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Und wie fühlen Sie sich damit? (eBook)

Was Sie schon immer über Psychotherapie wissen wollten. Unterhaltsam, fundiert, praxisnah
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
464 Seiten
mvg Verlag
978-3-98922-044-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Und wie fühlen Sie sich damit? -  Joshua Fletcher
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Haben Sie sich schon einmal gefragt, was hinter den Türen von psychotherapeutischen Praxen so vor sich geht? Dann dürfen Sie gespannt sein. In diesem unterhaltsamen und informativen Buch erfahren Sie alles, was Sie schon immer über Therapien wissen wollten. Der Psychotherapeut Joshua Fletcher nimmt Sie mit auf eine spannende Reise in die Therapiesitzungen von vier Klienten und lässt Sie an deren Selbstfindung und Genesung teilhaben. Und er gewährt Ihnen erstaunliche Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt des Therapeuten, der häufig mit den gleichen Problemen kämpft. Gespickt mit konkreten Ratschlägen zu häufigen psychischen Problemen wie Angstzuständen, Zwangsstörungen und Panikattacken sowie hilfreichen Tipps, wie Sie den richtigen Therapeuten finden, ist dieses Buch eine inspirierende Lektüre - mit einer Prise schwarzem Humor und zugleich voller Hoffnung, dass eine bessere Zukunft immer möglich ist.

Joshua Fletcher ist ein erfolgreicher britischer Autor und Psychotherapeut, M. Sc., der sich auf die Behandlung von Angst- und Panikstörungen spezialisiert hat. Der frühere Grundschullehrer ist heute Mitglied der British Association for Counselling and Psychotherapy. Mit seiner eigenen Beratungspraxis - The Panic Room® - verwirklichte der ehemalige Angstpatient seinen Traum und berät heute seine Klient*innen unter anderem bei Angststörungen, Panikattacken oder sozialen Ängsten. Joshuas Bücher sind glaubwürdig und daher so erfolgreich, weil sie von jemandem geschrieben wurden, der selbst mit dieser Erkrankung gelebt hat. Er versteht es, Berührungsängste zu nehmen und Hürden abzubauen, um dem Thema Mental Health eine höhere Wertschätzung einzuräumen.

Joshua Fletcher ist ein erfolgreicher britischer Autor und Psychotherapeut, M. Sc., der sich auf die Behandlung von Angst- und Panikstörungen spezialisiert hat. Der frühere Grundschullehrer ist heute Mitglied der British Association for Counselling and Psychotherapy. Mit seiner eigenen Beratungspraxis – The Panic Room® – verwirklichte der ehemalige Angstpatient seinen Traum und berät heute seine Klient*innen unter anderem bei Angststörungen, Panikattacken oder sozialen Ängsten. Joshuas Bücher sind glaubwürdig und daher so erfolgreich, weil sie von jemandem geschrieben wurden, der selbst mit dieser Erkrankung gelebt hat. Er versteht es, Berührungsängste zu nehmen und Hürden abzubauen, um dem Thema Mental Health eine höhere Wertschätzung einzuräumen.

Daphne


Als Tony sich einen Moment Zeit nahm, um über das nachzudenken, was er mir gerade erzählt hatte, schaute ich auf die Uhr. Die Sitzung war bahnbrechend gewesen, denn Tony und ich hatten hart daran gearbeitet, herauszufinden, warum er sich oft unwohl fühlte, wenn er allein war. Dieser zutiefst therapeutische Moment wurde jedoch durch meine dumme Entscheidung getrübt, kurz vor seiner Ankunft schnell noch einen großen Americano zu schlürfen.

DIE BIOLOGIE: Du wirst dich einpissen.

DER KRITIKER: Idiot. Du hättest vor der Sitzung aufs Klo gehen sollen.

DIE ANGST: Du weißt schon, dass es schlecht für deine Prostata ist, wenn du krampfhaft einhältst, oder?

Unbeholfen richtete ich mich auf dem Stuhl auf und versuchte, das Unbehagen zu lindern. Anzukündigen, dass man eine Toilettenpause braucht, ist an sich ja nicht falsch, aber vier Minuten vor Schluss und zu einem so entscheidenden Zeitpunkt wollte ich einfach nicht den laufenden Durchbruch ausbremsen. Ich richtete meinen Blick auf Tony und versuchte, mich ganz auf den Moment zu konzentrieren.

Tony: Für mich ergibt das schon seit einer Weile Sinn. Im Rückblick stelle ich fest, dass ich nur sehr wenige glückliche Assoziationen mit dem Alleinsein verbinde. Als wir während unserer Expositionstherapie diese Gefühle erforscht haben, kamen bei mir Erinnerungen an die Scheidung hoch. Das Sitzen in der Wohnung meines Bruders. Der Geruch von Zigaretten und feuchter Wäsche …

Er hielt inne und sah mir in die Augen.

