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Die Übung, in Gottes Gegenwart zu sein (eBook)

Sein Leben, seine Gespräche, Briefe und spirituellen Lehrsätze
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
116 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7578-4000-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Übung, in Gottes Gegenwart zu sein -  Bruder Lorenz
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Die kleine Schrift über den spirituellen Weg des Karmeliterbruders Lorenz von der Auferstehung, der im 17. Jh. in Paris lebte, ist ein kleines Juwel christlicher Weisheit. Bruder Lorenz empfiehlt die einfache und doch sehr anspruchsvolle Übung, sich Gottes Gegenwart ständig bewusst zu sein und in diesem Bewusstsein zu leben (und wenn die Zeit kommt, auch zu sterben). Er tat dies ganz praktisch in seinem Alltag als Koch und später als Schuster (Sandalenmacher) des Klosters. Abbé de Beaufort sagte er einmal: "Für mich unterscheidet sich die Zeit des Handelns nicht von der Zeit des Gebetes, und im Lärm und Getöse meiner Küche, während mehrere Personen zusammen nach ebenso vielen verschiedenen Dingen rufen, besitze ich Gott in so großer Ruhe wie auf den Knien vor dem Allerheiligsten Sakrament. Manchmal wird mein Glaube sogar so klar, dass ich fast glaube, ihn verloren zu haben. Die Schatten, die unsere Sicht gewöhnlich verschleiern, scheinen zu fliehen, und es beginnt der Tag zu dämmern, der ohne Wolken und ohne Ende sein soll, der herrliche Tag des kommenden Lebens." Für ihn unterschieden sich die Gebetszeiten nicht mehr von den Zeiten, die er in der umtriebigen Küche verbrachte. Alltag und spirituelles Leben waren für ihn eins geworden. Ebenso näherte er sich in seiner kompromisslosen Übung dem, was die christliche Mystik die "Unio Mystica" nennt, die Vereinigung oder Einheitserfahrung mit Gott. Sein direkter Ansatz ist heute so praktisch wie damals. Das Quellenmaterial über Bruder Lorenz ist spärlich. Die Herausgeberin und Übersetzerin Gabriele Ebert hat daraus eine Biografie zusammengestellt und die Texte aus alten englischen Ausgaben übertragen.

Zum Leben von Bruder Lorenz


Bruder Lorenz, aus einem von Fleming Revell Co. veröffentlichen Buch, 1900

Bruder Lorenz wurde 1611 als Nicholas Herman in Herimenil in der Nähe von Lunéville, Lothringen, einem Herzogtum im Nordosten Frankreichs, geboren. Über sein vorklösterliches Leben ist nicht viel bekannt. Er stammte aus ärmlichen Verhältnissen, und seine Eltern Dominic und Louise waren vermutlich Bauern. Von ihnen lernte er die christlichen Grundlagen, und wir wissen, dass er lesen und schreiben konnte.

Damals wütete der Dreißigjährige Krieg (1618 and 1648) in Zentraleuropa. 1632 wurde Lothringen von Frankreich besetzt, und Herzog Karl IV. warb Truppen an, um seine Gebiete zurückzuerobern. Vielleicht trat Nicholas aus Eifer in seine Armee ein, vielleicht aber auch einfach aus Armut und weil es ihm an anderen Möglichkeiten fehlte.

Abgesehen von einigen wenigen disziplinierten, professionellen Einheiten bestanden die meisten Militärkontingente dieser Zeit aus schwer bewaffneten Schlägern, die nicht bezahlt wurden, sondern sich auf Kosten der Zivilbevölkerung durchschlagen mussten. Der erbitterte Hass zwischen protestantischen und katholischen Fraktionen führte zu wechselnden Allianzen kleiner Einheiten, die untereinander Koalitionen schlossen und wieder lösten. Zu der Zeit, als Nicholas diente, kämpften in Lothringen sechs verschiedene Armeen, die sich gegenseitig und die Zivilbevölkerung bekämpften. Es war normal, dass marodierende Heere Dörfer plünderten, Zivilisten ermordeten und ihre Gefangenen erschossen oder erstachen.

