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Introvertiert, na und? (eBook)

Lieber nur dabei statt mittendrin | Comedienne @saskiaistfroehlich über ihr Dasein als Introvertierte
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
272 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-492077-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Introvertiert, na und? -  Saskia Fröhlich
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Was bedeutet es, introvertiert zu sein? Introversion. Viele Menschen denken bei diesem Begriff an Schüchternheit, einen Mangel an sozialer Kompetenz, vielleicht sogar Einsamkeit. Wenige Menschen denken bei diesem Begriff an Saskia Fröhlich. (Bis jetzt.) Die Stand-up-Comedienne begeistert ihr Publikum mit notorisch schlechter Laune - und auf ihren Social-Media-Kanälen mit noch schlechteren Kochskills. Dass sie introvertiert ist, dürften allerdings die wenigsten vermuten. Aber wie lebt es sich eigentlich als introvertierter Mensch? Und welche Besonderheiten gehen mit der angeborenen Prägung in Richtung Intro, Extro oder irgendwo dazwischen einher? Als Saskia ihre eigene Introversion erkannte, beschäftigte sie sich intensiv mit diesen und vielen weiteren Fragen - und fand heraus, dass extrem viel Unsinn zu diesem Thema kursiert. (Bis jetzt.) In diesem Buch stellt sich Saskia dem Kampf gegen Unwahrheiten und Halbwissen, erzählt anhand kurzer Anekdoten vom Dasein als Introvertierte und vermittelt das Wichtigste, was man über Introversion wissen muss. Nach der Lektüre sollen Extros mehr Verständnis für Intros haben - und Intros mehr Verständnis für sich selbst. Sie sind schließlich nur introvertiert, na und?

Saskia Fröhlich, geboren 1996, ist Stand-up-Comedienne und tritt seit 2019 vor großem Publikum in ganz Deutschland auf. Auf ihren Social-Media-Kanälen begeistert sie mehr als 1,5 Millionen Follower:innen. Die gebürtige Ruhrpottlerin erzählt in ihren Shows und auf Social Media aus ihrem Leben und von Alltagsproblemen - hemmungslos, mit Sarkasmus und humorvoll verpackter schlechter Laune.

Saskia Fröhlich, geboren 1996, ist Stand-up-Comedienne und tritt seit 2019 vor großem Publikum in ganz Deutschland auf. Auf ihren Social-Media-Kanälen begeistert sie mehr als 1,5 Millionen Follower:innen. Die gebürtige Ruhrpottlerin erzählt in ihren Shows und auf Social Media aus ihrem Leben und von Alltagsproblemen – hemmungslos, mit Sarkasmus und humorvoll verpackter schlechter Laune.

IN FREMDEN BADEZIMMERN weint es sich immer noch am besten. Nirgends fühle ich mich so geborgen wie auf einem kalten Badewannenrand. Dumpfe Partygeräusche untermalen diese Sternstunde meines Daseins mit dem passenden Soundtrack: »Warum hast du nicht Nein gesagt?« Reicht ja nicht, dass hier alle extrem extrovertiert sind, sie haben auch noch einen beschissenen Musikgeschmack. (Sorry, Roland Kaiser. Und sorry an mich selbst, dass ich weiß, von wem dieser Song ist.) Es klopft.

»Einen Moment. Blasenentzündung.« Diese Ausrede schenkt mir hoffentlich fünf weitere Minuten allein in meinem Safe Place. Höchste Zeit, mich wieder frisch zu machen. Bestürzt stelle ich fest, dass Sarina in der Steinzeit lebt und nur zweilagiges Toilettenpapier besitzt. Da kann ich mir die Wangen gleich mit Schleifpapier trocknen. Nachdem das Gesicht wieder in Schuss ist – und die oberste Hautschicht entfernt –, öffne ich jedoch statt der Badezimmertür erst mal meinen Handytaschenrechner. Bevor ich mich zurück in den Party-Dschungel stürze, will ich meine Möglichkeiten kennen. Welche Kapazitäten bleiben mir? Wie portioniere ich meine Energie für die kommenden Stunden am besten? Und wie laut muss ich die Anlage drehen, damit der Nachbar endlich die Polizei ruft? Gib alles, Roland!

