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Sinn finden (eBook)

Warum es gut ist, das Leben zu hinterfragen | Ein wissenschaftlich fundierter Wegweiser
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
240 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-3265-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sinn finden -  Tatjana Schnell,  Kilian Trotier
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Wege zum Sinn im Leben - eine besondere Entdeckungsreise mit der Pionierin der empirischen Sinnforschung Tatjana Schnell und dem ZEIT-Journalisten Kilian Trotier Was gibt Hoffnung? Was macht mein Leben reicher? Was gibt ihm Sinn? Was verschafft ihm Erfüllung und Zuversicht? Basierend auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zeigt das Buch von Tatjana Schnell und Kilian Trotier, wie wir in einer Welt, die mehr denn je geprägt ist von Ungewissheit und fundamentaler Veränderung, unser eigenes Leben selbstbewusst gestalten. Es ist eine radikale Entscheidung, mit der viele vielleicht heimlich liebäugeln: aufstehen, alles liegen lassen und einfach weg, neu anfangen. Gerade in den Momenten, in denen sich das Leben besonders fragwürdig oder gar schmerzhaft anfühlt, taucht die Frage nach dem Sinn auf. Was macht ihn aus? Wie finden wir ihn? Kilian Trotier und Tatjana Schnell beschäftigen sich schon lange mit diesen Fragen. Sie wissen: Wer Sinn im Leben finden will, muss manchmal einen weiten Weg zurücklegen. In ihrem Buch machen sie deutlich, wie wichtig es ist, sich selbst zu kennen, um gut für andere da sein zu können. Sie zeigen sie, aus welchen Quellen wir Inspiration und Lebensfreude ziehen und warum Sinnkrisen uns auf positive Weise verändern können. Denn wer nach Sinn strebt, hat gute Chancen, auch glücklich zu werden.

Tatjana Schnell ist Professorin für Existenzielle Psychologie an der MF Specialized University in Oslo, Norwegen. Seit über zwanzig Jahren erforscht sie die Frage nach dem Sinn: im Leben, in der Arbeit, in Krisenzeiten. Nach ihrem Studium in Göttingen, London, Heidelberg und Cambridge promovierte sie an der Universität Trier und habilitierte sich an der Universität Innsbruck. Sie leitet seit vielen Jahren das Existential Psychology Lab und gründete die Plattform www.Sinnmacher.eu.

Tatjana Schnell ist Professorin für Existenzielle Psychologie an der MF Specialized Universityin Oslo und assoziierte Professorin an der Universität Innsbruck. Die Gründerin des Existential Psychology Lab und der Plattform www.sinnmacher.eu forscht seit über 20 Jahren zu Themen wie Lebenssinn, Weltanschauung, Leiden und Sterblichkeit und deren praktischer Bedeutung für Individuen, Organisationen, Gesellschaft und Umwelt. Kilian Trotier arbeitet bei der Wochenzeitung Die ZEIT. 2021 gründete er das Projekt »ZEIT Sinn – Wofür leben wir?« mit, in dem es um die großen Fragen des Lebens geht. Im Frühjahr 2023 hat er gemeinsam mit Tatjana Schnell die Serie »Sinn finden« entwickelt.

Prolog


An dem Tag, der sein Leben verändern wird, kommt seine Freundin mit zur Arbeit. Er hat sie darum gebeten, weil er ihre Unterstützung braucht, das spürt er. Während er sein Büro in einer Universität betritt, setzt sie sich in eine ruhige Ecke auf derselben Etage. Kurz vor Mittag geht er zu ihr und sagt: »Ich muss nach Hause, ich kann nicht mehr.« Sie verlassen das Gebäude, das er danach nie wieder betreten wird. Raus aus dem Job, in den er nicht mehr zurückkehren wird.

Es ist eine radikale Entscheidung. Eine, mit der viele heimlich liebäugeln: aufstehen, alles liegen lassen und einfach weg. Der Mann mit dem Job an der Universität, der anonym bleiben möchte und hier Rufus Weibel heißen soll, konnte nicht mehr. Er hielt den psychischen Druck nicht mehr aus, den seine Chefin in seinen Augen ausübte, ihre Forderung, ständig erreichbar sein zu sollen. Der Mann wollte aber auch nicht mehr.

Weibel hatte sich diesen Beruf ausgesucht, hatte sich auf die Stelle gefreut: Doktorand an einer renommierten Universität, er konnte etwas ganz Neues aufbauen, Teil eines Teams sein, motiviert, klug, hoffentlich bahnbrechend in den Forschungen. Sein Studium hatte er mit 1,0 abgeschlossen, ihm war alles leichtgefallen. Bis jetzt. Jetzt hat er einen Tinnitus und fühlt tief in sich drin: Das ist es nicht wert. Das muss ich nicht machen. Das hat keinen Sinn.