1635 kämpfte Nicholas bei Rambervillers, nicht weit von seinem Heimatdorf entfernt. Er wurde er von deutschen Truppen gefangen genommen und geriet in den Verdacht, ein Spion zu sein. Sie drohten sogar, ihn zu hängen. Er antwortete furchtlos, dass er nicht das sei, was sie dächten. Durch seinen Mut beeindruckt, ließen die Soldaten ihn schließlich frei. Er kehrte zu seiner Truppe zurück und wurde bei dem Angriff von Rambervillers durch die Schweden verwundet. Fortan hinkte er. Daraufhin wurde er aus der Armee entlassen. Er sprach nie über die Schrecken, die er erlebt hatte, aber die Auswirkungen blieben ihm für den Rest seines Lebens erhalten.

Er schildert eine spirituelle Erfahrung, die er im Alter von 18 Jahren gemacht hatte und die er als seine „Bekehrung“ bezeichnete, als er einen kahlen, geisterhaft wirkenden Baum sah, der im Winter seiner Blätter und aller Lebenszeichen beraubt war. Und doch wusste er, dass Gott den Baum im zeitigen Frühjahr wieder zum Leben erwecken würde, mit einer Fülle von Blättern und Früchten. Dies war für ihn wie eine Offenbarung.

Nach einer Zeit der Rekonvaleszenz im Haus seiner Eltern suchte Nicholas nach geistiger Erfüllung in der Einsamkeit des Einsiedlerlebens, gab es aber schließlich wieder auf. Anschließend trat er in Paris in die Dienste von William de Fieubet, dem Schatzmeister des Königs von Frankreich. Nicholas diente ihm als Lakai und beschreibt sich selbstironisch als „ein sehr ungeschickter Kerl, der alles kaputt machte“.

Als sein Dienst als Lakai endete, war er fest entschlossen, in die Fußstapfen seines Onkels, eines Karmeliten, zu treten. Mitte Juni 1640, im Alter von sechsundzwanzig Jahren, trat er als Laienbruder in das Kloster der unbeschuhten Karmeliten in der Rue Vaugirard in Paris (heute das Institute Catholique) ein und blieb dort bis zu seinem Lebensende. Trotz seiner Unbeholfenheit und seines Mangels an praktischen Fähigkeiten fügte er sich gut in die Gemeinschaft ein.

Die ehemalige Karmeliterkirche St. Josef in der Rue Vaugirard in Paris, Wikimedia Commons, Foto: G. Freihalter, 2012

Durch sein tugendhaftes Handeln gewann er die Achtung aller. Sein Novizenmeister prüfte seine Berufung und übertrug ihm verschiedene unangenehme Aufgaben. Das entmutigte den jungen Ordensbruder jedoch nicht. Einmal kam ein Bruder zu ihm und sagte, dass sie darüber sprachen, ihn aus dem Kloster zu entlassen, worauf er antwortete: „Ich bin in den Händen Gottes, und Er kann mit mir machen, was Ihm gefällt. Ich handle nicht aus Respekt vor den Menschen. Und wenn ich Gott hier nicht dienen kann, dann tue ich es anderswo.“

Am 14. August 1642 beendete er sein Noviziat, legte seine feierlichen Gelübde ab und erhielt den Ordensnamen Bruder Lorenz von der Auferstehung (Fr. Laurent de la Résurrection). Die ersten fünfzehn Jahre arbeitete er als Koch für die Gemeinschaft. Obwohl er eine Abneigung gegen Küchenarbeit hatte, wie er selbst betonte, akzeptierte er sie gern aus Liebe zu Gott. Da die Ordensgemeinschaft auf bis zu hundert Mitglieder anwuchs, war die Küche ein sehr geschäftiger Arbeitsplatz. Als seine „Ischisasgicht“, die sich aus der Kriegswunde entwickelt hatte, sich verschlimmerte und er immer mehr hinkte, wurde ihm von seinen Vorgesetzten eine leichtere Aufgabe zuwiesen, bei der er sitzen konnte, nämlich die des Sandalenmachers in der eigenen Klosterwerkstatt. Doch auch später half er noch hin und wieder in der Küche aus.

Er betätigte sich auch als Weineinkäufer für das Kloster, was ihn 1665 zu einer langen Reise in die Auvergne führte. Ein Jahr später unternahm er aus demselben Grund eine lange Flussfahrt nach Bourgogne, die für ihn so beschwerlich war, dass dieser arme Bruder, „der an einem Bein verkrüppelt war, sich auf dem Boot nur fortbewegen konnte, indem er sich über die Fässer rollte“. So hatte er Gelegenheit, auch außerhalb des Klosters Kontakte zu knüpfen. Zudem kamen Arbeiter ins Kloster, Bettler an die Tür und Besucher ins Besucherzimmer und in die Kirche.