Als ich Sarinas Wohnung betreten habe, war meine soziale Batterie natürlich längst angebrochen. Allein die Anreise hat mich schon zehn Prozent gekostet. Normalerweise kann ich gut abschalten, wenn Niklas vor sich hin redet. Dann geht es zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Aber während der Autofahrt haben seine Worte eine merkwürdige Wirkung auf mich gehabt. Statt rein und wieder raus, haben sie sich durch meine Gehörgänge geätzt und mir die Hirnrinde zerfressen: »Meine Freunde wissen, wie man feiert. Die kennen nur ein Gas: Vollgas. Und die sind alle schon richtig scharf darauf, dich kennenzulernen.«

»Oh prima. Echt klasse. Supi. Ich kann’s kaum erwarten.«

Zum Glück ist ihm mein sarkastischer Unterton entgangen.

Die halbe Stunde seit unserer Ankunft hat schätzungsweise weitere 15 Prozent gekostet. Damit stehe ich jetzt bei ungefähr … Gott sei Dank gibt es Taschenrechner … 75 Prozent. Fühlt sich aber nach weniger an. Und meine Erfahrung zeigt: Selbst 75 Prozent schmelzen dahin wie Butter in der Pfanne, sobald die ersten Laberköpfe mich wahrnehmen und dann so komische Sachen machen wie …

1.mit mir reden,

2.mir Fragen stellen

3.und mit mir reden.

Aber nicht verzagen: Die Kraft der Mathematik verrät dir deine Optionen. Wozu studierst du BWL? Das ist wie eine Kosten-Nutzen-Analyse. Mit sehr hohen Kosten und sehr geringem Nutzen. Also eher eine Kosten-Survival-Analyse.

Wenn die letzte halbe Stunde 15 Prozent gekostet hat, liegt mein Grundverbrauch für jede weitere Stunde grob geschätzt bei dreißig Prozent. Mein Taschenrechner bestätigt das Ergebnis. Wer kennt es nicht: in Matheklausuren Rechnungen wie 2 + 2 immer vorsichtshalber mit dem Taschenrechner überprüfen. Ich meine, was ist, wenn sich mathematische Gesetze doch irgendwann mal ändern? Dann werdet ihr an mich denken.

Also dreißig Prozent für jede Stunde auf dieser Party – wenigstens ist das Mindestmaß an gutem Benehmen inklusive. (Sprich: niemanden beleidigen). Meine Batterie hält mich somit für die nächsten zweieinhalb Stunden über Wasser, solange keine unerwarteten sozialen Herausforderungen auf mich warten – okay, wem mache ich etwas vor? Alles außerhalb dieses Badezimmers ist eine unerwartete soziale Herausforderung. Zweieinhalb Stunden, plus-minus. Eher minus. Ein Blick auf die Uhr. 21:34. Ab Mitternacht sieht es also düster aus. Und Niklas hat ja auf dem Hinweg schon gesagt, dass es heute mal etwas länger gehen darf. Was meint er bloß damit? Ein, zwei Uhr? Oder eher fünf, sechs Uhr?

Nach einer ganzen Nacht wird mein Akku Pi mal Daumen bei minus 180 Prozent stehen. Niklas’ hingegen bei 3000 Prozent.

Einer der vielen Vorteile, die Extrovertierte genießen: Man bekommt bei der Geburt eine Powerbank für den sozialen Akku. Lebenslange Garantie. Die Batterie vom Extro-Ex leert sich daher in solchen Settings kein bisschen, ganz im Gegenteil: Er bezieht seine Energie aus sozialer Interaktion. Bei ihm setzt die körperliche Müdigkeit also lange vor der sozialen ein. Wir erinnern uns: »Introversion« versus »Extroversion« beziehungsweise die »Ausrichtung nach innen« im Gegensatz zu der »Ausrichtung nach außen«. Wir alle müssen daher aus dem Akku, der uns gegeben wurde, das Beste machen. In meinem Fall heißt das: ist kurzlebig, hat die Kapazität einer Knopfbatterie und neigt zur spontanen Selbstentladung.

Niklas fuhr mit Vorfreude zu Sarina, ich saß daneben und verspürte »Vorstress«. Aber Vorstress ist ja bekanntlich der schönste Stress. Eine bereits angebrochene Batterie leert sich dann aber umso schneller …

… und ich hänge immer noch auf Sarinas Klo rum und die Entladung ist bereits in vollem Gange.

Gehe ich von Variante B aus (fünf bis sechs Uhr), bleibt mir folgende Option: Abhauen. Nein, Saskia, du springst nicht aus dem dritten Stock, das Thema ist abgehakt. Aber grundsätzlich kann mich auch niemand dazu zwingen, die Nacht durchzumachen. Und erst recht hängt die Dauer meiner Anwesenheit nicht von Niklas ab. Meine Gedanken spielen hektisch Pingpong, der Ball springt von den Regeln des Anstands zur drängenden Sehnsucht nach meinem kuscheligen Pyjama. Eine zu kurze Anwesenheit wirkt unhöflich, andererseits will ich aber auch nicht so lange bleiben, dass ich am Ende als einsame Partydeko verkümmere.

