Wegbegleiter in Krisenzeiten (eBook)
155 Seiten
Neufeld-Verlag
978-3-86256-794-2 (ISBN)
Dr. Bernhard Ott, Jahrgang 1952, lebt in Liestal/Schweiz. Er ist verheiratet, Vater von vier erwachsenen Kindern sowie mehrfacher Großvater. Otts sind in einer täuferischen Gemeinde in Basel zuhause. Bernhard Ott hat Theologie in der Schweiz, in den USA und in England studiert und am Oxford Centre for Mission Studies promoviert. Nach vielen Jahren Lehr- und Leitungstätigkeit an verschiedenen theologischen Seminaren sowie Vortrags- und Beratungstätigkeit in über 20 Ländern ist er heute freischaffender Dozent, Referent und Autor. Außerdem ist er Professor extraordinarius der University of South Africa, Professor & Supervisor of Doctoral Research and Dissertations an der European School of Culture and Theology/Akademie für Weltmission in Korntal/Stuttgart sowie Vorsitzender des European Council for Theological Education. Seit mehr als 20 Jahren liegt sein Forschungs- und Lehrschwerpunkt im Bereich der theologischen Bildung. In seiner Dissertation geht es um das Thema 'Integrating Mission and Theological Education'. Sein daraus hervorgegangenes Handbuch Theologische Ausbildung wird weltweit gelesen. Energie, Kreativität und Weitblick tankt Bernhard Ott am liebsten auf Bergtouren in den Alpen. Sein Anliegen ist es, Menschen zu fördern, aus der Begegnung mit Gott Tugenden des Reiches Gottes zu entfalten und so zum Aufblühen von Kirche und Gesellschaft beizutragen.
Dr. Bernhard Ott, Jahrgang 1952, lebt in Liestal/Schweiz. Er ist verheiratet, Vater von vier erwachsenen Kindern sowie mehrfacher Großvater. Otts sind in einer täuferischen Gemeinde in Basel zuhause. Bernhard Ott hat Theologie in der Schweiz, in den USA und in England studiert und am Oxford Centre for Mission Studies promoviert. Nach vielen Jahren Lehr- und Leitungstätigkeit an verschiedenen theologischen Seminaren sowie Vortrags- und Beratungstätigkeit in über 20 Ländern ist er heute freischaffender Dozent, Referent und Autor. Außerdem ist er Professor extraordinarius der University of South Africa, Professor & Supervisor of Doctoral Research and Dissertations an der European School of Culture and Theology/Akademie für Weltmission in Korntal/Stuttgart sowie Vorsitzender des European Council for Theological Education. Seit mehr als 20 Jahren liegt sein Forschungs- und Lehrschwerpunkt im Bereich der theologischen Bildung. In seiner Dissertation geht es um das Thema "Integrating Mission and Theological Education". Sein daraus hervorgegangenes Handbuch Theologische Ausbildung wird weltweit gelesen. Energie, Kreativität und Weitblick tankt Bernhard Ott am liebsten auf Bergtouren in den Alpen. Sein Anliegen ist es, Menschen zu fördern, aus der Begegnung mit Gott Tugenden des Reiches Gottes zu entfalten und so zum Aufblühen von Kirche und Gesellschaft beizutragen.
1.
DARF ICH VORSTELLEN:
BUBER! MARTIN BUBER13
Ich möchte die Leserinnen und Leser in diesem Büchlein mit einem besonderen jüdischen Weisen ins Gespräch bringen. Wenn ich sage „ins Gespräch bringen“, dann folge ich seiner eigenen, oft zitierten Aussage14:
„Ich muss es immer wieder sagen: ich habe keine Lehre. Ich zeige nur etwas. Ich zeige die Wirklichkeit, ich zeige etwas an der Wirklichkeit, was nicht oder zu wenig gesehen worden ist. Ich nehme ihn, der mir zuhört, an der Hand und führe ihn zum Fenster. Ich stoße das Fenster auf und zeige hinaus. Ich habe keine Lehre. Ich führe ein Gespräch.“
Nun mag man zu Recht fragen, ob Buber in all seinen Schriften nicht doch auch lehrt, das heißt bewusst ein bestimmtes Menschen-, Welt- und Gottesbild vermittelt. Und dennoch weist das Zitat auf einen springenden Punkt seines „Lehrens“ hin: Er vermittelt nicht von oben herab Dogmen, er „trichtert“ uns nicht etwas ein (ein Bild, das er selber gebraucht), er verwickelt uns vielmehr in Überlegungen und Gespräche, die uns neue Horizonte für unser Leben, für die Wahrnehmung der Welt und für die Begegnung mit Gott eröffnen.
