Ein Leben für Menschlichkeit und Gerechtigkeit
Heinrich Dittmar wurde am 25. September 1934 in Gießen geboren. Aufgewachsen ist er in Nieder-Gemünden, wo er von 1940 bis 1944 die Volksschule besuchte. Sein Vater war Eisenbahnbeamter, seine Mutter Hausfrau.
Abb. 1: Einschulungsbild von Heinrich Dittmar 1940. Foto: Marga Dittmar
Ab 1944 besuchte er das Gymnasium in Grünberg, wo er 1954 sein Abitur ablegte und anschließend an der TH Darmstadt – Pädagogisches Institut in Seeheim-Jugenheim ein Studium für das Lehramt an Volks- und Mittelschulen begann. Seinen Wohnsitz hatte er ebenfalls dort. 1961 legte Heinrich Dittmar sein Staatsexamen ab. Zu diesem Zeitpunkt war er schon vier Jahre Lehrer an der Volksschule in Ober-Gleen, wo er bis zum Beginn seines Zusatzstudiums der Heil- und Sonderpädagogik, Schwerpunkt Lernbehinderten-und Sprachheilpädagogik, in Marburg von 1963 bis 1965, blieb. Schule und die Lehrerwohnung befanden sich im Gemeindezentrum bei der evangelischen Kirche, heute das Mehrgenerationenhaus. Noch viele Jahre später erinnerten sich „alte“ Ober-Gleener gerne an ihn, zumal er 1958 zu den Mitbegründern des Sportvereins Ober-Gleen gehörte und bis 1966 auch dessen Vorsitzender war. 1960 rief er die Jugendabteilung des SV Ober-Gleen ins Leben. Für seine Verdienste für den Verein wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Abb. 2: Der junge Lehrer Heinrich Dittmar mit seiner Klasse in Ober-Gleen. Foto: Marga Dittmar
Ein weiteres Hobby von Heinrich Dittmar war die Jagd. Er besaß einen Jagdschein, konnte dieser Leidenschaft aber aus finanziellen Gründen in Ober-Gleen nicht nachgehen. Auf die Pirsch ging er trotzdem mit.
1957 begann Heinrich Dittmar nicht nur seine Laufbahn als Lehrer: Am 5. Oktober d.J. heiratete er auch Marga Rüger aus Eudorf, mit der er zwei Kinder hatte, die 1958 geborene Tochter Christiane und den 1961 geborenen Sohn Jörg. Seine Frau Marga war es auch, die Heinrich Dittmar den „Rücken frei hielt“, damit er sich, vor allem nach dem Umzug nach Alsfeld 1964, nicht nur seiner schulischen Karriere sondern auch seinen unzähligen ehren- und nebenamtlichen Tätigkeiten widmen konnte. Seine Familie kam da manches Mal zu kurz.
Abb. 3+4: Hochzeitsfoto von Heinrich und Marga Dittmar 1957, und der Student, der gerne mit der Bahn fuhr. Fotos: Marga Dittmar
Sowohl die Wahl seiner beiden Studiengänge als auch die Gründung der Jugendabteilung beim SV Ober-Gleen zeigten schon früh Heinrich Dittmars Interesse sowohl an der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen als auch an benachteiligten und unterdrückten Menschen. Sein Menschenbild war christlich und von einer großen Empathie geprägt, was sich auch bei seinem späteren Engagement bei der Aufarbeitung des NS-Unrechts und den Verfolgten sowie deren Nachkommen zeigte.
Am Aufbau des Sonderschulwesens1 im ehemaligen Schulaufsichtsbereich Alsfeld (ab 01.01.1980 Staatliches Schulamt in Lauterbach) war Heinrich Dittmar maßgeblich beteiligt. Bereits ab 1949 gab es eine Hilfsschulklasse an der Stadtschule. 1962 zog diese in die neu erbaute Gerhart-Hauptmann-Schule um, ab 1963 in den separaten Anbau. Rektor damals war Max Wintersteiner (bis 1967). Von 1967 bis 1968 dauerten die Bauarbeiten der Sonderschule Im Klaggarten. Rektor der neuen Schule war von 1968 bis zu seiner Pensionierung 1993 Heinrich Dittmar, der seit 1963 bereits als Sonderschullehrer in Alsfeld tätig gewesen war. 1984 wurde die Sonderschule in Erich-Kästner-Schule umbenannt, 2016 schließlich wurde diese Schule wegen sinkender Schülerzahlen aufgelöst. Heute befindet sich dort die Kreisvolkshochschule.
