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Jeremia 26-52 (Deutschsprachige Übersetzungsausgabe) -  Carolyn Sharp

Jeremia 26-52 (Deutschsprachige Übersetzungsausgabe) (eBook)

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2024 | 1. Auflage
530 Seiten
Kohlhammer Verlag
978-3-17-043538-4 (ISBN)
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In den Jeremia-Überlieferungen finden sich Vorstellungen von Unterwerfung und Widerstand in eigentümlicher Weise verschränkt. Bei der Lektüre begegnen Erzählungen voller Brutalität, Verbündete wie Feinde werden charakterisiert und porträtiert. Das Trauma, das Juda erleidet, spiegelt sich in Prosa, die neubabylonischen Kolonialismus imitiert, in dramatischen Rettungserzählungen und in rachedurstigen Dichtungen. So dient das Schreiben, Lesen und Überliefern selbst zur Verarbeitung und wird zur Quelle von Resilienz. Die historischen und exegetisch-literarischen Betrachtungen des Kommentars werden bereichert durch archäologische Einsichten, feministische Übersetzungspraxis sowie postkoloniale und queere Stimmen.

Carolyn J. Sharp ist Professorin für Homiletik an der Universität Yale, Connecticut.

Carolyn J. Sharp ist Professorin für Homiletik an der Universität Yale, Connecticut.

Vorwort der Verfasserin


Dieser Band ist das Ergebnis vieler Jahre feministischer Kooperation mit meiner geschätzten Kollegin und lieben Freundin Christl Maier, die den Kommentar zu Jeremia 1–25 in dieser Reihe verfasst hat. Unser Dank gilt der Alexander von Humboldt-Stiftung, deren Förderung es uns ermöglichte, zu Beginn unserer Arbeit Konferenzen zu Jeremia an der Philipps-Universität Marburg und der Yale Divinity School abzuhalten. Wir haben viel von den Wissenschaftler*innen gelernt, die uns auf diesen Konferenzen an ihren Fachkenntnissen teilhaben ließen: Ulrike Bail, Gerlinde Baumann, Mark Brummitt, Mary Chilton Callaway, Steed Davidson, Irmtraud Fischer, Wilda Gafney, Michaela Geiger, Alexandra Grund, Else Holt, Judith McKinlay und Ulrike Sals. Mit gutem Rat standen mir ebenso Jens Herzer und Rainer Kessler zur Seite, und die Konferenzen wurden durch die unermüdliche Unterstützung von Michaela Geiger, Alexandra Grund und Heather Vermeulen erleichtert. Dieser lebendige geistige Austausch hat mich inspiriert und wie ein Katalysator gewirkt für mein Nachdenken über die Spannungen zwischen der überkommenen Autorität einer Kommentarschreiberin einerseits und der feministischen Aufwertung der Zusammenarbeit und der Aufteilung von Macht andererseits, aber auch im Hinblick darauf, wie feministische und postkoloniale Interpretationsweisen die meine Arbeit prägenden Forschungsfragen vertiefen sollten.

Die IECOT/IEKAT-Kommentarreihe zeichnet sich nicht primär durch einen rezeptionsgeschichtlichen Schwerpunkt aus. Es liegt bereits einiges an Literatur zur Rezeption von Motiven und Passagen des Jeremiabuchs in verschiedenen historischen Zeiten vor. Angesichts der Komplexität von Jer 26–52 und der Notwendigkeit, feministischen, postkolonialen und queeren Perspektiven Gehör zu verschaffen, die für diesen Kommentar von zentraler Bedeutung sind, bildete die Limitiertheit des mir zur Verfügung stehenden Platzes eine deutliche Einschränkung. Deshalb bin ich vier Expert*innen dankbar, deren Arbeiten Einblicke in die Rezeption von Jeremiatexten gewähren, die ich hier vorstellen kann: Mary Chilton Callaway, Joy Schroeder, Seth Tarrer und J. Jeffery Tyler.

Ein herzlicher Dank geht an Harold Attridge, den Dekan der Yale Divinity School während der Anfangsphase dieses Projekts, der unsere Forschungen bereitwillig unterstützt hat. Das war eine wichtige Unterstützung in den neun Jahren, in denen es transatlantische Kooperationstreffen in Marburg, New Haven und bei den Annual Meetings der Society of Biblical Literature gegeben hat. Mein Dank geht auch an Gregory Sterling, den derzeitigen Henry L. Slack-Dekan der Yale Divinity School, dessen rückhaltlose Unterstützung der Forschungen vor Ort und dessen Großzügigkeit im Hinblick auf meine berufliche Neuausrichtung für mich sehr wichtig waren.

