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Wie Psychotherapie bei körperlichen Erkrankungen wirkt (eBook)

Leitfaden für die Praxis
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
120 Seiten
Ernst Reinhardt Verlag
978-3-497-61773-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wie Psychotherapie bei körperlichen Erkrankungen wirkt -  Gabriele Eßing
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Auch körperliche Krankheiten mit Organbefund oder physiologisch nachweisbaren Prozessen hängen mit psychischem Erleben eng zusammen. Deshalb kann Psychotherapie verbreitete Krankheiten wie Herz-, Gelenk-, Magen-Darmbeschwerden, Rheuma und chronische Entzündungen lindernd beeinflussen. Basierend auf Erkenntnissen der Psychoneuroimmunologie erklärt die Autorin, wie sich psychische Vorgänge in körperlichen Prozessen niederschlagen können. Sie beschreibt authentische Krankengeschichten und empfiehlt geeignete Interventionen und Übungen. Das Buch ermutigt PsychotherapeutInnen, Menschen mit körperlichen Erkrankungen zu behandeln. Denn die Bearbeitung psychischer Konflikte kann viel dazu beitragen, den Körper gesund zu erhalten und bestehende Krankheiten zu mildern oder sogar zu beseitigen.

Dipl.-Psych. Gabriele Eßing, Berlin, ist seit mehr als 20 Jahren niedergelassene Psychologische Psychotherapeutin in eigener Praxis (Verhaltenstherapie, Gesprächspsychotherapie, Traumatherapie EMDR).

Dipl.-Psych. Gabriele Eßing, Berlin, ist seit mehr als 20 Jahren niedergelassene Psychologische Psychotherapeutin in eigener Praxis (Verhaltenstherapie, Gesprächspsychotherapie, Traumatherapie EMDR).

Warum dieses Buch?

In meiner langjährigen Praxis als Psychotherapeutin habe ich immer wieder erfahren, dass viele meiner PatientInnen nicht nur psychisch, sondern auch körperlich leiden. Sie haben aber nicht nur Beschwerden, die allgemein als abhängig vom psychischen Befinden angesehen werden, wie Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, anhaltende Erschöpfung und Müdigkeit. Vielmehr konnte ich darüber hinaus beobachten, dass Erkrankungen gehäuft auftreten, die bisher ausschließlich als körperlich angesehen werden; das heißt, bei denen ein Organschaden bzw. ein physiologisch nachweisbarer Krankheitsprozess vorliegt. Dazu zählen die weit verbreiteten Zivilisationserkrankungen wie Herz-Kreislauf-, Gelenk-, Magen- und Darmerkrankungen sowie chronische Entzündungen innerer Organe wie der Blase. Selbst Krebs gehört dazu. Ist das Zufall? Oder treten körperliche Störungen vermehrt auf, wenn auch die Psyche leidet?

Die Erkenntnis, dass die Psyche an der Entstehung und dem Verlauf fast sämtlicher Krankheiten beteiligt ist, ist bisher wenig verbreitet. Mittlerweile kann aber als erwiesen angesehen werden, dass Körper und Psyche bei fast jedem Krankheitsprozess miteinander verzahnt sind. Vieles weist darauf hin, dass es keine „rein körperlichen Erkrankungen“ gibt, bei denen die Psyche keine Rolle spielt. Auch wenn noch nicht alles bis ins letzte Detail erforscht ist, so gilt als sicher, dass die Psyche im gesamten Krankheitsprozess eine wichtige Rolle spielt. Sie ist sicherlich nicht der alleinige Verursacher von Erkrankungen. Aber neben den eher seltenen genetischen Anlagen und den normalen körperlichen Alterungsprozessen ist ihr Einfluss von großer Bedeutung. Es ist mittlerweile gut belegt, dass Belastungen und Konflikte, ängstliche, deprimierende Gedanken und Gefühle sowie schlimme frühe Erlebnisse biologische Prozesse anstoßen, die sich in sämtlichen Körperbereichen zeigen und die zu Krankheiten führen können. Hierbei handelt sich keineswegs um einen nicht erklärbaren, mysteriösen Sprung, sondern um einen psychophysiologisch nachvollziehbaren Prozess (Schubert, 2016; Bauer, 2008; Rüegg, 2007).

Dass psychische Faktoren Auswirkungen auf den Körper haben, spielt in der gegenwärtigen Medizin aber nur eine untergeordnete Rolle. Hier ist die Trennung von Körper und Psyche noch weit verbreitet: Der Körper wird als eine kompliziert aufgebaute Maschine betrachtet. Treten Defekte auf, erkrankt ein Organ oder kommt es zu Abnutzungserscheinungen, versucht man den Schaden durch entsprechende Reparaturen zu beheben. Lediglich bei Körperstörungen, deren Ursache sich durch Blutuntersuchungen oder bildgebende Verfahren nicht ausreichend nachweisen lassen, werden psychische Faktoren berücksichtigt.

Das beschriebene Vorgehen, sich vorrangig auf den Körperschaden zu konzentrieren, hat immer dann eine Berechtigung, wenn es sich um akute Beschwerden und Erkrankungen handelt. Dann ist die herkömmliche Reparaturmedizin von zentraler Bedeutung. Bei einem Herzinfarkt oder Schlaganfall muss rasch gehandelt werden. Auch Entzündungen, etwa eine Lungen- oder Nierenentzündung, benötigen zur Heilung eine Behandlung mit Antibiotika und ein Tumor muss operiert werden, soweit dies möglich ist. In all diesen Fällen handelt es sich um unverzichtbare, teils lebensrettende Maßnahmen.

Stellt sich aber die Frage nach der Entstehung und nach dem Verlauf von Erkrankungen, dann leistet die Reparaturmedizin eher wenig. Warum entgleisen Körperprozesse? Wieso kommt es zu Entzündungen in Gelenken und Organen? Von welchem Hintergrund entwickeln sich die weit verbreiteten Zivilisationskrankheiten? Diese Fragen lassen sich mit dem medizinischen Reparaturmodell, das fast ausschließlich den Körper in den Mittelpunkt stellt, nicht beantworten.

Verändert man den Blickwinkel und betrachtet man den Menschen als Einheit von Körper und Psyche, dann fällt es nicht schwer, die Verzahnung von körperlichen und psychischen Prozessen zu verstehen. Erkenntnisse der Neurowissenschaften, der Entwicklungspsychologie sowie der Psychoneuroimmunologie machen deutlich, dass sich von Anbeginn des Lebens der Körper in Abhängigkeit auch von äußeren Faktoren entwickelt. Gehirn, Nerven- und Immunsystem entwickeln sich nicht aus sich selbst heraus, sondern stets unter dem Einfluss von Erlebnissen und Erfahrungen. Hier spielen zwischenmenschliche Beziehungen eine besondere Rolle. So tragen liebevolle Eltern dazu bei, dass sich Gehirn, Nerven- und Immunsystem des heranwachsenden Kindes in eine gesundheitsfördernde Richtung entwickeln können. Vernachlässigungen bewirken das Gegenteil. Später im Leben sind es die psychischen Befindlichkeiten, die Erlebnisse und die sozialen Beziehungen, die den Körper beeinflussen. Gedanken, Gefühle, Verhalten wirken im gesamten Lebensverlauf auf das Immun- und Nervensystem. Sie tragen wesentlich mit dazu bei, ob der Körper erkrankt oder gesund bleibt (Grawe, 2004; Gerhardt, 2006; Schubert, 2015).

Belastende psychische Vorgänge wie chronische Konflikte, traumatische Erlebnisse und anhaltend traurig-ängstliche Gedanken und Gefühle können sich auf unterschiedlichen Ebenen und in sich unterscheidenden Körperprozessen manifestieren. So können etwa über das Nervensystem schmerzhafte Muskelverspannungen im Rücken entstehen. Der Körper drückt dann aus, was der Mensch empfindet. Werden die Belastungen und psychischen Konflikte nicht bearbeitet und nicht gelöst, kommt es leicht zu einem chronischen Rückenleiden (Heinl & Heinl, 2014). Belastende Konflikte und bedrohliche Ereignisse können aber auch dazu führen, dass körpereigene Schmerzdämpfer ausgeschüttet werden, die zu Lähmungen von Armen oder Beinen führen. Während sich am bewegungseingeschränkten Organ keine Störung finden lässt, sind es körpereigene Stoffe, die die schweren Symptome hervorbringen (Zubieta et al., 2001). Schließlich besteht auch die Gefahr von lebensgefährlichen körperlichen Krankheiten: So kann der negative psychische Zustand über das Nervensystem zu Bluthochdruck und in der Folge zu einem Herzinfarkt führen (Waller et al., 2016). Selbst die Entstehung von Krebs kann durch chronische Belastungen begünstigt werden, da ungute Gedanken und Gefühle dazu beitragen können, die Aktivität der krebsbekämpfenden Killerzellen herunterzufahren (Schubert, 2016).

Wenn der Einfluss der Psyche auf die Entstehung körperlicher Krankheiten von Bedeutung ist, dann besteht auch die Möglichkeit, dass über psychische Veränderungen Heilungsprozesse angestoßen werden. Die Bearbeitung psychischer Probleme kann dann dazu beitragen, Krankheiten zu mildern oder zu beseitigen. Werden Lebenskonflikte gelöst, Stress und Überforderung beseitigt und ungute Gedanken und Gefühle wie Angst und Wut reduziert, dann hat das auch positive Auswirkungen auf den Körper: Das aus dem Gleichgewicht geratene Nerven- und Immunsystem kann sich wieder normalisieren, Muskelverhärtungen und Entzündungen haben die Möglichkeit, sich zurückzubilden. Aus dem Ruder gelaufene vegetative Prozesse wie Blutdruckschwankungen finden vielleicht wieder in den Normalzustand zurück. Die Abwehrkräfte des Körpers können gestärkt und Selbstheilungskräfte in Gang gesetzt werden, um den Ausbruch von Erkrankungen zu verhindern oder bereits vorhandene Krankheiten zu mildern oder zu heilen. Die immer wieder beschriebenen Spontanheilungen selbst schwerwiegender Krankheiten werden manchmal auch im Zusammenhang mit psychischen Veränderungen interpretiert. Der Arzt Bernie Siegel (2018) berichtet in seinem Buch „Prognose Hoffnung“ von lebensgefährlich Erkrankten, die entgegen medizinischer Prognosen überlebten. Er vermutet, dass Veränderungen von Gedanken, Gefühlen und die Lösung von Konflikten dabei eine wichtige Rolle gespielt haben. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt der Neurowissenschaftler Joachim Bauer. Er ist der Überzeugung, dass Hilfen zur Gesundung psychischer Störungen selbst bei schweren Erkrankungen wie Krebs dazu beitragen können, die Krankheit zu besiegen (Bauer, 2020).

Wenn viele körperliche Krankheiten durch psychische Beeinträchtigungen mit verursacht sein können dann ist daraus ein Mehrbedarf an psychotherapeutischer Behandlung abzuleiten. Dieser umfasst Körperkrankheiten ohne bzw. mit für die jeweiligen Beschwerden nicht ausreichendem Organbefund als auch Beschwerden, die bisher als rein körperlich angesehen werden. Psychotherapie ist demnach ein wichtiger Bestandteil zur Behandlung von PatientInnen mit körperlichen Krankheiten.

Nun haben PsychotherapeutInnen bisher in der Regel eher ungern PatientInnen mit körperlichen Krankheiten behandelt, weil sie davon ausgehen, wenig bewirken zu können. Mit dem von mir in diesem Buch vorgelegten psychoneuroimmunologischen Ansatz wird ihnen ein theoretisch fundierter und praktisch orientierter Ratgeber an die Hand gegeben, in...

Erscheint lt. Verlag 15.5.2023
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften
Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Psychiatrie / Psychotherapie
Schlagworte Chronische Schmerzen • Colitis ulcerosa • Epigenetik • Immunsystem • Koronare Herzerkrankungen • Körper und Psyche • Organbefund • Psyche und Immunsystem • Psychoneuroimmunologie • Psychophysiologie • Rheumatoide Arthritis • Schmerzgedächtnis • Schmerzsyndrom
ISBN-10 3-497-61773-3 / 3497617733
ISBN-13 978-3-497-61773-9 / 9783497617739
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