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Leipzig 5 (eBook)

Geschichte der Reformation in Dresden und Leipzig (erweiterte Ausgabe)
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
133 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-23312-7 (ISBN)

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Leipzig 5 -  Claudine Hirschmann
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Die Bewohner Dresdens und Leipzigs in dem vorliegenden Schriftchen darauf hinzuweisen, wie von ihren Vätern vor 300 Jahren für die Wahrheit gestritten worden ist, und ihnen so das Evangelium selbst, für welches jene kämpften, teurer zu machen, drang und zwang den Verfasser sein Herz.  Dass beide Städte, was die Reformationsgeschichte derselben anlangt, zusammengehören, wird jeder zugeben, welcher mit dieser Geschichte einigermaßen vertraut ist. Waldenburg, den 31. Oktober 1838

Claudine Hirschmann, Jahrgang 1970, wollte den Dingen stets auf den Grund gehen, begeisterte sich allerdings nicht nur für Wassersport, sondern absolvierte frühzeitig bereits eine Ausbildung in Schauspiel, Instrumentalmusik und klassischem Gesang. Ihr Studium gestaltete sich ebenso interdisziplinär, doch die Paläografie entwickelte sich bei ihr zu einer Leidenschaft. Seit Ende der 80iger Jahre hat sie ihren Platz in der Welt des Buches gefunden, wobei das Genre durchaus zwischen Lyrik, Belletristik und Sachbuch wechselte. Staubige Archive, ggf. gar unter dem Dach eines Kirchturms, der gerade von einem Sturm eingehüllt ist, haben jedoch ihren eigenen Charme und für sie eine besondere Anziehungskraft. Nachdem Hirschmanns Buchreihe »Auf historischen Spuren« bereits vor Jahren positiven Anklang fand, engagiert sich die Autorin seither als Paläografin und Archivarin sowie Herausgeberin Literatur vergangener Jahrhunderte zu erhalten und verständlich zugänglich zu machen. Wobei künftig Streifzüge in neuzeitliche Themen gar nicht ausgeschlossen sind. Inzwischen lebt Claudine Hirschmann als freie Autorin in Leipzig sowie Köln. Weitere Informationen zur Autorin und ihren Büchern erfahren Sie unter www.historisches-archiv.de

Claudine Hirschmann, Jahrgang 1970, wollte den Dingen stets auf den Grund gehen, begeisterte sich allerdings nicht nur für Wassersport, sondern absolvierte frühzeitig bereits eine Ausbildung in Schauspiel, Instrumentalmusik und klassischem Gesang. Ihr Studium gestaltete sich ebenso interdisziplinär, doch die Paläografie entwickelte sich bei ihr zu einer Leidenschaft. Seit Ende der 80iger Jahre hat sie ihren Platz in der Welt des Buches gefunden, wobei das Genre durchaus zwischen Lyrik, Belletristik und Sachbuch wechselte. Staubige Archive, ggf. gar unter dem Dach eines Kirchturms, der gerade von einem Sturm eingehüllt ist, haben jedoch ihren eigenen Charme und für sie eine besondere Anziehungskraft. Nachdem Hirschmanns Buchreihe »Auf historischen Spuren« bereits vor Jahren positiven Anklang fand, engagiert sich die Autorin seither als Paläografin und Archivarin sowie Herausgeberin Literatur vergangener Jahrhunderte zu erhalten und verständlich zugänglich zu machen. Wobei künftig Streifzüge in neuzeitliche Themen gar nicht ausgeschlossen sind. Inzwischen lebt Claudine Hirschmann als freie Autorin in Leipzig sowie Köln. Weitere Informationen zur Autorin und ihren Büchern erfahren Sie unter www.historisches-archiv.de

 

1  Kirchlicher Zustand in Dresden und Leipzig vor der Reformation


Schon seit dem Jahre 1517 hatte das Wort Gottes in Kursachsen sowie in mehreren anderen deutschen Ländern aufs Neue seine himmlische Kraft bewahrt, hatte der Welt die Augen geöffnet, verjährte Irrtümer beseitigt und die Bollwerke des Aberglaubens zertrümmert. Aber während dort Jünglinge und Greise, Fürsten und Untertanen des wohltuenden Lichtes sich freuten, das seine Strahlen, wie einst zu den Zeiten der Apostel, weithin verbreitete, mussten Tausende in dem von Gott so reich gesegneten Land des Herzogs Georg1 in Finsternis schmachten und vermochten der Anbetung im Geist und in der Wahrheit, welche Christus forderte, sich nicht zu freuen.

