Die Wahrheit hinter Sherlock Holmes. Wie ein viktorianischer Mordfall enthüllte, wer hinter dem größten Detektiv aller Zeiten steckt (eBook)
320 Seiten
Anaconda Verlag
978-3-641-32424-7 (ISBN)
- Holmes und Watson gab es wirklich
- True Detective! Die kongeniale Romanfigur basiert auf den viktorianischen Ermittlern Bell und Littlejohn!
- Sachbuch-Autor Daniel Smith rollt einen Mordfall von 1893 auf, der damals die Öffentlichkeit in Atem hielt und dessen Ermittler Doyle direkt zu Sherlock Holmes und Dr. Watson inspirierten
- »Ein fesselnder echter Kriminalfall, der ein ganz neues Licht auf die Erfindung des berühmtesten Detektivs der Literaturgeschichte wirft« Daily Mail
- »Faszinierend und fachkundig geschrieben: ein echter Mordfall, der die wahre Geschichte von Sherlock Holmes zum Leben erweckt.« Andrew Lycett, Autor von Conan Doyle: The Man Who Created Sherlock Holmes
Der britische Autor Daniel Smith hat mehr als 30 Sachbücher über ein breites Spektrum von Themen verfasst, von Sherlock Holmes oder Steve Jobs bis hin zu politischen Skandalen oder der Kampagne »Dig for Victory« über den Zweiten Weltkrieg. Seine Bücher sind in 25 Sprachen übersetzt. Er ist außerdem als Drehbuchautor tätig und war über zwanzig Jahre lang Redakteur des The Statesman's Yearbook, eines geopolitischen Führers durch die Welt.
1
Die Holmes-Connection
»Die Welt ist voller Offensichtlichkeiten,
die niemand je bemerkt.«
Sherlock Holmes, Das Geheimnis von Boscombe Valley
1893 hatte die Begeisterung für Sherlock Holmes höchste Höhen erreicht. Es schien, als sei die ganze Welt dem führenden »beratenden Detektiv« verfallen – mit einer beachtlichen Ausnahme: seines Schöpfers, Arthur Conan Doyle.
Der Grund für Doyles zwiespältiges Verhältnis zu seiner Figur war sein Bestreben, als mehr angesehen zu werden als nur ein Schreiberling von Kriminalgeschichten. Sein großer Traum war es, ausladende historische Romane zu schreiben, als eine Art Walter Scott seiner Zeit. Die Geschichten rund um Sherlock Holmes gingen ihm fatalerweise leicht von der Hand; gut bezahlte Bagatellen, die ihn von ernsthafteren Arbeiten wie den Romanen Micah Clarke und White Company abhielten. Während er am laufenden Band Geschichten mit Holmes’ Meisterleistungen ablieferte, um die gierige Leserschaft des Strand Magazine zufriedenzustellen, wuchs sein Frust darüber, dass man ihn in eine bestimmte Schublade steckte. Würde ihm dieses vermaledeite Blatt nur nicht so viel Geld nachwerfen, damit er immer noch mehr von diesen Reißern schrieb!
Um sich von der Tyrannei seines fiktionalen Geschöpfs zu befreien, sah Doyle, wie ein geistig umnachteter Krimineller, nur einen Ausweg. Er plante, Holmes an einem Wasserfall in den Alpen in den Tod zu stoßen. Noch bevor das Jahr zu Ende ging, sollte die Tat vollbracht werden. In der Geschichte Das letzte Problem sollte Holmes am Reichenbachfall in den Schweizer Alpen in die Tiefe stürzen, und dieser Sturz sollte ihm zum Verhängnis werden. Ein literarisches Ereignis, das eine gewaltige Erschütterung darstellen und zahllose Leser sprachlos machen würde. Und so kam es auch: Nachdem die Geschichte veröffentlicht worden war, versammelten sich in London vor dem Redaktionsgebäude des Strand Magazine zahlreiche junge Männer, die zum Zeichen ihrer Trauer schwarze Armbinden trugen.
Doch gerade als Doyle seinen berühmtesten Sohn in die Geschichte eingehen lassen wollte, rückten die beiden Männer, an die Holmes so stark angelehnt war wie an sonst niemanden, massiv ins Bewusstsein der Öffentlichkeit: zwei Beteiligte in dem Prozess, der über Jahre hinweg der am meisten diskutierte Mordprozess in der wirklichen Welt war, dem Verfahren gegen Alfred Monson. Das ohnehin schon fieberhafte Interesse daran wurde nun noch dadurch gesteigert, dass einer dieser beiden, Joseph Bell, kurz zuvor als einflussreichstes Vorbild des allseits geschätzten Bewohners der Baker Street 221b »geoutet« worden war. Dass nicht auch Henry Littlejohn in dieser Rolle gesehen wurde, belegt, wie nüchtern Bell und Littlejohn bei ihren Ermittlungen zusammenarbeiteten. Aber wie war es dazu gekommen, dass sich die Wege von Bell, Littlejohn und Doyle gekreuzt hatten?
