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Emotional - Reflexiv - Implizit (eBook)

Wie wir in psychodynamischen Prozessen wirksam werden
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
408 Seiten
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-12005-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Emotional - Reflexiv - Implizit -  Chris Jaenicke,  Theo Piegler,  Elke Reinken,  Georg Tessmann,  Johannes Warneboldt
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Die Transformationskraft emotional-reflexiver Arbeit Das Buch ermöglicht ein besseres Verständnis des komplexen therapeutischen Geschehens TherapeutInnen finden reichhaltige Anregungen zur Strukturierung ihrer täglichen Arbeit In zahlreichen Fallberichten werden die Veränderungsschritte mikroprozesshaft beschrieben Behandlungstechnik war gestern. Die Ergebnisse der Psychotherapieforschung sprechen eine deutliche Sprache: Es kommt auf die Psychotherapeut:innen an, darauf, wie sie emotional-mental reagieren, und darauf, was sie dann sagen. Die zentrale Rolle spielt dabei die stille emotional-reflexive Arbeit, die den angestrebten psychischen Veränderungsprozess anstößt und so unverzichtbar für den Behandlungserfolg ist. Diese Arbeit und weitere Basics der aktuellen Theorie und Praxis der psychodynamischen Psychotherapie werden im ersten Teil dargestellt. Im Anschluss werden die Leser:innen mitgenommen in die »Werkstätten« der Autor:innen und erfahren, wie diese die Klippen intersubjektiver Verwicklungen erfolgreich umschiffen, indem sie ihre persönliche Subjektivität und Kreativität als Hilfsmittel einsetzen.

Michael Klöpper, Dr. med., Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, Psychoanalytiker, ist in eigener Praxis in Hamburg tätig. Er ist Dozent, seit über 20 Jahren Supervisor von postgraduierten Psychotherapeuten und Lehranalytiker (DGPT) an der Akademie für Psychoanalyse und Psychotherapie Hamburg (APH), war deren 1. Vorsitzender und Mitglied des wissenschaftlichen Leitungsteams der Psychotherapiewoche Langeoog. Chris Jaenicke, Dipl. Psych., ist Psychoanalytiker, Lehranalytiker, Supervisor und Dozent in der Arbeitsgemeinschaft für Psychoanalyse und Psychotherapie, Berlin e.V. Er ist Mitherausgeber der Zeitschrift »Selbstpsychologie - Europäische Zeitschrift für Psychoanalytische Therapie und Forschung.« Forschungsschwerpunkte und Publikationen zur Intersubjektivitätstheorie und Selbstpsychologie.

Michael Klöpper, Dr. med., Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, Psychoanalytiker, ist in eigener Praxis in Hamburg tätig. Er ist Dozent, seit über 20 Jahren Supervisor von postgraduierten Psychotherapeuten und Lehranalytiker (DGPT) an der Akademie für Psychoanalyse und Psychotherapie Hamburg (APH), war deren 1. Vorsitzender und Mitglied des wissenschaftlichen Leitungsteams der Psychotherapiewoche Langeoog. Chris Jaenicke, Dipl. Psych., ist Psychoanalytiker, Lehranalytiker, Supervisor und Dozent in der Arbeitsgemeinschaft für Psychoanalyse und Psychotherapie, Berlin e.V. Er ist Mitherausgeber der Zeitschrift »Selbstpsychologie - Europäische Zeitschrift für Psychoanalytische Therapie und Forschung.« Forschungsschwerpunkte und Publikationen zur Intersubjektivitätstheorie und Selbstpsychologie.

Vorwort


Liebe Leserin, lieber Leser!

Bevor Sie mit der Lektüre beginnen, möchte ich dieses Buch zunächst für Sie in die große Vielfalt der Literatur zur Psychoanalyse und psychodynamischen Psychotherapie einordnen. Ich hoffe, dass damit besser verständlich wird, was wir, die AutorInnen, damit zu erreichen beabsichtigen.

Wir legen Ihnen hiermit kein weiteres Buch zu den Theorien unseres Faches vor, sondern eines für die Behandlungspraxis. Wir möchten Sie dazu anregen, gemeinsam mit uns darüber nachzudenken, wie wir in unseren Psychotherapien und Psychoanalysen therapeutisch wirksam werden. Das heißt, wir beschäftigen uns bei dieser Thematik vor allem mit der Frage, welche Art von Arbeit wir selbst leisten (müssen), um in der Weise psychisch verändernd wirksam zu werden, dass dabei eine therapeutische Wirkung entsteht. Diese Frage beschäftigt nach unserer Erfahrung jede Therapeutin und jeden Therapeuten immer mal wieder und immer anders. Und natürlich wird sie in Seminaren von den TeilnehmerInnen der Ausbildungsinstitute ebenso gestellt.

In der Geschichte der Psychoanalyse ist im Laufe der Jahre deutlich geworden, dass die Deutung der grundlegenden triebhaften Natur des Menschen allein noch keine therapeutische Wirkung entfaltet. Zugleich wurde immer offensichtlicher, dass die Beziehung des therapeutischen Paares verändernd wirksam ist. Sie stand historisch betrachtet zunehmend im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit psychodynamischer PsychotherapeutInnen aller Schulrichtungen, die sich im ersten Jahrhundert der Psychoanalyse entwickelt haben. Psychodynamik wurde in dem Sinne ein wichtiger Begriff der Methode, dass er zweierlei zugleich in den Blick nimmt: die Entwicklung der Dynamik in den prägenden Beziehungen, mit denen wir Menschen vom Säuglingsalter an groß werden, und die Entfaltung der Beziehungsdynamik im therapeutischen Paar.

Aus diesem Grund schulen wir ›alten‹ KollegInnen unsere ›jungen‹ KandidatInnen heute ausführlich und sorgfältig in der Fähigkeit, wahrzunehmen und zu verstehen, welche individuell spezifische Psychodynamik die bisherige Beziehungserfahrung des Patienten durchdrungen und geprägt hat und welche ebenso individuelle Dynamik des Psychischen im therapeutischen Paar die gemeinsame Arbeit prägt. Wir lehren, wie das Vergangenheitsunbewusste als Gegenwartsunbewusstes im Hier und Jetzt der Beziehung wieder auftaucht.

Lange Zeit bestand die Hoffnung, dass die vielfältigen psychodynamischen Psychotherapieverfahren dadurch wirksam sind, dass die unbewussten, bis in die Gegenwart reichenden Muster maladaptiver Anpassung, in denen das originär Eigene verleugnet oder verdrängt, also abgewehrt ist, nur gedeutet, also bewusstgemacht werden müssten, um therapeutische Effekte zu erzielen. Aber es zeigte sich, dass diese Methode nicht ausreicht, um therapeutisch, d. h. symptom-befreiend zu wirken. In der Folge dieser Erkenntnis galt es zunehmend, in der therapeutischen Beziehung ein ›Klima‹ zu entfalten, das es erlaubt, die abgewehrten Gefühle, Affekte und Impulse emotional intensiv zu erleben und anschließend reflexiv zu erfassen, in welchen biografisch bedingten Beziehungszusammenhängen diese ursprünglich einmal entstanden sind. Mithilfe dieses Verständnisses psychotherapeutischer Arbeit gelangen tatsächlich teilweise sehr befreiend wirksame Prozesse psychischen Wandels, die auch von Dauer waren. Aber dieses – im Prinzip noch recht grobe – Verständnismodell der Wirksamkeit psychodynamischer Psychotherapiearbeit erwies sich als nicht genügend differenziert, um die ganze Vielfalt psychischer Störungen, wie sie mit der Zeit zunehmend besser verständlich wurden, angemessen behandeln zu können.

Aus diesem Grund entstand etwa seit der Mitte des 20. Jahrhunderts eine zunehmend breite Palette psychoanalytischer/psychodynamischer Literatur, die sich dem Thema der Wirksamkeit der Methode aus sehr unterschiedlichen Richtungen anzunähern versuchte. So wurde beispielsweise in der Perspektive der Objektbeziehungstheorie zunehmend verständlich, wie sehr das Kind die Beziehung zur Mutter ebenso wie die zum Vater braucht, damit seine psychische Struktur in gesunder Weise reifen kann. Genau diesem Thema der psychischen Reifung widmet sich auch die in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts entstandene Säuglingsforschung. Sie ist in der Lage, ein zunehmend differenziertes Verständnis von der Reifungsentwicklung der kindlichen Psyche zu entwerfen, und lässt mit ihren Befunden vor allem verständlich werden, welche große Bedeutung die Beziehungserfahrung der ersten Lebensjahre für die Entwicklung der kindlichen Psyche hat. Vor dem Hintergrund der Entfaltung dieser Forschungsergebnisse entstand noch vor der Jahrtausendwende ein neuer Blick auf die Triebtheorie. Andere Modelle des motivationalen Antriebs entstanden, und mit ihnen trat die Dominanz des Denkens in Triebzusammenhängen in den Hintergrund, freilich ohne dass deren Aussagen gänzlich obsolet geworden wären. Zugleich ging mit dem zunehmend differenzierten Verständnis der Reifungsentwicklung des Kindes ein immer komplexer werdendes Bild vom ›Selbst‹ einher. Der Begriff Selbst wurde zur allgemein gebräuchlichen Bezeichnung der Psyche des Menschen. Er benennt ein nur in der Abstraktion des Denkens existentes Konstrukt, das gleichwohl so gehandhabt wird, als gäbe es das tatsächlich. In Anlehnung an den von Freud geprägten Begriff »psychischer Apparat« einst noch gleichsam dinglich gedacht, wird das Selbst heute in unterschiedlichen, komplexen System-Modellen konzipiert, allerdings ohne dass sich dafür bereits ein einziges allgemein anerkanntes Denkmodell etabliert hätte. Zunehmender Konsens hingegen besteht darin, dass das Selbst in seiner Entwicklung, seiner individuellen Prägung und inneren Struktur nur noch im intersubjektiven Kontext gedacht werden kann. Das Selbst des Individuums braucht den Anderen als Gegenüber, um reifen und existieren zu können. In diesen Zusammenhängen wurzelt letztlich das Beziehungsmodell der Intersubjektivität und prägt das zeitgemäße Denken psychodynamischer Zusammenhänge.

Wir sind heute mit diesem nur sehr knapp skizzierten Pluralismus psychoanalytischer und psychodynamischer Theorien und dessen wissenschaftshistorischer Entwicklung konfrontiert und es gilt, damit in der Praxis einen Weg des Umgangs zu finden. Das galt auch für uns während der Entwicklung unserer Texte. Wir verfolgen ja nicht das Ziel, die Entwicklung dieses Pluralismus zu vertiefen oder deren Theorien einer Exegese bezüglich ihrer Anwendbarkeit in der Praxis zu unterziehen. Aber wir kommen auch nicht umhin festzustellen, dass psychodynamische Psychotherapiearbeit nur mit Hilfe einer soliden Theorie im Hintergrund des Denkens möglich ist.

Um unserem Anliegen gerecht zu werden und der Frage nachzugehen, wie und wodurch wir als PsychodynamikerInnen therapeutisch wirksam werden, strukturieren wir unseren Umgang mit der Theorie. Als Leser begegnen Sie der von uns gewählten Struktur dieser Theorienvielfalt in Gestalt einer Zweiteilung unserer Texte.

In Teil 1 des Buches wird der Versuch unternommen, aus der schwer zu überblickenden Vielzahl der Theorien gleichsam all das ›herauszudestillieren‹, was darin an Gemeinsamkeiten zu entdecken ist. Auf die Weise sind vier Kapitel entstanden, die zeigen, dass es in den pluralen Hintergrundtheorien der Reflexion und in der Praxis der Anwendung der psychodynamischen Methode eine große Schnittmenge an Gemeinsamem im Fühlen, Denken, Fantasieren und Handeln gibt, nämlich Basics der psychodynamischen Methode. Damit können Psychotherapeuten, gleich welcher schulischen Prägung sie sind, therapeutisch wirksam werden. Und dabei zeigt sich vor allem, dass erst eine mikroszenische Arbeitsweise im Verbund mit der kontinuierlichen, stillen emotional-mentalen Arbeit des Therapeuten das Veränderungspotential des Patienten mobilisiert. Das geschieht, indem sich im therapeutischen Prozess kontinuierlich implizite und explizite Dialogmomente miteinander abwechseln und einander ergänzen.

In Teil 2 des Buches haben wir Texte versammelt, in denen deutlich wird, dass wir bei unserer Fallarbeit viel mehr als die in Teil 1 beschriebenen Basics benötigen, wenn wir gemeinsam mit unseren Patienten Veränderungen erreichen wollen, die sich für sie als...

Erscheint lt. Verlag 18.3.2023
Co-Autor Chris Jaenicke, Theo Piegler, Elke Reinken, Georg Teßmann, Johannes Warneboldt
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften
Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Psychiatrie / Psychotherapie
Schlagworte Deutungsprozess • Gegenübertragung • Implizite Kommunikation • Mentalisierungsbasierte Psychotherapie • Nonverbale Kommunikation • Psychoanalyse • Psychodynamik • Psychodynamische Psychotherapie • Psychologie • Therapiebeziehung • unbewusste Kommunikation
ISBN-10 3-608-12005-X / 360812005X
ISBN-13 978-3-608-12005-9 / 9783608120059
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