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• 1: Er war ein Sohn Albrecht des Beherzten und regierte als Markgraf von Meißen und Landgraf von Thüringen vom Jahre 1500 bis zum Jahre 1539. Durch das Testament Albrechts vom 18. Februar 1499 war ihm, als dem ältesten Sohn, der Besitz dieser Länder zugesichert worden. Siehe Adam Friedrich von Glafey: Kern der Geschichte des Hohen Chur- und Fürstlichen Hauses zu Sachsen. S. 639. Böttiger, Geschichte des Kurstaats und Königreichs Sachsen. S. 819. Von Thüringen besaß Georg nach dem Teilungsrezess der Brüder Ernst und Albrecht vom Jahre 1485 (siehe Adam Friedrich von Glafey, a. a. O., S. 789 ff.) nur den kleineren Teil, nämlich die Städte Ballhausen, Tennstedt, Dornburg, Eckartsberga, Freiburg nebst Mücheln, Großfurra, Gebesee, Gröningen, Hohenstein, Herbsleben, Kindelbrück, Sachsenburg, Salza, Sangerhausen, Thomasbrücken und Weißensee. Auch hatte er die Oberhoheit über die Besitzungen mehrerer Vasallen in Thüringen.

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Wie nämlich von dem Beginn des Mittelalters an bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts Finsternis die Völker Europas überhaupt deckte, so waren auch die damals herzoglich-sächsischen Länder mit ihren beiden größten Städten Dresden und Leipzig dem Irrtum und Aberglauben verfallen.

Abb. 1.4: 

Das Residenzschloss Dresden, 1550 (Heinrich van Cleef)

Wenden wir unseren Blick zuerst auf Dresden, jene von einer reizenden Gegend umgebene Residenz des Herzog Georg, so fehlte es zwar zu Anfang des 16. Jahrhunderts daselbst keineswegs an Kirchen1, Kapellen und Altären. Aber was nützen Kirchen, wenn die Herzen nicht Tempel Gottes sind, was die Altäre, wenn der Christ nicht geistliche Opfer bringt? Diesen vernünftigen Gottesdienst suchte man umsonst in dieser Stadt.

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• 1: Die älteste Kirche Dresdens war unstreitig die Dreikönigskirche in Neustadt (sonst Alt-Dresden genannt). Doch die Frauen- oder Marienkirche soll ebenfalls schon um die Mitte des 11. Jahrhunderts erbaut worden sein. Die Filiale derselben war die Kreuzkirche. An der Stelle der jetzigen Sophienkirche stand die Barfüßerkirche. Landgraf Friedrich der Strenge hat dieselbe im Jahre 1351 erbaut. Von Kapellen gab es vor der Reformation:
  1. die Geistkapelle zum Hospital St. Bartholomäi.
  2. Die Fürstenkapelle im herzoglichen
    Schloss, von Georg erbaut.
  3. Die Niclaskapelle auf dem Rathaus zu Alt-Dresden.
  4. Die Alexiuskapelle auf der Elbbrücke zu Ehren des Leichnams Christi.
  5. Die Jakobskapelle oder der wallfahrtenden Brüder. Sie wurde durch Herzog Georg mit dem Jakobshospital verbunden.
  6. Die Maternihospitalkapelle an dem ehemaligen Frauentor.
  7. Die Erasmuskapelle in Alt-Dresden, wo jetzt der Palaisgarten ist. Sie gehörte anfangs zu dem dasigen Kloster, bis demselben die Dreikönigskirche zugewiesen ward.
     
  8. Die Kapelle unserer lieben Frauen am Queckbrunnen. Georg hob jedoch diese Kapelle auf.
  9. Die Kapelle zu St. Johannis, von Georg erbaut und späterhin zum böhmischen Gottesdienst gebraucht.
 In diesen Kirchen und Kapellen wurden wöchentlich zusammen 203 Messen an 47 Altären gelesen. Siehe Karl Gottfried Ziller: Denkwürdigkeiten aus der Reformationsgeschichte der Residenz-Stadt Dresden. 2. Auflage, Meißen 1827.

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Zeremonien, die das Auge wohl ansprachen, aber das Herz leer ließen, unziemliche Aufzüge auf offenem Markt, unnatürliche Kasteiungen, ein Hersagen unverständlicher Gebete machten den Gottesdienst aus. Sittenlosigkeit und Unwissenheit herrschten unter Laien und Priestern und fanden vorzüglich in den Klöstern einen sicheren Wohnsitz. Die Belege zu diesen Behauptungen liefert die Geschichte.

Große Wallfahrten wurden alljährlich zu der Frauenkirche in Neu-Dresden (jetzt Altstadt-Dresden) veranstaltet. Es wurde nämlich in dieser Kirche ein großes wächsernes Marienbild aufbewahrt, von welchem man viele Wunder erzählte, und welches besonders die Kraft, Kranke gesund zu machen, haben sollte. In noch größerem Ansehen jedoch stand, selbst noch zu Luthers Zeiten, der sogenannte schwarze Herrgott der Kreuzkirche, unter welchem wir ein großes schwarzes Kruzifix zu verstehen haben.1

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• 1: Dass dasselbe mit einer Menschenhaut überzogen gewesen und von den vielen Lichtern, welche um dasselbe angebrannt worden wären, schwarz geworden sei, gibt Paul Christian Hilscher in: Etwas zu der Kirchen-Historie in Alt-Dreßden. Dresden und Leipzig 1721, S. 18 an. Allein es ist dies wohl nur eine Vermutung Hilschers, deren Wahrheit aus geschichtlichen Denkmälern sich schwerlich nachweisen lässt.