Tony: Selbst als Kind war ich meistens allein, um Streitereien zu entgehen. Dem ständigen Streit unten im Haus. Oder auch, um den fiesen Jungs in der Schule zu entkommen. Ich bin dann hinter die Sporthalle gelaufen, um meine Ruhe zu haben. Allein zu sein bedeutet für mich, dass ich der Gefahr entkomme, aber um den Preis, dass ich mit der Traurigkeit zusammensitze.

Josh (also ich): Vielleicht laufen wir gar nicht vor dem Gefühl der Unsicherheit davon, sondern vor dem Gefühl der Traurigkeit?

Tony: Genau … Ja, es ist, als ob ich mir immer vornehme, nie allein zu sein, nur für den Fall, dass ich wieder diese Traurigkeit verspüre. Ich mag mein Leben wirklich, aber das fühlt sich wie eine sehr starke, alte Angst an. Ich verstehe jetzt, warum ich immer Angst davor habe, allein zu sein, selbst wenn es nur fünf Minuten sind.

Josh: Wie lauten also unsere Hausaufgaben?

Tony: Logisch: Ich muss üben, allein zu sein.

Josh: Warum?

Tony: Weil ich meine Assoziation mit dem Alleinsein verändern will. Ich will Momente für mich genießen und nicht jedes Mal erschrecken, wenn Helen zu ihrer Schwester geht. Ich will nicht mehr die Sekunden zählen, bis die Kinder von der Schule nach Hause kommen, damit ich nicht allein bin. Wow, das ist eine komische Vorstellung.

DIE INTUITION: Erinnere ihn an die Begriffe, die ihr beide besprochen habt.

Josh: Erinnern Sie sich, wie wir festgestellt haben, dass es einen großen Unterschied zwischen einsam sein und allein sein gibt? Ich finde, das klingt nach einer tollen Hausaufgabe für Sie.

Tony lächelte nervös, aber er wirkte entschlossen.

DAS MITGEFÜHL: Es geht ihm wirklich gut.

DIE EMPATHIE: Diese Hausaufgaben sind ganz schön hart, aber er hat erkannt, dass es ein Schritt in die richtige Richtung ist.

DIE BIOLOGIE: Du wirst dich auf jeden Fall einpissen.

DER ESKAPIST: Du musst diese Sitzung beenden, und zwar schnell.

Zum Abschluss der Sitzung habe ich einen der ältesten Therapeuten-Sprüche rausgekramt, die es gibt:

Josh: Gerade hab ich entdeckt, wie spät es schon ist, Tony, und unsere Sitzung ist fast vorbei. Sehen wir uns nächste Woche zur gewohnten Zeit? Wenn Sie möchten, können wir dann vielleicht die Hausaufgaben besprechen?

Ich habe Tony schneller aus dem Zimmer komplementiert, als mir lieb war, aber ich war verzweifelt. Als er den Aufzug betrat, warf ich ihm noch ein Lächeln zu, kurz bevor sich die Türen schlossen. Wie ein Pferd mit einer Blase in Wassermelonengröße galoppierte ich den Korridor hinunter und stürzte Richtung Toilettentür. Zu meinem Entsetzen war die Kabine belegt und das einzige Pissoir wurde von Dr. Patel aus der Hausarztpraxis im Erdgeschoss benutzt. Wenn man dringend pinkeln muss, sind die Sinne erstaunlich geschärft, denn ich konnte anhand der Geräusche von Dr. Patels Hose darauf schließen, dass er den Reißverschluss öffnete und nicht schloss. Warum zum Teufel war er überhaupt nach oben gekommen, um diese Toilette zu benutzen?

Alles tat weh. Ich konnte nicht länger warten. Ich warf einen Blick auf das Waschbecken und holte tief Luft. »Es tut mir wirklich leid, Dr. Patel, aber das ist ein Notfall.« Dann habe ich es getan. Ich habe ins Waschbecken gepinkelt. Der große Spiegel über dem Waschbecken wirkte wie die poetische Strafe für meine Tat, denn ich konnte nur mich selbst darin sehen.

DIE BIOLOGIE: Danke.

DER KRITIKER: Dr. Patel denkt, du bist abscheulich.

DAS MITGEFÜHL: Aus einer schlechten Situation das Beste herauszuholen, ist okay.

Ich konnte hören, wie Dr. Patel den Reißverschluss sofort wieder hochzog.

Ich ging zurück in mein Büro und verscheuchte die sich aufdrängenden Gedanken an Kinder, die ihre unschuldigen Hände in dem Waschbecken wuschen, das ich gerade beschmutzt hatte. Ich hatte penibel darauf geachtet, alles zu waschen und zu desinfizieren, aber ich fühlte immer noch ein anhaltendes Gefühl der Scham.

