Das Feuer der Erde
Pomaska-Brand (Verlag)
978-3-943304-82-4 (ISBN)
Yvonne Ferger, 1960 in Mainz geboren, ist Diplom-Psychologin, approbierte Psychotherapeutin und Autorin. Ihr spiritueller Hintergrund ist der Integrale Yoga Sri Aurobindos, des großen indischen Weisen und bedeutendsten Wegbereiters des neuen Bewusstseins, sowie The Infinite Way des amerikanischen Mystikers Joel S. Goldsmith. Seit 2020 veröffentlicht sie regelmäßig in dem spirituellen Magazin "Visionen", weitere Veröffentlichungen in der Yogazeitschrift "Yoga aktuell" und der christlichen Zeitschrift "Der Pilger". Heute lebt sie in Süddeutschland.
Leseprobe aus: „Das Feuer der Erde“ von Yvonne Ferger (Seite 188-191) KOMPLETTE KAPITULATION Drei Wochen lang hielt der neue Zustand an, in dem Innen und Außen sich auflösten in einem einzigen inneren Raum, und ich glaubte schon, dieses Mal würde er für immer bleiben. Denn etwas ist in meinem Herzen unumkehrbar erwacht, aufgegangen wie eine Blüte am Baum des Lebens. Dann aber, an einem Tag gegen Ende der drei Wochen, spürte ich eine gewaltige und mir bis dato unbekannte Kraft von oberhalb meines Kopfes in meinen Körper strömen. Viel zu groß, allzu mächtig, als dass mein Körper sie fassen konnte, und ich bekam schreckliche Angst. Da geschah etwas mit mir, das sich vollständig meiner Kontrolle entzog, und ich hatte keine Ahnung, was. Das drückte und drängte sich wie ein Bulldozer durch meinen Körper hindurch, und als es unten angekommen war, gab es mit einem unhörbaren, aber fühlbaren „Rummms“ eine solche Erschütterung, die Tote hätte zum Leben erwecken können – und tatsächlich erweckte, wie ich einige Zeit danach begriff … Diese Kraft lastete wie ein tonnenschweres Gewicht auf mir, drückte mich nach unten, Richtung Erde, sodass ich kaum noch in der Lage war, meine Füße zu heben. Ausgeliefert an eine mir unbekannte übermächtige Kraft geriet ich in helle Panik. Da begannen die Schmerzen, und meine friedvolle, selige Weite war dahin. Es folgten neun Wochen vernichtenden Schmerzes, überwiegend in meinem Herzen, das von dieser Kraft so angestaut war, als wolle es platzen. Diese Kraft wütete in mir, unkontrolliert und unkoordiniert, wie mir schien, und sprengte jegliches mir bekannte Ausmaß von Schmerz. Vielleicht hatte mein frisch erblühtes Herz mit seiner lichtvollen Weite diese Übermacht angelockt, wie eine duftende Blume die Biene? Und wir hatten beide nicht bedacht, wie viel Enge es an anderen Stellen in meinem Wesen doch noch gab! Mit den Schmerzen kam das Feuer, und ich spürte voller Entsetzen: Mein Körper war wie am gleißenden Licht der Sonne entfacht! Von Kopf bis Fuß ein elektrisches Bitzeln wie von tausend weißglühenden Nadelspitzen oder als hätte ich in hundert Steckdosen mit Starkstrom gelangt. Aber wie kann ein Mensch eine solche Gewalt des Lichts in sich aushalten, ohne daran zu zerbersten?! Es war fürchterlich! In mir ein erbarmungsloses Dauerfeuer, während draußen – als sei sie Spiegelbild meines lodernden Innern – eine unerbittliche Sommersonne nicht minder erbarmungslos die Erde versengte. Nachts wurde ich von meinen eigenen Schreien wach, weil grellblaue Feuerzungen wie ein lichterloher Strahlenkranz um meinen Kopf herum leckten, und ich schrie, noch im Schlaf: „Aber ich brenne, ich verbrenne doch!“ Diese Kraft in mir nahm jedoch keine Rücksicht darauf, und es fühlte sich an, als brenne etwas in mir restlos aus. Wie eine an beiden Enden angezündete Kerze, von der nichts übrig bleiben würde: kein einziger Tropfen Wachs und nicht das kleinste Fitzelchen ihres Dochts. Zweimal hielt ich den Schmerz des Nachts nicht mehr aus, und man brachte mich, mit Notarzt und Rettungswagen, gegen Mitternacht ins Krankenhaus. Mit Verdacht auf Herzinfarkt. Aber beide Male stellte sich heraus, dass mein physisches Herz kerngesund ist und intakt. Ich konnte es nicht fassen, dass ein solcher Schmerz „nur“ psychisch sein sollte und war noch ratloser und verzweifelter als zuvor. Die hypochondrische Anwandlung, mein Herz könne trotz der ärztlichen Entwarnung defekt sein und es habe eben nur noch niemand die wahre Ursache erkannt, gab ich bald auf. Denn das regelmäßige Wandern war nach wie vor eine Wohltat für mich, und die in unserer hügeligen Region unvermeidlichen Aufstiege kraxelte ich immer noch wie eine Bergziege, wenn auch ein wenig lahmer, hinauf. Mit der Zeit und dem Vertraut-werden mit dem seltsamen Feuer begriff ich allmählich, was in meinem Körper wirklich geschah: Es war ein unerbittlicher Transformationsprozess, der sich über diese qualvoll langen Sommerwochen hin erstreckte. Wie die besagte Kerze brannte mein noch verbliebenes Ich-Empfinden aus. Ich wurde entrümpelt wie ein schon fast leerer Raum mit seinen letzten Möbeln, damit ich frei und offen werde wie ein großes Haus, wie ein