Philosophie zum Selberdenken. Denksportaufgaben zum Erkenntnisgewinn (eBook)
336 Seiten
Anaconda Verlag
978-3-641-30986-2 (ISBN)
Robert Zimmer, geboren 1953, studierte Philosophie und Anglistik und promovierte mit einer Arbeit über Edmund Burke. Nach Lehrtätigkeiten an den Universitäten Düsseldorf und Berlin lebt er heute als freier Publizist in Berlin.
KAPITEL 1
Beipackzettel Eine kurze Gebrauchsanweisung zu diesem Buch
Ich danke Martin Morgenstern für die Durchsicht einzelner Kapitel und für seine Bereitschaft, die Entstehung des Buches kritisch zu begleiten.
Robert Zimmer
Dieses Buch hat eine Gebrauchsanweisung, weil es nicht im üblichen Sinne gelesen, sondern benutzt werden will. Es ist ein Philosophiebuch, aber keine philosophische Abhandlung. Es ist auch kein Lehrbuch, was aber nicht heißt, dass man nichts mitnehmen und lernen kann. Doch das Menü muss man sich selbst zusammenstellen. Die Menükarte ist ein Angebot zum Self-Service. Wer normal lesen will, sei gleich vorgewarnt: Es gibt hier keinen vorgezeichneten Weg, keinen fortlaufenden Text, der sich in einer von der ersten bis zur letzten Seite fortschreitenden Lektüre erschließt.
Stattdessen gibt es ein vielfältiges Angebot: ein Arsenal von Informationen, Anregungen und Aufgaben, sprich: Denkmaterialien, die zwar in einer bestimmten Weise angeordnet, aber in ihrer möglichen Zusammensetzung keineswegs festgelegt sind.
Doch einfaches Zugreifen und Konsumieren genügt hier nicht. ›Denksport Philosophie‹ ist ein Werkstattbuch, das aktive Mitarbeit einfordert. Man geht hinein, wie man in eine Werkstatt geht, in der man einige gesuchte Instrumente und Arbeitsmittel zu finden hofft. Philosophieren heißt immer »Selber denken«: Man will Gedanken kennenlernen, man will sich aber auch selbst Gedanken machen. Man will nicht nur Bauanleitungen zur Verfügung gestellt bekommen, sondern auch selbst etwas bewerkstelligen, ein Problem auch auf eigene Faust lösen. Wer philosophiert, lässt sich immer auf Versuch und Irrtum, auf eigene Probe- und Werkstücke ein.
Dass ein Philosophiebuch ein Werkstattbuch sein kann, sollte einen deshalb nicht überraschen. Die Philosophie steckt voller ungelöster Fragen und Probleme. Für diejenigen, für die Denken keine Last, sondern eine Lust ist und die sich nicht nur für Kreuzworträtsel, sondern für die grundlegenden Rätsel der menschlichen Existenz interessieren, sind diese Probleme eine gesuchte sportliche Herausforderung. Wer mit diesem Buch die Werkstatt betritt, hat sich bereits auf den »Denksport Philosophie« eingelassen.
Was aber findet man in der Denksport-Werkstatt?
Ein ausgewähltes, aber kein umfassendes Angebot: Informationen darüber, mit welchen Bauprojekten sich die großen Meister der Philosophie beschäftigt, welche Instrumente sie entwickelt haben, was sie mit diesen Instrumenten anzufangen wussten und welche fertigen und auch unfertigen Werkstücke sie uns hinterlassen haben. Auf Vollständigkeit wird hier jedoch keinerlei Anspruch erhoben: Nicht alle wichtigen Philosophen, nicht alle wichtigen Theorien und auch nicht alle philosophischen Probleme kommen hier zur Sprache. Es ist nicht der Ehrgeiz des Buches, das breite Spektrum philosophischer Themen abzudecken, das in der akademischen Philosophie behandelt wird. Auch auf jene sehr komplexen Instrumente, zu deren Benutzung man nicht nur eine spezielle Ausbildung, sondern auch lange Übung braucht, wurde hier verzichtet.
Um im Bild zu bleiben: Dieses Buch richtet sich nicht an den akademisch bestallten philosophischen Handwerksmeister, sondern an den interessierten philosophischen Heimwerker, an den, der sich einmal umschauen will, worum es in der Philosophie geht und sich selbst an dem ein oder anderen Problem versuchen möchte. Es wurde deshalb versucht, die Baupläne verständlich und ein Angebot an handhabbaren, aber dennoch nützlichen Werkzeugen zu machen. Gebrauchsanweisungen sind, soweit notwendig, beigefügt. Wie in einer Werkstatt kann man sich die notwendigen Instrumente selbst zusammensuchen und auch kombinieren. Man kann sie auch für verschiedene Aufgaben verwenden.
Dies bedeutet: Das Buch beschränkt sich auf einige, aber in jedem Fall grundlegende Probleme der Philosophie. Es liefert Informationen darüber, wie man im Laufe der Philosophiegeschichte mit diesen Problemen umgegangen ist. Und es liefert Schnittmuster zum Selberbasteln: Aufgaben, Kopfnüsse und Anregungen zum Argumentationsaustausch.
Jedes der im Buch behandelten Kapitel kann eigenständig gelesen werden. Die Reihenfolge bestimmt der Leser selbst. Hier dennoch eine kleine Orientierungshilfe, was man wo finden kann.
Die ersten Kapitel sind dazu da, einen Rundgang durch die Werkstatt zu machen. Für die Anfänger gibt es eine kurze Einführung, was Philosophie eigentlich ist und worum es in ihr geht. Wer mit der Philosophie bereits Erfahrung hat, kann dieses Kapitel gern überspringen.
Danach wird es schon etwas konkreter: Mit welchen Problemen haben wir es zu tun und, in Kurzform, was ist mit ihnen in der Philosophiegeschichte alles passiert?
Bevor sich jedes Kapitel dann einem zentralen philosophischen Problem zuwendet, werfen wir in Kapitel 4 einen Blick in jene philosophische Epoche, in der alles anfing und in der unser gesamtes Philosophieverständnis geprägt wurde: in die Antike, genauer gesagt in die antike griechische Philosophie. Hier kommt jeder irgendwann an, der in der Philosophie nach den historischen Wurzeln gräbt.
Auch dieses Kapitel kann der kundige Leser natürlich überspringen. Wenn er es aber nicht tut, wird er vielleicht mit Erstaunen feststellen, wie wenig von dem, was uns heute philosophisch beschäftigt, wirklich neu ist und wie sehr wir immer noch auf den Gleisen fahren, die die griechischen Philosophen gelegt haben.
Damit ist der Einführungsrundgang beendet. Nun kann der Leser intensiver in einzelne Problembereiche einsteigen. Das Kapitel 5 bietet einen Crashkurs für den Werkzeugkasten der Philosophie, für die Fragen, die sich im Umgang mit Sprache und Logik ergeben. Dann kommen die dicken Brocken: Welche Rolle spielt Gott in der Philosophie? (Kap. 6); welches Bild von der Welt entwirft sie? (Kap. 7); gibt es Weltgesetze, die uns begreiflich machen, was notwendig, möglich oder zufällig geschieht? (Kap. 8); und: Was meinen wir Menschen eigentlich, wenn wir behaupten, wir hätten Bewusstsein, Geist oder gar eine Seele? (Kap. 9)
Die letzten beiden Kapitel widmen sich den Problemen des menschlichen Handelns. Tiere fragen sich bekanntlich nicht, ob sie richtig oder falsch, angemessen oder unangemessen handeln. Der Mensch schon. Und wenn es ganz grundlegend wird, kommt die Philosophie zum Zug, mit Fragen wie Was ist Gerechtigkeit? (Kap. 10) oder Fragen nach der Begründung der Moral und den Maßstäben des Glücks (Kap. 11).
Die hier auf verschiedene Kapitel verteilten Themen entsprechen nicht immer den philosophischen Disziplinen, wie sie in der akademischen Lehre üblich sind. Sie folgen vielmehr der Intuition, dass bestimmte Fragen zusammengehören wie die Glieder eines Körpers. Schneidet man sie ab und steckt sie irgendwo anders hin, wirkt der Rest wie amputiert. Man wird auch sehr schnell feststellen: Alles hängt mit allem irgendwie zusammen. Immer wieder gibt es Fragen eines Problembereichs, die in einen anderen Problembereich übergreifen. Deshalb gibt es in jedem Kapitel Querverweise auf andere Kapitel. Kreuz und quer im Buch Herumsurfen ist deshalb ausdrücklich erwünscht. Niemand muss die Kapitel in der hier gewählten Reihenfolge angehen. Man wähle einfach ein Thema aus, das einen interessiert, und steige ein.
Jedes Kapitel enthält ganz unterschiedliche Texte: erstens solche, die Informationen zu Philosophen, philosophischen Begriffen oder philosophischen Themen liefern, und zweitens die Aufgabentexte, die sozusagen die konkrete Problemstellung liefern, mit denen sich der Denksportambitionierte auseinandersetzen soll. Es gibt in diesem Buch keine langen Traktate. Jeder dieser Texte ist kurz, prägnant und kann wie ein Baustein mit anderen Texten verknüpft werden, die dem Leser hierzu passend erscheinen.
Die unterschiedlichen Texttypen kehren immer wieder. Der Informationsvermittlung dienen drei davon: Jedes Kapitel enthält eine knappe »Einführung« in das behandelte Thema. In den »Info-Portal« genannten Texten erfährt der Leser, welche Schritte in der Philosophie im Lauf der Zeit gemacht wurden, welche Haltung bedeutende Philosophen zu einem Problem eingenommen haben. »Apropos« liefert eine Kurzinfo zu einem oder mehreren Begriffen, einem philosophischen Thema, einem Werk oder einer Person. Was »An die Pinnwand« kommt, ist weniger Information als eine kleine konzentrierte Infusion, die das Nachdenken anregen soll: Auch Philosophen haben manchmal richtig gute Sprüche drauf.
Ein Kernstück des Buches sind die philosophischen »Denksport-Aufgaben«. Aber Vorsicht! Philosophie ist kein Rätselraten, aber auch keine Mathematik. Zwar gibt es manchmal auch in der Philosophie eindeutige Antworten. Doch dies ist eher die Ausnahme als die Regel. Philosophische Probleme angehen heißt meistens, gute und bessere Argumente finden. Oder es heißt, eine Aussage auf ihre logische Schlüssigkeit und Widerspruchsfreiheit zu überprüfen. Es kann auch heißen: Brainstorming, Austausch von neuen Ideen.
Deshalb gibt es in diesem Buch ganz unterschiedliche Aufgabentexte: »Der kleine Philosophensteckbrief« fragt nach dem Namen eines bedeutenden Philosophen; »Die philosophische Kopfnuss« konfrontiert den Leser mit einem...
Erscheint lt. Verlag | 4.10.2023 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Philosophie ► Allgemeines / Lexika |
Schlagworte | 2023 • Also sprach Zarathustra • anspruchsvolle Denkaufgaben • Aristoteles • Beweisführung • Der tägliche Stoiker • eBooks • Grundkurs Philosophie • Hegel • Heidegger • Kant • Kopfnüsse • Logikrätsel • Logisches Denken • Neuerscheinung • Nietzsche • Philosophen • Philosophie • Philosophie für Anfänger • Philosophie für Einsteiger • Philosophie Geschenk • Philosophie Geschichte • philosophisch • Philosophische Fragen • Philosophische Hintertreppe • philosophisches argumentieren • Philosophisches Lesebuch • Platon • Precht • Schlussfolgerungen • Stoa • Stoizismus • wer bin ich |
ISBN-10 | 3-641-30986-7 / 3641309867 |
ISBN-13 | 978-3-641-30986-2 / 9783641309862 |
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