Schüler Schwierigkeiten hat - die Erzieher sich fragen müssen, wie sie ihren Unterrichtsstil und ihre Lehrmethoden anpassen müssen, um den Bedürfnissen der Schüler gerecht zu werden. Sie sollten erkennen, dass die Aufmerksamkeit für die sozial-emotionalen Bedürfnisse von Schülern in keinem gesonderten Lehrplan steht, der die Zeit wegnimmt, die eigentlich für das Vermitteln akademischer Themen benötigt wird. Sie wissen, dass sie einfühlsam sein müssen, wenn sie eine gute Zusammenarbeit mit ihren Schülern wollen, und sollten versuchen, die Welt durch die Augen eines Schülers zu sehen. Sie sehen auch, dass Schüler motivierter sind, wenn sie die Verantwortung für ihre Bildung übernehmen. Sie arbeiten kontinuierlich daran, eine positive, respektvolle Beziehung zu den Schülern und Familien zu entwickeln und aufrecht zu erhalten.

Frage: Der Begriff "Kompetenzinseln" ist zentral in Ihrem Konzept. Was meinen Sie damit?
Goldstein: Wir benutzen die Metapher "Kompetenzinseln", um uns auf die Stärken zu beziehen, die jedes Kind hat. Weil Kinder mental belastbarer und selbstsicherer werden, wenn sie sich ihrer Stärken bewusst sind und wissen, dass diese Stärken von ihren Eltern geschätzt werden, ist es für Eltern besonders wichtig, die "Kompetenzinseln" ihrer Kinder zu erkennen und auszubauen. In unseren Kursen bitten wir Eltern, eine Liste mit den Stärken ihrer Kinder zu machen, und dann überlegen wir, wie man auf diesen Inseln aufbauen kann. Zum Beispiel hatten wir einen Jungen, der Probleme beim Lesen und in Folge dessen immer mehr Angst vor der Schule hatte. Seine Eltern haben seine künstlerische Begabung als Kompetenzinsel ausgemacht. Also hat dieser Junge, mit der Unterstützung seines Lehrers und des Direktors, bunte Schilder gemalt, die im Eingangsbereich der Schule aufgestellt wurden, zum Beispiel "Willkommen" oder "Besucher, bitte melden Sie sich im Büro an". Das erste, was er jeden Morgen gesehen hat, wenn er in die Schule kam, waren die Zeichen seiner Stärke. Das hat ihm geholfen, selbstsicherer und weniger ängstlich zu werden. Wir sollten weniger versuchen, unsere Kinder zu 'reparieren' und mehr nach Möglichkeiten suchen, ihre Stärken auszubauen.

Frage: Auseinandersetzungen und Streit auf dem Schulhof sind heute an der Tagesordnung. Wenn ein Kind sich nach einem Streit rechtfertigt, Sie aber wissen, dass es der Agressor war - wie können Sie Empathie zeigen?
Goldstein: Wir haben herausgefunden, dass viele Eltern Empathie mit Nachgeben verwechseln. Empathie hat weder etwas mit Nachgeben noch mit Entschuldigungen für das inakzeptable Verhalten unserer Kinder zu tun. Empathie beinhaltet vielmehr, die Welt mit den Augen unserer Kinder zu sehen und Fragen zu stellen wie: "Wie kann ich mit meinen Kindern reden, so dass sie empfänglich für das sind, was ich zu sagen habe?" und "Will ich, dass jemand so mit mir spricht, wie ich mit meinem Kind spreche?" Wenn ihr Kind also in der Schule eine Auseinandersetzung beginnt, würden einfühlsame Eltern versuchen herauszufinden, was passiert ist. Sie würden die Gefühle, die das Kind zeigt, anerkennen (z.B. "Ich weiß, dass Du wütend warst"). Sie würden nicht nur bestrafen, sondern mit dem Kind diskutieren, wieso sein Verhalten nicht akzeptabel ist und das Kind dazu bringen, angemessenere Wege zu finden, seine Gefühle auszudrücken. Einfühlsame Eltern würden dann auch Konsequenzen ziehen, durch die ihr Kind aus der Situation lernen kann. Wir glauben: Je einfühlsamer die Eltern sind, desto mehr sind sie in der Lage, ihren Kindern beizubringen, was richtig und was falsch ist.

