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An der Schwelle (eBook)

Soziale Ausschlüsse in der Philosophie
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
238 Seiten
Campus Verlag
978-3-593-45352-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

An der Schwelle -  Jekaterina Markow
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Noch immer werden Menschen aufgrund des ihnen zugeschriebenen Geschlechts und ihrer ethnischen Identität innerhalb der akademischen Philosophie strukturell benachteiligt. Die vor allem unter Philosoph:innen geführte Debatte über die Ursachen sowie mögliche Lösungen für dieses Problem hat sich in den vergangenen Jahren intensiviert. Dabei wird jedoch eine Dimension der Benachteiligung - die von Menschen mit niedrigem sozio-ökonomischen Status - häufig ausgeblendet. Jekaterina Markow weist auf diese Leerstelle im Diskurs hin und zeigt Wege auf, wie sich strukturelle Diskriminierung innerhalb der akademischen Philosophie wirksam bekämpfen ließe. Dabei entwirft sie zugleich das Bild einer Philosophie, die auch Nicht-Philosoph:innen stärker als bisher zum Erwerb philosophischen Wissens befähigt.

Jekaterina Markow hat am Institut für Philosophie der Freien Universität Berlin promoviert.

Jekaterina Markow hat am Institut für Philosophie der Freien Universität Berlin promoviert.

2.Eingrenzung des Untersuchungsbereichs


In diesem Kapitel soll eingegrenzt werden, auf welchen Aussagenkreis sich diese Arbeit eigentlich bezieht, wenn sie beansprucht, den aktuellen »Diskurs der akademischen Philosophie über ihre eigenen sozialen Ausschlüsse« zu untersuchen. Ich will hierzu eine Definition vorschlagen, die sowohl spezifisch genug ist, den in der Einleitung dargestellten Diskussionszusammenhang von anderen Aussagenkreisen innerhalb wie außerhalb der Fachphilosophie zu unterscheiden, als auch breit genug, um seiner inneren Heterogenität gerecht zu werden.

Danach sollen im weiteren Verlauf dieser Arbeit alle Aussagen zum »Diskurs um soziale Ausschlüsse in der Philosophie« gezählt werden, die

  1. von Angehörigen der westlichen akademischen Philosophie aktuell gegenüber anderen Fachangehörigen öffentlich geäußert werden (formales Kriterium)

und die

2.

auf das Thema gruppenspezifischer unfairer Beteiligungshürden (»soziale Ausschlüsse«) in der akademischen Philosophie bezogen sind (inhaltliches Kriterium).

»Formal« ist das erste Kriterium, insofern es die zu untersuchenden Aussagen über deren äußere Merkmale definiert, nämlich ihre Sprecher_innen und Adressat_innen (Angehörige der Philosophie) sowie ihren räumlichen (»westlich«) und zeitlichen (»aktuell«) Index. Das zweite Kriterium ist »inhaltlich«, insofern es auf den Gegenstand der zu untersuchenden Aussagen bezogen ist.

Ich will nun zunächst das formale (2.1) und anschließend das inhaltliche Kriterium (2.2) erläutern und begründen. Dabei führe ich gleichzeitig in die operative Terminologie dieser Arbeit ein. Anschließend unterziehe ich den so eingegrenzten Diskurs einer groben deskriptiven Bestandsaufnahme. Darin beschreibe ich, welche Ausprägungen die ihn definierenden Kriterien »Inhalt« und »Form« typischerweise in ihm annehmen, und wie ihn dieses Profil von anderen fachphilosophischen Diskursen unterscheidet (2.3).

2.1Formale Eingrenzung des Untersuchungsbereichs


Dem formalen Kriterium gemäß beschränkt sich die Untersuchung nachfolgend auf Aussagen, die von Angehörigen der Philosophie geäußert werden. Dies liegt dies im Erkenntnisinteresse der Arbeit begründet: dieses gilt, wie in der Einleitung dargelegt, eben der Selbstreflexion der akademischen Philosophie über ihre Beteiligungsbedingungen. Als Philosoph_innen oder Angehörige der Philosophie seien dabei im Folgenden alle Personen bezeichnet, die im Laufe ihres Lebens entweder formales Mitglied der akademischen Philosophie gewesen sind oder es noch sind. Als »formales Mitglied« wird dabei jede Person angesehen, die einen philosophisch-akademischen Abschluss erworben hat oder mindestens im Studienfach Philosophie an einer Hochschule immatrikuliert war. Nach dieser Definition zählen zur Philosophie also aktuelle oder ehemalige Studierende, Doktorand_innen, Postdoktorand_innen und Professor_innen der Philosophie sowie aktuelle und ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiter_innen und Lehrende an fachphilosophischen Einrichtungen (philosophische Institute oder Drittmittelprojekte, Fachverbände, Zeitschriftenredaktionen etc.).

