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Über den Tod von Friedrich Alfred Krupp (eBook)

Albert Mittweg stellt Fragen
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
132 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-5638-1 (ISBN)

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Über den Tod von Friedrich Alfred Krupp -  Thomas Schwarzkopf
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Am 22. November 1902 stirbt Friedrich Alfred Krupp in der Villa Hügel. Die Umstände seines plötzlichen Todes sind rätselhaft. Gibt es einen Zusammenhang mit dem sogenannten Krupp-Skandal? Der Zeitzeuge Albert Mittweg zweifelt an der öffentlichen Berichterstattung und führt eigene Recherchen durch. Seine Erkenntnisse werden zusammen mit bisher nicht ausgewerteten Dokumenten verwendet, um die Ereignisse am Todestag Krupps zu rekonstruieren und um Hinweisen auf eine Vertuschung der Todesumstände nachzugehen.

Dr. Thomas Schwarzkopf ist Geologe und Experte für die Geschichte der Stadt Werden. Er wurde 1959 in Essen geboren und ist im Stadtteil Werden aufgewachsen. Den größten Teil seines Berufslebens verbrachte er im Management des RWE-Konzerns. Mit fundierten Recherchen und einer lebendigen Sprache hat sich der Autor zum Ziel gesetzt, die regionale Geschichte in anschaulichen Beiträgen einem breiten Publikum näher zu bringen.

4.

Dokumentensammlung Albert Mittweg

Mittwegs Sonderheft beginnt mit dem Artikel „Krupp auf Capri“ im „Vorwärts“ vom 15. November 1902 und den Pressereaktionen in den darauffolgenden Tagen. Damit wollte er vermutlich festhalten, zu welchem Zeitpunkt der Skandal um F. A. Krupp begonnen hat und in welcher Form die Öffentlichkeit darüber informiert wurde. Dies ist für das Verständnisse der Ereignisse um und nach dem Tod von Krupp von besonderer Bedeutung.

Abb. 6. Zeitungskopf vom „Vorwärts“ am 15. November 1902 mit dem Artikelanfang „Krupp auf Capri“ (rechts), ZASM

Der Artikel im „Vorwärts“37 beruhte nicht auf eigenen Recherchen, sondern gab Berichte italienischer Zeitungen ungeprüft wieder. Zitat aus dem Vorwärts-Artikel vom 15. November 1902: „In seiner verschwenderisch ausgestatteten Villa huldigte er mit jungen Männern der Insel dem homosexuellen Verkehr.“38 Dies traf in Bezug auf die Villa nicht zu. Krupp besaß keine Villa auf Capri, gemeint war die Grotte, in der sich die Bruderschaft „Congrega“ traf.

Warum erscheint dieser Artikel im „Vorwärts“? Für den „Vorwärts“ ging es nach eigener Darstellung darum für die Abschaffung des § 175 zu plädieren, der Homosexualität in Deutschland unter Strafe stellte. Krupp sollte als prominentes Beispiel dienen. Überzeugend war das nicht, da Krupp für die sozialdemokratische Bewegung als das Symbol des Kapitalismus und der Ausbeutung der Arbeiterklasse in Deutschland galt. Dieses Symbol anzugreifen war auch zu diesem Zeitpunkt ein Hauptziel des „Vorwärts“. Dass der Mensch F. A. Krupp Schaden nehmen könnte, spielte dabei keine Rolle.

Fast die gesamte Presse, viele Vertreter der Öffentlichkeit und natürlich auch die Krupp-Belegschaft stellten sich in den Tagen danach mit Solidaradressen und Kundgebungen hinter Krupp und verurteilten die vermeintlichen Verleumdungen im „Vorwärts“. Zum einen ging es darum, dass man Krupps persönliche Ehre verteidigen wollte. Andererseits präsentierte Krupp auch auf dieser Seite ein Symbol in der politischen Auseinandersetzung, da er insbesondere durch seine Nähe zum Kaiser für das herrschende System stand.