Das hat keinen Sinn – dieser Satz kann sich schnell und achtlos daher sagen. Bei Rufus Weibel ist es nicht so. Er meint ihn ernst: Was ihn vor gar nicht langer Zeit mit Vorfreude und Erwartungen erfüllt hatte, ist leer und belastend geworden. Und je intensiver sich die Zweifel in seine Gefühle gefressen haben, desto poröser wurde dieses zu Beginn noch unerschütterliche, weil selbstverständliche Wissen um den Sinn. Deshalb dieser krasse Bruch. Deshalb dieses Gefühl, verloren zu sein, orientierungslos.

Die Forschung zeigt: Menschen, die Sinn in ihrem Leben sehen, leben gesünder – körperlich und seelisch. Sie können besser mit Krisen umgehen. Sie können sich besser motivieren. Studien zeigen sogar, dass Menschen, die Sinn in ihrem Leben sehen, länger leben. Wie aber findet man diesen Sinn?

Die Antwort ist nicht leicht. Weder für Rufus Weibel noch für viele andere Menschen auf der Welt. Denn mit dem Sinn ist das so eine Sache. So sehr man ihn sich wünscht, er lässt sich nicht bestellen, nicht erzwingen und schon gar nicht kaufen. Sinn ist keine Emotion wie das Glück, die man in einem Moment spürt und bei der man sich sicher ist: Ja, so fühlt es sich an. Wer Sinn erkennen will, muss über ihn nachdenken. Wer Sinn finden will, muss manchmal einen weiten Weg zurücklegen, um ans Ziel zu gelangen. Wobei: Auch mit dem Ziel ist das so eine Sache.

Der Ursprung des Wortes Sinn liegt im indogermanischen Begriff »sent«, der so viel bedeutet wie »eine Richtung einschlagen, eine Fährte suchen«. Der Sinn ist also selbst der Weg, oder anders gesagt: Der Sinn findet sich auf dem Weg. Er ist nicht statisch, er kann sich verändern, er lässt sich nicht leicht greifen.

Gut vergleichbar ist die Suche mit einer Wanderung in der Natur: Mal ist der Pfad klar erkennbar, der Untergrund läuft sich leicht und die Richtung ist eindeutig. Mal hat der Regen den Boden so aufgeweicht, dass es schwer ist, voranzukommen. Mal hängt Gestrüpp von links und rechts, und die Gräser vor einem sind so hoch und dicht, dass man sich unsicher fragt: Geht es hier überhaupt weiter?

Die Wanderung ist für jeden Menschen anders. Niemand kann den Weg eines oder einer anderen gehen. Und niemand kann den Weg für eine oder einen anderen gehen. Es gibt aber bestimmte Gelände, bestimmte Herausforderungen und Wegmarken, die sich ähneln. Es gibt Menschen, die – wie der Mann, der vom Bürostuhl aufstand und nie zurückkehrte – im Beruf straucheln und nach einem neuen Sinn in ihrem Arbeitsleben suchen. Es gibt Menschen, deren Beziehung scheitert, die verlassen werden, die selbst spüren: So, wie es bislang war, geht es nicht weiter. Gerade in den Momenten, in denen sich das Leben besonders fragwürdig, manchmal auch besonders schmerzhaft anfühlt, taucht die Frage nach dem Sinn auf. Es gibt aber auch Menschen, bei denen kein großes Ereignis, kein Bruch zum Ausgangspunkt für die Suche wird. Der Prozess beginnt leiser, impliziter. Aber die Frage, sie geht nicht mehr weg.

Mit all diesen Menschen machen wir uns in diesem Buch gemeinsam auf den Weg. Während wir unterwegs sind, wollen wir den Sinn besser verstehen – indem wir uns ihm Schritt für Schritt annähern und ihn vermessen: mithilfe wissenschaftlicher Studien, die Tatjana Schnell und andere Forschende in den vergangenen 25 Jahren durchgeführt haben und die sie in ihrem Fachbuch Psychologie des Lebenssinns aufgearbeitet hat. Und mithilfe persönlicher Gespräche, die Kilian Trotier als Journalist der ZEIT mit Menschen wie Rufus Weibel über Erfüllung, Glück, Wendepunkte und Lebenskrisen geführt oder die er als Redakteur betreut hat.

Wir Autoren sind überzeugt, dass es Sinn ergibt, sich über den Sinn Gedanken zu machen. Damit sind wir nicht alleine. Das zeigen Daten aus Tatjana Schnells Studien. Siebzig Prozent der Deutschen finden es wichtig, ein sinnvolles Leben zu führen. Bei siebzig Millionen Erwachsenen sind das 49 Millionen Menschen. Nur acht Prozent meinen, sie brauchen keinen Sinn im Leben. Ungefähr ein Fünftel macht sich keine Gedanken über das Thema. Vor zwanzig Jahren war es noch ein Drittel. Es gibt also immer mehr Sinnbewusste und Sinnsuchende in diesem Land.