Der, der so spricht, hat zwei Weltkriege erlebt. Er hat die zionistische Bewegung miterlebt und die Rückkehr der Juden nach Palästina selber mitgestaltet. Er war in den geistlichen Bewegungen des osteuropäischen Judentums (dem Chassidismus) ebenso zu Hause wie in der modernen, westeuropäischen Bildung – immerhin studierte er in Wien, Leipzig, Zürich und Berlin die Fächer Nationalökonomie, Philosophie, Germanistik, Kunstgeschichte, Psychiatrie und Psychologie.
Auf dem Humus dieser Erfahrungen, Kenntnisse und Erkenntnisse ist ein Lebenswerk gewachsen, das bis heute Früchte trägt. Seine Einsichten in die Wirklichkeiten von Gott und Welt, von Individuum und Gemeinschaft sowie von Philosophie und Religion sind in vielen seiner Schriften dokumentiert, und unzählige Forscherinnen und Forscher beschäftigen sich bis heute mit seinem Lebenswerk.
Formal hat man ihn einen Religionsphilosophen genannt, aber er war viel mehr: Mystiker, Schriftsteller, Theologe, Übersetzer hebräischer Schriften, Dialogpartner von Philosophen, Theologen und Politikern – und nicht zuletzt Pädagoge.
Martin Buber wird 1878 in Wien geboren. Seine Eltern trennen sich bereits 1881 und der dreijährige Martin wächst bei seinen Großeltern in Lemberg in Galizien auf, dem heutigen Lwiw in der Ukraine. Sein Großvater Salomon Buber ist „nicht nur ein erfolgreicher und wohlhabender Geschäftsmann, Großgrundbesitzer und Banker“,15 er ist zu seiner Zeit auch ein bekannter Experte der jüdischen Bibelauslegung (Midrasch) und der jüdischen Frömmigkeitsbewegung des Chassidismus.
In diesem Milieu wächst Martin Buber in den jüdischen Glauben hinein und diese chassidische Frömmigkeit hat ihn später dazu bewogen, jahrelang an der Sammlung, Übersetzung und Deutung chassidischer Erzählungen zu arbeiten, und diese in einem umfangreichen Werk zu publizieren.16 Auch wenn seine Beziehung zu dieser speziellen chassidischen Frömmigkeit nicht ungebrochen blieb, haben ihn diese geistlichen Kindheits- und Jugendwurzeln doch wohl zeitlebens spirituell geprägt.17
Dieser religiösen Prägung gewissermaßen gegenüber steht seine akademische Bildung, die er an verschiedenen europäischen Universitäten erworben hat. So ist er auch zu einem führenden jüdischen Denker geworden, bewandert in Aufklärungsdenken und in modernen Wissenschaften wie Philosophie und Sprache, Psychologie und Pädagogik.
Buber hat seine geistig-geistlichen Wurzeln später selber einmal so formuliert:18
„Ich bin ein polnischer Jude, zwar aus einer Familie von Aufklärern, aber in der empfänglichen Zeit des Knabenalters hat eine chassidische Atmosphäre ihren Einfluss auf mich geübt.“
Es ist darauf hingewiesen worden, dass bereits die Orte seines Schaffens den Horizont seines Denkens repräsentieren:19
„Wien als Kulturmetropole im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert, Lemberg in Galizien als wichtiger Ort des osteuropäischen Judentums und des Chassidismus, Frankfurt als Zentrum literarischer Produktion und schließlich Jerusalem, wo Buber die wichtigen Jahre der Emigration, des Holocaust und der Staatsgründung Israels erlebt.“
Der folgende chronologische Lebenslauf gibt einen Überblick über sein Leben und Wirken:20
8. Februar 1878: Martin Buber wird in Wien geboren.
1881–1892: Nach der Trennung der Eltern wächst Buber in Lemberg im Haus seiner Großeltern auf. Dort besucht er das polnische Gymnasium und wird mit der jüdischen Frömmigkeitsbewegung des Chassidismus vertraut. 1892 siedelt sein Vater nach Lemberg über und Buber lebt wieder bei seinem Vater.
Im Herbst 1896 beginnt er an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien das Studium in Philosophie, Kunstgeschichte und Literatur.
1897–1899 setzt er das Studium in Leipzig, Zürich und Berlin fort. Er kommt mit Theodor Herzl und der zionistischen Studentenbewegung in Kontakt und nimmt 1899 am dritten zionistischen Kongress in Basel teil. In Zürich lernt er in diesen Jahren seine spätere Frau Paula Winckler kennen.
1900–1904: Er wirkt weiter in der zionistischen Bewegung, distanziert sich allerdings zunehmend von Herzl. Er widmet sich intensiv dem Studium der Tradition des Judentums und schreibt seine Doktorarbeit.
Ab 1905 zieht er sich zurück und beschäftigt sich mit dem Chassidismus. Bis 1916 lebt er in Berlin, wo er mehrere Schriften zum Judentum schreibt und veröffentlicht. Ab 1913 beginnt das Thema „Dialog“ in den Vordergrund zu rücken.