Ihre gemeinsame Geschichte beginnt im Jahr 1876 an der Universität von Edinburgh, als Doyle dort sein Studium der Medizin aufnimmt. Bell und Littlejohn gehörten zu diesem Zeitpunkt bereits zu den angesehensten Mitgliedern der Fakultät.
Bell, geboren 1837 in Edinburgh, stammte aus einer renommierten Medizinerfamilie. Daher war es nahezu unausweichlich, dass er beruflich in die Fußstapfen seiner Altvorderen trat, und darüber hinaus besaß er (als Praktiker wie auch als Lehrer) ein natürliches und geradezu atemberaubendes Gespür für dieses Fach. 1859 schloss er sein Studium an der medizinischen Fakultät der Universität ab und arbeitete anschließend bei Professor James Syme – einem der großen Vorreiter der Chirurgie jener Zeit – als Assistenzarzt. Schon bald, im Alter von nur sechsundzwanzig Jahren, wurde er damit betraut, an der Universität Kurse in systematischer und operativer Chirurgie zu koordinieren.
Beachtlicherweise ließ er auch nach diesem fulminanten Beginn seiner Laufbahn nicht in seinem Eifer nach. Mitte des 19. Jahrhunderts war Edinburgh ein Zentrum der fortschrittlichen Medizin sowie sozialer Reformbewegungen, und als immer mehr Altgediente wie Syme in den Ruhestand gingen, wurde Bell nach und nach eine der treibenden progressiven Kräfte. Nicht nur bildete er seine Studenten auf höchstem Niveau aus, sondern er war auch darum bemüht, die Arbeitsbedingungen in der Medizin weiterzuentwickeln und zu verbessern. So setzte er sich etwa ganz besonders für die Krankenschwestern ein; er erkannte, wie wichtig sie waren, um die Patienten bestmöglich zu versorgen, und betrachtete sie daher nicht mehr, wie es bis dahin üblich gewesen war, als niedere Handlangerinnen. Seine Bestrebungen, der professionellen Pflege mehr Anerkennung zu verschaffen, machten ihn zum Freund und Vertrauten von Florence Nightingale, und 1887 widmete er ihr sogar sein Buch Some Notes on Surgery for Nurses (»Chirurgie für Krankenschwestern«). Darüber hinaus war er Präsident des Royal College of Surgeons in Edinburgh, trat dafür ein, dass Frauen an der medizinischen Fakultät zugelassen wurden, war Leitender Chirurg am Royal Hospital for Sick Children (das 1860 eröffnet wurde, nachdem er selbst und etliche seiner Kollegen, darunter Henry Littlejohn, jahrelang dafür gekämpft hatten) und gab nicht zuletzt fast fünfundzwanzig Jahre lang das Edinburgh Medical Journal heraus. Abgesehen von der Medizin war er ein treuer Kirchgänger und Friedensrichter und bekleidete den Rang eines stellvertretenden Leutnants (war also der handverlesene Assistent des persönlichen Statthalters der Queen im County Edinburgh). Kurz gesagt, er war in vielerlei Hinsicht aktiv, stets beseelt von dem aufrichtigen Bestreben, die Lebensbedingungen seiner Mitbürger zu verbessern.
Henry Littlejohn war zwar elf Jahre älter als Bell, aber keineswegs weniger umtriebig. Auch er war aus Edinburgh gebürtig, doch sein Weg zur Medizin war bei Weitem nicht so vorgezeichnet wie bei Bell. Sein Vater war Bäckermeister, und als siebtes von neun Kindern hätte Henry durchaus in der Menge untergehen können. Doch seine Leidenschaft für die Medizin setzte sich durch, und 1847 schloss er an der Universität von Edinburgh sein Studium ab. Im Anschluss arbeitete er ein Jahr lang auf dem europäischen Festland, kehrte dann in seine Heimatstadt zurück und trat eine Stelle als Assistenzarzt in der Pathologie des Krankenhauses Edinburgh Royal Infirmary an.
