Vom Glück, allein zu sein (eBook)
240 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60466-6 (ISBN)
Marie Luise Ritter, geboren 1991, ist studierte Journalistin und hat sich erst Hamburg und jetzt Berlin zur Wahlheimat gemacht. Als Influencerin mit dem Fokus auf persönlichen, authentischen Geschichten nimmt sie ihre Leser:innen auf Instagram unter @luiseliebt mit - auf Reisen und Festivals, auf ihre Dates und auf die Suche nach der Liebe.
- Spiegel Bestseller: Sachbuch / Paperback (Nr. 42/2023) — Platz 19
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Marie Luise Ritter, 30, ist studierte Journalistin und hat sich erst Hamburg und jetzt Berlin zur Wahlheimat gemacht. Als Influencerin mit dem Fokus auf persönliche, authentische Geschichten nimmt sie ihre Leser auf Instagram unter @luiseliebt mit - auf Reisen und Festivals, auf ihre Dates und auf die Suche nach der Liebe.
Vorwort
»Wenn du so weitermachst, wirst du mal alleine enden«, sagte meine Mutter regelmäßig zu mir. Zum Beispiel damals, als ich mit sechzehn eine Beziehung, die sich falsch anfühlte, beendete, mich aufmüpfig benahm oder nicht mit einem Großonkel dritten Grades tanzen wollte. Manchmal müsse man »einfach mal da durch«, meinte sie.
Irgendwo »enden«, so bedrohlich, als handelte es sich bei mir um eine am Straßenrand liegen gelassene Eidechse, die dort langsam in der Hitze verendete. (Ich sitze gerade in einem Café in Nicaragua, der Vergleich ist naheliegend.) Meine ganze Kindheit und Jugend über wurde dieses Schreckensszenario des Alleinseins vor mir in den Himmel gemalt. Allein zu sein und niemanden zu finden war anscheinend das, was man tunlichst vermeiden sollte. Und so, wie ich war, selbstbestimmt und mit einem klaren Willen, würde mich wohl niemand wollen. Ich war vor allem von allem zu viel.
»Alles, was du brauchst, ist längst in dir drin«, kritzelte ich vor zwei Sommern mit einem schweren Füllfederhalter auf kratziges Papier. Fast automatisch signierte ich diesen Satz in mein vorheriges Buch über die Liebe. Es war Ende Juli, und ich schwitzte, während sich meine Arme mit möglichst viel Abstand über die reinen Seiten bewegten. Bei insgesamt 700 Büchern verschrieb ich mich nur ein einziges Mal. Ich wechselte zwischen ein paar wenigen Sätzen ab. »Glaub an die Liebe, aber vor allem immer an dich«, war ebenso darunter. Die Vorstellung, wie jemand das Buch aufschlug, diesen Satz las, vielleicht lächeln musste und dieses Gefühl für die kommenden Seiten behielt, gefiel mir. Jemand, der oder die vielleicht an ein eigenes Problem dachte, bemerkte: Stimmt, die Antwort ist in mir. Alles, was ich signierte, sollte sagen: Du hast alles. Zweifele niemals an dir, denn so wie du bist, ist alles genau richtig. Die Sätze sollten das positive Gegenstück zu Einsamkeit, Zweifeln und fehlender Bestätigung von außen sein, Mut machen, vielleicht. Sie sollten bedeuten: Du brauchst niemanden im Außen, wenn du, in deinem Inneren, dich hast.
Hier in Nicaragua, während die Hitze mir die Gedanken wegsengt, bleibt diese eine Überlegung offen, wie ein noch nicht geschlossener Tab. Ist das tatsächlich so? Haben wir alles schon in uns? Und was heißt das für unsere Gesellschaft, für uns und für das »… wirst du mal alleine enden«, das vor uns schwebt? Ist das dann vielleicht gar nicht so schlimm?
Ich hatte nie wirklich über das Alleinsein nachgedacht. Selbst wenn ich manchmal tagelang niemanden sah, etwa, weil ich mich in meine Uniaufgaben vertiefte oder Liebeskummer hatte (und davon nicht gerade wenig), bemerkte ich es nicht wirklich. Es war für mich völlig normal, mit mir selbst gerne Zeit zu verbringen. Und damit meine ich: zu Hause. In meinen eigenen vier Wänden. Ich bestellte Essen, türmte Kissen und Decken um mich, als würde ich in einer Burg leben, oder lag in der Badewanne, bis das Wasser eiskalt war. In meinen vier Wänden fühlte ich mich sicher. Wenn niemand Zeit hatte, blieb ich eben zu Hause. Ich hatte noch nie darüber nachgedacht, mal allein ins Kino zu gehen, in ein Restaurant, oder – um Gottes willen – sogar allein auf eine Reise. Urlaube waren für mich etwas Besonderes, Erinnerungen und Qualitätszeit mit Freundinnen oder einem damaligen Partner. Sie allein zu verbringen kam für mich nie infrage.
Dann starb eine Freundin an Krebs, ohne dass ich damit rechnete, mich verabschieden oder alles zwischen uns wieder geraderücken konnte. Alle paar Jahre erleben wir einschneidende Erlebnisse, die die Zeitrechnung in ein Davor und ein Danach aufteilen. Bei mir war das so ein Moment. Es war Januar. Ich wusste nicht, wohin mit mir, mit meiner Trauer, mit meinen Schuldgefühlen. Mich zog es raus, ich wollte weg, ans Meer. Ich wollte zum ersten Mal weit weg allein sein, mich in mich zurückziehen. An die Zeit vor meiner ersten Reise allein kann ich mich genau erinnern. Es ist die erste Geschichte, die ich euch hier erzählen werde. Es war das erste Mal, dass ich einfach nur mit mir etwas plante, eine ganze Woche lang und ganz bewusst allein. Seither hat sich vieles für mich verändert. Das ist jetzt über vier Jahre her.
Eigentlich all das, was Menschen zu zweit machen, können wir auch allein: die Welt bereisen, aufwendig kochen oder im Restaurant das teuerste Gericht der Karte bestellen. Eigentlich spricht nichts dagegen. Und trotzdem fühlt es sich komisch an, genau das zu tun.
Wir stellen frische Blumen auf den Tisch und räumen die Wohnung besonders dann akribisch auf, wenn Besuch sich ankündigt, holen den guten Kaffee aus dem Schrank, gehen später in dieses neue Restaurant, alles zu zweit. Weil es sich dann »lohnt«. Also – leben wir nur für andere? Und vor allem auf Reisen stellt sich dann noch die nächste Frage: Macht es unsere Erlebnisse wertvoller, wenn wir jemanden haben, mit dem wir sie teilen können? Und demnach alles weniger wertvoll, wenn da gerade niemand ist? Ich glaube, es passiert schnell, dass wir gedanklich in dieses »Wenn ich erst einmal die richtige Person in meinem Leben habe, dann …« geraten. So wie in: »Dann werde ich die Welt bereisen, auch so eine tolle Dachgeschosswohnung beziehen oder mich trauen, mir ein kleines altes Cabrio zu kaufen, um damit zusammen nachmittags zum See rauszufahren.« (Und dann hast du jemanden kennengelernt, und er arbeitet den ganzen Tag, toll, echt!!)
Wenn aber niemand da ist, der deine Träume oder deine Begeisterung für etwas teilt, dich vielleicht ab und zu auch mal mit seinen Ideen mitreißt (»Wollen wir nicht am Wochenende …?«), wie schnell passiert es dann, Träume ad acta zu legen mit dem Gedanken: Ach, na ja, nicht so wichtig. Doch, es ist wichtig! Deine eigene Lebenszeit und das, wofür du brennst, sind wichtig. Das Leben ist kein Wartezimmer, in dem du rumsitzt, bis jemand da ist, der etwas mit dir erleben will.
Denn wenn dieser jemand absagt, du vielleicht mit Urlaubsplänen oder Konzertkarten sitzen gelassen wirst, ist die Enttäuschung groß. Viel zu oft teilen wir unsere Erlebnisse in wertvolle Zeit (zu zweit) und abgewartete Zeit (allein) ein. Nee, Freunde. Das machen wir jetzt nicht mehr.
Es ist natürlich ein Unterschied, ob wir die Wahl haben oder unfreiwillig allein sind, ob wir uns nur zurückziehen oder zurückgelassen werden. Aber so oder so glaube ich: Wir müssen anfangen, nicht nur für Besuch zu leben, nicht nur in Gesellschaft, sondern auch (oder vor allem?) für uns selbst. Es uns nur für uns schön zu machen. Gerne mit sich zu sein schafft einen völlig neuen Zugang zu Erlebnissen mit anderen, davon bin ich überzeugt. Es macht resilienter. Vor allem schafft es eine ganz neue Wertschätzung für eine Zeit, die sich sonst nur wie ein Abwarten anfühlen kann.
»I write about … how you learn to enjoy being with yourself«, erkläre ich, als sich in dem Moment hier im Café in San Juan jemand aus meinem Hostel neben mich setzt und fragt, worüber ich schreibe. Ich sehe auf, blicke in ein fremdes Lächeln, ein neues Gesicht. »Allein, aber nie wirklich allein«, habe ich es auf meiner letzten Reise genannt. »Do you want to tell me more about that? Maybe, when you are done with that chapter? I am by myself, too. I’ll wait for you at the bar.«
Das Thema dieses Buches, dieses »allein sein«, ist eine Reise, die mich durch verschiedene Länder, Gespräche und zu Menschen geführt hat, denen ich in bereits vorhandener oder mitgebrachter Gesellschaft wahrscheinlich nicht begegnet wäre. Es geht um Einsamkeit und das Aushalten von ebendieser, um das Gefühl, richtig nah bei sich selbst zu sein, und um Orte, an denen man sich zu Hause fühlt. Vor allem geht es darum, dass wir das Wort »allein« neu für uns besetzen lernen und ganz klar vom »einsam sein« trennen müssen.
Vielleicht sind wir alle gar nie wirklich allein. Für den Moment sind wir vielleicht einfach nur »für uns«. Und eine alte oder neue Begegnung manchmal nur eine Armlänge, ein Lächeln, ein Hallo in einer anderen Sprache entfernt.
»Ja, darüber schreibe ich gerade. Über all das, was das Thema mit sich bringt. Wie man sich für sich selbst ein richtig schönes Leben macht«, führe ich später weiter aus, als ich mich an die Bar gesetzt habe.
Natürlich gibt es neben all den Höhen auch Tiefen. Wenn ich mich manchmal selbst nicht ertragen kann, wenn ich...
Erscheint lt. Verlag | 29.6.2023 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Psychologie |
Schlagworte | abenteuerliche Reise als Frau • alleine reisen als frau • alleinesein • Buch Dating • buch einsamkeit • Bücher für junge Frauen • bücher selbstfindung • Buch Luiseliebt • Dating • Erwachsenwerden • Instagram • Liebe • Memoir Reise • Reise • Single • Singlesein • solo reisen als Frau • Tinder Stories • Vom Nichts suchen und Alles finden |
ISBN-10 | 3-492-60466-8 / 3492604668 |
ISBN-13 | 978-3-492-60466-6 / 9783492604666 |
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