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Gruppentraining sozialer Kompetenzen für Kinder und Jugendliche (8-12 Jahre) -  Stefanie Brettner,  Doris Freiberger,  Roswitha Dehu

Gruppentraining sozialer Kompetenzen für Kinder und Jugendliche (8-12 Jahre) (eBook)

Arbeitsmanual für Therapeutinnen und Therapeuten
eBook Download: EPUB
2022 | 2. Auflage
220 Seiten
Dgvt Verlag
978-3-87159-454-0 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
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(CHF 31,25)
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Alle Menschen streben danach, von anderen positiv erfahren zu werden. Fehlen einem Kind aber soziale Kompetenzen, wird es von seiner Umwelt zumeist negativ wahrgenommen. Aus aggressiv-oppositionellem, aber auch schüchternem Verhalten können krankhafte Störungsbilder entstehen. Diese Störungen können so weitreichend sein, dass sie in der Gesellschaft auch als sozial unerwünschtes Verhalten diskutiert werden. In der Literatur sind verschiedene Ursachenmodelle über die Entwicklung von erwünschtem sozialem Verhalten zu finden. Soziale Kompetenzen sind also durchaus beeinflussbar. In diesem von Stefanie Brettner (Ergotherapeutin), Doris Freiberger (Sonder-/Heilpädagogin und Verhaltenstherapeutin) und Dr. Roswitha Dehu (Verhaltenstherapeutin) in langjähriger Praxis entwickelten Trainingsmanual finden sowohl schüchterne als auch aggressiv-oppositionelle Kinder und Jugendliche einen Ausgleich und können in ihren defizitären Bereichen nachreifen. In vielen Themenstunden werden erwünschte Verhaltensweisen angeleitet, diskutiert und erprobt, die im Alltag eingesetzt werden können und den Kindern und Jugendlichen ermöglichen, positiv wahrgenommen zu werden.

Stefanie Brettner ist seit 2010 in eigener Praxis als Ergotherapeutin in der Pädiatrie tätig. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind die Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Problemen in der sozio-emotionalen Entwicklung, der Wahrnehmungsverarbeitung, der Aufmerksamkeitssteuerung sowie im grob- und feinmotorischen Bereich. Sie ist ausgebildete SI-, sowie Marte Meo Therapeutin und auch in der Erwachsenenbildung tätig. Mag. Doris Freiberger ist seit 2006 in eigener Praxis (KiZ - Kind im Zentrum) im Süden von Wien als Pädagogin/Sonder- und Heilpädagogin und seit 2016 als Verhaltenstherapeutin tätig. Ihr Schwerpunkt ist die Förderung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Entwicklungsdefiziten, vorwiegend in schulischen Bereichen. Sie arbeitet auch in der Erwachsenenbildung, der Verhaltenstherapie und der Familienberatung. Dr. Roswitha Dehu ist seit 1991 in eigener Praxis als Verhaltenstherapeutin tätig. Sie lehrt seit 2011 beim AAP Österreichische Akademie für Psychologie und arbeitet als Gastdozentin beim Institut für Verhaltenstherapie der AVM.

12. Gruppenleitung


Checklisten


In Anlehnung an die „Marte Meo“-Methode nach Maria Aarts (2009) sowie der „Marte Meo-Methode für Schulen“ von Josje Aarts (2007), welche sich mit entwicklungsfördernden Kommunikationsstilen beschäftigen, sollen nachfolgend einige Kompetenzen beschrieben werden, welche maßgeblich zum positiven Leiten einer Gruppe beitragen.

Emotionale Beziehungen/Atmosphäre

 Blickkontakt herstellen

 freundliche/ermunternde Gesichtsausdrücke verwenden

 auf eine freundliche Sprache achten

 emotionale Ausdrücke spiegeln

 Bewegungen spiegeln

 Initiativen des Kindes benennen (z. B.: „Du hast aufgezeigt …“)

 die Gefühle des Kindes benennen (z. B.: „Du bist unruhig, weil ich dich noch nicht drangenommen habe.“)

 sich auf Augenhöhe des Kindes positionieren

 auf eine gute Körpersprache achten

 Freude mit dem Kind teilen

 die Kinder miteinander in Beziehung bringen (z. B.: „Markus hat erzählt, er hatte ein schönes Wochenende. Hattest du auch ein angenehmes Wochenende, Patrick?“)

 Scherze machen

 einen emotionalen Austausch unter den Kindern wecken (z. B.: „Bist du derselben Meinung wie Marie?“)

Positives Leiten/Struktur

 einen klaren Anfang setzen

 Beginn durch Eröffnungstöne/Worte erkennbar machen (z.B.: „So, jetzt geht’s los.“)

 klare Rahmenbedingungen geben

 Verlauf vorhersehbar machen

 eine klare Reihenfolge vorgeben

 sagen, wie man etwas haben möchte

 auch kleine positive Initiativen bemerken und bestätigen

 immer wieder prüfen, wer noch aufmerksam dabei ist

 eigene Initiativen benennen

 Aufforderungen ggf. wiederholen

 von Aktion zu Aktion weiterleiten

 soziale Informationen besonders hervorheben

 gute Ergebnisse und gutes Benehmen bestätigen

 passende Antworten auf Fragen bestätigen

 negative Reaktionen rechtzeitig erkennen und leitend eingreifen

 ein klares Ende setzen

Darüber hinaus sollen an dieser Stelle noch einige konkrete Hilfestellungen bzw. Erklärungen bzgl. des Umgangs mit unterschiedlichen unerwünschten Verhaltensweisen erfolgen.

Schüchterne Kinder


Vor allem schüchterne Kinder zeigen am Beginn des Trainings häufig große Unsicherheit in Bezug auf die Gruppe – sie wollen den Therapieraum nicht betreten, verstecken sich vor den anderen Kindern, wenden sich von der Gruppe ab oder aber bestehen auf die Anwesenheit einer bekannten Bezugsperson etc.

Hier ein paar Tipps und Tricks, die helfen können.

Was hilft?

 Zeit geben: Sollte das Kind sich strikt weigern, den Therapieraum zu betreten, lassen Sie ihm ein paar Minuten mit den Eltern im Warteraum, um sich zu beruhigen bzw. um die neue Situation verarbeiten zu können. Achten Sie dabei auf eine liebevolle und aufmerksame Behandlung (z. B. Taschentücher reichen, ein Glas Wasser anbieten etc.). Gegebenenfalls können Sie auch die Tür zum Therapieraum einen Spalt offen lassen, damit das Kind die Stimmung miterfährt und, ohne selbst beobachtet zu werden, einen Blick auf das Gruppengeschehen werfen kann.

 Respekt zeigen: Respektieren Sie die abwehrende/ängstliche Haltung und melden Sie dies auch dem Kind zurück. (Z. B.: „Ich kann verstehen, dass das jetzt ganz schön viele neue Eindrücke für dich sind und dich das unsicher macht.“)

 Beobachterrolle anbieten: Geben Sie dem Kind die Möglichkeit, sich an die Gruppe zu gewöhnen, indem Sie ihm erlauben, sich an den Tisch zu setzen oder aber sich seitlich zu platzieren und zunächst nur zu beobachten, anstatt aktiv an der Gruppe teilzunehmen.

 körperliche Nähe: Gehen Sie vorsichtig mit körperlicher Nähe um. Trösten bzw. ermutigen Sie zunächst besser mit Mimik, Gestik und Sprache. Viele Kinder werden durch Berührungen wenig bekannter Personen zusätzlich verschreckt. Wenn das Kind zu Ihnen hingegen bereits ein gutes Vertrauensverhältnis aufgebaut hat, können Sie dem Kind einen Platz auf Ihrem Schoß oder aber auf dem Sessel gleich neben Ihnen anbieten.

 Vertrag schließen: Schließen Sie einen Vertrag oder eine Verabredung mit dem Kind – z. B. dass die Mutter die ersten 30 Minuten anwesend bleibt (oft hat sich die erste Scheu nach 30 Minuten bereits gelegt und die Kinder finden Interesse an der Gruppe), dass die Mutter vor der Gruppentür wartet oder aber das Kind für die Dauer der Stunden einen besonderen Talisman erhält etc.

 eigene Lösungsvorschläge anregen: Fragen Sie das Kind selbst, was ihm jetzt helfen könnte. Wenn das Kind keine eigenen Ideen hat, geben Sie Beispiele vor.

 Bezug herstellen:
- Beziehen Sie das Kind vorsichtig in die Gruppe ein – vermeiden Sie aber, dass die volle Aufmerksamkeit der Gruppe auf das schüchterne Kind gelenkt wird.
- Übertragen Sie dem Kind eine Aufgabe (z. B. beim Kennenlernspiel Beobachter zu sein oder aber gemeinsam die Getränke herzurichten).

