Im Rausch der Zeit. Das temperamentvolle Leben der Witwe Clicquot (eBook)
368 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-7499-0800-4 (ISBN)
Mit Geschäftssinn und Glamour: Die Geschichte der Frau, der wir den Champagner zu verdanken haben - »Ein prickelndes Lesevergnügen.« Stern
Frankreich, 1805: Nach dem Tod ihres Mannes setzt sich die erst siebenundzwanzigjährige Witwe Barbe-Nicole Clicquot Ponsardin über alle Konventionen hinweg, indem sie die Leitung des Familienunternehmens für Weine in Reims übernimmt.
Es ist die Zeit der Napoleonischen Kriege, ganz Europa leidet unter politischen Unruhen und wirtschaftlicher Instabilität, doch die junge Witwe schafft es, das Geschäft weiterauszubauen. Binnen kürzester Zeit verkehrt sie nicht nur mit Napoleon selbst, sondern mit allen europäischen Herrschaftshäusern. Sie erfindet neue Herstellungsverfahren, lässt das ikonisch goldgelbe Etikett patentieren und macht ihren Namen zur Marke. Mit vierzig gehört sie zu den reichsten und berühmtesten Unternehmerinnen Europas. Aus der temperamentvollen Anfängerin wird die Grande Dame des Champagners.
Filmreif: Bundesweiter Kinostart 7. November 2024
»Die Geschichte einer Frau, die durchschlagenden Erfolg hatte, lange bevor das Konzept der Gläsernen Decke Karriere machte.«
New York Times Book Review
»Eine mitreißende Unternehmensgeschichte.«
Julia Flynn Siler, Wall Street Journal
»Von der positiven Energie und Kraft dieser Frau können wir uns heute noch etwas abschauen.«
Natalie Lumpp, Deutschland führende Weinexpertin
»Ein verführerische Mischung aus Biografie und Geschichte«
USA Today
»Ohne Champagner kann ich nicht leben. Bei Siegen verdiene ich ihn, bei Niederlagen brauche ich ihn.«
Napoleon Bonaparte
<p>TILAR J. MAZZEO ist Kulturhistorikerin, Bestsellerautorin und professionelle Weinkennerin. Sie pendelt zwischen Maine, wo sie als Assistenzprofessorin für Englisch am Colby College tätig ist, New York City und Vancouver Island, British Columbia. Sie hat über zwölf Bücher verfasst, darunter die<i>New-York-Times</i>-Bestseller über die Witwe Clicquot und »Chanel N°5«.<br/></p>
Einleitung
Dies ist die Geschichte des französischen Champagners – aber die Idee, sie zu schreiben, entstand keineswegs im Glanz eines prächtigen Landschlosses. Ihre Ursprünge lagen in einem etwas bescheideneren kleinen Luxus: zwischen den Regalen einer gut bestückten Weinhandlung. Meine Begeisterung für die Geschichte eines der großartigsten Weine – und einer der großartigsten Frauen – auf dieser Welt hatte einen bemerkenswert schlichten Anfang. So sehr wir Champagner mit Festen und gutem Leben assoziieren – für mich begann diese Leidenschaft ohne Fanfarenstöße in einer Kleinstadt im Mittleren Westen der USA, wo ich gerade versuchte, die, wie sich zeigen sollte, letzten Monate in einem alles andere als glamourösen Job zu überstehen.
Mitten in diesem Alltagstrott – und den gelegentlichen Kaufräuschen, mit denen jede vernünftige Frau ihn sich erträglich zu machen versucht – stieß ich auf die Witwe Clicquot. Die Schriftstellerin in mir würde den Beginn dieser Liebesbeziehung gern ins Frühjahr verlegen, wenn die Erde auftaut und neues Leben verspricht, doch es war anders. Der Winter hatte die Ebenen des Mittleren Westens fest in seinem Griff, und ich starrte sehnsüchtig auf eine Batterie Schampus, die mich von fernen Appellationen und den sonnensatten Weinbergen Frankreichs träumen ließ.
Es war keineswegs so, dass ich mit dem Champagner noch keine Bekanntschaft gemacht hätte. Meine Freundinnen und ich tranken ihn regelmäßig mit einer gewissen Begeisterung, die ich lieber nicht näher bezeichne. An jenem Nachmittag aber stieß ich erstmals auf die Geschichte von Barbe-Nicole Clicquot-Ponsardin. Sie fand sich auf einem Kärtchen in der Kiste der 1996er-Grande-Dame, die ich mir – so hatte ich entschieden – unzweifelhaft verdient hatte.
