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Romanisierung in Kilikien? - Susanne Pilhofer

Romanisierung in Kilikien?

Das Zeugnis der Inschriften
Buch | Softcover
312 Seiten
2006
Utz, Herbert (Verlag)
978-3-8316-0538-5 (ISBN)
CHF 47,60 inkl. MwSt
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Zu diesem Artikel existiert eine Nachauflage
"Rohe Menschen, leidenschaftlich, bereit, sich mit allen Mitteln zu wehren", "frech und ruchlos" – so charakterisiert Cicero die Leute, mit denen er es in Kilikien zu tun bekommt. Mit römischer Zivilisation ist es da nicht weit her ... Dieses und ähnliche Urteile konfrontiert Susanne Pilhofer mit den epigraphischen Quellen aus Kilikien.

Anhand des Konzepts "Romanisierung" werden römische Einflüsse untersucht, die im ersten und zweiten Jahrhundert n. Chr. die Lebenswelt der Menschen in Kilikien prägten. Vom abgeschiedenen Dasein eines Hirten bis hin zum geregelten Alltag eines Soldaten in der römischen Flotte waren die verschiedensten Lebensentwürfe denkbar.

Den zweiten Teil des Werks bilden inschriftliche Quellen, die hier erstmals versammelt sind und auch dem epigraphisch nicht bewanderten Leser einen eigenen Zugriff ermöglichen. Eine exemplarische Auswahl von 50 Inschriften ist mit Text, Übersetzung und Kommentar abgedruckt. In umfangreichen Verzeichnissen werden Belege für 384 römische Bürger, Soldaten und Veteranen in und aus Kilikien erschlossen.

"Rohe Menschen, leidenschaftlich, bereit, sich mit allen Mitteln zu wehren", "frech und ruchlos" - so charakterisiert Cicero die Leute, mit denen er es in Kilikien zu tun bekommt. Mit römischer Zivilisation ist es da nicht weit her ... Dieses und ähnliche Urteile konfrontiert Susanne Pilhofer mit den epigraphischen Quellen aus Kilikien. Anhand des Konzepts Romanisierung werden römische Einflüsse untersucht, die im ersten und zweiten Jahrhundert n. Chr. die Lebenswelt der Menschen in Kilikien prägten. Vom abgeschiedenen Dasein eines Hirten bis hin zum geregelten Alltag eines Soldaten in derrömischen Flotte waren die verschiedensten Lebensentwürfe denkbar. Den zweiten Teil des Werks bilden inschriftliche Quellen, die hier erstmals versammelt sind und auch dem epigraphisch nicht bewanderten Leser einen eigenen Zugriff ermöglichen. Eine exemplarische Auswahl von 50 Inschriften ist mit Text, Übersetzung und Kommentar abgedruckt. In umfangreichen Verzeichnissen werden Belege für 384 römische Bürger, Soldaten und Veteranen in und aus Kilikien erschlossen.

1;Vorwort;8
2;Inhaltsverzeichnis;12
3;Erster Teil;16
3.1;I Einleitung;18
3.2;II Das Konzept "Romanisierung";24
3.2.1;1. Begriffsklärung;24
3.2.2;2. Romanisierung im Osten;29
3.3;III Kilikien: Prolegomena;32
3.3.1;1. Zur Geographie und Geschichte Kilikiens;32
3.3.2;2. Quellen dieser Arbeit;35
3.3.3;3. Piraten und Banditen - Die literarischen Quellen;40
3.4;IV Begegnungen mit Rom;48
3.4.1;1. Römer in Kilikien;48
3.4.1.1;1.1. Feldherren und Beamte;48
3.4.1.2;1.2. Kaiser;51
3.4.1.3;1.3. Soldaten;57
3.4.1.4;1.4. Privatleute;60
3.4.2;2. Neue Städte, neue Straßen;61
3.4.3;3. Mediale, performative und virtuelle Präsenz Roms;64
3.5;V Die Bewohner Kilikiens;68
3.5.1;1. Sprache;69
3.5.2;2. Namen;75
3.5.3;3. Bürgerrecht;79
3.5.4;4. Lebensunterhalt;83
3.5.5;5. Religion;91
3.5.6;6. Kaiserkult;102
3.5.7;7. Ein Beispiel: Laertes;107
3.6;VI Romanisierung in Kilikien;112
3.6.1;1.;112
3.6.2;2.;113
3.6.3;3.;117
4;Zweiter Teil;120
4.1;Quellensammlung;122
4.1.1;Aigeai;122
4.1.2;Anazarbos;128
4.1.3;Anemourion;140
4.1.4;Antiocheia am Saros;142
4.1.5;Antiocheia epi Krago;142
4.1.6;Diokaisareia;144
4.1.7;Elaioussa Sebaste;145
4.1.8;Flaviopolis;149
4.1.9;Hierapolis Kastabala;150
4.1.10;Kolybrassos;156
4.1.11;Korykos;159
4.1.12;Laertes;161
4.1.13;Mopsouhestia;163
4.1.14;Pompeiopolis;166
4.1.15;Seleukeia am Kalykadnos;169
4.1.16;Selinous;170
4.1.17;Syedra;172
4.1.18;Tarsos;174
4.1.19;Unbekannter Herkunft;180
4.1.20;Kilikier im Ausland;182
4.2;Listen und Tabellen;190
4.2.1;Liste A Römische Bürger und ihre Frauen;190
4.2.2;Liste B Römische Bürger ohne Praenomen;226
4.2.3;Teil C Lateinische Namen nach 212 n. Chr.;242
4.2.4;Tabelle 1 Römische Bürger mit TribusAngabe;258
4.2.5;Tabelle 2 Befehlshaber, Soldaten und Veteranen in Kilikien;259
4.2.6;Tabelle 3 Kilikische Soldaten im Ausland;263
4.3;Literaturverzeichnis;264
4.4;Register;290
4.4.1;1. Inschriftlich bezeugte Personen;290
4.4.2;2. Prominente Persönlichkeiten und Götter;302
4.4.3;3. Geographisches Register;305
4.5;Karten;312

II Das Konzept "Romanisierung" (S. 9)

1. Begriffsklärung

Der eher deskriptive als definierende BegriV "Romanisierung" wird gebraucht, um den Prozeß der Kulturtransformation zu beschreiben, durch den indigene Völker in das Römische Reich integriert wurden. Dieses Konzept ist nicht unproblematisch, und dies in mehrfacher Hinsicht.

Ein erstes Problem besteht darin, festzulegen, was als "römisch" zu gelten hat. Die "römische Kultur" war vielfältig, und sie veränderte sich im Lauf der Zeit, auch durch den Kontakt mit Nachbarkulturen. Daher ist "römisch" kein präzises Konstrukt, ebensowenig wie das gerne in Opposition dazu gebrauchte "indigen".

Die Unterscheidung zwischen nicht Romanisiertem auf der einen und Römischem auf der anderen Seite ist sachlich dennoch notwendig, um überhaupt "Romanisierung" untersuchen zu können. Wenn also in dieser Arbeit von römisch, griechisch oder indigen die Rede ist, dann immer im Sinn vielfältiger, sich stetig verändernder und gegenseitig beeinflussender Kulturen.

Römische, griechische und indigene Kultur umfaßten jeweils charakteristische Keramik und charakteristische Gebräuche, Vorlieben für bestimmte Baumaterialien, spezielle Vorstellungen vom Tod, einen eigenen Geschmack in bezug auf Essen und Trinken, bestimmte Auffassungen von Erziehung und vieles andere.

Auf der Ebene solcher Einzelelemente einer Kultur muß daher eine Arbeit wie die vorliegende ansetzen. Auszugehen ist dabei stets von der Frage, was antiken Menschen als "römisch" oder "nicht römisch " erschien (freilich wird sich nicht immer eine Antwort darauf geben lassen).

Ein zweites Problem ist die durch den Ausdruck "Romanisierung " implizierte romanozentrische Sichtweise. Der BegriV legt die Auffassung nahe, die damit bezeichneten Prozesse seien nichts anderes als das einseitige Aneignen einer höherstehenden uniformen Kultur en bloc, mithin eine "Zivilisierung".

Im Gegenteil waren beide, Römer wie Provinziale, aktiv beteiligt, wenn sich römische und indigene Kultur einander annäherten. Greg Woolf hat das präzise formuliert: "Becoming Roman was not a matter of acquiring a readymade cultural package, then, so much as joining the insiders' debate about what that package did or ought to consist of at that particular time."

Schließlich darf "Romanisierung" auch nicht als eine plötzliche, schnelle und absolute Assimilation verstanden werden, denn Identitäten verändern sich nicht innerhalb von Jahren.8 Wenn ich dennoch den BegriV für meine Arbeit beibehalte, dann deshalb, weil er den Vorteil hat, nicht einen beliebigen Akkulturationsprozeß, sondern konkret die Auseinandersetzung mit Elementen römischer Kultur zu beschreiben.

Es gibt verschiedene Modelle, die veranschaulichen sollen, wie Romanisierungsprozesse funktionierten, die wichtigsten sollen hier knapp vorgestellt werden. Dem Dominanz Modell zufolge zwang Rom besiegten Völkern seine Kultur auf, ohne daß diese in irgendeiner Weise daran teilgehabt hätten.

Das verkennt, wie oben ausgeführt, die Eigeninitiative der indigenen Völker, deren Kultur zudem in kolonialer Perspektive von vornherein als weniger hochstehend abqualifiziert wird. Genau die gegenteilige Position vertreten die Anhänger des Modells der "Selbstromanisierung", die annehmen, die indigenen Völker hätten die Römer nachgeahmt und sich somit selbst romanisiert.

Das ist dann problematisch, wenn vorausgesetzt wird, daß

Reihe/Serie Quellen und Forschungen zur Antiken Welt ; 46
Maße 145 x 205 mm
Gewicht 440 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Geschichte Allgemeine Geschichte Altertum / Antike
Schlagworte Bürgerrecht • Epigraphik • HC/Geschichte/Altertum • Inschriften • Inschriften / Epigraphik • Kaiserkult • Kilikien • Kulturgeschichte • Römische Kaiserzeit • Rom (Römisches Reich) • Soldaten • Tria Nomina • Veteranen
ISBN-10 3-8316-0538-6 / 3831605386
ISBN-13 978-3-8316-0538-5 / 9783831605385
Zustand Neuware
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