 Lob
- Indirektes Loben: Sprechen Sie Lob allgemein aus (z. B. „Ich freue mich, dass schon so viele Kinder mitmachen.“)
- Direktes Loben: Dieses sollte bei sozial schüchternen Kindern zunächst sehr vorsichtig eingesetzt werden, d. h., dass das Kind erst direkt angesprochen und gelobt werden sollte, wenn das positive Verhalten über einen gewissen Zeitraum beibehalten worden ist (z. B., wenn das Kind bereits zehn Minuten das Gruppengeschehen beobachtet). Durch zu frühes direktes Loben besteht die Mögliche das Kind erneut zu verschrecken.

 positive/verständnisvolle Grundhaltung: Ermutigen Sie vor allem die Eltern bzw. Bezugspersonen, welche das Kind zur Gruppe bringen, eine liebevolle und verständnisvolle Haltung einzunehmen.

Was hilft nicht?

 Druck

– Nehmen Sie sich selbst den Druck, dass das Kind an der Gruppe teilnehmen muss. Das Kind wird Ihren innerlichen „Auftrag“ spüren und sich dadurch noch mehr bedrängt fühlen. Melden Sie auch den Bezugspersonen zurück, dass kein „Muss“ besteht.

– Drängen bzw. zwingen Sie das Kind nicht in den Gruppenraum bzw. zur Teilnahme.

– Achten Sie darauf, dass die Bezugspersonen nicht drohend oder drängend auf das Kind einwirken (z. B.: „Wenn du jetzt nicht in die Gruppe gehst, dann …“)

– Untersagen Sie Handlungen, bei denen das Kind von Bezugspersonen oder aber anderen TeilnehmerInnen in den Gruppenraum geschoben oder gezerrt wird.

– Versuchen Sie zu vermeiden, dass die Bezugspersonen das Kind mit diversen Versprechungen zu locken versuchen (z. B.: „Wenn du da jetzt brav mitmachst, fahren wir nachher ins Spielzeuggeschäft.“)

– Unterbinden Sie, dass sich andere Kinder über das schüchterne Kind lustig machen. Erklären Sie, dass die Teilnahme an der Gruppe nicht allen Kindern gleich leicht fällt. Machen Sie den anderen Kindern klar, dass ein Ziel der Gruppe darin besteht, einander zu helfen und zu unterstützen. Fordern Sie die Gruppe dementsprechend zur Mitarbeit auf.

Alle nachfolgenden Tipps sind als Ergänzung zur Verwendung der „grünen Karten“ anzusehen.

Unruhige Kinder


 unruhiges Herumzappeln

– bewusster Sitzpositionswechsel. Wenn die Muskelspannung nachlässt, werden nicht mehr genügend Signale an das Gehirn gesandt, welches diese Informationen jedoch benötigt, um gut zu funktionieren. Es kommt zu einer vermehrten Zappeligkeit. Durch eine Veränderung der Sitzposition (z.B. sich auf einen Fuß setzen, Schneidersitz, Sessel umdrehen und in der Grätsche sitzen etc.) werden die Rezeptoren im Gleichgewichts- sowie im Bewegungssinn erneut angeregt, dies reduziert die motorische Unruhe und unterstützt ein gutes Aufmerksamkeitsniveau.

– Bewegungspause

– Überkreuzübungen (z. B. linke Hand → rechts Knie etc.)

 unruhige Hände

– Kinder auffordern, Hände hinter dem Sessel zu verschränken oder flach auf den Tisch zu legen

– Antistressball, Fingerspielzeug anbieten

– rechte/linke Hand flach aneinander legen und Druck aufbauen

 zu hoher Geräuschpegel in der Gruppe: Oft versuchen die einzelnen TeilnehmerInnen sich gegenseitig zu übertönen, um sich „Gehör zu verschaffen“. Folgt man diesem als Therapeut, führt dies meist nur zu einer weiteren allgemeinen Erhöhung des Lärmpegels.

– Grundregel: Je lauter die Gruppe, desto leiser der Therapeut! Paradoxerweise sichert man sich so...

Erscheint lt. Verlag 1.10.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften
ISBN-10 3-87159-454-7 / 3871594547
ISBN-13 978-3-87159-454-0 / 9783871594540
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