Die ansprechende kleine Lebensbeschreibung bestand aus nicht einmal fünfunddreißig Wörtern, aber sie erzählte eine Geschichte, die allein schon in ihren Umrissen meine Aufmerksamkeit erregte. Es war die Geschichte einer Frau, die dazu erzogen worden war, treusorgende Ehefrau und Mutter zu sein, die mit nicht einmal dreißig Jahren ihren Mann verlor und mit einem kleinen Kind zurückblieb, die keine Ausbildung genossen hatte und wenig Lebenserfahrung besaß, die ihr Schicksal entschlossen in die eigenen Hände nahm und mit Tatkraft und Talent aus einer noch jungen familieneigenen Weinhandlung eines der berühmtesten Champagnerhäuser der Welt machte. Das, so dachte ich, ist eine Frau, die keine Kompromisse macht.
In den folgenden Jahren ging mir ihre Geschichte nicht aus dem Sinn, auch nicht, als wir aus dem Mittleren Westen nach Kalifornien, in die Heimat meines damaligen Mannes, zogen und uns dort auf den Hügeln von Sonoma County niederließen, wo die Winter neblig grün und unbeschreiblich mild sind. Irgendetwas an dieser Frau, die für ihre Leidenschaft so unglaubliche Risiken auf sich genommen hatte, klang noch immer tief in mir nach, und ich begann erste bescheidene Nachforschungen anzustellen, ging in der örtlichen Weinbibliothek in Healdsburg Hinweisen auf die Witwe Clicquot aus dem 19. Jahrhundert nach und las alte Reiseberichte, die auf dem Höhepunkt des napoleonischen Reiches verfasst worden waren und mir Gelegenheit gaben, mein eingerostetes Französisch zu verbessern. Als jemand, der sich nie auf bloße theoretische Nachforschungen beschränkt, sorgte ich natürlich dafür, dass wir so ziemlich alles an Schaumwein probierten, was wir auftreiben konnten, zunächst vor Ort und später dann in Frankreich, wo ich einen windigen Januar in einem großzügigen alten Bauernhaus verbrachte, umgeben von nichts als schlammigen Weingärten.
Das Problem war stets, die Frau selbst zu finden, diese junge Witwe mit dem sperrigen Namen Barbe-Nicole Clicquot-Ponsardin: eben die Veuve – oder Witwe – Clicquot. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als Barbe-Nicole sich ans Erwachsensein und all die damit verbundenen Kompromisse gewöhnte, schafften es die Biografien von Unternehmern und kaufmännischen Pionieren nur selten in die Geschichtsbücher. Dies galt umso mehr, wenn es sich um eine Frau handelte. Die Archive sind voller Briefe und Tagebücher von Staatsmännern und Fürsten, aber nur wenige sammelten die persönlichen Aufzeichnungen von Geschäftsleuten, selbst von solchen, die Außergewöhnliches geleistet hatten. Das ist noch heute so. Die Liebesbriefe der meisten von uns werden in den großen Bibliotheken der Welt nicht aufbewahrt werden. Die Chancen, dass schriftliche Dokumente über eine junge Frau aus dem 19. Jahrhundert für die Nachwelt erhalten blieben, war besonders gering, es sei denn, sie war Königin oder Gräfin oder die Schwester, Frau oder Mutter eines berühmten Mannes.
Barbe-Nicole war nichts dergleichen. Sie war einfach nur eine beeindruckende unabhängige Frau, der es gelang, sich in der unspektakulären, beinharten Welt der Wirtschaft einen Namen zu machen. Als ich es endlich ins Unternehmensarchiv von Veuve Clicquot Ponsardin in Reims schaffte und fest damit rechnete, hier ihre privaten Geheimnisse enthüllen zu können, musste ich feststellen, dass die unzähligen Regalbretter voller Geschäftsbücher waren, die allesamt von Barbe-Nicoles einzigartiger Entschlossenheit zeugten. Auf die Frau aber, die hinter dem gelben Etikett stand, fanden sich nur wenige Hinweise.
Also zog ich, statt zu recherchieren, mit hilfsbereiten Freundinnen durch die Champagne, um wenigstens eine Spur von dem Leben zu entdecken, das Barbe-Nicole geführt haben musste; etwas, das nicht nur erklärte, wie eine Frau aus dem Leben, das andere für sie vorgesehen hatten, ausgebrochen war, sondern auch, warum sie das getan hatte. Wir stolperten im Regen über ausgefahrene, dreckige Straßen und suchten in den Feldern oberhalb des Dorfes Bouzy nach den Weinbergen der Witwe. Mit kollektiver Charmeoffensive brachten wir den reservierten Winzer im Château de Boursault, einem ihrer bevorzugten Landhäuser, dazu, uns zumindest für zehn Minuten auf den Privatgrund zu lassen, den sie so sehr geliebt hatte. Ich saß stundenlang in der kühlen Stille der Kathedrale Notre-Dame in Reims und dachte daran, dass auch Barbe-Nicole diese Mauern gekannt hatte. Überall starrte ich auf Gebäude und Straßenecken, warf verstohlene Blicke durch Fenster und suchte vergeblich nach einer Frau und der fein gewobenen Textur ihres Lebens.