Allmählich wuchs der Einfluss des bescheidenen Laienbruders. Auch viele Gelehrte, Ordensleute und Kirchenmänner schätzten ihn, und natürlich auch seine eigenen Mitbrüder.

Was sein spirituelles Leben betraf, berichtete Bruder Lorenz davon, dass er jahrelang an einer seelischen Dunkelheit gelitten und geglaubt habe, für immer verdammt zu sein. Andererseits machte er die beseligende Erfahrung Gottes und fürchtete, sich selbst zu betrügen. In seinem starken inneren Konflikt wusste er nicht mehr, was er tun sollte. Oft ging er zu einem einsamen Ort in der Nähe der Vorratskammer, wo es ein Bild mit dem an einen Pfosten gefesselten Christus gab. Dort weinte er, schüttete Gott sein Herz aus und bat Ihn, ihn umkommen zu lassen, weil er seine ganze Hoffnung in Ihn gesetzt hatte und nur Ihm gefallen wolle. So sehr er auch betete, seine Ängste und Qualen vergrößerten sich nur, sodass er schließlich wie gelähmt war. Eines Tages überließ er sich schließlich völlig Gott und war bereit, diese Pein für alle Ewigkeit zu erleiden, wenn es Gott gefiele. Von diesem Augenblick an wurde die Nacht für ihn zum Tag. Seine Ängste und Leiden waren verschwunden.

Bruder Lorenz berichtete, wie er schließlich zu der ihm eigenen Methode der Übung der Gegenwart Gottes kam: „Im ersten Jahr beschäftigte ich mich während der für die Andacht vorgesehenen Zeit gewöhnlich mit Gedanken über den Tod, das Gericht, die Hölle, den Himmel und meine Sünden.“ Aber er fühlte sich mit dieser diskursiven, einengenden Methode nicht wohl. Gab es nicht einen direkteren Weg, um Gott zu finden, jenseits dessen, was wir über Ihn denken können? Da machte er eine Entdeckung oder Erfahrung, die fortan sein Leben prägen sollte – er entdeckte die Übung der Gegenwart Gottes. Außerhalb der offiziellen Gebetszeiten bemühte er sich, seinen Blick direkt auf Gott als Freund, als ein Wesen, das im eigenen Innern gegenwärtig ist, zu richten. Er erzählt: „Den Rest des Tages und sogar während meiner Arbeit widmete ich mich sorgfältig der Gegenwart Gottes, den ich immer in meiner Nähe, oft sogar in der Tiefe meines Herzens betrachtete, was mir eine hohe Wertschätzung für Gott einbrachte.“

Unser Bruder, der mit konkreten Arbeiten und praktischen Lösungen vertraut war, wandte seine direkte und einfache Methode schließlich auch bei den offiziellen Gebetsstunden an: „Ich tat dasselbe unmerklich auch während meiner Gebete, was mir große Freude und großen Trost bereitete.“

Im Laufe der Jahre wurde es für Bruder Laurent zur Gewohnheit, „immer bei Gott zu sein und nichts zu tun, nichts zu sagen und nichts zu denken, was Ihm missfallen könnte“. Aber lassen wir uns nicht täuschen: Seine so einfache und klare Methode setzt viel feste Entschlossenheit voraus. In einem Brief gesteht er, dass „der Anfang sehr schwierig ist“, man wird „glauben, dass es verlorene Zeit ist“, man wird Widerwillen empfinden. Wenn man jedoch mit Sanftmut an der „inneren Rückkehr zu Gott“ festhält, wenn man treu bleibt, „diesen kleinen inneren Blick auf Ihn“ zu erneuern, wird man „bald die Auswirkungen sehen“. Er beschloss, die Liebe zu allem, was nicht Gott war, abzulehnen. Er entdeckte, dass er zu jeder Zeit beten konnte. Sogar wenn er die Suppe würzte oder Kartoffeln schälte, machte er seine Aufgaben zu einem integralen Bestandteil seines Gebets, indem er seine...

Erscheint lt. Verlag 6.6.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
Schlagworte Christentum • Gebet • Karmelit • Kontemplation • Mystik
ISBN-10 3-7578-4000-3 / 3757840003
ISBN-13 978-3-7578-4000-6 / 9783757840006
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