Bei dieser Tätigkeit lernte Littlejohn den Tod gründlich kennen, in all seinen unterschiedlichen und oft grauenvollen Formen. Daher lag es nahe, dass er 1854 Amtsarzt der Polizei von Edinburgh wurde, was sich als äußerst zeitraubende Stelle erwies. Nicht nur war er verantwortlich für die medizinische Versorgung sämtlicher Beamter und Häftlinge, sondern auch eine der ersten Anlaufstellen für Polizisten, die in schwerwiegenden Angelegenheiten ermittelten, seien es Unfälle oder Verbrechen. Regelmäßig zog man ihn zu Rate und bat ihn, forensische Untersuchungen durchzuführen – zu einer Zeit, in der die Forensik noch in den Kinderschuhen steckte – oder Obduktionen vorzunehmen. Auch an den schottischen Gerichten ging er ein und aus, wo er Beweise vorlegte und seine Expertenmeinung vortrug, in Fällen aller Art, von verheerenden Zugunglücken über sexuelle Übergriffe bis zum Kindsmord. Er war bei buchstäblich jedem bedeutenden Kriminalprozess dabei, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Edinburgh geführt wurde, und erhielt dadurch einen umfassenden Einblick in Schottlands dunkle Seiten, den nur wenige Menschen im selben Maß bekamen und um den ihn noch weniger Menschen beneideten.
Seine Arbeit als Polizeiarzt machte ihn stadtweit bekannt, und seine Berühmtheit wuchs noch, als er 1862 zum ersten Gesundheitsdezernenten der Stadt Edinburgh ernannt wurde, mit der Aufgabe, für die Gesundheit und die Sicherheit der allgemeinen Bevölkerung zu sorgen. Diese neu geschaffene Stelle war auch eine Reaktion auf den Einsturz eines Mietshauses an der High Street, der im Jahr zuvor fünfunddreißig Todesopfer gefordert hatte. Obwohl Littlejohn durch seine Tätigkeit bei der Polizei ohnehin bereits stark beansprucht war, ging er seine neue Aufgabe mit außergewöhnlichem Tatendrang an; ja, hier sollte er sogar die Arbeit leisten, für die er dann vor allem bekannt wurde.
1865 veröffentlichte er eine richtungweisende Studie, Report on the Sanitary Conditions of the City of Edinburgh (»Bericht über die hygienischen Zustände in der Stadt Edinburgh«). Trotz seines staubtrockenen Titels löste dieser Zustandsbericht eine Generalsanierung der Stadtlandschaft aus, die geradezu einer Revolution gleichkam. In lebhaften Farben schilderte Littlejohn die Armut und die Verwahrlosung, in der die Bewohner lebten, erläuterte, welchen überfüllten, dreckigen Lebensraum die Stadt darstellte, und legte ausführlich dar, wie all diese Faktoren dazu führten, dass immer mehr Menschen in schlechtem gesundheitlichem Zustand waren. Dieser Bericht gab den Anstoß dafür, dass die kommunalen Behörden 1867 den Edinburgh City Improvements Act verabschiedeten, ein Gesetz, das die Räumung von Elendsvierteln vorsah, den Bau eines neuen und deutlich wirkungsvolleren Abwassersystems sowie die Errichtung breiter Hauptstraßen, die Edinburgh noch heute zu einer besonders vornehmen und attraktiven Metropole machen. Wie nur wenige andere kann Henry Littlejohn für sich in Anspruch nehmen, das Gesicht der Stadt, in der er lebte, nachhaltig verändert zu haben.
Doch damit war die Reihe seiner bedeutenden Errungenschaften noch nicht beendet. So sagte er etwa den Infektionskrankheiten den Kampf an, die die arme Bevölkerung der Stadt, welche durch die Zeitläufte dazu gezwungen war, auf engstem...
Erscheint lt. Verlag | 16.10.2024 |
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Zusatzinfo | SW-Abbildungen |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | The Men Who Were Sherlock Holmes |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Sprach- / Literaturwissenschaft ► Germanistik |
Schlagworte | 2024 • Baker Street • Der Hund von Baskerville • Doktor Watson • Dr. Watson • eBooks • englische Krimis • Ermittler • Geschichte • historische Kriminalfälle • historischer Mordfall • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Lestrade • Meisterdetektiv • Neuerscheinung • Professor Moriarty • Scotland Yard • Sherlock Holmes • sherlock holmes buch englisch • sherlock holmes bücher • sherlock holmes filme • sherlock holmes schmuckausgabe • sherlock holmes serie • sherlock holmes spiel • sherlock holmes watson • sherlock holmes wattpad • Spannung • True Crime • wahre Begebenheiten |
ISBN-10 | 3-641-32424-6 / 3641324246 |
ISBN-13 | 978-3-641-32424-7 / 9783641324247 |
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