Mitunter fragte ich mich, ob es überhaupt möglich sein würde, auf ihr Privatleben zu stoßen und sie aus der Stille zu befreien, die ihre Geschichte umgab. Bevor meine Suche beendet war, traf ich mich im kalifornischen Napa Valley in sonnendurchfluteten Büroräumen mit Winzerinnen und weiblichen Unternehmensvorständen auf der Suche nach der modernen Inkarnation der Witwe Clicquot und in der Hoffnung, mittels der Erfahrungen von Frauen im Weingeschäft die Vergangenheit entwirren zu können. Und später war da ja noch Frankreich. Überall in den kleinen Städten der Champagne lebt La Veuve – in Frankreich gibt es nur eine – im Halbschatten der mündlichen Volksüberlieferung weiter. Als ich irgendwann genug hatte von verstaubten Büchern und Archiven, bat ich einfach die Menschen in den Bars und Bistros, sich zu erinnern, wobei ich natürlich wusste, dass Erinnerung und Erfindung eng miteinander verwandt sind, vor allem nach zweihundert Jahren. Die offenen Weinflaschen wanderten von Tisch zu Tisch, und manchmal kam der Besitzer aus der Küche, um eine zu rauchen und zuzuhören. In solchen Augenblicken war die Frau, nach der ich forschte, gegenwärtig.
Ich stelle mir gern vor, das Leben der Witwe Clicquot sei in stiller Dunkelheit langsam gereift wie ein seltener und exquisiter Jahrgang. Diese Dunkelheit hat ihren Ursprung zum Teil in meinem Leben und meiner Fantasie. Zum Teil ist sie die Nacht der Geschichte und der Rolle, die Unternehmer, vor allem Unternehmerinnen darin spielen. Aber jetzt ist endlich die Zeit gekommen zu genießen. Wie wir alle wissen, verändert sich Wein im Lauf der Zeit: Er wird wertvoller. Die harten Tannine verwandeln sich in sanfte Aromen; die Geschmacksnoten gewinnen an Reife. Im 19. Jahrhundert war vieles aus der Geschichte der Witwe nicht wert, bewahrt zu werden. Heute sind allein schon die groben Umrisse dieses Lebens atemberaubend. Es zu erzählen wird unseren Blick auf die Geschichte des Champagners und die Rolle, die eine Frau in ihr spielte, verändern.
Wir alle kennen den Wein, den Barbe-Nicole berühmt gemacht hat. Kein Wein dieser Welt weckt so viele unmittelbare Assoziationen wie der Champagner. Das Ploppen eines Korkens und das helle Schäumen bedeuten Feier und Glanz und oft die Möglichkeit romantischer Zweisamkeit. Der Champagner ist der Wein der Hochzeiten und der Neujahrsküsse. Er ist köstlich, und vor allem: Er wird mit Frauen in Verbindung gebracht.
So war es immer. Von Lord Byron, dem Dichter, stammen die berühmten Worte, eine Frau solle einzig und allein beim Verzehr von Hummersalat und Champagner zu sehen sein. 1 Byron war ein gnadenloser Chauvinist, aber diese Vorstellung hat noch immer ihren Reiz. Die sinnenfrohe und mächtige Madame de Pompadour, Mätresse des Königs von Frankreich, formulierte es in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts, nicht lange nach der Erfindung des Champagners, unübertrefflich: »Champagner ist der einzige Wein, von dessen Genuss eine Frau schöner wird.« 2 Glaubt man der Legende, so waren die flachen, kelchartigen Champagnergläser, die als coupes bekannt sind, den viel bewunderten Brüsten dieser Frau nachgebildet. Im 20. Jahrhundert...
Erscheint lt. Verlag | 24.9.2024 |
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Übersetzer | Andreas Wirthensohn |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | The Widow Clicquot |
Themenwelt | Literatur ► Biografien / Erfahrungsberichte |
Geisteswissenschaften ► Geschichte ► Regional- / Ländergeschichte | |
Schlagworte | 18. Jahrhundert • 2024 • Biographie • Champagne • Champagner • Champagnerhaus • der • DES • Geschenk • Geschichte • Grande Dame • Große Unternehmerinnen • Kelterei • Luxus • Luxusmarke • Neuerscheinungen • Reims • Sachbuch • Schaumwein • Unternehmensgeschichte • Unternehmerinnen • Veuve Clicquot • Wein • Weinherstellung • Weinkeller • Witwe Champagner |
ISBN-10 | 3-7499-0800-1 / 3749908001 |
ISBN-13 | 978-3-7499-0800-4 / 9783749908004 |
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