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Schon Heinrich des Erlauchten Gemahlin hatte nämlich vorgeblich im Jahre 1234 ein Stück des Heiligen Kreuzes nach Dresden gebracht, welches in der nun sogenannten Kreuzkirche aufbewahrt wurde. Desgleichen soll auch im Jahre 1299 ein auf der Elbe herzugeschwommenes Kreuz aufgefangen und in feierlicher Prozession in die Kreuzkirche zur Aufbewahrung und Verehrung gebracht worden sein. In der Dreikönigskirche wurde die Fußsohle der Heiligen Maria aufbewahrt, zu welcher ein sehr großer Zulauf war1, und selbst nach Einführung der Reformation dauerte die Verehrung der Maria in dieser Kirche noch eine Zeit lang fort.

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• 1: Siehe hierzu von Paul Christian Hilscher: Etwas zu der Kirchen-Historie in Alt-Dreßden. Dresden und Leipzig 1721, S. 12.

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Dresden hatte bis zu den Zeiten der Reformation zwei Klöster. Eins derselben befand sich in Neu-Dresden in der Nähe der jetzigen Sophienkirche, und Mönche vom Orden des Heiligen Franziskus hatten dasselbe inne. Es soll unbemittelt gewesen und zuletzt von sieben Brüdern bewohnt worden sein. Bedeutender unstreitig war das Augustinerkloster zu Alt-Dresden. Es lag dieses Kloster in der Nähe des sogenannten Wiesentores, und von ihm hat noch jetzt die Klostergasse ihren Namen. Luther revidierte dasselbe im Jahre 1516, wie wir im folgenden Abschnitt sehen werden.

Sämtliche Kirchen und Kapellen Dresdens standen unter der Oberaufsicht des Bischofs zu Meißen, welcher allein von den 47 Altären der Dresdner Kirchen jährlich 120 Mark (ungefähr 1.600 Taler) Einkünfte bezog. Und wahrlich, welche Summen wurden durch den Ablass aus dieser Stadt geführt! Selbst noch im Jahre 1500 erschien bei Gelegenheit des Jubeljahres1 ein Ablassprediger in Dresden, welcher sich sechs Wochen daselbst aufhielt und eine sehr gute Einnahme gehabt haben soll.

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• 1: Nach Papst Bonifatius VIII. Bestimmung vom Jahre 1300 sollte allemal nach Verlauf von 100 Jahren ein Jubeljahr gehalten werden, wobei alle, welche dann nach Rom wallfahren würden, vollkommenen Ablass erlangen sollten. Schon Clemens der VI. bestimmte jedoch 1350, dass jedes 50se, Urban der VI. 1389, dass jedes 33te und Paul II. im Jahre 1470, dass jedes 25te Jahr ein Jubeljahr sein sollte. Letzterer ordnete zugleich, da die Fürsten darüber, dass so viel Geld nach Rom getragen wurde, unwillig wurden, gewisse Kirchen in den verschiedenen Ländern der Christenheit zu Gnadenstätten, an welchen in den Jubeljahren ebenso gut wie in Rom selbst, Ablass zu erlangen sei.

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Abb. 1.5: 

Die Sophienkirche in Dresden, 1852 (Christian Gottlob Hammer)

Wie erbärmlich, aber der Gottesdienst in der damaligen Zeit und in der dortigen Gegend gewesen sei, lernt man aus einem Bericht Emsers1, welcher in seiner Lebensbeschreibung des Bischof Benno den Gottesdienst in der Hauptkirche zu Meißen beschreibt: »Zu Mittag um 12 Uhr beginnen Schulknaben mit dem Gesang von Vigilien oder Gebeten für die Verstorbenen, hierauf kommen 8 herrschaftliche Kapläne und singen ebenfalls Vigilien, Vespern und ein Completorium bis um 2 Uhr. Diesen folgen die Canonici und der ganze Klerus und beenden die Vigilien (wenn es der Tag also mit sich bringt) samt dem, was sie weiter trifft, und auch die Vespern und das Completorium. Hierauf erscheinen die Grabati, d. i., die, welche bei der herrschaftlichen Gruft sitzen,...

Erscheint lt. Verlag 20.2.2024
Reihe/Serie Auf historischen Spuren mit Claudine Hirschmann
Mitarbeit Sonstige Mitarbeit: M. Gottlob Eduard Leo
Verlagsort Ahrensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Geschichte Regional- / Ländergeschichte
Schlagworte Leipzig • Reformation • Regionalgeschichte • Regionalliteratur • Sachsen
ISBN-10 3-384-23312-3 / 3384233123
ISBN-13 978-3-384-23312-7 / 9783384233127
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