Frage: Welchen Einfluss hat die Schule auf die Widerstandsfähigkeit der Kinder?
Goldstein: Schulen können ein Ausgleich für die verletzenden Auswirkungen von Umständen sein, auf die die Individuen direkt wenig Einfluss haben. Schulen können Ungleichgewichte reduzieren, die in unserer Gesellschaft von Natur aus da sind. Schulen können fördern, erziehen und haben einen direkten Einfluss auf die Entwicklung verschiedenster Eigenschaften von Resilienz - eingeschlossen Selbstdisziplin, Problemlösungsfähigkeiten und soziale Kompetenzen.

Frage: Wie können Lehrer eine widerstandsfähige Persönlichkeit fördern?
Goldstein: Lehrer spielen mit ihren täglichen Interaktionen eine wichtige Rolle bei der Erziehung von Kindern zu resilienten Persönlichkeiten. Sie helfen Schülern daran zu glauben, dass die Tatsache, ob sie lernen oder nicht, zu einem großen Teil von ihrer Motivation, ihrem Durchhaltevermögen und ihrer Anstrengung abhängt. Sie fördern einen Sinn für Verantwortung bei ihren Schülern. Sie helfen Schülern zu verstehen, dass Fehler ein wichtiger Teil des Lernprozesses sind. Sie unterstützen, sind respektvoll und immer darum bemüht, den Schülern zu helfen, gesunde Beziehungen zu Gleichaltrigen, Lehrern und Familienmitgliedern aufrecht zu erhalten.

Frage: Wie können Eltern und Lehrer zusammenarbeiten?
Goldstein: Die Allianz zwischen Eltern und Schulen gründet sich auf verschiedenen Prinzipien. Effektive Eltern-Lehrer-Beziehungen beruhen auf der Akzeptanz, dass Eltern und Lehrer Partner sind. Sie müssen regelmäßig Kontakt während des Schuljahres haben. Die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Lehrern sollte von dem Ziel geleitet sein, eine widerstandsfähige Persönlichkeit bei den Kindern zu entwickeln. Eltern und Lehrer müssen proaktiv sein, als ein Team zusammenarbeiten. Alle Eigenschaften einer resilienten Persönlichkeit werden an sich durch diese Beziehung verstärkt.

Das Interview führte Katharina Wilts vom Klett-Cotta Verlag.