Ebenfalls bin ich dankbar für die wissenschaftliche Unterstützung durch die Israelite Prophetic Literature Section sowie die Writing/Reading Jeremiah Section der Society of Biblical Literature, zwei Fachgruppen, mit denen ich bereits früh in meiner Laufbahn in Kontakt gekommen bin. Mein Dank geht an die Jeremia-Forscher*innen, die mir über viele Jahre hinweg besondere Mentor*innen und Freund*innen waren: Walter Brueggemann, Julie Claassens, Else Holt und Louis Stulman. Inspirierend waren für mich auch weitere Jeremia-Forscher*innen wie Mark Brummitt, Corrine Carvalho, Georg Fischer, Rhiannon Graybill, Amy Kalmanofsky, Mark Leuchter, Jack Lundbom, William McKane, Kathleen O’Connor, Hermann-Josef Stipp und Robert Wilson. Ich gedenke Leo Perdues, dem ich zwar persönlich nie begegnet bin, doch dessen freimütiges Benennen der bedrückenden Seiten des Jeremiabuches ich als sehr wohltuend erlebt habe. Viel gelernt habe ich auf einer Jeremia-Konferenz in Ascona im Juni 2014, und ich danke den Kolleg*innen Hindy Najman und Konrad Schmid, die diese Zusammenkunft ausgerichtet haben. Unerlässlich bei der Arbeit an diesem Kommentar waren die Besonnenheit und Geduld unserer exzellenten Herausgeber Walter Dietrich und David Carr. Gleichfalls bin ich dankbar für die hervorragende technische Unterstützung und die unbeirrbare Freundlichkeit von Florian Specker, für das herausragende Lektorat durch Jonathan Miles Robker sowie die ausgezeichnete Übersetzung von Gerlinde Baumann.

An nordamerikanischen Universitäten haben Erklärungen über die ursprünglichen Landbesitzer*innen einen wichtigen Stellenwert erlangt, um uns an die indigenen Völker zu erinnern, deren Vorfahren schikaniert, mit Gewalt vertrieben, gefoltert und während der von aus Europa stammenden Siedler*innen begonnenen militärischen Kolonisation getötet wurden. Die fortdauernden ökonomischen, sozialen und politischen Probleme, mit denen indigene Gruppen bis heute zu kämpfen haben, sind nicht zuletzt auf diese Geschichte von Unrecht und kulturellem Trauma zurückzuführen sowie darauf, dass staatliche und andere Stellen nicht imstande sind, eine substantielle Wiedergutmachung zu leisten. Die Yale University erkennt an, dass sich indigene Völker wie die Mohegan, die Mashantucket Pequot, die Eastern Pequot, die Schaghticoke, die Golden Hill Paugussett, die Niantic, die Quinnipiac und weitere Algonkin sprechende Völker über Generationen hinweg um das Land und die Wasserwege im heutigen Connecticut gekümmert haben. Mein Büro, die Bibliotheken in Yale, die meine Forschungsarbeit unterstützen, sowie die Seminarräume, in denen ich unterrichte, befinden sich auf dem Land, das die Völker der Quinnipiac und Niantic nie offiziell abgetreten haben.

Ich bin zutiefst von der großen Bedeutung inklusiver Sprache überzeugt. Bei Wörtern mit dem Genderstern wie etwa bei „Leser*innen“ sollten ebendiese Leser*innen nicht nur zwei Verständnismöglichkeiten haben (männlich oder weiblich), sondern hier an alle möglichen Geschlechter denken können. Der Genderstern steht für eine radikale Erweiterung von „männlich“ und „weiblich“ zu allen Möglichkeiten, Gender zu erleben – wozu unter anderem Nicht-Binarität, Queerness und Genderlosigkeit gehören. In zahllosen historischen Kontexten von den altorientalischen Kulturen bis zu Gemeinschaften in unserer Zeit haben manche Menschen ihr Geschlecht in einer Weise erlebt, die sich nicht in den Möglichkeiten spiegelt, die von den vorherrschenden sozialen Normen gestützt werden. Ich habe hier versucht, mich so auszudrücken, dass dieser Erfahrung Raum gegeben und sie gewürdigt wird.