1916 zieht er nach Heppenheim an der Bergstraße um, von wo aus er bis 1938 seine Publikations- und Lehrtätigkeit wahrnimmt.
1919 beginnt er mit der Niederschrift von Ich und Du, einem späteren Hauptwerk.
1921 beginnt er eine Lehrtätigkeit in dem von Franz Rosenzweig geleiteten Freien Jüdischen Lehrhaus in Frankfurt, dessen Leitung er später übernimmt.
1923 wird Ich und Du veröffentlicht. Buber erhält einen Lehrauftrag, später eine Honorarprofessur für Religionsphilosophie an der Universität Frankfurt.
1925 beginnt er zusammen mit Franz Rosenzweig die Übersetzung der hebräischen Bibel. Im selben Jahr hält Buber den Hauptvortrag an der dritten Internationalen Pädagogischen Konferenz in Heidelberg, veröffentlicht unter dem Titel „Über das Erzieherische“.
1932 publiziert er die Schriften Königtum Gottes und Zwiesprache.
Im Januar 1933 übernehmen die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland. Anlässlich der Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933 werden auch Bücher von Buber verbrannt. Im Oktober 1933 legt er seine Honorarprofessur an der Universität Frankfurt nieder.
1934: Gründung und Leitung der „Mittelstelle für jüdische Erwachsenenbildung“. Buber engagiert sich durch Erwachsenenbildung für die Stärkung jüdischer Identität im zunehmend antijüdischen Kontext Deutschlands. In diesen Zusammenhang gehört auch der unter dem Titel „Die Lehre und die Tat“ am jüdischen Lehrhaus in Frankfurt gehaltene Vortrag.
1935 entsteht für einen Vortrag am Freien Jüdischen Lehrhaus in Frankfurt sein Text „Bildung und Weltanschauung“.
1938 verlässt er Deutschland. Er nimmt einen Ruf der Universität Jerusalem auf den Lehrstuhl für Sozialphilosophie an und übersiedelt nach Jerusalem. Buber wählt seinen Wohnsitz bewusst im arabischen Stadtteil Jerusalems. Er tritt für einen jüdisch-arabischen Staat ein, sucht den Dialog und engagiert sich in verschiedenen Organisationen für jüdischarabische Verständigung. Er setzt seine schriftstellerische Tätigkeit fort.
1939 hält Buber in Tel Aviv den denkwürdigen Vortrag „Über Charaktererziehung“ anlässlich einer Tagung jüdischer Lehrer.
1941 veröffentlicht Buber den Aufsatz „Hebräischer Humanismus“. Den Begriff gebrauchte er allerdings schon früher.
1948 wird der Staat Israel gegründet. Im selben Jahr veröffentlicht Buber den Aufsatz „Der Weg des Menschen“.
1949 gründet Buber das Seminar für Erwachsenenbildner in Jerusalem. In diesem Zusammenhang entstehen zwei bedeutungsvolle Texte mit dem Titel „Erwachsenenbildung“.
1949 erscheint unter dem Titel Die Erzählungen der Chassidim auch Bubers große Sammlung chassidischer Texte, die er im Laufe von 50 Jahren gesammelt und übersetzt hatte.
1950: Publikation der Schrift Zwei Glaubensweisen, in der Buber den jüdischen und den christlichen Glauben charakterisiert.
1951 wird ihm von der Universität Hamburg der Goethepreis verliehen.
1951–1952 unternimmt er eine erste Reise in die USA.
1953 erhält er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Er publiziert unter anderem Gottesfinsternis: Betrachtungen zur Beziehung zwischen Religion und Philosophie und Reden über Erziehung. Im selben Jahr erscheint auch der Aufsatz „Zwischen Religion und Philosophie“, in dem Buber die Kritik an Gottesfinsternis erwidert.
1954–1956 folgen Reisen nach Europa. Er setzt die Bibelübersetzung fort.
1954 wird der...
Erscheint lt. Verlag | 16.9.2024 |
---|---|
Vorwort | Tobias Faix |
Verlagsort | Luhe-Wildenau |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Religion / Theologie ► Christentum |
Schlagworte | Begegnung • Beziehungen • Bildung • Charakter • Chassidismus • Dialogisches Prinzip • Erwachsenenbildung • Erziehung • Freiheit • Friedenspreis des Deutschen Buchhandels • Galizien • Gemeinschaft • Glauben • Haltung • Hebräischer Humanismus • Holocaust • Israel • Jüdische Weisheit • Kreativität • Lebensfragen • Lebensgestaltung • Lebenskrise • Lebensweisheit • Lemberg • Martin Buber • Menschsein • Nationalsozialismus • Reflexion • Religionsphilosophie • Sorbonne • Sowjet-Kommunismus • Theologie • Ukraine • Verantwortung • Wien • Zionismus |
ISBN-10 | 3-86256-794-X / 386256794X |
ISBN-13 | 978-3-86256-794-2 / 9783862567942 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 926 KB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich