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Philosophische Schriften. Band 1 (eBook)

Porphyrios: Einführung in die Kategorien des Aristoteles (Isagoge) / Kategorien / Hermeneutik oder vom sprachlichen Ausdruck (De interpretatione) / Erste Analytik / Zweite Analytik

(Autor)

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2019 | 1. Auflage
346 Seiten
Felix Meiner Verlag
978-3-7873-3608-1 (ISBN)

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Philosophische Schriften. Band 1 -  Aristoteles
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Der erste Band der »Philosophischen Schriften« enthält die Kategorien, die Einführung in die Kategorien (Isagoge) von Porphyrios, die Hermeneutik (De interpretatione), die Erste Analytik und die Zweite Analytik und damit, zusammen mit der Topik und den Sophistischen Widerlegungen (Band 2), die Grundkonzepte der Aristotelischen Logik und Wissenschaftstheorie. Kategorien, Hermeneutik und Isagoge bildeten bis ins 12. Jahrhundert den kanonischen Bestand der später so genannten Logica vetus. In diesem begründet Aristoteles eine neue Logik und Metaphysik, die auf seiner Kategorienlehre basieren, und bricht dadurch mit der vorherrschenden Ideenlehre seines Lehrers Platon. Für Aristoteles wird die Frage nach dem Sein der Dinge durch die Reflexion auf die Sprache und nicht unter dem Platonischen Aspekt der Teilhabe an den objektiven Ideen gestellt. Dieses Konzept erweitert Aristoteles in der Hermeneutik, wo er die Systematik der Sätze erläutert. Die Erste Analytik gilt als Gründungstext der Logik als Wissenschaft, da in ihr deren Grundbausteine sowie die Struktur des analytischen Denkens konzipiert werden. Die Zweite Analytik legt eine Theorie des Wissens dar, in der Aristoteles argumentiert, dass die Sinneswahrnehmung dem Entstehen von Wissen vorausgeht.

Aristoteles wird 384 v. Chr. in Stagira (Thrakien) geboren und tritt mit 17 Jahren in die Akademie Platons in Athen ein. In den 20 Jahren, die er an der Seite Platons bleibt, entwickelt er immer stärker eigenständige Positionen, die von denen seines Lehrmeisters abweichen. Es folgt eine Zeit der Trennung von der Akademie, in der Aristoteles eine Familie gründet und für 8 Jahre der Erzieher des jungen Alexander des Großen wird. Nach dessen Thronbesteigung kehrt Aristoteles nach Athen zurück und gründet seine eigene Schule, das Lykeion. Dort hält er Vorlesungen und verfaßt die zahlreich überlieferten Manuskripte. Nach Alexanders Tod, erheben sich die Athener gegen die Makedonische Herrschaft, und Aristoteles flieht vor einer Anklage wegen Hochverrats nach Chalkis. Dort stirbt er ein Jahr später im Alter von 62 Jahren. Die Schriften des neben Sokrates und Platon berühmtesten antiken Philosophen zeigen die Entwicklung eines Konzepts von Einzelwissenschaften als eigenständige Disziplinen. Die Frage nach der Grundlage allen Seins ist in der 'Ersten Philosophie', d.h. der Metaphysik jedoch allen anderen Wissenschaften vorgeordnet. Die Rezeption und Wirkung seiner Schriften reicht von der islamischen Welt der Spätantike bis zur einer Wiederbelebung seit dem europäischen Mittelalter. Aristoteles' Lehre, daß die Form eines Gegenstands das organisierende Prinzip seiner Materie sei, kann als Vorläufer einer Theorie des genetischen Codes gelesen werden.

Band 1 der Philosophischen Schriften
Zu diesem Band
Porphyrios: Einführung in die Kategorien des Aristoteles (Isagoge)
Kategorien
Hermeneutik oder vom sprachlichen Ausdruck (De interpretatione)
Erste Analytik
Zweite Analytik

ARISTOTELES


Kategorien


KATEGORIEN


Kapitel 1. »Wortgleich« wird (solches) genannt, wovon bloß die [1a] Bezeichnung gemeinsam (ist), dagegen die zu dieser Bezeichnung gegebene Erklärung dessen, was es ist , verschieden, z. B.: »Lebewesen« (ist) sowohl der (lebende) Mensch wie auch ein bloß Gemaltes; bei denen ist nämlich nur die Bezeichnung gemeinsam, die zum Namen gegebene Erklärung dessen, was es ist, verschieden: wenn nämlich jemand angeben will, was denn an jedem dieser beiden ihr »Lebewesen-sein« ist, so wird er von beiden eine eigene Erklärung angeben.

»Begriffsgleich« wird genannt, wovon sowohl die Bezeichnung gemeinsam ist wie auch die zum Namen gegebene Erklärung dessen, was es ist, die gleiche, z. B.: »Lebewesen« ist sowohl der Mensch wie auch das Rind; jedes dieser beiden wird mittels gemeinsamer Bezeichnung als »Lebewesen« angesprochen, und die Erklärung dessen, was es ist, ist aber die gleiche: wenn nämlich jemand von einem jeden von ihnen die Erklärung abgeben will, was ihrer beider »Lebewesen-Sein« denn ist, so wird er die gleiche Erklärung abgeben.

»Abgleitet« wird genannt, was von etwas (anderem) aus, von dem es sich (nur) durch seinen Beugungsfall unterscheidet, die namentliche Ansprache hat, z. B. von »Schriftkunde« der »Schriftkundige« und von »Mannestum« der »Mannhafte«.

Kapitel 2. Von allem Ausgesprochenen wird das eine in Form einer Verknüpfung ausgesprochen, anderes ohne Verknüpfung. Also in Form einer Verknüpfung z. B.: »Mensch läuft«, »Mensch siegt«; ohne Verflechtung z. B.: »Mensch«, »Rind«, »läuft«, »siegt«.

Von allem, was da ist, wird (1) das eine zwar von einem Zugrundeliegenden ausgesagt, ist aber an keinem Zugrundeliegenden, z. B., »Mensch« wird zwar von einem bestimmten Menschen als Zugrundeliegendem ausgesagt, ist aber an keinem Zugrundeliegenden; (2) anderes ist an einem Zugrundeliegenden, wird aber von keinem Zugrundeliegenden ausgesagt – mit »an einem Zugrundeliegenden« meine ich: Was, an etwas – nicht wie ein Teil – vorkommend, unmöglich gesondert von dem sein kann, an welchem es ist –, z. B. diese bestimmte Schriftkundigkeit tritt an einem Zugrundeliegenden auf, der Seele, wird aber von nichts Zugrundeliegendem ausgesagt, und dies bestimmte Weiße begegnet an einem Zugrundeliegenden, dem Körper – jede Farbe kommt an einem Körper vor –, es wird aber von keinem Zugrundeliegenden ausgesagt. (3) Wieder anderes wird sowohl von etwas Zugrundeliegendem ausgesagt und ist auch an einem Zugrundeliegenden, [1b] z. B., »Wissen« tritt einerseits an einem bestimmten Zugrundeliegenden auf, der Seele, andererseits wird es auch von einem Zugrundeliegenden ausgesagt, der Schriftkunde. (4) Wieder anderes ist weder an einem Zugrundeliegenden, noch wird es von einem Zugrundeliegenden ausgesagt, z. B. dieser bestimmte Mensch oder dies bestimmte Pferd – nichts derartiges tritt ja an einem Zugrundeliegenden auf, noch wird es von einem Zugrundeliegenden ausgesagt.

Vereinfacht, was nicht mehr geteilt werden kann und somit eines der Zahl nach ist, wird von keinem Zugrundeliegenden ausgesagt; an Zugrundeliegendem aufzutreten aber wird einiges durchaus nicht gehindert: Diese bestimmte Schriftkunde gehört zu dem, was an einem Zugrundeliegenden vorkommt.

Kapitel 3. Wenn eines vom anderen ausgesagt wird als von einem Zugrundeliegenden, (dann gilt:) Alles, was mit dem Ausgesagten gemeint ist, das wird auch alles über das Zugrundeliegende ausgesagt werden; z. B. »Mensch« wird von einem bestimmten Menschen ausgesagt, »Lebewesen« aber von »Mensch«; mithin wird also auch vom bestimmten Menschen »Lebewesen« ausgesagt; denn dieser bestimmte Mensch ist erstens Mensch und somit auch Lebewesen.

Von Dingen aus verschiedenen Gattungen, die auch nicht unter einander angeordnet sind, sind auch die Unterschiede verschieden der Art nach, z. B. von »Lebewesen« und »Wissen«: Von »Lebewesen« sind die Unterschiede »Fußgänger«, »geflügelt«, »im Wasser (lebend)«, »zweifüßig«; von »Wissen« ist es keiner davon; es unterscheidet sich ja wohl Wissen nicht dadurch von Wissen, zweifüßig zu sein. Bei den untereinander (stehenden) Gattungen hindert dagegen nichts, daß es dieselben Unterschiedsmerkmale sind; denn die oberhalb werden von den Seinsgeschlechtern unter ihnen ausgesagt, daher, wieviele die Unterschiede des Ausgesagten sind, so viele werden es auch vom Zugrundeliegenden sein.

Kapitel 4. Von dem, was da nach keiner Verknüpfung ausgesagt wird, weist ein jedes entweder auf ein seiendes Wesen hin oder auf ein »irgendwieviel« oder »irgendwie-beschaffen« oder ein »im-Verhältnis-zu ...« oder »irgendwo« oder »irgendwann« oder ein Liegen oder Haben oder Tun oder Erleiden. – Seiendes Wesen ist dabei, um es umrißhaft zu sagen, z. B. »Mensch«, »Pferd« (usw.); so-und-so-viel z. B. »zwei Ellen«, »drei Ellen« ...; derartig z. B. »weiß«, »schriftkundig«; im-Verhältnis-zu ...« z. B. »doppelt«, »halb«, »größer« ...; da-und-dort z. B. »im Lykeion«, »auf dem Markt«; dann-und-dann z. B. [2a] »gestern«, »vor einem Jahr«; Lage z. B. »liegt da«, »sitzt«; Haben z. B. »hat Schuhe an«, »hat Waffen angelegt«; Tätigsein z. B. »schneiden«, »brennen«; Erleiden z. B. »geschnitten werden«, »gebrannt werden«.

Jeder der genannten (Ausdrücke) wird, rein für sich, nicht in Form einer Behauptung oder Verneinung ausgesagt, aber durch die Verknüpfung dieser miteinander wird eine Behauptung oder Verneinung (daraus); jedes behauptende oder verneinende Urteil ist doch offenkundig entweder wahr oder falsch, von dem aber, was nicht in Form einer Verknüpfung ausgesagt wird, ist nichts (derart, sondern) weder wahr noch falsch, z. B. »Mensch«, »weiß«, »läuft«, »siegt«.

Kapitel 5. Wesenheit ist im eigentlichsten Sinne und in unmittelbarster Erfassung und in stärkstem Maße ausgesprochen als die, welche weder von einem Zugrundeliegenden ausgesagt wird noch an einem Zugrundeliegenden auftritt, z. B. dieser bestimmte Mensch, dies bestimmte Pferd. »Zweite Wesenheiten« werden die genannt, in welchen, als den Erscheinungsformen, die im ersten Sinne genannten Wesenheiten vorkommen, – diese und auch die Seinsgeschlechter dieser erscheinenden Arten; z. B. dieser bestimmte Mensch kommt in der Art »Mensch« vor, das Seinsgeschlecht dieser erscheinenden Art ist »Lebewesen«. Zweite Wesenheiten werden also solche genannt wie »Mensch«, »Lebewesen«. –

Deutlich ist auch aus dem Gesagten: Von dem, was von einem Zugrundeliegenden ausgesagt wird, muß sowohl das Wort wie auch der Begriff von dem Zugrundeliegenden ausgesagt werden, z. B. »Mensch« wird von dem bestimmten Menschen als Zugrundeliegendem ausgesagt, und somit wird auch das Wort davon ausgesagt – man wird doch einen bestimmten Menschen eben »Mensch« nennen –, und auch der Begriff von Mensch wird von einem bestimmten Menschen ausgesagt werden – ein jeder bestimmte Mensch ist eben auch Mensch; daher denn also: Sowohl die Wortbezeichnung wie auch der Begriff werden von dem Zugrundeliegenden ausgesagt. –

Von den (Bestimmungen), die an einem Zugrundeliegenden auftreten, wird in den allermeisten Fällen weder die Wortbezeichnung noch der Begriff vom Zugrundeliegenden ausgesagt; in einigen Fällen dagegen hindert zwar nichts, das Wort vom Zugrundeliegenden auszusagen, mit dem Begriff aber ist das unmöglich; Beispiel: »weiß«, das an einem Zugrundeliegenden auftritt, nämlich einem Körper, wird von dem Zugrundeliegenden ausgesagt – man sagt eben: Der Körper ist weiß. –, der Begriff von weiß wird aber niemals von dem Körper ausgesagt. –

Alle übrigen (Bestimmungen) werden entweder von den ersten Wesenheiten als Zugrundeliegendem ausgesagt oder kommen an ihnen als Zugrundeliegendem vor. Das (wird) einsichtig aus den Einzelverhältnissen, wenn man sie vornimmt; z. B. »Lebewesen« wird von »Mensch« ausgesagt, somit auch von jedem bestimmten Menschen – wenn nämlich von keinem [2b] der bestimmten Menschen, so auch von »Mensch« insgesamt nicht; und wieder, »Farbe« kommt vor an »Körper«, somit auch am bestimmten Körper; wenn denn nicht an irgendeinem der Einzelkörper, so auch an »Körper« insgesamt nicht. Daher: Alles übrige wird entweder von den ersten Wesenheiten als Zugrundeliegendem ausgesagt, oder es kommt an ihnen als Zugrundeliegendem vor. Wenn also die ersten Wesenheiten nicht wären, so könnte unmöglich von allen übrigen etwas sein. [Alles übrige wird ja entweder von diesen als Zugrundeliegendem ausgesagt, oder es kommt an ihnen als Zugrundeliegendem vor; daher, wären die ersten Wesenheiten nicht, so könnte unmöglich von den anderen etwas sein.]

Von den zweiten Wesenheiten ist in höherem Maße Wesenheit die erscheinende Art im Vergleich zum Seinsgeschlecht; sie ist ja näher an der ersten Wesenheit. Wenn nämlich jemand von der ersten Wesenheit ihr »was-es-ist« angeben will, so wird er dies einsehbarer und angemessener tun, indem er ihre Art angibt, als (wenn er) die Seinsgattung (nennt); z. B. dürfte man einen bestimmten Menschen auf erkennbarere Weise angeben, indem man ihn als Menschen bezeichnet statt als »Lebewesen« – das ist nämlich dem bestimmten Menschen mehr eigentümlich, das andere ist allgemeiner –; und wer einen bestimmten Baum angeben will, tut dies auf leichter erkennbare Weise, indem er ihn als Baum bezeichnet statt als »Pflanze«.

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Erscheint lt. Verlag 18.4.2019
Reihe/Serie Philosophische Bibliothek
Philosophische Bibliothek
Übersetzer Hans Günter Zekl, Wolfgang Detel
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Geschichte der Philosophie
Geisteswissenschaften Philosophie Philosophie Altertum / Antike
Schlagworte Antike Philosophie • Aristoteles • Logik • Metaphysik
ISBN-10 3-7873-3608-7 / 3787336087
ISBN-13 978-3-7873-3608-1 / 9783787336081
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