Ich könnte auch einen polnischen Abgang machen. Außerdem habe ich sogar sechs Leute begrüßt. Wer könnte da erwarten, dass ich mich von mehr als null Leuten verabschiede? Nach intensivem Hin und Her widerstehe ich der Versuchung, mich still und heimlich von der Party zu stehlen, und beschließe, meiner vermeintlichen Pflicht als Partygast nachzukommen. Ja, ich opfere mich förmlich für die Sache der gesellschaftlichen Höflichkeit. Wer braucht schon eine gemütliche Couch und seinen geliebten Pyjama, wenn man stattdessen noch ein paar Stunden auf einer Party verbringen kann, die genauso viel Spaß macht wie Genitalherpes oder noch schlimmer: ein Vortrag über Staubmilbenzählung. Ein wahrlich selbstloser Akt.

Aber egal, wie spät es heute wird: Es muss Wege geben, in den Energiesparmodus zu wechseln und Kraft zu sparen. Zum Beispiel regelmäßige Toilettenbesuche (verringern den Grundverbrauch). Oder ich verstecke mich in anderen Bereichen der Wohnung, in denen wenig los ist (beispielsweise Küche, Abstellkammer, unterm Bett, im Schrank). Und natürlich der absolute Jackpot, aber hierauf wage ich kaum zu hoffen: ein extrovertierter Partybesucher, der meine ruhige Art akzeptiert (und somit nicht Niklas ist), adoptiert mich und schirmt mich vor dem sozialen Grundrauschen ab. Dadurch würde sich die Laufzeit meiner Batterie spürbar verlängern. Nicht auszumalen, was passiert, wenn meine Batterie auf null Prozent fällt. Während es mir jetzt noch gelingen kann, unauffällig zu bleiben, ließe ein erschöpfter Akku meine größte Befürchtung wahr werden: Ich würde die gesamte Aufmerksamkeit auf mein tränenüberströmtes Gesicht ziehen. ›Leute, ich weine doch nicht, weil mich diese Party überfordert und ich ein dringendes Bedürfnis nach Ruhe verspüre. Quatsch. Mir kommen einfach die Tränen bei dem Gedanken, dass dieser wundervolle Abend bald zu Ende gehen wird.‹

Auf Sarinas Party versuchte ich, den Akku-Verbrauch möglichst genau vorherzusagen und den Abend energieeffizient zu planen. Natürlich erfolglos. Exakte Prognosen gelingen mir nämlich noch seltener als jedem Tageshoroskop. Dabei dürfte Letzteres eigentlich nicht so schwer sein. »Sternzeichen Introvertiert. Vormittags: Sie haben Lust, allein zu sein. Nachmittags: Sie haben Lust, allein zu sein. Abends: Sie haben Lust auf eine Party. Nee, Spaß. Sie haben Lust, allein zu sein. Tendenz für morgen: Sie haben Lust auf soziale Kontakte, aber nur für 13 Minuten. Danach werden Sie erschöpft zusammenbrechen und sich fünf Tage erholen müssen.« Mein Batterieverbrauch ist jedoch nicht so leicht vorhersehbar. Neben meiner Tagesform kommen noch zig weitere beeinflussende Faktoren hinzu:

1.In welchem Setting befinde ich mich? Party = schlecht. Zufällige Begegnung im Supermarkt = auch schlecht. Backstage bei einer Comedyshow = dreimal dürft ihr raten. (Schlecht.)

2.Welche Art der Interaktion...

Erscheint lt. Verlag 8.10.2024
Co-Autor Maximilian Winkel
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie
Schlagworte Alleinsein • Beziehungen • Charakter • Comedian • Comedy • Eigenschaften • Einsamkeit • Emotionen • extrovertiert • Gefühle • Geschenk für junge Frauen • humorvolle Sachbücher • Instagram • Introversion • Introvertiert • Introvertiertheit verstehen • Persönlichkeit • Politik & Gesellschaft • Schüchtern • Soziale Kompetenz • TikTok • Umgang mit introvertierten Partnern • Umgang mit Introvertiertheit • Umgang mit Menschen
ISBN-10 3-10-492077-X / 310492077X
ISBN-13 978-3-10-492077-1 / 9783104920771
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