Für diese Menschen möchten wir vorab einige Dinge klären. Wer sich mit uns gemeinsam auf den Weg macht, soll nicht enttäuscht werden und erst recht nicht verletzt. Denn Sinn ist etwas sehr Persönliches. Damit gehen wir nicht leichtfertig um. Daher eine Reisevorbereitung in zehn Punkten.

  • Erstens: Wir schreiben über den Sinn, den Menschen in ihrem Leben sehen. Also den Sinn im Leben. Nicht den Sinn des Lebens. Ob es den Sinn des Lebens gibt, wissen wir nicht. Für manche ist er Teil ihres Lebenssinns, andere kommen ohne ihn aus. Beide Zugänge sind spannend, wir spekulieren hier nicht darüber, was richtig ist.
  • Zweitens: Wir machen uns auf die Suche nach Sinn im Leben, nicht nach Sinn in einzelnen Ereignissen. Wer in einer Krankheit, dem Tod eines Angehörigen, einer Scheidung oder dem Verlust eines Jobs einen Sinn finden will, kann daran verzweifeln. Wir weiten den Blick und versuchen herauszufinden, wie man selbst mit schwierigen Erlebnissen umzugehen lernen kann.
  • Drittens: Es ist kein Zufall, dass zurzeit so viele Menschen auf der Suche nach dem Sinn sind. Die Kirchen, die in unserem Teil der Welt jahrhundertelang das Monopol auf Sinnproduktion innehatten, sind in Deutschland zu einem Sinn-Anbieter unter vielen geschrumpft. Das hat umwälzende Auswirkungen. War der Sinn im Leben in einer kirchlich dominierten Gesellschaft unauflöslich verbunden mit dem Sinn des Lebens – einem allmächtigen Gott zu dienen –, kann jede und jeder nun selbst den Sinn im Leben suchen. Das hat etwas Befreiendes. Es ist nicht mehr vorgegeben, was man zu denken hat. Es ist aber auch eine Herausforderung: Jeder Mensch muss selbst für sich überlegen, worin er den Sinn seines Lebens sieht. Je mehr Optionen es gibt, desto schwieriger ist die Entscheidung.
  • Viertens: Sinn ist subjektiv. Was man als sinnvoll erachtet, entwickelt sich aus und mit persönlichen Erfahrungen, Einstellungen und Perspektiven auf die Welt. Diese Grunderkenntnis prägt die Art von Tatjana Schnell, Forschung zu betreiben und für dieses Buch auszuwerten. Wir wollen bei allen Fragen rund um den Sinn immer wissen, was die Empirie sagt – von welchen Erfahrungen also die Menschen berichten. Daraus ziehen wir unsere Schlüsse. Wenn wir so etwas wie zentrale Merkmale des Sinns entwickeln, dann auf Basis dessen, was Menschen mitteilen.
  • Fünftens: Wir werden am Ende nicht den einen Sinn präsentieren. Das wäre höchst unseriös. Wie sollten wir uns anmaßen, das für jede Einzelne und jeden Einzelnen zu entscheiden? Was wir tun: Wir geben Einsichten aus der Forschung und Gedanken an die Hand, die dabei helfen können, Sinn im Leben zu finden. Wir machen Angebote, manchmal auch auf Studien basierende Empfehlungen, aber keine Vorgaben.
  • Sechstens: Sinn ist ein schillernder Begriff. Deshalb wird er gern mit anderen schillernden Begriffen in Beziehung gebracht. Achtsamkeit zum Beispiel. Sinn ist aber etwas anderes als Achtsamkeit. Während die Achtsamkeit fordert, im Moment zu sein und sich für diesen innerlich zu leeren, fordert der Sinn ein Nachdenken, ein Füllen, ein über den Moment Hinausgehen. Sinn ist auch nicht gleich Glück. Das Verhältnis der beiden Begriffe lässt sich so zusammenfassen: Wer sich auf das Glück fokussiert, wird in vielen Fällen unglücklich. Wer nach Sinn strebt, hat gute Chancen, auch glücklich zu werden. Warum das so ist, erklären wir in diesem Buch.
  • Siebtens: Sinn ist kein Luxus. Er ist nicht nur etwas für die obere Mittelschicht, die im Berliner Prenzlauer Berg bei einem Hafermilchcappuccino über das Leben reflektiert. Sinn ist der Grund...

Erscheint lt. Verlag 17.10.2024
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie
Schlagworte Erfüllung • Glück • Innere Werte • Lebenssinn • Neuorientierung • Orientierung • Sinn im Leben • Wendepunkt im Leben • Werte
ISBN-10 3-8437-3265-5 / 3843732655
ISBN-13 978-3-8437-3265-9 / 9783843732659
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