1 Die Träume und die Wunschvorstellungen der Eltern Was wünschen sich Eltern in aller Regel für ihre Kinder? Glück, schulische Erfol ge, Zufriedenheit mit dem Leben, dauerhafte Freundschaften - das ist es, was uns als Antwort auf diese Frage als erstes in den Sinn kommt. Es ist wohl keine zu grobe Vereinfachung, wenn wir bei näherer Überlegung zu dem Schluß kommen, daß unsere Kinder, um diese unsere elterlichen Vorstellungen verwirklichen zu können, sich Tag für Tag kompetent und erfolgreich mit den Anfor derungen und Notwendigkeiten auseinandersetzen müssen, auf die sie in ihrem Lebensumfeld treffen. Diese Bewältigungskompetenz bezeichnen wir als Resilienz. Der Begriff Resilienz umfaßt die Fähigkeit eines Kindes, mit Druck und Belastungen fertigzuwerden, die täglichen Herausforderungen zu bewältigen, sich angesichts von Enttäuschungen oder unerfreulichen und traumatischen Erfahrungen rasch wieder zu fangen, klare und realistische Zielvorstellungen zu entwickeln, Probleme zu lösen, gut mit den Mitmenschen zurechtzukommen, sich selbst und anderen mit Respekt zu begegnen. Zahlreiche wissenschaftliche Unter suchungen über Kinder in schwierigen Lebensumständen stützen das Konzept der Resilienz als eines sehr gewichtigen Faktors. Es erklärt, weshalb manche Kinder mit erschreckenden Hindernissen in ihrem Leben fertigwerden und größte Anstrengungen auf sich nehmen, um sich ihren Weg in ein erfolgreiches Erwachsenenleben zu bahnen, während andere ihren frühen Erfahrungen und Lebensumfeldern zum Opfer fallen. Wir präsentieren das Resilienzkonzept in dieser Weise, weil wir uns wohl alle - unabhängig von unseren ethischen, kulturellen, religiösen oder wissenschaftlichen Überzeugungen - darin einig sind, daß wir alles tun müssen, um unsere Kinder zu lebenstüchtigen Menschen zu erziehen. Daß wir wissen, was getan werden muß, bedeutet allerdings noch nicht, daß wir auch wüßten, wie die Aufgabe zu lösen sein könnte. Viele von uns betrachten die Welt zunehmend als einen Ort, der dem Großziehen von Kindern eher feindlich gesonnen ist. Es wäre aber keine realistische Lösung, die Mauern rund um unsere Familien höherzuziehen und die Haustür zweimal abzuschließen, um eine offensichtlich toxi sche Lebenswelt draußenzuhalten. Die Welt um uns herum als familienfeindlich und für Kinder verderblich zu verteufeln - eine Welt, der wir in Wahrheit doch alle angehören und für deren Zustand wir in einem gewissen Umfang verantwortlich sind -, das wird uns kaum von der unguten Ahnung befreien, daß die Zukunft große Widrigkeiten für unsere Kinder bereithält. In dieser beunruhigenden Situation sind sich wohl die meisten Eltern darin einig, daß Kinder eine kräftige Dosis Resilienz brauchen - aber sie sind sich nicht so sicher, wo sie anfangen sollen. Nach einer unlängst in den Vereinigten Staaten unter Eltern durchgeführten Umfrage ist die Ansicht weit verbreitet, es sei heutzutage sehr viel schwieriger als noch vor zwanzig Jahren, Kinder zu »guten Menschen« zu erziehen (Donahue 1998): Zwei von drei der befragten Personen haben das Gefühl, ihre Sache »schlechter« zu machen; drei Viertel geben an, sie versuchten, gewisse Dinge anders zu machen, sie seien aber unsicher, was sie tun sollen oder ob das, was sie tun, letzten Endes sinnvoll ist. Viele meinen, man müßte die Welt um uns herum verändern, aber sie schrecken vor der riesigen Aufgabe zurück, Einfluß auf eine Welt zu nehmen, die sich mit Schallgeschwindigkeit bewegt. Kein Kind ist gegenüber seinem Umfeld immun. In unserer schnellebigen und streßerfüllten Welt nimmt die Zahl der Kinder, die auf Schwierigkeiten treffen, und das Ausmaß der Schwierigkeiten, mit denen Kinder es zu tun haben, dramatisch zu. Selbst Kinder, die zu ihrem Glück gute Voraussetzungen mitbringen, erleben den Druck in ihrem Umfeld und spüren die Erwartungen, die auf ihnen ruhen. Wir sollten also nicht alle unsere Energien auf die Veränderung der Welt um uns herum konzentrieren, sondern mit unseren Veränderungsbemühungen beim Umgang mit unseren Kindern ansetzen, wenn wir resiliente Persönlichkeiten erziehen wollen. Am Anfang muß dabei die Erkenntnis stehen, daß wir es uns nicht länger leisten können anzunehmen, daß unsere Kinder schon »prima geraten« werden, solange sie nicht auf besondere Belastungen oder Widrigkeiten stoßen. Die Begegnung mit Tausenden von Eltern in unseren Sprechstunden und Workshops bestätigt uns immer wieder, daß das Resilienzkonzept in diesem Prozeß im Mittelpunkt stehen sollte. Unsere Erfahrungen sagen uns allerdings auch, daß viele wohlmeinende und liebevolle Eltern die Praktiken entweder nicht kennen oder nicht nutzen, die dazu beitragen können, ein lebenstüchtiges Kind zu erziehen. Das Gefühl, als Eltern überfordert zu sein, belastende Einfl üsse aus der Vergangenheit und Unkenntnis, was die neuesten Befunde der Entwicklungspsychologie angeht, sind nur einige von vielen Gründen, die sie daran hindern, resilienzfördernde Praktiken anzuwenden - wobei diese sich im Grunde von selbst anbieten. Die meisten Eltern sind sich darüber im klaren, daß Kinder mehr Kompetenzgefühl und Selbstsicherheit entwickeln, wenn sie angesichts von Herausforderungen mit Unterstützung rechnen können. Als der zwölfjährige MICHAEL von seinen Versuchen, ein Radio aus einem Bausatz zusammenzubauen, genervt war und alles stehen und liegen ließ, reagierte sein Vater, Mr. Burton, ärgerlich: »Ich hab dir doch gleich gesagt, das wird nichts. Du hast einfach nicht die Geduld, die Bauanleitung genau durchzulesen.« Mr. Burton wußte zwar, was sein Sohn in diesem Augenblick nötig hatte - nämlich Ermutigung und Hilfe, nicht aber Kritik -, aber seine Verärgerung stand einer hilfreichen Antwort entgegen und ließ ihn in einer Weise reagieren, die Michaels Vorsatz, auch bei schwierigeren Aufgaben durchzuhalten, ins Wanken brachte. Ein ähnlicher Fall: JANE JONES, neun Jahre alt, kam weinend aus der Schule nach Hause und erzählte ihrer Mutter unter Schluchzen, ihre Freundinnen hätten in der Mittagspause nicht mit ihr zusammensitzen wollen und ihr gesagt, sie wollten sie nicht dabei haben. Jane war ratlos und traurig und fragte ihre Mutter, was sie tun sollte. Mrs. Jones wußte, daß die Fähigkeit, Probleme selbst zu lösen - eine Grundkomponente von Resilienz - zum Wichtigsten zählt, was Kinder entwickeln müssen. Anstatt aber mit ihrer Tochter über mögliche Lösungen des Problems zu sprechen, sagte sie aus einem Gefühl der Angst heraus, Jane solle den Mädchen klarmachen, wenn sie nicht mit ihr spielen wollten, dann wolle auch sie, Jane, nicht mehr mit ihnen spielen. Dieser mütterliche Rat mag für sich genommen ganz richtig gewesen sein; daß Mrs. Jones ihrer Tochter jedoch gleich ein ganz bestimmtes Vorgehen empfahl, anstatt sie zum Nachdenken über andere Lösungmöglichkeiten zu veranlassen, verbaute dem Kind eine Gelegenheit, seine Problemlösefähigkeiten zu verbessern Kinder zu resilienten Persönlichkeiten zu erziehen, ist ein Ziel, das alle Eltern einen sollte - allerdings handelt es sich hier um einen Prozeß, der nirgendwo gelehrt wird und der den meisten Eltern noch bis vor ganz kurzer Zeit nicht einmal als besonders wichtig dargestellt worden ist. [...]