Diese Festlegung ist relativ voraussetzungslos. Als Angehörige der Philosophie werden hier einfach diejenigen bezeichnet, die die Institution der akademischen Philosophie selbst faktisch als ihre Angehörigen ausweist. Diese Arbeit setzt demnach kein substantielles Vorverständnis davon voraus, worin die philosophische Tätigkeit »ihrem Wesen nach« besteht, und wer diesem idealisierten Wesen der Philosophie gemäß als »Philosoph_in« bezeichnet werden sollte. Sie geht lediglich von der sozialen Tatsache aus, dass ein institutionalisierter gesellschaftlicher Tätigkeitsbereich »Philosophie« existiert, der über klare Mitgliedschaftsregeln verfügt und der seine Mitglieder durch die Vergabe von Titeln allgemein sichtbar als seine Mitglieder markiert.

Mit derselben Begründung lässt sich auch die Beschränkung des Untersuchungsbereichs auf solche Aussagen rechtfertigen, die an eine philosophische Fachöffentlichkeit gerichtet sind. Denn das Interesse dieser Arbeit gilt eben der kollektiven Selbstreflexion der Philosophie, genauer der Frage, wie Philosoph_innen untereinander die Beteiligungsbedingungen ihrer Disziplin verhandeln. Schwieriger als die Begründung dieser Eingrenzung ist allerdings ihre Operationalisierung: Woran ist zu erkennen, ob eine Aussage »sich an die philosophische Fachöffentlichkeit richtet«? Für die Zwecke dieser Arbeit mag hier eine näherungsweise Zuordnung genügen: Einer Aussage wird im Folgenden zugeschrieben, sich an eine philosophische Fachöffentlichkeit zu richten, wenn sie in einem Medium geäußert wird, das faktisch von der philosophischen community als ein fachrelevantes Medium wahrgenommen wird. Dabei wird unterstellt, dass die aussagende Person dies bei der Wahl ihres Mediums berücksichtigt, also antizipiert, mit ihrer Aussage ein philosophisches Publikum zu erreichen.

Wohlgemerkt enthält diese Eingrenzung keine Vorgabe dazu, ob das betreffende Medium einen wissenschaftlichen Anspruch hat oder nicht. Die Untersuchung in dieser Arbeit bezieht neben Artikeln in fachwissenschaftlichen Sammelbänden, Monografien und Zeitschriften vielmehr auch Aussagen ein, die in fachpolitisch ausgerichteten Medien publiziert werden, wie den Publikationen der nationalen philosophischen Berufsverbände, oder in Medien, die einem informellen Austausch innerhalb des Fachs dienen (z.B. Blogs).14 Dies scheint eine dem zu untersuchenden Diskussionszusammenhang adäquate Setzung zu sein, ist dieser doch nur zum Teil wissenschaftlich, sondern eben auch fachpolitisch und persönlich motiviert und findet darum auch nur teilweise in fachwissenschaftlichen Medien statt (vgl. Kap. 1).

Als aktuell gilt eine Aussage im Folgenden, wenn sie im Jahr 2000 oder später veröffentlicht wurde. Ältere Beiträge werden in der folgenden Untersuchung dagegen nur berücksichtigt, wenn auf sie in der aktuellen Debatte referiert wird. Mit dieser Eingrenzung soll der Besonderheit jener Diskussion, die die westliche akademische Philosophie gegenwärtig über sich selbst führt, gegenüber etwaigen Vorläufern herausgestellt werden. Zwar gab es auch schon vor der Jahrtausendwende Bemühungen von Philosoph_innen, die Unterrepräsentation sozial benachteiligter Gruppen in der Philosophie zu problematisieren. Aber erst mit Beginn des Millenniums ist diese Initiative, die zunächst fast ausschließlich von Angehörigen benachteiligter Gruppen selbst ausging, zu einer Bewegung geworden, an der sich weite Kreise der philosophischen Fachgemeinschaft beteiligen.15

Wenn der Untersuchungsbereich dieser Arbeit schließlich auf solche Aussagen begrenzt ist, die von Angehörigen der westlichen Philosophie über die Beteiligungsbedingungen ihrer Disziplin geäußert werden, so meint der Ausdruck »Westen« dabei nicht in erster Linie einen durch eine bestimmte gemeinsame Geschichte, Kultur oder Werte geprägten geografischen Raum, wie er oft mit der Idee des »Westens« assoziiert wird, und der grob mit den Regionen Nordamerikas, Nordwesteuropas und Australiens zusammenfällt (vgl. dazu Huntington 1996; McNeill 1997: 513 f.; Nemo 2005). Vielmehr wird die Unterscheidung zwischen einem globalen (Nord-)Westen und einem globalen Süd-Osten in dieser Arbeit mit Blick auf das politische und ökonomische Machtgefälle zwischen diesen Regionen getroffen – das freilich mit ihrer Geschichte untrennbar zusammenhängt. Wie an späterer Stelle (vgl. Kap. 7.2.2) ausführlicher begründet werden soll, wird in dieser Arbeit davon ausgegangen, dass sich dieses Machtgefälle auch im Feld der akademischen Philosophie manifestiert. Aspekte dieses...

Erscheint lt. Verlag 20.1.2023
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Allgemeines / Lexika
Schlagworte akademische Philosophie • Chancengleichheit • Diskriminierung • Feminismus • Gleichbehandlung • Klassismus • Rassismus • Sally Haslanger • Sexismus • Soziale Teilhabe • Soziale Ungleichheit • Universität • USA
ISBN-10 3-593-45352-5 / 3593453525
ISBN-13 978-3-593-45352-1 / 9783593453521
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