DIE WILLENSENTSCHEIDUNG: Du kannst das jetzt hinter dir lassen. Geh zurück an die Arbeit.

Eine Therapiesitzung dauert in der Regel eine sogenannte »therapeutische Stunde«, wobei die Dauer der Sitzungen meistens auf fünfzig Minuten begrenzt ist. So bleibt zwischen den Terminen Zeit für eine Pause, damit wir uns selbst erden, Notizen aufschreiben und abspeichern oder ins Waschbecken urinieren können. Normalerweise verbringe ich diese zehnminütige Pause damit, achtsam zu atmen und die vorherige Sitzung Revue passieren zu lassen, oder ich scrolle gedankenlos durch Memes auf Reddit. Ich ging zurück in mein Büro und schaute auf meinen Terminkalender, um zu sehen, wer als Nächster käme. Ich hatte eine neue Klientin mit dem Namen »Daphne« eingetragen. Es war kein Nachname angegeben. Sie sollte in zwei Minuten zur Erstberatung kommen. Dass ich nur noch wenige Sekunden zur Vorbereitung hatte, löste Panik in mir aus.

DER TRIGGER: Erwischt! Du bist unvorbereitet. Hochstapler!

DIE ANGST: Du siehst aus wie ein Streuner. Was, wenn Daphne denkt, dass du unprofessionell bist?

Ich eilte zu meinem Schreibtisch, riss die Schublade auf und holte eine Bürste heraus, um sie durch meine Haare zu ziehen. Dann schaltete ich meine Handykamera ein und benutzte sie als Spiegel, um zu prüfen, ob mein Gesicht vorzeigbar aussah.

DER KRITIKER: Mann, du hättest dich schon rasieren können!

DER ANALYTIKER: Du beurteilst dich immer noch nach dem Äußeren. Darüber kannst du später nachdenken.

Ich erinnerte mich an das Telefongespräch mit Daphne und daran, wie sie betont hatte, sie wolle anonym bleiben, was bei Menschen, die ihre Privatsphäre schützen wollen, nicht völlig ungewöhnlich ist. Ich bin auf jeden neuen Klienten gespannt, aber diejenigen, die besonders hartnäckig darauf bestehen, anonym zu bleiben, finde ich, ehrlich gesagt, immer ein bisschen aufregend.

DIE RESPEKTLOSIGKEIT: Ich frage mich, wie viele Menschen Daphne getötet hat.

Die Uhr tickte und der Zeiger wies nun auf fünf Minuten nach. Immer noch keine Daphne. Ich streifte durchs Zimmer und sorgte dafür, dass alles ordentlich und aufgeräumt aussah – ich richtete die Kissen, sorgte dafür, dass meine Pflanzen nicht so vernachlässigt aussahen, und überprüfte, ob mein Handy auf stumm gestellt war. Dann setzte ich mich hin und wartete.

Ich starrte auf die Tür wie ein Hund, der darauf wartet, dass sein Besitzer nach Hause kommt. Acht Minuten waren inzwischen vergangen. Immer noch keine Daphne.

DER KRITIKER: Was zum Teufel macht diese Daphne da? Das ist unhöflich. Zeit ist Geld.

DIE EMPATHIE: Vielleicht ist es ihr erstes Mal Therapie. Vielleicht hat sie wirklich Angst? Gib ihr eine Chance. Du erinnerst dich doch an deine eigenen Therapie-Erfahrungen?

DIE ANGST: Was, wenn sie auf dem Weg hierher von einem Bus angefahren wurde?

DIE RESPEKTLOSIGKEIT: Stell dir vor, sie wird dabei erwischt, wie sie stattdessen mit ihrem Schirm auf den Bus einschlägt. »Stirb, Bus, stirb!«

DER ANALYTIKER: Du bist nervös, weil du aufgeregt bist.

DIE BIOLOGIE: Dein sympathisches Nervensystem wird aktiviert.

DAS MITGEFÜHL: Schon okay, wenn du nicht ruhig und gelassen bist – und wenn du dich unwohl fühlst.

DER...

Erscheint lt. Verlag 17.11.2024
Übersetzer Katja Theiß
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie
Schlagworte Angststörung • angstzustände • Emotionen • Gefühle • Gesprächstherapie • mentale Gesundheit • Mental Health • negative Gedanken • Panikattacken • psychische Genesung • Psychische Probleme • Psychologe • Psychotherapeutische Praxis • Ratgeber • Selbstfindung • Selbsthilfe • soziale Ängste • Therapie • Zwangsstörungen
ISBN-10 3-98922-044-6 / 3989220446
ISBN-13 978-3-98922-044-7 / 9783989220447
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