Beim Schreiben dieses Kommentars wurde ich durch die Überzeugung des Homiletikers Frank Thomas ermutigt, dass Schreiben widerständiges Handeln sein kann. Ich hörte Thomas 2018 beim Biennal Meeting der Societas Homiletica in Durham, North Carolina sagen: „Schreiben ist tatsächlich Widerstand!“ Zweifelsohne bedeutete das Schreiben für manche Schreiber*innen der Schreiberzirkel des antiken Juda – wie auch für andere Dichter*innen, Romanautor*innen, Essayist*innen und wissenschaftliche Autor*innen über die Jahrhunderte – einen Akt des Widerstands. Das Schreiben ist eine machtvolle Weise des Widerstands für feministische Autor*innen, Queer-Theoretiker*innen sowie für andere Personen, die Einsichten formulieren, die auf die Dekonstruktion des Patriarchats und der weißen Vorherrschaft, der Cisgender-Heterogewalt und die Auslöschung von queeren Realitäten, ökonomischer Ungerechtigkeit und anderen Furchtbarkeiten abzielen. Ein solches Schreiben kann tatsächlich prophetisch sein. Geholfen haben mir bei der Entdeckung der kreativen Kraft des Schreibens als Widerstand feministische Schriftsteller*innen und Künstler*innen, die sich regelmäßig unter dem Dach einer bemerkenswerten Graswurzel-Organisation treffen, nämlich des Resource Center for Women & Ministry in the South. Ganz herzlich danke ich den Frauen des Pelican House, insbesondere Jeanette Stokes, Cathy Hasty, Marcy Litle, Joyce Ann Mercer, Beverly Mitchell, Mary Clark Moschella, Márcia Rego, Marion Thullbery, Rebecca Wall und Rachael Wooten.

Mit Worten allein lässt sich nicht zum Ausdruck bringen, was ich alles Christl Maier verdanke, deren Freundschaft mir unendlich viel bedeutet. Wie wunderbar und aufschlussreich die Zusammenarbeit mit ihr gewesen ist, beginnt sich mir erst allmählich zu erschließen. Unsere analytische und konstruktive feministische Arbeit zeigt sich in unterschiedlicher Weise in unseren beiden Bänden, wie es dem feministischen Diskurs durchaus angemessen ist. Wie wir die verschiedenen hermeneutischen Modelle anwenden, die Bedeutung der Geschichte auf unterschiedliche Weise erforschen und die diversen Spielarten feministischer Analyse umsetzen, entspricht unserer jeweiligen Erfahrung in der Wissenschaft und in anderen Bereichen sowie den – wissenschaftlichen oder anderen – Zielgruppen, die wir erreichen wollen. Christls brillante Arbeit im Rahmen dieses Jeremia-Projekts und ihre Rolle als führende Figur feministischer Forschung sind mir beständige Quelle der Inspiration und verleihen meinem intellektuellen Dasein immer wieder neue Kraft.

Meine Familie hat mich unermüdlich unterstützt, mich in Phasen freudiger Produktivität amüsiert beobachtet und während der schwierigen Momente gestützt, in denen mich die Masse an Arbeit zu erschlagen drohte. Unsere Kinder Cedar und Jake haben genau das richtige Maß an Liebe und Sarkasmus gezeigt, damit ich während dieses mühsamen Unterfangens den Durchblick behielt. Weder dieser Kommentar noch irgendetwas anderes wäre ohne die Liebe und den Rat meines geliebten Lebenspartners Leo Lensing möglich gewesen. Deshalb widme ich Leo diesen Band.

 

CJS
Tag der Geburt Johannes des Täufers...

Erscheint lt. Verlag 25.9.2024
Mitarbeit Herausgeber (Serie): Walter Dietrich, David M. Carr, Adele Berlin, Erhard Blum, Irmtraud Fischer, Shimon Gesundheit, Walter Groß, Gary N. Knoppers, Bernard M. Levinson, Ed Noort, Helmut Utzschneider, Beate Ego
Mitglied der Redaktion: Alexander Müller
Übersetzer Gerlinde Baumann
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
Schlagworte Altes Testament • Exil • Kommentar
ISBN-10 3-17-043538-8 / 3170435388
ISBN-13 978-3-17-043538-4 / 9783170435384
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