Abb. 5: Verabschiedung von Heinrich Dittmar an der Erich-Kästner-Schule 1993, hinten links seine Frau Marga. Foto: Marga Dittmar
Es verwundert nicht, dass der Name Heinrich Dittmar vielen Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen hessenweit ein Begriff war – und teilweise immer noch ist. Er war in zahlreichen Gremien und Berufsverbänden tätig – und in noch mehr Vereinen. Eine von ihm selbst verfasste Aufstellung, die von der Autorin ergänzt worden ist, verdeutlicht dies:
Nebenamtliche Tätigkeiten:
1965-1992 | Fachberater für das Sonderschulwesen beim Schulamt des Kreises Alsfeld und dem Staatlichen Schulamt für den Vogelsbergkreis; |
1990-1992 | Beauftragter des Kultusministeriums für den gemeinsamen Unterricht von behinderten und nichtbehinderten Kindern im Vogelsbergkreis; |
1986-1992 | Beauftragter des Regierungspräsidiums Gießen für die Kooperation von Museen und Schulen im Vogelsbergkreis; |
1966-1992 | Pädagogischer Mitarbeiter im Hessischen Institut für Lehrerfortbildung: Planung, Anregung und Durchführung von Veranstaltungen in der Lehrerfortbildung. |
Tätigkeiten in Berufsverbänden:
seit 1957 | Mitglied der Gewerkschaft „Erziehung und Wissenschaft“; |
1965-1975 | Rechner und Geschäftsführer des Ortsverbandes Alsfeld, Delegierter des Kreisverbandes für die Landesvertreterversammlung; |
1965-1984 | Mitglied der Bezirksfachgruppe „Sonderschulen“ im Regierungsbezirk Gießen; |
1963-1990 | Mitglied im Verband „Deutsche Sonderschulen“ / Landesverband. |
Bereich Sport:
1958-1966 | Vorsitzender des Sportvereins Ober-Gleen, Mitbegründer des Vereines; |
1964-1982 | Kreisjugendfußballwart des Sportkreises Alsfeld im Hessischen Fußballverband, |
| Mitglied im Kreisfußballausschuss; |
1980-1993 | Schulfußballberater im Kreisjugendausschuss; |
seit 1960 | Mitglied im Kreisrechtsausschuss Alsfeld im Hessischen Fußballverband, 1980-1993 Vorsitzender des Kreisrechtsausschusses; |
Abb. 6+7: Heinrich Dittmar bei einer Veranstaltung des Hessischen Museumsverbandes und bei einer Glockenführung im Jahr 2009. Fotos: Marga Dittmar und Monika Hölscher
Bereich Museum:
1971-1980 | Schriftführer im Geschichts- und Museumsverein Alsfeld, 1980-2005 2. Vorsitzender des Vereins und Vertreter des Museumsleiters; |
| 2000-2001 Kommissarischer 1. Vorsitzender des Vereins (nach dem Tod von Dr. Herbert Jäkel); |
1988-? | Vorsitzender des AK Museum und Schule des Hessischen Museumsverbandes und ständiger Gast im Landesvorstand, Vorbereitung und Durchführung von Fachtagungen. |
Bereich Lokalgeschichte:
seit 1980 | Bearbeitung der Geschichte der Juden im Raum Alsfeld und im Vogelsberg: |
| - Materialsammlung, Vortragstätigkeit, Stadtführungen, |
| - Veröffentlichungen über die Geschichte der Juden in Alsfeld und Vogelsberg sowie andere lokalgeschichtliche Themen, |
| - Bemühen um den Erhalt des jüdischen Erbes im Raum Vogelsberg |
| - Führungen durch das jüdische Alsfeld. |
seit ca. 1990 | Teilnehmer des „Chronistenstammtisches“; |
1999-2013 | Lokalgeschichtliche Vorträge beim „Christkindwiegen“ in Alsfeld.2 |
Bereich Denkmalpflege:
1973/1974 | Mitarbeit an der Vorbereitung des Denkmalschutzgesetzes im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft von Bürgerinitiativen; |
1976-2004 | Mitglied im Kreisdenkmalbeirat bei der Unteren Denkmalschutzbehörde des Vogelsbergkreises, Mitarbeit beim Aufbau des Gremiums; |
1986-1999(?) | Vorsitzender des Beirats; |
1978-1986 | Mitglied im Landesdenkmalbeirat beim Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst. |
Bereich Kirche:
1960-1964 | Mitglied im Kirchenvorstand Ober-Gleen; |
1958-1963 | Lektorentätigkeit im Raum Kirtorf; |
seit 1992 | Mitglied des Kirchenvorstandes Alsfeld, der Dekanatssynode und des Dekanatsdiakonieausschusses. |
Bereich Jugendpflege und -fürsorge:
1961-1964 | Mitglied im Jugendwohlfahrtsausschuss; |
1974-1989 | Jugendschöffe am Landgericht Gießen. |
Kommunalpolitische Tätigkeit:
1972 | Mitbegründer der Wählerinitiative Kreisstadt Alsfeld... |