Erscheint lt. Verlag 14.2.2007
Übersetzer Ulrike Stopfel
Vorwort Edgar Frieerichs, Edgar Friederichs
Sprache deutsch
Maße 154 x 228 mm
Gewicht 566 g
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Familie / Erziehung
Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Schwangerschaft / Geburt
Geisteswissenschaften Psychologie
Schlagworte Alter • Aufgaben • Ausbildung • Bedeutung • Beispiel • Beziehung • Bildung • Billig • Bindung • Dinge • Disziplin • eBook • E-Book • Eltern • Eltern; Ratgeber • Empathie • Empathisch • Entwicklung • Erwachsenen • Erwartungen • erziehen • Erzieher • Erziehuhngsratgeber • Erziehung • Familie • Fehler • Gefühl • günstig • kapitel • Kind • Kinder • Kindererziehung • Kindergarten • Kindheit • kindlich • Lehrer • Lernen • Menschen • Mitgefühl • Mutter • Pädagogik • Probleme • Psychologie • Resilienz • Schule • Schulen • Schüler • Seelische Stärke • Selbstbewusstsein • Sohn • Stress • Taschenbuch • Temperament • Tochter • Vater • Verantwortung • Verhalten • Welt • Widerstandskraft • Zeit
ISBN-10 3-608-94421-4 / 3608944214
ISBN-13 978-3-608-94421-1 / 9783608944211
Zustand Neuware
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Mehr entdecken
aus dem Bereich
das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

von Martin Hirte

Buch | Softcover (2023)
Knaur MensSana (Verlag)
CHF 31,90
Born to be wild: Wie die Evolution unsere Kinder prägt. Mit einem …

von Herbert Renz-Polster

Buch | Hardcover (2022)
Kösel (Verlag)
CHF 33,90