Konsequenzen für den „Vorwärts“ wurden gefordert. Die Staatsanwaltschaft solle und müsse gegen den Verleger und seine Redakteure vorgehen. Problematisch war allerdings die Rechtslage. Lag es im Interesse des Staates, wegen mutmaßlicher Verleumdungen gegenüber einer Privatperson gegen eine Zeitung tätig zu werden? Eigentlich nicht, bzw. nur dann, wenn man Krupp auf dieselbe Stufe stellte, wie den Kaiser. Das spielte jedoch zunächst keine Rolle. Die Ausgabe des „Vorwärts“ wurde am 17. November 1902 beschlagnahmt und der Reichskanzler setzte sich für eine Verleumdungsklage gegen den „Vorwärts“ ein.39

Um die Rechtslage zu vereinfachen, hatte Krupp am 19. November als Privatmann Anzeige gegen den „Vorwärts“ erstattet, womit die Vorermittlungen der Staatsanwaltschaft legitimiert waren. Ein großes Problem für Krupp, da er jetzt wusste, dass es einen öffentlichen Prozess geben würde, in dem er aussagen müsste und die Gegenseite alle möglichen Zeugen und Dokumente präsentieren würde.

Mittweg wollte die Fakten wissen. Das einzige Medium zur Informationsbeschaffung waren damals die Zeitungen. Auf die, das war ihm klar, konnte er sich nicht verlassen. Das lag daran, dass die neutrale, objektive und belegte Darstellung von Informationen nicht im Zentrum der Berichterstattung der Zeitungen lag. Die Leserschaft wusste, für welche politischen und gesellschaftlichen Interessen die jeweilige Zeitung stand. Hinzu kam, dass es kaum Informationen über Krupps Tod gab.

Es wundert daher nicht, dass in den Zeitungen Gerüchte und Spekulationen auftauchten, die dann vermischt mit den wenigen Fakten veröffentlicht wurden. Diese „Nachrichten“ wurden häufig als Zitate von anderen Zeitungen weiterverbreitet oder waren als Berichte von anonymen Quellen gekennzeichnet. Mittweg hat es sich in seiner persönlichen Chronik zur Aufgabe gemacht, die Pressereaktionen zu dokumentieren, auf fehlende und falsche Informationen hinzuweisen und die Ergebnisse seiner eigenen Recherchen im Umfeld der Villa Hügel festzuhalten.

Der Ablauf der Ereignisse am 21. und 22. November 1902, wie sie in der Sammlung von Albert Mittweg und anderen Quellen beschrieben worden sind, ist in der Tabelle 1 beispielhaft dargestellt. Grundannahme dabei war, dass Krupp eines natürlichen Todes gestorben ist. Die Glaubwürdigkeit dieser Grundannahme wurde allerdings durch die unterschiedlichen und widersprüchlichen Aussagen in Frage gestellt und haben das Gerücht gefördert, Krupp habe Selbstmord begangen.

Schon über den Todeszeitpunkt gab es nur wenige, ungenaue Informationen. Laut Krupp-Direktorium stirbt Krupp um 15 Uhr. Der Oberbürgermeister von Essen, Zweigert, erfuhr, dass Krupp kurz vor 16 Uhr gestorben ist.40 Andererseits gab es auch sehr präzise Angaben. So hieß es in einem Telegramm „3 Uhr [15 Uhr] und 5 Minuten“41 oder „3 Uhr [15 Uhr] und 10 Minuten“42. Ausgangspunkt für einen Vergleich der Berichte über Krupps Tod ist die Verlautbarung des Krupp-Direktoriums, die am 22. November 1902 um 18 Uhr per Anschlag an den Werkstoren der Krupp-Fabrik in Essen erschienen ist:

„Den Angehörigen der Fabrik teilen wir in tiefem Schmerze mit, dass unser hochverehrter und geliebter Hr. Krupp heute Nachmittag 3 Uhr [15 Uhr] infolge eines Gehirnschlages gestorben ist. Hr. Krupp hatte heute Morgen 6 Uhr einen Schlaganfall erlitten. Unter ärztlicher Einwirkung erwachte Hr. Krupp wieder zu ziemlich klaren Bewusstsein. Um 9.00 Uhr begann eine erneute Verschlimmerung des Zustandes, der um Mittag von den Ärzten als schwer bedenklich erkannt wurde. Es war ein neuer Gehirnschlag eingetreten. Um 3 Uhr verschied Hr. Krupp, ohne dass er das Bewusstsein zuvor wiedererlangt hatte. Fried. Krupp, Direktorium.“43

Tabelle 1: Beispielhafte Darstellung der Abläufe am 21. November 1902 (Freitag) und am 22. November 1902 (Samstag) in der Villa Hügel bei unterschiedlichen Quellen.

Verlautbarung vom Krupp-Direktorium Essener Oberbürgermeister Zweigert Volksfreund / Köln. Zeitung Magdeburger Zeitung Frankfurter Zeitung Berliner Tageblatt
Freitag, 21.11.1902
Krupp fühlt sich schlecht Er lehnt es ab, einen Arzt zu holen. Dr. Pahl hat um Mitternacht Medikamente verordnet. Dr. Pahl fährt nach Hause.
Krupp erholt sich und spricht auch mit R. Korn seinem Justiziar. Krupp speist in bester Laune mit seinen Töchtern.
12.00-24.00 Uhr 1. Schlaganfall am Abend. 1. Schlaganfall am Abend.
Krupp unterhält sich am Freitag in bester Laune mit einem ihn besuchenden Bekannten. Im Laufe des Freitags hat sich Krupp unpäßlich gefühlt Der Arzt von Krupp, Dr. Pahl, befindet sich seit Freitagnachmittag in der Villa Hügel.
Verlautbarung vom Krupp-Direktorium Essener Oberbürgermeister Zweigert Magdeburger Zeitung Werdener Zeizung Frankfurter Zeitung Berliner Tageblatt
Samstag, 22.11.1902
Krupp zeitweise bei klarem Bewustsein. Krupp wird behandelt und kann bei voller geistiger Klarheit private Anordnungen treffen. Außerdem hat Excellenz unmittelbar vor seinem Tode am Samstag Morgen noch mündlich eine Reihe von Anordungen getroffen. Krupp erholt sich und spricht mit seinem Justiziar, R. Korn.
Dr. Vogt trifft auf dem Hügel ein und trifft Krupp bewustlos an. Dieser Arzt erkennt den Ernst der Lage, worauf sofort aus Essen weitere Ärzte geholt wurden.
0.00-9.00 Uhr 1. Schlaganfall um 6 Uhr. 2. Schlaganfall um 6.30 Uhr. Ein Arzt trifft ein und erkundigt sich beim Kammerdiener über Krupp. 1. Schlaganfall um 6 Uhr. Gegen 7 Uhr erlitt Krupp einen leichten Schlaganfall.
Prof. Binswanger, der Nervenarzt von Margarete Krupp, reist auf deren Wunsch von Jena nach Essen und trifft am Samstagmorgen in der Villa Hügel ein. Dort trifft er Dr. Pahl, den Hausarzt von Krupp. Prof. Binswanger, der Nervenarzt von Margarete Krupp, reist auf deren Wunsch von Jena nach Essen und trifft am Samstagmorgen um 5 Uhr auf der Villa Hügel...

Erscheint lt. Verlag 3.8.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Geschichte Allgemeine Geschichte 1918 bis 1945
Schlagworte Bertha Krupp • Friedrich Alfred Krupp • Krupp-Skandal • Margarethe Krupp • Villa Hügel
ISBN-10 3-7597-5638-7 / 3759756387
ISBN-13 978-3-7597-5638-1 / 9783759756381
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