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Psychologie im zwanzigsten Jahrhundert in Luxemburg -  Alfred Groff

Psychologie im zwanzigsten Jahrhundert in Luxemburg (eBook)

ein Rückblick aus der Sicht eines Insiders

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
328 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7578-3160-8 (ISBN)
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Psychologie im zwanzigsten Jahrhundert in Luxemburg, aus der Sicht eines Psychologen (Hrsg.), der dort ab 1981 in den klinischen, pädagogischen und sozialen Bereichen arbeitete, wäre ein genauerer Titel dieses Buches. Die Erfahrungen stammen sowohl aus dem Berufsleben des Autors als auch aus dem Vereinsleben im psychosozialen Bereich. Das Buch ist in vier Kapitel unterteilt: I. Klinische Psychologie II. Sozialpsychologie III. Humanistische und Transpersonale Psychologie IV. SLP - die psychologische Vereinigung Es beinhaltet u.a. die Schrift "Klinische Psychologie im Spiegel des Luxemburger Vereinslebens - Die Tätigkeiten der 'psychologischen Vereinigungen' als ein Bild der 'Psychologie' insbesondere der 'Klinischen Psychologie' in Luxemburg im 20. Jahrhundert."

Alfred Groff www.alfredgroff.com, alfredgroff@gmail.com Psychologe, Dr.phil. (Uni Salzburg , Sunya New York) Psychotherapeut (Luxembourg / 2016.12.016 / Psycho)

Schaffen wir die Kinderheime ab?!
Bulletin ANCE 69, 19-22 (1990).

Die aktuelle Lage

Im Moment bestehen die herkömmlichen Gruppen in den Kinderheimen meist aus zehn bis zwölf Kindern und 6 Mitgliedern des Personals (5 Erzieher und eine Haushaltshilfe). Ein multidisziplinäres Team steht den Erziehern einige Stunden im Monat zur Verfügung. Supervision im engen Sinne des Wortes ist selten möglich. Kinderpsychotherapeuten, auch außerhalb des Heimes sind Mangelware. In den letzten Jahren gab es zwar einige Weiterbildungsangebote für Erzieher, aber Zusatzausbildungen werden kaum gemacht. Was die Integration verhaltensgestörter Kinder in den bestehenden Gruppen anbelangt, scheint der Sättigungsgrad erreicht. Daher wird immer öfter eine Platzierung in eine Kinderpsychiatrische Klinik oder ein therapeutisches Heim im Ausland ins Auge gefasst. Dem CIEP sind etwa ein Dutzend Platzierungen ins Ausland in den letzten Jahren bekannt; daneben gab es zusätzliche von den Familien- und Erziehungsministerien sowie über die Krankenkassen. Therapeutische Kinderheime gibt es in Luxemburg noch keine und die Wahlmöglichkeit des CIEP nach einem geeigneten Heimplatz nimmt von Jahr zu Jahr ab, ohne dass die Zahl der Platzierungen abnimmt. Von1981bis1989 wurden an die 180 Betten für Minderjährige in den Kinder- und Jugendheimen abgebaut (rapport d'activité du CIEP 1989).

Neben der kontroversen Diskussion über ein therapeutisches Heim, wird über die Möglichkeit diskutiert, die Zahl der Kinder pro Gruppe auf 8 oder gar auf 6 herunterzusetzen.

Professionelle Pflegefamilien

6 Erwachsene für die Betreuung von sechs Kindern? "Und wenn jeder eins mit nach Hause nehmen würde ...?" Für die Kinder könnte man sich so manche Vorteile vorstellen: familienähnlichere Erziehung (statt Heimatmosphäre), mehr Beständigkeit (kein Schichtenwechsel), kein Einleben in eine Gruppe, professionellere Familienarbeit (Réintégration) als bei herkömmlichen Pflegefamilien, weniger das Gefühl, der Erzieher kommt zur Arbeit und geht nach Hause, weniger verschiedene Erziehungsstile. Die Mehrkosten der nötigen Supervision wurden durch das Einsparen der Mieten/Kosten der Heime mehr als wettgemacht. Der Partner des Erziehers könnte, wie in den meisten Familien auswärts arbeiten, ein oder mehrere Pflegekinder könnten zusammen mit den eigenen aufwachsen. Dass das möglich ist beweisen Versuche im Ausland. Der "Verein Heilpädagogischer Großfamilien in der Schweiz" nennt folgende pädagogische Ziele für seine Familien: Konstanz der Bezugspersonen und Kontinuität in der Erziehungsarbeit, lebensechte Form des Zusammenlebens, individuelle Förderung und Teamarbeit innerhalb des Vereins.

"In jeder heilpädagogischen Großfamilie werden ca. fünf Kinder zwischen dem 5. bis 10. Altersjahr aufgenommen. Es sind Kinder mit schweren Verhaltensstörungen, die sie für die Schule und das Elternhaus untragbar machten. Die Ursachen der Störungen sind meist gekoppelt (Hirnfunktionsstörungen, Frühverwahrlosung, Milieubehinderung etc.). Die Beziehungen zur bisherigen Umwelt sind so stark beeinträchtigt, dass das Kind dauernde Ersatzbeziehungen benötigt." (Materialien zur Heimerziehung, Nr.5, Dezember 1989)

Ein Beispiel: Eine Familie, die Mitglied des Vereins heilpädagogischer Pflegefamilien des Kantons Zürich ist und Supervision vom kinderpsychiatrischen Dienst erhält (KPD). Ihr Bericht:

"Zwei Jahre nach unserer Heirat, 1968, nahmen wir das erste Pflegekind auf, ein Mädchen aus der Kindergartenklasse meiner Frau, dem die Mutter gestorben war. Es war milieugeschädigt und hatte sehr schwere Sprachstörungen. Drei Jahre später kam ein Knabe dazu, auch vom Kindergarten, von frisch geschiedenen Eltern. Er hatte starke soziale Schwierigkeiten und affektive Störungen. Mit ihm zogen wir von Zürich weg aufs Land, wo wir ein Bauernhaus mit großer Scheune kaufen konnten.

1975 kam ein siebenjähriger Knabe zu uns, ein Heimkind, verhaltensgestört, Epileptiker und in psychiatrischer Behandlung, und 1978 ein fünfzehnjähriges Mädchen, denen 1979 unser erstes eigenes Mädchen folgte.

1981 heiratete unser erstes Pflegekind, der ältere Knabe begann eine Lehre in Zürich und wohnte wieder bei seiner Mutter. Auch das zweite Mädchen arbeitete in einem Spital, wo das Zimmer gleich inbegriffen war.

So wurden wieder drei Plätze frei. Während einem Jahr betreute ich dann ein autistisches sechsjähriges Mädchen, das unter einer sehr aggressiven Phase seiner Krankheit litt und somit für die Eltern physisch wie seelisch eine zu große Last geworden war. Sie brauchte viel Geduld und Liebe.

Während diesem Jahr kam ein achtzehnjähriger Bursche zu uns, und ein zweites Mädchen wurde geboren. Ende 1982 war das autistische Kind so beruhigt und ihre Familienzelle wieder genügend stark geworden, dass eine effektive familiäre Aufbauarbeit möglich geworden war.

Im März 1983 fragte uns die Jugendanwaltschaft Zürich, ob wir Platz für ein vierzehnjähriges Mädchen hätten, das stark verwahrlost, drogengefährdet, straffällig und stets ausreißend sei, und das die Schule seit einem Jahr praktisch nie mehr besucht hatte. Sec hat sich nun schon stark stabilisiert.

Gleich nachher, im April, fragte uns der KPD Zürich, ob ein sechzehnjähriges Mädchen bei uns die Ferien verbringen könnte, auch sic war drogengefährdet, stark familiengeschädigt und mit chronischen Depressionen belastet - sie ist geblieben. In der Zwischenzeit fanden wir eine optimale Lehrstelle, die sie 1984 antreten kann.

Seit der Geburt unseres zweiten Kindes hatten wir immer ein Au-pair-Mädchen das uns half.

Daneben kamen während all den Jahren zahlreiche Kinder für mehr oder weniger kurze Zeit zu uns, meist um Krisenzeiten zu überbrücken."

Dieses Beispiel soll nicht dazu dienen, zu zeigen wie viele und wie schwierige Kinder aufgenommen werden sollten, sondern dass eine derartige Arbeit vorstellbar und auch erfolgreich sein kann. Natürlich setzt sie ein anderes Erziehungsbild voraus als dasjenige eines Erziehers, der auf Schichten in einer Institution arbeitet. Dies lässt vielleicht auf den ersten Blick bei manchen Erziehern Angst aus, so könnte man das Private vom Professionellen nicht mehr trennen. Sicher ist eine solche Umstellung nicht leicht, aber ein Verschmelzen von Arbeit-Freizeit-Zu Hause kann auch manche Vorteile für den Erzieher haben. Man kann genauso gut sagen "dann hat man ja kein Privatleben mehr", wie auch "man hat mehr Privatleben, halt ein anderes".

"Spezialerzieherische" Kindergruppen sowie Internate und sozio-edukative familienstützende ambulante Dienste

Ein "zentrales spezialisiertes therapeutisches Heim" wurde einige Fragen aufwerfen: wer kann da aufgenommen werden, d.h. wer ist gestört genug (nicht nur schwieriger Sozialfall), wer zu gestört (rein psychiatrische Angelegenheit), genügen die paar geschaffenen Plätze, d.h. wie groß muss dieses Heim sein oder ist es eine Klinik, muss man nicht je nach Problematik und Gruppenkonstellation trotzdem auf das Ausland zurückgreifen? Wäre es da nicht einfacher die herkömmlichen Heimgruppen umzufunktionieren in dezentralisierte "SPEZIALERZIEHERISCHE GRUPPEN", manche mögen das auch lieber "therapeutische Gruppen" nennen. Aber mir scheint wichtig hervorzustreichen, dass Therapie im engeren Sinne nur auf der Basis einer stabilisierten Erziehung möglich ist, Therapie als Voraussetzung für eine mögliche Erziehung scheint mir utopisch. Diese Gruppen würden alle verhaltensgestörten Kinder aufnehmen und diese würden je nach momentaner Lage auf die einzelnen Gruppen verteilt. Was wären die Grundvoraussetzung solcher Gruppen?

* Das Personal besteht aus Spezialerziehern, Erziehern mit einer Zusatzausbildung, Heilpädagogen, Beschäftigungstherapeuten...

* Das erzieherische Personal müsste über eine gewisse Lebens- und Berufserfahrung verfügen.

Einerseits müssten es Leute sein, die eine liebende Beziehung zu den Kindern aufnehmen mochten (d.h. die Beziehung nicht nur als sekundär zu den Kollektivvertraglichen Überlegungen betrachten), andererseits müssten sie eine Autorität fürs Kind darstellen (Halt- und Sicherheitgebende Struktur bieten, Modellverhalten, eigene Verantwortungsübernahme) damit sie nicht allen möglichen Verführungen erliegen. Überzeugungskraft, Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit sind Voraussetzung für eine bejahte Abhängigkeit als Vorstufe zur Freiheit. Weiter ist es wichtig, sich selbst zu kennen, damit man nicht seine eigenen Probleme auf die Kinder überträgt. Das heißt auch, dass man seine Grenzen kennt, damit man eine Selbstüberforderung vermeidet. Man muss nicht für alles und alle zuständig sein und versuchen das Gluck für andere zu erzwingen, wo sie es auch selbst können. Man muss anderen zuhören können, um ihre Bedürfnisse und Potentiale zuerkennen. Will man zu perfekt sein, tut...

Erscheint lt. Verlag 6.2.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie Allgemeine Psychologie
ISBN-10 3-7578-3160-8 / 3757831608
ISBN-13 978-3-7578-3160-8 / 9783757831608
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