Tempel – auf dass die Seele darin Einzug halten möge. Ich hatte keine andere Wahl, als mich diesem Läuterungsfeuer zu überlassen, nicht wissend, wohin es mich führt: Würde ich danach auferstehen wie Phönix aus der Asche oder, daran zerborsten, vielleicht doch in die ewigen Jagdgründe übergehen? Das in mir grassierende Feuer ließ mich obendrein die Erschöpfung meines ganzen Lebens spüren. Jahrzehnte der Überforderung erstanden in mir auf: ein unablässiges Funktionieren-müssen, das Eingespannt-sein in ein Räderwerk, das uns Menschen, kaum dass wir jemals zur Besinnung kommen, unaufhaltsam dem Tod entgegenrattern lässt. Irgendwann war der Höhepunkt meiner Erschöpfung erreicht. Da gab ich auf und legte allen Kummer und all meine Qual diesem lodernden Feuer zu Füßen. „Ich will nicht mehr nur funktionieren, ich will leben!“, rief ich ihm zu, „ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr, mach du!“ – gab allen Widerstand auf und kapitulierte restlos vor dieser Macht. Und dann, am selben Tag noch, ließen der Druck und die unerträglichen Schmerzen nach. Welch ungeheure Entlastung, endgültig alles, aber auch alles abgeben zu dürfen! Je mehr ich losließ, umso sanfter wurde das Feuer. Sein so gleißend-weißes wie auch sein zischend-blaues Licht wandelten sich in eine warme goldene Flut, die mich durchströmte und in der ich selig geborgen lag – wie im Schoß einer göttlichen Mutter. Und da, endlich, verstand ich! Mein Herz erkannte sie wie ein Kind seine Mutter: Sie war diese geheimnisvolle übermächtige Macht, die mich so gebeutelt hatte! Sie, die Ur-Kraft des Kosmos, die alles umfassende, all-liebende Mutter – Ursprung und Heimathafen aller Seelen. Ein unvergleichlich größeres Herz begann in mir zu schlagen, und statt unerbittlicher, fordernder Strenge strömten auf einmal Liebe und Erbarmen in mich hinein. Seither spüre ich, dass diese neue Kraft in mir nicht nur eine weibliche, sondern auch eine zutiefst wohlwollende, gütige ist. Sie lässt mich in jedem Augenblick – mit nur noch leichtem Druck und doch unüberhörbar – spüren, was sein soll und was nicht. Es ist unmöglich, ihre Hinweise zu ignorieren. Jetzt – endlich – ist alles leicht, ist alles gut, und alle Wunden heilen. Jetzt weiß ich, dass nur vollkommene Überantwortung zu vollkommener Freiheit führt. Denn das Erstaunliche dabei ist: Im gleichen Moment, in dem man sich aus tiefstem Herzen dem Göttlichen unterwirft, wird man für immer frei. Und vielleicht ist Schmerz, ja sogar der Tod, gar nichts anderes als nur ein Aufbegehren gegen das Licht? Und all das, was ich über Monate hinweg als „fürchterlich“, „unerträglich“ und „qualvoll“ empfunden hatte, erkannte ich nun als meine eigene Angst vor dem Licht. Aber Licht selbst kann niemals etwas anderes als Liebe sein und Liebe bringen – egal wie wir es in unserer beschränkten Wahrnehmung interpretieren! In mir ist der letzte Widerstand gebrochen. Da ist nichts mehr außer Vertrauen, Hingabe, Plastizität gegenüber dieser Macht, eine unbändige Liebe und ein ungeheurer Respekt. Selbst all mein Wissen ist plötzlich bedeutungslos, wie schal. Weil ich erkenne, dass ich in Wirklichkeit nichts, aber auch gar nichts weiß. Noch nicht einmal, ob ich den jeweiligen Tag überhaupt überleben werde. Worum also soll ich mich da noch sorgen?! Und sind es letztlich nicht allein die Weisheit des Herzens und die Liebe, die zählen? Eines spüre ich jedoch in aller Deutlichkeit: Die Wandlung der letzten Wochen ist anders als alle vorherigen, sie hat mir ein von Grund auf neues Fundament geschenkt. So setze ich meinen Fuß auf unbekanntes Terrain, wie ein Astronaut den seinen auf einen noch unerforschten Planeten, und gebe ich mich dieser göttlichen Macht mit Leib und Seele und mit Freuden hin. Auch weiß ich jetzt, wem meine tiefste Sehnsucht galt, mein Heimweh ist beendet! Sie ist die Kraft, die Sterne leuchten lässt, Sie ist das Feuer im Atom, Sie ist das Licht in meinem Herzen. Ich fliege – selig, frei und grenzenlos –, Sie ist „unter meinen Flügeln der Wind“.
Erscheinungsdatum | 26.05.2023 |
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Reihe/Serie | Fabrica libri |
Verlagsort | Schalksmühle |
Sprache | deutsch |
Maße | 145 x 204 mm |
Gewicht | 350 g |
Einbandart | Leinen |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Esoterik / Spiritualität |
Geisteswissenschaften ► Religion / Theologie | |
Schlagworte | Bewusstseinstransformation • Erleuchtung • Evolution des Bewusstseins • Göttliche Mutter • Integrales Bewusstsein • Kosmisches Erwachen • Mirra Alfassa • Mutter Erde • Shakti • Spiritualität und Evolution • Sri Aurobindo • weibliches Erdenlicht |
ISBN-10 | 3-943304-82-5 / 3943304825 |
ISBN-13 | 978-3-943304-82-4 / 9783943304824 |
Zustand | Neuware |
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