Wohin geht Frankreich? (eBook)
270 Seiten
MEHRING Verlag
978-3-88634-886-2 (ISBN)
Unter dem Druck der Großen Depression, die weltweit zu Massenarbeitslosigkeit, weitverbreiteter Armut und heftigen Klassenkämpfen führte, zerbrach die bürgerliche Demokratie. In einem europäischen Land nach dem anderen stützte sich die Bourgeoisie auf den Faschismus, dessen historische Bedeutung laut Trotzki darin besteht, »die Arbeiterklasse niederzuwerfen, ihre Organisationen zu zerschlagen, die politische Freiheit zu erwürgen, und zwar dann, wenn die Kapitalisten nicht mehr imstande sind, mithilfe der demokratischen Mechanismen zu regieren und zu herrschen«.
In Italien war bereits 1922 Benito Mussolini an die Macht gelangt und hatte eine faschistische Diktatur errichtet, die als Vorbild für viele andere dienen sollte. In Polen herrschten Józef Piłsudski und in Ungarn Miklós Horthy mit autoritären Methoden. In Deutschland hatte Reichspräsident von Hindenburg 1933 Adolf Hitler zum Kanzler ernannt.
In Frankreich – und auch in Spanien – war die Lage dagegen noch nicht entschieden. »Zurück zur friedlichen Demokratie gibt es schon keinen Weg mehr«, stellte Trotzki 1934 fest. »Die Entwicklung führt unabänderlich und unabwendbar zum Zusammenprall von Proletariat und Faschismus.« Die allgemeine Tendenz treibe Frankreich »unabweislich zu der Alternative: Entweder muss das Proletariat die durch und durch verfaulte bürgerliche Ordnung stürzen, oder der Kapitalismus muss im Interesse seiner Selbsterhaltung die Demokratie durch den Faschismus ersetzen.«
Eine siegreiche sozialistische Revolution in Frankreich oder Spanien war damals durchaus möglich. In Frankreich erschütterte 1936 ein mehrmonatiger Generalstreik die bürgerliche Herrschaft und rückte die Übernahme der Staatsmacht durch die Arbeiterklasse in greifbare Nähe. In Spanien entwickelte sich der Bürgerkrieg gegen Francos Faschisten zu einem Machtkampf zwischen Arbeiterklasse und Bourgeoisie.
Ein Sieg der Arbeiterklasse in diesen Ländern hätte den Verlauf der Geschichte geändert. Die Arbeiter Deutschlands, die Hitler ablehnten, hätten neuen Mut geschöpft, das Nazi-Regime wäre ins Wanken geraten. Auch die Arbeiter der Sowjetunion wären ermutigt worden, sich gegen Stalin aufzulehnen, der mit der katastrophalen Fehlorientierung der Kommunistischen Parteien und mit dem Großen Terror von 1937/1938, der die revolutionäre Avantgarde in der Sowjetunion und die Rote Armee enthauptete, Hitlers Überfall auf die Sowjetunion erst möglich machte. Doch die Revolution scheiterte – nicht am Unvermögen der Arbeiterklasse, sondern am Versagen und Verrat ihrer Parteien.
Leo Trotzkis hier wiedergegebene Schriften bilden den Schlüssel zum Verständnis der damaligen Ereignisse und der Lehren daraus, die heute – angesichts eskalierender Kriege, heftiger Klassenkämpfe und des Wiederauflebens faschistischer Parteien – von brennender Aktualität sind. Trotzki schrieb nicht als passiver Beobachter, sondern als revolutionärer Marxist. Er kämpfte gegen die Politik der Stalinisten, die die Arbeiterklasse lähmte und politisch entwaffnete, und entwickelte – in enger Zusammenarbeit mit seinen französischen Gesinnungsgenossen – Perspektiven und Initiativen, mit denen die Arbeiterklasse diese Lähmung durchbrechen und die politische Macht erobern konnte.
Leo Trotzki. 1879 wird er als Sohn jüdischer Bauern in der Ukraine geboren und schließt sich als Student der marxistischen Bewegung an. Er spielt eine führende Rolle in den Revolutionen von 1905 und 1917 und baut nach der Oktoberrevolution die Rote Armee auf. 1923 gründet Trotzki die Linke Opposition, die den Kampf gegen die bürokratische Entartung der Sowjetunion aufnimmt. Verfolgt, aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen, verbannt und ins Exil getrieben, unterzieht Trotzki die Politik Stalins in jeder Phase einer gründlichen Kritik. 1938 gründet er die Vierte Internationale, bevor er zwei Jahre später im mexikanischen Exil von einem stalinistischen Agenten ermordet wird.
Zu diesem Buch
Vorwort
Wohin geht Frankreich?
Noch einmal: Wohin geht Frankreich?
Für Aktionskomitees – keine Volksfront
Frankreich am Wendepunkt
Die entscheidende Etappe
Die französische Revolution hat begonnen
Vor der neuen Etappe
Die Stunde der Entscheidung naht
Anhang
Ein Aktionsprogramm für Frankreich
Brief an die französischen Arbeiter
Bonapartismus und Faschismus
Zeittafel
Verzeichnis der Organisationen und Publikationen
Verzeichnis der Personen
Register
Erscheint lt. Verlag | 1.11.2023 |
---|---|
Reihe/Serie | Trotzki-Bibliothek | Trotzki-Bibliothek |
Verlagsort | Essen |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geschichte ► Allgemeine Geschichte ► 1918 bis 1945 |
Geisteswissenschaften ► Geschichte ► Regional- / Ländergeschichte | |
Schlagworte | Aktionskomitees • Geschichte Frankreichs • Gewerkschaften • kpf • Léon Blum • Stalinismus • Trotzkismus • Vierte Internationale • Volksfront |
ISBN-10 | 3-88634-886-5 / 3886348865 |
ISBN-13 | 978-3-88634-886-2 / 9783886348862 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 1,8 MB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: PDF (Portable Document Format)
Mit einem festen Seitenlayout eignet sich die PDF besonders für Fachbücher mit Spalten, Tabellen und Abbildungen. Eine PDF kann auf fast allen Geräten angezeigt werden, ist aber für kleine Displays (Smartphone, eReader) nur eingeschränkt geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. den Adobe Reader oder Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. die kostenlose Adobe Digital Editions-App.
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich