Roms auswärtige Freunde in der späten Republik und im frühen Prinzipat
Duehrkohp & Radicke (Verlag)
978-3-89744-252-8 (ISBN)
Seitdem die Römer ihre Blicke weit über die italische Halbinsel hinaus richteten, entwickelte sich die amicitia populi Romani zu ihrem bestimmenden außenpolitischen Konzept. Ursprünglich implizierte dieses ganz allgemein gute und friedliche Beziehungen, doch erwies es sich bald als ein elastisches Instrument, um immer entfernter lebende Völker bei nur begrenztem Engagement zu kontrollieren und in das Imperium Romanum einzubeziehen. Über mehrere Jahrhunderte spielte das weite Netz sowohl zwischenstaatlicher als auch interpersonaler 'Freundschaften' nicht nur in politischer und militärischer Hinsicht eine entscheidende Rolle, sondern strahlte auch auf die soziale Stellung der beteiligten Parteien aus und trug zur kulturellen Romanisierung weiter Gebiete bei. Dabei boten diese Nahverhältnisse gerade in der turbulenten Zeit der ausgehenden Republik große machtpolitische Potentiale und Risiken. Das Verständnis von den sehr vielfältigen Spielarten transnationaler 'Freundschaftsbeziehungen' und ihren tiefgreifenden Auswirkungen zu schärfen ist das Anliegen des vorliegenden Sammelbandes. Mit diesem wird eine repräsentative Auswahl aus den Arbeiten getroffen, die im Umfeld des an der Universität Trier angesiedelten Projekts "Roms auswärtige Freunde" entstanden sind. Acht Beiträge der Trierer Forschungsgruppe um Heinz Heinen und Altay Coskun werden durch fünf weitere Studien international renommierter Althistoriker ergänzt.
Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.Seitdem die Römer ihre Blicke weit über die italische Halbinsel hinaus richteten, entwickelte sich die amicitia populi Romani zu ihrem bestimmenden außenpolitischen Konzept. Ursprünglich implizierte dieses ganz allgemein gute und friedliche Beziehungen, doch erwies es sich bald als ein elastisches Instrument, um immer entfernter lebende Völker bei nur begrenztem Engagement zu kontrollieren und in das Imperium Romanum einzubeziehen. Über mehrere Jahrhunderte spielte das weite Netz sowohl zwischenstaatlicher als auch interpersonaler 'Freundschaften' nicht nur in politischer und militärischer Hinsicht eine entscheidende Rolle, sondern strahlte auch auf die soziale Stellung der beteiligten Parteien aus und trug zur kulturellen Romanisierung weiter Gebiete bei. Dabei boten diese Nahverhältnisse gerade in der turbulenten Zeit der ausgehenden Republik große machtpolitische Potentiale und Risiken. Das Verständnis von den sehr vielfältigen Spielarten transnationaler 'Freundschaftsbeziehungen' und ihren tiefgreifenden Auswirkungen zu schärfen ist das Anliegen des vorliegenden Sammelbandes. Mit diesem wird eine repräsentative Auswahl aus den Arbeiten getroffen, die im Umfeld des an der Universität Trier angesiedelten Projekts 'Roms auswärtige Freunde' entstanden sind. Acht Beiträge der Trierer Forschungsgruppe um Heinz Heinen und Altay Coskun werden durch fünf weitere Studien international renommierter Althistoriker ergänzt.
Dr. habil. Altay Coskun ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter im Fach »Alte Geschichte« der Universität Trier. Er ist Herausgeber des Bandes Roms auswärtige Freunde in der späten Republik und im frühen Prinzipat.
Amicitiae und politische Ambitionen im Kontext der causa Deiotariana (45 v.Chr.) (S. 127-128)
ALTAY CO&350;KUN
Zeitlebens leistete der Tolistobogier Deiotaros Philorhomaios (reg. a. 100/94-41/40) seinen römischen Freunden schlagkräftige militärische Dienste und trat wirkungsvoll gegen die Expansionsbestrebungen eines Mithradates Eupator von Pontos oder eines Tigranes von Armenien ein. Dabei gelang es ihm, sein bescheidenes Erbterritorium in Westgalatien zum mächtigsten Reich auf dem anatolischen Subkontinent auszubauen. Den Weg zu diesem Ziel ebneten ihm nicht allein seine für den römischen Staat erbrachten Leistungen, sondern auch die vielfältigen Nahverhältnisse, die er zu den einflußreichsten Senatoren seiner Zeit, darunter Pompeius, Caesar und Cicero, unterhielt. Dieselben begünstigten nicht nur aktiv seine Ambitionen, sondern gewährten ihm in Zeiten bedrohlicher Anfechtung wirksamen Schutz.
Auf diesen war er besonders angewiesen, als er sich im Bürgerkrieg auf der Seite des Verlierers wiederfand. Zwar mußte er seine Parteinahme gegen Caesar mit dem Verlust nahezu der Hälfte seiner Territorien bezahlen (a. 48-47); jedoch sicherte das weitgespannte Netz seiner Kontakte auch damals sein politisches Überleben. Im Verlauf des Jahres 45 konnte er sich endlich Hoffnung auf die Rückgewinnung des ostgalatischen Trokmerlandes machen. Allerdings durchkreuzte sein Schwiegersohn Kastor, der Tetrarch der im Zentrum Galatiens siedelnden Tektosagen, seine Pläne. Der Gefahr, in eine größere Abhängigkeit von seinem Schwiegervater zu geraten, begegnete er mit der Entsendung seines gleichnamigen Sohnes nach Rom. Der jüngere Kastor beschuldigte nun Deiotaros vor Caesar, Attentate auf diesen geplant zu haben sowie mit Rebellen zu konspirieren.
Im November 45 kam es zu einer Anhörung vor dem Diktator. Cicero, den der König a. 51-50 im Krieg gegen die Parther unterstützt hatte, übernahm die Verteidigung. Der Redner versucht in seinem Plädoyer, einerseits die Absurdität und Verwerflichkeit der Verleumdung darzutun; andererseits beschwört er die großen Verdienste, die sich Deiotaros um ganz Rom, speziell aber um Caesar erworben habe. Cicero wirbt insbesondere um Verständnis für die damalige Position des Galaters. Denn als Deiotaros "hörte, daß unter Zustimmung und auf Geheiß des Senats zu den Waffen gegriffen und der Staat den Consuln, Praetoren, Volkstribunen und auch mir als einem militärischen Befehlshaber zur Verteidigung anvertraut worden war", heißt es voller Pathos, da "erschütterte es ihn in seinem Herzen, und es ergriff den Mann, der diesem unserem Reich aufs engste befreundet ist, eine Furcht um das Heil des römischen Volkes, in welches (sc. Heil) er auch sein eigenes eingeschlossen sah."
Kaum jemals zuvor dürfte die politische Inklusion eines Klientelherrschers in die res publica Romana so deutlich ausgesprochen worden sein wie hier. Ebensowenig wie dem römischen Politiker Cicero war selbst dem König einer extera natio die Neutralität im Bürgerkrieg gestattet gewesen, während ihm anschließend gleichermaßen die clementia Caesaris zuteil geworden war. Diese dürfe nun nicht mehr in Frage gestellt werden, gibt der Verteidiger zu verstehen, denn andernfalls werde nicht nur das Programm der Amnestie unterhöhlt, sondern auch konkret gegen die Interessen einflußreicher römischer Aristokraten verstoßen, ja darüber hinaus die Rechtsstaatlichkeit des neuen Regimes fundamental in Frage gestellt.
Die Rede des Staranwalts ist eine wahre Fundgrube freundschaftlicher Semantiken, der Streitfall selbst ein komplexes Be
Erscheint lt. Verlag | 23.10.2014 |
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Reihe/Serie | Beihefte zum Göttinger Forum für Altertumswissenschaften ; 19 |
Mitarbeit |
Herausgeber (Serie): Siegmar Döpp, Jan Radicke Stellvertretende Herausgeber: Heinz Heinen, Manuel Tröster |
Sprache | deutsch |
Maße | 170 x 240 mm |
Gewicht | 810 g |
Einbandart | gebunden |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Vor- und Frühgeschichte / Antike |
Geschichte ► Allgemeine Geschichte ► Altertum / Antike | |
Schlagworte | Antike; Geistes-/Kultur-Geschichte • Aussenpolitik • Freundschaft • Frühes Prinzipat • Hardcover, Softcover / Sachbücher/Geschichte/Vor- und Frühgeschichte, Antike • HC/Sachbücher/Geschichte/Vor- und Frühgeschichte, Antike • Kulturelle Romanisierung • Rom • Rom (Römisches Reich) • Späte Republik |
ISBN-10 | 3-89744-252-3 / 3897442523 |
ISBN-13 | 978-3-89744-252-8 / 9783897442528 |
Zustand | Neuware |
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